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Pläne des InnenministeriumsWer predigt, soll Deutsch sprechen

Ausländische Geistliche sollen künftig einen Nachweis über ihre Deutschkenntnisse vorlegen. Im Fokus stehen vor allem Imame.

Und spricht er auch Deutsch? Das interessiert das Bundesinnenministerium Foto: dpa

Berlin taz | Ausländische Geistliche in Deutschland sollen nach dem Willen des Bundesinnenministeriums (BMI) künftig einen Nachweis über ihre Deutschkenntnisse erbringen. Durch die Zuwanderung gebe es auch einen gestiegenen Bedarf an religiöser Betreuung, sagte eine Sprecherin des BMI am Montag in Berlin. Gleichzeitig müsse die „integrationspolitische Bedeutung“ des religiösen Personals berücksichtigt werden. Man wolle das Aufenthaltsgesetz sowie die Beschäftigungsverordnung entsprechend ändern. Im Einzelnen sei die Ausgestaltung noch nicht abgeschlossen.

Die Regelung soll für alle Religionen gelten. Die Debatten des vergangenen Jahres legen indes nahe, dass vor allem Imame im Fokus stehen. So ging es zuletzt bei der Deutschen Islamkonferenz im November um die Frage, ob und wie Gemeinden sich unabhängiger vom Ausland organisieren könnten.

Bisher werden etwa die Imame des größten Islamverbands in Deutschland, Ditib, von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt. Der Verband steht wegen seiner Nähe zur türkischen Regierung in der Kritik.

Einige islamische Gemeinschaften wie etwa die Ahmadiyya bilden ihre Imame in Deutschland aus. Betroffen wären allerdings längst nicht nur Muslime. Auf taz-Anfrage erklärte die Deutsche Bischofskonferenz, derzeit seien rund 1.300 Priester aus dem Ausland in Deutschland tätig. Die größte Gruppe darunter sind indische Geistliche mit etwa 30 Prozent, gefolgt von polnischen (26 Prozent).

„Rechte Bauchgefühle streicheln“

Es sei „grundsätzlich positiv“, wenn alle in Deutschland tätigen Geistlichen Deutsch könnten, sagte ein Sprecher des Zentralrats der Muslime der taz. Wichtig sei aber, dass die Versorgung der Muslime in den Gemeinden mit den religiösen Diensten, „die sie brauchen und nachfragen, gewährleistet ist“.

Aziz Bozkurt, Vorsitzender der AG Migration in der SPD, betonte die Wichtigkeit flankierender Maßnahmen: Ziel sollte es sein, „dass die deutschen Muslime in deutschen Moscheen mit in Deutschland ausgebildeten Predigern ihr Gemeindeleben führen können“, sagte er. Sich auf einen Einzelaspekt zu fokussieren trage dazu bei, „rechte Bauchgefühle zu streicheln“.

Es sei grundsätzlich positiv, wenn alle in Deutschland tätigen Geistlichen Deutsch könnten, sagte ein Sprecher des Zentralrats der Muslime

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Filiz Polat erklärte, erst eine Ausbildung von Imamen in Deutschland sei „eine reale Alternative zur Beschäftigung von Imamen aus der Türkei“. Die Pläne des BMI würden „die Muslime vor Ort am härtesten Treffen, die keine Alternativen haben“. Ditib äußerte sich bis Redaktionsschluss auf Anfrage nicht.

Die Pläne des BMI sind noch sehr vage. Welches Sprachniveau vorausgesetzt werden soll, ist offenbar noch ebenso offen wie die Frage, inwiefern Geistliche aus dem europäischen Schengen-Raum betroffen sein werden. Zudem wurden die Pläne anscheinend noch nicht mit den anderen Ressorts besprochen. Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums sagte am Montag, dort sei „kein aktueller Stand bekannt“.

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6 Kommentare

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  • Was passiert mit American Church in Berlin und andere Kirchen mit Messen in englischer Sprache?

  • Na dann aber richtig: So müssen dann die diversen orthodoxen Kirchen hier ebenfalls unter diese Forderung fallen - von Buddhiste, Hindus usw ganz zu Schweigen!

    • @Philippe Ressing:

      "Die Regelung soll für alle Religionen gelten." - Steht im Artikel...

  • In den Katholischen Gemeinden arbeiten auch nicht nur deutsche Geistliche. Sie werden vom Vatikan (nicht deutsch!) entsandt und wurden nicht immer nur in Deutschland ausgebildet. Der Vatikan redet also über die kath. Kirche sehr viel mit in der deutschen Politik

    • @DVO:

      Gibt es katholische Priester in Deutschland, die nicht auf deutsch predigen, jedenfalls im Normalfall? Ich denke nicht. Diese Priester sollten die sprachlichen Mindestanforderungen schon erfüllen (und ihnen natürlich genauso wie Imame unterworfen sein).

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Religion und ihre Ausübung sind ja sehr intim. Beichte, Abendmahl, Beerdigung bei den Christen, die jüdischen, muslimischen oder orthodoxen Gemeinden haben ebenfalls ihre spirituellen Rituale. Die Betreuung der Gemeindemitglieder ist wesentlich durch Sprache geprägt. Und da wir in Deutschland leben - durch die deutsche Sprache. Die hier Amtssprache ist - übrigens. Aber ich lebe in einem (leider noch nicht vollständig) säkularisiertem Staat und in dem ist Religion Privatsache. Daher ist es mir vom Grundsatz einerlei, in welcher Sprache Liturgie zerlebriert wird. Vielleicht wieder Latein? Und ob die katholische Gemeinde in XY ihren polnischen oder indischen Pfarrer versteht und er die Gemeinde - so what. Das Problem scheint doch eher in dem Umstand zu liegen, dass in der Religionsausübung der Transport von politischen und ggf. strafrechtlich relevanten Botschaften vermutet wird. Das kann sein, es zeigt, wie ärmlich Gläubige mit ihrem Glauben umgehen, sich instrumentalisieren lassen und wird sicher nicht durch Sprachvorgaben unterbunden. „Wo ein Wille ist, ...“ - da findet sich auch eine Kommunikationsplattform. Wer hier lebt und die Rahmenbedingungen nicht akzeptieren kann oder will - muss sich eine andere Heimat suchen. Da hilft ein sprachgeschützter spiritueller Zirkel dauerhaft nicht weiter. Sorry!