Schlagstock mit Prügel-Botschaft: „Unpassendes Verhalten“
Ein Bremer Polizist hatte sich den Slogan „Spaß kostet“ eines Hooligan-Shops auf den Schlagstock geschrieben. Die Konsequenz: Ein Mitarbeitergespräch.
Ein Werder-Fan hatte am Rand des Heimspiels an der Weser ein Foto davon gemacht und über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet – und die Polizei in Erklärungsnot gebracht. Konsequenzen ergaben sich daraus jedoch offenbar nicht für den Beamten. Jetzt, über ein Jahr später, erklärte eine Polizeisprecherin der taz, die Einleitung eines Disziplinarverfahrens sei nicht erforderlich gewesen.
Auf die Nachfrage hin hatte die Polizei zunächst an die Staatsanwaltschaft verwiesen, die dann wiederum an die Polizei zurückverwies. Nach „umfangreicher Prüfung gemäß des Bremischen Disziplinargesetzes“ hätten sich jedoch „keine Anhaltspunkte“ ergeben, „die den Verdacht eines Dienstvergehens“ gerechtfertigt hätten, erklärte die Sprecherin schließlich. Und ergänzte: „Dennoch wurde dieses Verhalten als unpassend, unsensibel und provokativ bewertet.“ Es sei ein Mitarbeitergespräch mit dem Beamten geführt worden, „in dem noch einmal die Erwartungshaltung der Polizei (…) hinsichtlich des Auftretens in der Öffentlichkeit verdeutlicht wurde“.
Hinter dem Label „Spaß kostet“ steht der Weimarer Geschäftsführer Enriko Kocsis. In der aktuellen Kollektion werden eindeutige rechtsextreme Slogans und Symbole vermieden. Stattdessen finden sich etwa Longsleeves mit dem Slogan „Gott erschuf mich als Polizist um die Welt zu retten“ oder T-Shirts mit der Selbstbezeichnung „Malle Ultras“.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Politisch eindeutiger kommt das Bild von den zwei Raben „Hugin und Munin“ daher, die einen Fisch – als Zeichen für das Christentum – angreifen. In diesem Kontext kann auch der Slogan „In Rostock ist es Tradition, da knallt es vor Silvester schon“ als Anspielung auf die Angriffe auf die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen im August 1992 verstanden werden.
Der laxe Umgang der Polizeidienststelle in Bremen könnte ein Grund dafür sein, dass immer wieder Beamte mit rechten Kontakten und Aktivitäten auffallen. Im Norden zuletzt mit dem Zuspielen von 60.000 Schuss Munition für die rechtsextreme „Gruppe Nordkreuz“.
Der Fall mit dem Schlagstock hatte allerdings doch eine Konsequenz – nicht speziell für den einen Beamten, sondern für alle. Seit dem Vorfall gilt eine neue Anweisung: Das Bekleben polizeilicher Einsatzmittel ist ohne Genehmigung grundsätzlich untersagt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video
Ringen um Termin für Neuwahl
Wann ist denn endlich wieder Wahltag?
Berliner Kurator verurteilt
Er verbreitete Hass-Collagen nach dem 7. Oktober
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar