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Tipps für verträgliches ReisenMobil auch ohne Flug

Ob Bahn, Fernbus oder Flieger – alle Verkehrsmittel für Reisende fahren den Betrieb wieder hoch. Europa mit der Bahn ist machbar.

Schöne Aussichten: Ein riesiges Schienennetz in Europa wartet auf Reisende Foto: Stephen Shepherd/plainpicture

BERLIN taz | Kaum waren am Montag die Grenzen zu Dänemark geöffnet, bildeten sich lange Staus. Das wird im Corona-Sommer 2020 keine Ausnahme bleiben. „Wer in diesem Jahr verreist, fährt eher mit dem Auto“, erwartet ein Sprecher des ADAC.

Dabei ist das Reisen auch mit anderen Verkehrsmitteln längst wieder möglich, nachdem die Bundesregierung die Reisewarnung für die meisten europäischen Länder aufgehoben hat. „Mit dem Zug durch Europa zu reisen, ist super unkompliziert“, sagt Siegfried Klausmann, Inhaber des Freiburger Reisebüros Gleisnost, das auf erdgebundenes Reisen spezialisiert ist. „Es gibt keinen anderen Kontinent, der so dicht mit Schienen durchzogen ist.“

Unkompliziert sind Buchungen für Ziele im Inland und in Metropolen der europäische Nachbarstaaten. Die Deutsche Bahn fährt ihr Angebot auch im grenzüberschreitenden Fernverkehr wieder hoch. In den Zügen gilt Maskenpflicht. Touristische Ziele wie Sylt, Rügen, der Spreewald, das Rheintal oder Berchtesgaden werden wieder angefahren. Ab dieser Woche neu ist die direkte Verbindung von Berlin nach Graz über Dresden, Prag und Wien, auf der auch Fahrräder mitgenommen werden können.

Eine Reihe von europäischen Eisenbahngesellschaften kooperiert mit der Deutschen Bahn: die österreichischen ÖBB, der ungarischen MAV-START, der kroatischen HZPP, der russische RZD, der schwedische Snälltåget sowie der polnischen PKP. Die Züge fahren etwa von Moskau nach Paris, von Berlin über Warschau nach Wien oder von München nach Rom. Die ÖBB bietet auch Reisen im Schlafwagen an. Das Problem: Viele internationale Tickets sind nicht über die Homepage der Deutschen Bahn buchbar, sondern nur in DB-Reisezentren oder über Reisebüros.

Das Auto im Zug

Online buchbar dagegen ist die Fahrt mit dem nicht zur Deutschen Bahn gehörenden Alpen-Sylt-Express. Er verkehrt zwischen Salzburg und Sylt und hält an rund zehn Bahnhöfen in Deutschland. Die Fahrt im Liegewagenabteil kostet für bis zu sechs Personen ab 399 Euro.

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Bahnfahren in Europa

In Europa werden die Bahn­verbindungen nach und nach wieder hochgefahren. Die Deutsche Bahn bietet nicht nur die Buchungsplattform bahn.de an, sondern auch das Portal international-bahn.de für europäische Verbindungen. Hier können Tickets für die Österreichischen Bundesbahnen, die Schweizerischen Bundesbahnen, die SNCF (Frankreich), den Thalys nach Paris, den Eurostar nach London und der Trenitalia gebucht werden. Interessierte können auch auf den Platt­formen europäischer Bahn­unternehmen selbst buchen. Das ist mitunter sehr mühsam. Spezialisierte Reisebüros übernehmen das gegen Gebühren.

Andere Anbieter

Reisen mit dem Liege- und Schlafwagen durch die Bundesrepublik bieten auch hiesige Konkurrenten der Deutschen Bahn an unter urlaubs-express.de und nachtexpress.de. (akr)

Eine Variante des Schlafens und Reisens ist der Autozug, bei dem Fahrgäste den eigenen PKW oder das eigene Motorrad im Zug mitnehmen. Die Deutsche Bahn hat dieses Geschäftsfeld erst ausgedünnt und 2016 aufgegeben. Andere Anbieter sind in die Bresche gesprungen. Die Kölner Train4you-Unternehmensgruppe zum Beispiel bietet unter der Marke Urlaubsexpress Zugreisen in Liege- oder Schlafwagen an, bei den denen Auto oder Motorrad mitgenommen werden können. Auch ohne Fahrzeugmitnahme ist der Zug buchbar.

Das Unternehmen hat alte Autoverladestellen der Deutschen Bahn in Hamburg, Düsseldorf, München und Lörrach übernommen und fährt in normalen Zeiten bis Österreich und Norditalien. Wegen der Coronakrise wurde der Betrieb eingestellt. Ab dem 28. Juni gehen wieder Züge nach Villach und Innsbruck. „Die Verbindung nach Verona wird vorerst noch nicht wieder aufgenommen“, sagt Sprecher Christian Oeynhausen.

Je stärker ein Zug ausgelastet ist, desto teurer wird es. Mitte Juni kostete ein Fahrt von Hamburg bis Innsbruck mit einem Fahrzeug und Unterbringung im Liegewagen für eine Person 274 Euro, bei Buchung des kompletten Liegewagens mit bis zu vier Personen waren es 578 Euro. Daneben bieten der BahnTouristik­Express und die österreichischen Bundesbahnen Autozüge an.

Schwierig ist die Buchung von Bahnreisen durch mehrere europäische Länder. Früher konnten Reiselustige auch in der tiefsten Provinz an einem Schalter der Bahn ein Ticket für jeden beliebigen Ort kaufen. „Da hat der Schalterbeamte vielleicht ein bisschen schräg geguckt, aber nach ein paar Minuten hatte man seine Fahrkarte“, erinnert sich Reisefachmann Klausmann. Auch wenn es weniger Direktverbindungen gibt als früher, mit Umsteigen ist nahezu jedes Ziel per Bahn erreichbar. „Was sich geändert hat, ist der Vertrieb der Fahrkarten“, sagt Klausmann. Denn den hat die Deutsche Bahn für die meisten europäischen Ziele abgegeben.

Teuer im Schlafwagen

Das ist für Reisewillige ein großes Problem: Verbindungen bei den jeweiligen Eisenbahngesellschaften im Land selbst zu suchen, ist mühsam und zeitaufwendig – auch wenn manche deutschsprachige und fast alle englischsprachige Internetseiten haben. Spezialisierte Reisebüros übernehmen das gegen Servicegebühren. Preisbeispiele will Klausmann nicht nennen. Bahnfahren ist erheblich teurer als Billigfliegen. Wer mit dem Zug von Berlin nach Lissabon in der Zweier-Schlafkabine reisen will, muss mit Kosten von etwa 500 Euro rechen.

Wer für wenig Geld, aber halbwegs ökologisch reisen will: Auch Fernbusse fahren wieder. Aus Sicherheitsgründen müssen PassagierInnen an Bord Masken tragen. Marktführer Flixbus steuert innerhalb Deutschlands 80 Ziele an. Ab dem 18. Juni will das Münchener Unternehmen auch internationale Ziele wieder anfahren, etwa Amsterdam oder Wien. Die Konkurrenz, die roten Busse von BlaBla, fahren zunächst nur innerhalb Deutschlands. Anders als Flixbus will das Unternehmen zunächst nur jeden zweiten Platz verkaufen, damit die Fahrgäste nicht zu eng sitzen.

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4 Kommentare

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  • Wichtige Schlafwagenverbindungen sind und bleiben leider eingestellt, z.B. Berlin-Brüssel-Paris. Man kann zwar von Berlin nach Paris mit dem russischen Schlafwagen fahren, aber nur einmal in der Woche und auch leider nicht via Brüssel.

    Weiterhin ist ein Grundproblem, daß man als Fahrgast mit der Bahn im Vergleich zum Flugverkehr praktisch rechtlos ist. Hat der TGV Verspätung und ich erreiche meinen Nachtzug in Irún daher nicht, habe ich keinerlei Entschädigungsansprüche für die verpaßte Verbindung. Zum Glück waren meine Verbindungen bislang immer pünktlich...

  • es ist noch viel wishful thinking und schoenrederei dabei.



    zugfahren hat auch immer seine tuecken. wirklich geschmeidig geht anders.



    waehrend private pkws inzwischen sprechen, zuhoeren, von selbst einparken, diverse kameras die aussenwelt ausmessen und man drinnen superstbequem durch die welt rollt und gar nichts von den giftigen abgasen mitbekommt, die da hinten ausgestossen werden, muss man bei einer eigentlich so bahn-geeigneten strecke wie muenchen-mailand ca. 50mal anhalten, plus 30minuetiger halt am brennerpass mit nostalgischem flair der 40er jahre.



    achtung verschwoerungstheorie: das ist alles so gewollt. die ganzen europaeischen pofallas wollen gar nicht, dass das system bahn aus seinem fatalen rueckschritt in die gegenwart geholt wird, sonst koennten ja auch noch andere als die ueblichen verdaechtigen auf die idee kommen, dass bahnfahren ja echt praktisch und das eigentlich bessere reisen ist. darum laesst man die zuege alle schon oll, den boden klebrig von der cola der reisenden der letzten woche, und den mief der achtziger jahre kriegt man ja eh nicht raus. und aus die maus.

  • Internationaler Bahnticketkauf in D ist wie erwähnt kompliziert. In Osteuropa ists einfacher. Da gibts fast überall Stationen mit Personal und Fahrkarten überallhin. Und der Normalpreis ist oft sehr niedrig. Ich habs wiederholt für unter 100€ mit der Bahn ans Schwarze Meer geschafft. Das war dann allerdings türkis.

  • Am schönsten ist immer der Transfer vom Zug zum Hotel. Es macht immer Freude, wenn man von den Gastgebern am Bahnhof abgeholt wird und sich nicht um den Transport seiner Koffer und Kinder zu kümmern braucht.