Boris Palmer enttäuscht Berlin: Nichts zu sehen von Drogen am Görli
Ganz ohne Berlin-Bashing tourte der Grüne Boris Palmer zusammen mit der CDU durch die Stadt. Der erwartete Aufreger blieb aus.
Was machen wir Journalisten hier? Da ist ein führender Berliner CDUler mit einem bekannten Grünen aus Baden-Württemberg unterwegs, um sich Berlin anzugucken. Eigentlich gibt es keine Nachricht. Der Grüne – Boris Palmer – war schon 2009 bei der CDU in Steglitz zu Gast und lobte die schwarz-grüne Zusammenarbeit, wie sie im Südwest-Bezirk beide Parteien seit 2006 praktizieren. Trotzdem sind heute knapp 20 Journalisten mit auf Tour. Und was die auf dem zweistündigen Weg vom Messegelände über einen Zwischenstopp an der feinstaubbelasteten Leipziger Straße bis am Görlitzer Park erwarten, sind keine schwarz-grünen Freundschaftsbeweise.
Nein, wir warten natürlich wie Geier auf eine Fortsetzung dessen, was sich Ende 2018 in Palmers Oberbürgermeister-Zimmer in Tübingen begab. Dort sagte er in einem Interview über Berlin: „Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: ‚Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands.‘“ Regierungschef Michael Müller (SPD) konterte spaßbefreit: „Was Boris Palmer sagt, ist frei von jeder Sachkenntnis.“
Diese Sachkenntnis will ihm an diesem Vormittag CDU-Fraktionschef Burkard Dregger verschaffen. Dass seine Führung mit der durchaus erfolgreichen Messehalle City Cube beginnt, überrascht nur, bis Dregger darauf hinweist, dass der zu Zeiten einer CDU-Wirtschaftssenatorin entstand.
Ein Rundfunkkollege versucht sich mantrahaft als Vorlagengeber für neuerliches Berlin-Bashing, doch Palmer spielt nicht mit. Er kommentiert nüchtern, was er sieht – und grüner als die von den Grünen gestellte Verkehrssenatorin: Als es über Kaiserdamm und Bismarckstraße in die City geht, kann sich Palmer gar nicht mehr einkriegen über die breite Straße, die Radfahrern nur einen schmalen Streifen lässt. Er würde den Verkehrsfluss halbieren und die Radwege fünf Meter breit machen. Stau gäbe das nicht, die Leute würden dann vom Auto umsteigen.
Der deutsche Dienstwagen
Grüner geht’s nicht. Und diesen Mann hat die hiesige Grünen-Fraktionsvorsitzende Antje Kapek am Montag als „Irren“ bezeichnet und der CDU vorgeworfen, ihn überhaupt einzuladen. Er wisse nicht, sagt Palmer den Journalisten, ob Kapek für diese Diagnose die nötige Ausbildung habe. Knackiger formuliert an diesem Morgen Dregger: Der sieht es als seine „patriotische Pflicht“, seinen künftigen Elektro-Dienstwagen von einem deutschen Hersteller zu beziehen und basht die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop: „Ich finde es nicht gut, wenn sie japanische Marken fährt.“
Das Finale: der Görlitzer Park, laut Dregger „einer der größten Drogenumschlagplätze Europas“. Nur ist von Drogenhandel gar nichts zu sehen. Palmer schreibt das dem großen Tross zu – er will sich das Ganze irgendwann noch mal allein anschauen.
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