Andreas Speit Der rechte Rand: Warum ein Magazin aus Martensrade nun doch rechtsextrem ist
Aus der Nummer kommt der Verlag „Lesen & Schenken GmbH“ erst mal nicht mehr raus. Im aktuellen AfD-Gutachten des Bundesamtes für Verfassungsschutz (VS) heißt es: „Im Hinblick auf Kontakte zu rechtsextremistischen Verlagen ist die Verbindung zur rechtsextremistischen Zeitschrift ‚Zuerst!‘ anzuführen“.
Noch vor knapp sechs Jahren klagte die Verlagsgruppe aus Martensrade bei Kiel, die unter anderem „Zuerst!“ herausgibt, noch erfolgreich vor dem Schleswiger Verwaltungsgericht gegen die Einstufung des VS Schleswig-Holstein. Der sprach damals von einem „Verdachtsfall für verfassungsfeindliche und rechtsextremistische Bestrebungen“. Von einem Verdacht spricht das Bundesamt nicht mehr, sondern von einem Fakt.
Besondere Prominenz genießt im AfD-Gutachten der Chefredakteur des „Zuerst!“-Magazins, Manuel Ochsenreiter. Er sei Beispiel für die „rechtsextremistischen“ Verstrickungen des AfD-Milieus. Der rechtsextreme Chefredakteur scheint mit seiner Redaktionsarbeit allerdings stark unterfordert zu sein. Denn er arbeitete zwischendurch als Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier. Den stellte Ochsenreiter schon im Juni 2016 in seinem Blättchen als „populärsten Jungpolitiker seiner Partei“ vor. Lobend erwähnte Ochsenreiter das „notwendige Feingefühl“ des „deutschen ‚Wunderkinds‘“.
Die Zusammenarbeit zwischen dem „Wunderkind“ und dem rechten Schreiberling ist mittlerweile Geschichte. Mitte Januar bot, laut einem Bericht der Zeit, Ochsenreiter seinen Rücktritt an. Hintergrund ist der Terrorvorwurf gegen ihn, er soll einen Brandanschlag in der Ukraine beauftragt und finanziert haben. Doch das ist nicht die einzige Verbindung zwischen Frohnmaier und dem rechtsextremen Verlag „Lesen & Schenken“. Der VS erwähnt in seinem Gutachten, das „nur für den Dienstgebrauch“ bestimmt gewesen sei: „Eine Mitarbeiterin des Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier hatte zuvor bei der rechtsextremistischen ‚Lesen & Schenken Verlagsauslieferung und Versandgesellschaft mbH‘ gearbeitet“.
In den vergangenen Jahren hat die taz regelmäßig berichtet, dass in dem Hochglanzmagazin immer wieder Funktions- und Mandatsträger der AfD interviewt wurden. Einer der ersten war der Thüringische Landesvorsitzende Björn Höcke. Auch der Bremer Bundestagsabgeordnete und Landeschef Frank Magnitz und Jörg Meuthen, Bundessprecher und Europaabgeordnete, hatten bereits einen Auftritt.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Übrigens: Im aktuellen Bericht des VS Schleswig-Holstein wird der Verlag gar nicht erwähnt …
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