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Kommentar von Nadine Conti über fehlende Mühe bei der InklusionRolle rückwärts

Manchmal kommt es einem so vor, als werfe diese sogenannte Coronakrise uns unbarmherzig all das wieder auf die Füße, was Amerikaner „unfinished business“ nennen – all die nicht erledigten Aufgaben, ungelösten Probleme und halbgaren Kompromisse. Kinder haben ist dann plötzlich wieder Privatvergnügen, Eltern fallen in 50er-Jahre-Rollenmuster zurück und Bildung bekommt, wessen Familie sich das leisten kann.

Das gilt offenbar auch für die Inklusion. Nicht genug, dass die Förderschulen und Kinder mit besonderem Förderbedarf bei den allermeisten Verordnungen und öffentlichen Diskussionen kaum je Erwähnung fanden. Die Familien sind auch noch doppelt und dreifach gekniffen: Sie haben Kinder, die noch viel weniger als andere mal eben nebenbei im Homeoffice unterrichtet werden können. Kinder, die ohne gezielte Förderung aber dramatische Rückschritte machen.

Die meisten dieser Familien sind Organisa­tionsweltmeister, die ein ausgeklügeltes Netz von ineinandergreifenden Betreuungs-, Förder- und Pflegemaßnahmen organisiert haben. Auch das ist ihnen in den letzten Wochen um die Ohren geflogen. Und dann ist die Angst vor dem Virus hier zwangsweise oft noch größer als anderswo: Viele Menschen mit Behinderungen gehören zur Risikogruppe. Eine Infektion hätte katastrophale Auswirkungen. Niemand hätte es gerade nötiger, dass mal jemand fragt: Was können wir tun, damit es besser wird?

Es ist völlig klar, dass es hier keine Patentlösung geben kann. Keine Lösung von der Stange und keine Verordnung von oben herab. Jeder einzelne Fall macht eine komplexe Risikoabschätzung nötig. Was braucht das Kind? Was kann das Kind? Wie gefährdet ist es? Aber auch dafür muss sich eben mal jemand zuständig fühlen.

Wirklich bitter wird es, wenn solche Familien sich dann pädagogischem Personal gegenüber sehen, das Inklusion sowieso schon immer für eine Zumutung hielt und Kinder mit speziellen Bedürfnissen vor allem als Problem wahrnimmt. Für solche Menschen bietet die Krise dann einmal mehr die Gelegenheit zu sagen: Och nö, das können wir ja nun nicht auch noch. Da ist es wieder, das unfinished business.

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