Starbucks-Werbespot über „Deadnaming“: Sag meinen Namen
Die US-Kaffeekette liefert selten Gründe, sie zu mögen. Ihr Werbespot über die Bedeutung des Vornamens für trans Menschen ist aber einer.
Ja, es stimmt: keiner mag Starbucks. Nicht nur weil das US-Unternehmen immens überteuerten Kaffee in Papp- und Plastikbechern verkauft, sondern auch weil es mit seinen etwa 30.000 Kaffeetresen in 80 Ländern symbolisch für die Globalisierung, für die Gentrifizierung und für Menschen steht, die auf Laptops starren.
Und ja, es ist ziemlich offensichtlich wie Starbucks versucht Steuern zu umgehen und es ist gleichzeitig total schleierhaft, wieso – wenn doch keiner Starbucks mag – immer noch so viele Menschen da hinrennen, um sich Zuckersirup in ihren 8 Euro teuren Latte Macchiatto kippen zu lassen.
Aber genug getadelt, jetzt kommt das Lob. Denn der Laden hat tatsächlich auch mal was gut gemacht. Sogar richtig gut. In einer neuen TV-Werbung von Starbucks Großbritannien geht es um „Deadnaming“. So bezeichnet man das Ansprechen einer trans Person mit ihrem alten Namen, also dem „Deadname“. Ob das absichtlich oder unabsichtlich passiert, ist für Betroffene nicht unbedingt von Bedeutung. Denn der Effekt ist immer derselbe: es verletzt.
In der Starbucks-Werbung sieht man also eine Person, die beim Ausfüllen eines Formulars beim Feld „Vorname“ stutzt. Man sieht wie diese Person beim Arzt, an der Universität, von dem Paketboten und auch vom eigenen Vater beim falschen Namen genannt wird. Man sieht wie verletzend das jedes Mal ist. Man sieht auch, dass die Person nicht widerspricht. Als diese Person dann bei Starbucks nach dem Namen gefragt wird, lautet die Antwort: „James“. Und dann steht dieser Name auf dem Becher, genau wie gewünscht. Und James wird gerufen, genau wie James das eben möchte.
Empfohlener externer Inhalt
Unter #WhatsYourName erzählen nun trans Personen und ihre Familien auf Twitter ihre Geschichten und wie sehr sie der Spot berührt hat. Einige berichten, dass sie sich bei Starbucks das erste Mal getraut haben, ihren Namen laut zu sagen. Andere schreiben, dass sie sich immer wieder freuen, wenn sie ihren Namen auf einem dieser Pappbecher geschrieben lesen können. Es geht um Anerkennung, um Respekt und um Wahrnehmung. Und es geht auch viel darum, dass etwas, nur weil es für cis Personen selbstverständlich ist, noch lange nicht für alle selbstverständlich ist.
Starbucks UK und die Werbeagentur Iris London hat für den Spot 2019 den „Diversity in Advertising Award“ von Channel 4 bekommen. Seit Anfang Februar läuft die Werbung nun auf dem öffentlich-rechtlichen Sender in Großbritannien – und macht Menschen glücklich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS