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Kooperation mit ZeitungshäusernGoogle will News, und umgekehrt

Google und der Journalismus – dieser Konflikt ist über ein Jahrzehnt alt. Nun gibt es überraschend Anzeichen für eine Kooperation.

Eine Suchmaschine für Nachrichten: praktisch für Leser*innen, gruselig für Verlage Foto: Thomas Trutschel/photothek/imago

Es ist eine Geschichte von faustischem Ausmaß, mit Google und den klassischen Zeitungsverlagen in den Hauptrollen. Die jetzt eine neue, vielleicht sogar überraschende Wendung bekommt. Denn der Konzern, der längst mehr ist als die De-facto-Monopolsuchmaschine für Deutschland, hat eine neue „Nachrichteninitiative“ angekündigt. Wie immer natürlich nicht gegen, sondern mit den Verlagen. „Für Google war und ist es von zentraler Bedeutung, Verlage bei ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen und gleichzeitig Nutzern Zugang zu relevanten Informationen zu ermöglichen“, heißt es vollmundig in der Ankündigung.

Nun ist Unterstützung von Google im News- und Journalismusbereich nicht neu und stets ein heiß umstrittenes Unterfangen. Schließlich läuft das klassische Mantra der Verlagsbranche so: Google bedient sich dreist bei ihren Inhalten, wird überhaupt so erst für die Nutzer*innen interessant und gräbt ganz nebenbei auch noch das Geschäft mit der Werbung weg. Deswegen liegt man miteinander seit Langem im Clinch. Die Verlage haben über Jahre die Politik gedrängt, ihnen mit einem eigenen Leistungsschutzrecht unter die dürrer werdenden Ärmchen zu greifen.

Danach sollen Dienste wie Google News Geld an die Medienhäuser zahlen, wenn sie in ihren Suchergebnissen Ausschnitte aus deren Artikeln anzeigen. Dieses Leistungsschutzrecht gibt es mittlerweile. Auch auf europäischer Ebene ist ein neues Leistungsschutzrecht beschlossen worden. Das soll im Rahmen der wiederum in Deutschland seit halben Ewigkeiten anhängigen Reform des Urheberrechts umgesetzt werden, damit die Verlage endlich Ansprüche gegenüber Google durchsetzen können. Google hat dagegen stets argumentiert, man sei in Wahrheit der beste Freund der Verlage und würde deren Inhalten ja erst zur Sichtbarkeit und deren Websites zum nötigen Traffic verhelfen.

Etwas Muffe scheint Google jetzt allerdings doch zu bekommen. Denn laut Ankündigung will man bei dem geplanten Projekt direkt bei den Verlagen Lizenzen an „qualitativ hochwertige Inhalten für ein neues Nachrichtenformat erwerben“. Das ist neu. Und genau so neu ist, dass in der Branche von Beträgen in fünf- bis sechsstelliger Höhe geredet wird, die Google offenbar monatlich auszugeben bereit ist.

Mehrere deutsche Verlage machen mit

Das künftige Angebot soll laut Google „den teilnehmenden Verlagen helfen, die Sichtbarkeit ihrer Inhalte durch ein verbessertes Storytelling-Erlebnis zu vergrößern“. Das hört sich erst mal hübsch unkonkret an und wird, so Google, auch erst „später in diesem Jahr“ konkreter werden. Einen genauen Veröffentlichungstermin gibt es jedenfalls noch nicht.

Denkbar seien Module, und zwar bestückt von den Redaktionen, nicht vom Algorithmus

Dafür viel wohlmeinenden Google-PR-Sprech: „Mit dem Programm fügen wir unserer Unterstützung für Verlags- und Medienunternehmen einen weiteren Baustein hinzu. Damit bauen wir auf den Werten auf, die wir mit der Google-Suche sowie unseren fortlaufenden Maßnahmen im Rahmen der Google-News-Initiative für den Journalismus schaffen, um im digitalen Zeitalter erfolgreich zu sein.“ Getestet wird erst mal in Deutschland und Brasilien.

Hierzulande haben üblichen Verdächtigen, die ohnehin nicht so spinnefeind mit Google sind, die Finger gehoben: Neben dem Holtzbrinck-Konzern (Zeit, Tagesspiegel) sind die FAZ, der Spiegel und die Rheinische Post an Bord. Dass Axel Springer, wo das Feindbild Google weiterhin etwas robuster ausgeprägt ist, nicht mitmacht, verwundert nicht. Eher schon, dass aus der Rudi-Dutschke-Straße bislang kein Sperrfeuer kommt.

Hört man sich bei den teilnehmenden Verlagen um, scheint alles tatsächlich noch ziemlich am Anfang zu sein. Die technische Anwendung befinde sich noch in der Entwicklung, selbst die genaue optische Gestaltung und Hervorhebung im Newsbereich bei Google sei offen, heißt es da. Denkbar seien nach Themen oder Verlagen sortierte Module, die nicht automatisiert vom Algorithmus bespielt, sondern aus den Redaktionen heraus bestückt werden können. Exklusive Inhalte, die nur noch bei Google News zu finden wären, sind bislang nicht vorgesehen.

Obwohl bei dem Projekt die gesamten Inhalte der Beiträge Google zur Indizierung in der Suchmaschine vorliegen, ist laut Verlagskreisen bei Google selber zunächst lediglich ein opulenteres Anteasern geplant, das dann wiederum auf die Webseiten der Redaktionen verlinkt. Selbst eine Verlinkung auf bezahlpflichtige Bereiche auf den Verlagsseiten scheint – von so genannten Modul-Aufmachern abgesehen – möglich zu sein. Das wäre dann wirklich einmal neu. Ob es tatsächlich dazu kommt, wird sich voraussichtlich erst im Herbst abzeichnen.

Mitarbeit: Daniél Kretschmar

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