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Neonazi mobilisiert in Bad SegebergMilitanter Zirkel

Der Aryan Circle ist ein rechtsextremes Netzwerk in den USA. Der verurteilte Neonazi Bernd Tödter will einen Ableger in Deutschland aufbauen.

Das ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht Bernd Tödter. Aber ein Gesinnungsgenosse Foto: dpa

Hamburg taz | Der mehrfach verurteilte Rechtsextremist Bernd Tödter versucht von Bad Segeberg aus, einen Ableger des Aryan Circle in Deutschland aufzubauen. In der Kreisstadt nördlich von Hamburg mobilisiert der ehemalige Vorsitzende des verbotenen Vereins Sturm 18 aus Kassel Jugendliche und junge Erwachsene für den vermeintlichen Kampf um den „Erhalt der weißen Rasse“.

Der gebürtige Bad Segeberger soll schon mehrfach versucht haben, Schüler*innen anzusprechen. Am Berufsbildungszentrum in Bad Segeberg erhielt er bereits Hausverbot. Einen ersten Erfolg kann der 45-Jährige verbuchen: Die rechtsextreme Division Nord um Marcel Steenbuck aus Bornhöved hat sich in Aryan Circle Nord (AC Nord) umbenannt, beobachtete die Antifa Lübeck.

Eine ihrer ersten Aktionen: In Bad Segeberg fotografierten sie die Teilnehmer*innen des Klimastreiks am 27. September. Der Aryan Circle stört sich an den „Gutmenschen“, die sich nicht bloß für eine neue Energiepolitik starkmachen. Mitglieder der Gruppe haben die Anmelderin zu Hause aufgesucht und nicht nur Aufkleber hinterlassen. Mehrere Männer klingelten und drohten an der Tür.

Seit Anfang der 90er Jahre bewegt sich Tödter in der militanten Szene. 1993 hat er mit einem Mittäter einen Obdachlosen zu Tode geprügelt. Dafür wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt. Weitere Haftstrafen und Verfahren folgten – auch wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung. 2011 bot er dem hessischen Verfassungsschutz aus der Haft heraus Informationen zum NSU an. Im NSU-Prozess konnte er sich 2015 nicht angeblich mehr erinnern.

Circle-T-Shirts in Hamburg

In der Justizvollzugsanstalt Hünfeld hatte Tödter knapp zwei Jahre vor dieser Aussage die Gefangenenhilfsorganisation Aryan Defense Jail Crew gegründet. Im Mai 2016 kam er erneut in Haft. Gemeinsam mit weiteren Anhängern des Sturms 18 hatte er mehrere Personen misshandelt, die der Kameradschaft nicht beitreten oder austreten wollten. Ein Mann wurde auf Befehl Tödters eine Woche lang festgehalten und gequält.

In den Vereinigten Staaten ist der Aryan Circle 1985 aus einer texanischen Gefängnisgang hervorgegangen. Dieses rechtsextreme Netzwerk von rund 1.400 Anhängern ist in mehreren Gefängnissen und Städten aktiv. Der Circle, der sich als „rassenbewusste Gruppe“ versteht, die das Erbe und die Kultur der „weißen Rasse“ erhalten will, gilt in den Staaten als kriminelle Organisation.

Am 29. September waren zu dem gescheiterten Marsch von „Deutscher Michael, wach endlich auf“ in Hamburg Anhänger des Circles mit einem eigenen T-Shirt gekommen.

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