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50 Jahre Prager FrühlingDie menschliche Fackel

Vor 50 Jahren zündete sich Jan Palach auf dem Wenzelsplatz an. Heute haben in der tschechischen Hauptstadt die Wendehälse das Sagen.

Gedenken an Jan Pallach, Prag am 16. Januar 2019 Foto: dpa

Es war ein feuchter, grauer Wintertag, als Jan Palach beschloss zu sterben. Dabei war es noch nicht mal ein Jahr her, dass das Leben des 20-jährigen endlich die richtigen Bahnen eingeschlagen hatte.

Die Reformen des Prager Frühlings hatten es ihm, den das stalinistische Regime zuvor als Bürgersohn verpönt hatte, ermöglicht, sich an der Karlsuniversität einzuschreiben, um sein Traumfach Geschichte zu studieren. Mit großem Elan stürzte sich Palach in sein neues Leben an der Philosophischen Fakultät am Prager Moldauufer.

Der ernsthafte junge Mann engagierte sich im akademischen Rat und malte sich seine Zukunft aus. Sein Studium hatte ihm völlig neue Möglichkeiten eröffnet und vielleicht würde er bald seine Helenka heiraten, seine Freundin, die er schon aus gemeinsamen Sandkastentagen in Vsetaty kannte. Doch dann, in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 kamen die Panzer aus dem Osten und machten alles kaputt.

Knapp fünf Monate später steht Jan Palach am oberen Ende des Prager Wenzelsplatzes und blickt auf das mächtige Reiterstandbild des Heiligen Wenzel. Der böhmische Schutzheilige, so die Legende, würde schon eingreifen, wenn es schlecht um die tschechische Nation bestellt sei. Doch wie viel schlimmer musste es noch kommen? Innerhalb weniger Monate hatten sich die Tschechen mit der Besatzung abgefunden, sie sogar politisch per Beschluss legitimiert.

Alexandra Mostýn

1970 geboren, kommt vom Bodensee, ist nach dem Studium der Bohemistik und Osteuropastudien (M. A. Glasgow 1996) nach Prag gezogen, von wo aus sie seit über 20 Jahren für die taz berichtet.

Unter dem grauen Schleier der Normalisierung, der seit der Zerschlagung des Prager Frühlings über dem Land lag, hatte sich Apathie breit gemacht. Aber Jan Palach wollte sich nicht abfinden. Nicht mit der Besatzung und erst recht nicht mit der Gleichgültigkeit, mit der seine Mitmenschen ihr begegneten. Hatte etwa jemand gegen die Wiedereinführung der Zensur protestiert? Gegen die Propaganda, die die Zprávy, das Presseorgan der Besatzer, im Land verbreitete? Nicht einmal die Studenten wehrten sich gegen die schleichenden Signale der Totalität.

29 Versuche der Selbstverbrennung

Im November 1968 hatte Palach in einem Brief an seine Studentenvereinigung gefordert, aus Protest gegen die Zensur das Rundfunkgebäude hinter dem Wenzelsplatz zu besetzen und einen Generalstreik auszurufen. Als er nicht einmal eine Antwort erhielt, beschloss er, die Gesellschaft selbst wachzurütteln. Irgendjemand musste es ja machen.

Es war gegen kurz nach halb Vier an diesem hässlichen Januartag, als Jan Palach vor dem Heiligen Wenzel stand und eine Flasche Äther öffnete. Damit rieb er sich, wie ein Passant später bezeugte, erst das Gesicht ein. Den Rest trank er aus. Dann öffnete er zwei Kunststoffeimer, die er in einer Tankstelle in der Nähe mit Benzin hatte füllen lassen. Das goss er über sich und zündete ein Streichholz an. „In dem Moment wurde er zu einer einzigen, laufenden Fackel“, beschreiben Zeugen die Tat.

Das realsozialistische Regime ist nicht an Märtyrern wie Jan Palach zerbrochen. Sondern an der eigenen Unzulänglichkeit

Palach ist noch bei vollem Bewusstsein, als er in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht wird, er macht auf seine Forderungen aufmerksam: die augenblickliche Abschaffung der Zensur und ein Verbot der Verbreitung der Okkupantenschrift Zpravy. Er sei nur Fackel Nummer Eins, schreibt Palach in seinem Brief. Weitere würden folgen.

Drei Tage später, am 19. Januar 1969 stirbt Jan Palach. Der Tod kommt nicht barmherztig, Palach stirbt bei vollem Bewusstsein und unter großen Schmerzen. Man solle es ihm nicht nachtun, warnt Palach potentielle weitere Fackeln vom Totenbett aus. Dennoch: zwischen dem 16. Januar und Ende April 1969 kommt es in der ČSSR zu 29 Versuchen der Selbstverbrennung. Zwei davon enden tödlich.

Generalprobe der Samtrevolution

Doch es ist Fackel Nummer Eins, die als kleine Flamme zumindest in einem Teil der Gesellschaft weiterlodert. Sie flackert zwanzig Jahre später wieder auf, als Gedenkveranstaltungen anlässlich Palachs Selbstverbrennung zu Protesten und Demonstrationen, wie sie die Tschechoslowakei seit Niederschlagung des Prager Frühlings nicht mehr gesehen hatte.

Am 50. Jahrestag von Palachs Selbstverbrennung ist Tschechien ein gespaltenes Land, das regiert wird von einem ehemaligen Spitzel der kommunistischen Staatssicherheit

Mehr noch: die brutale Reaktion, in der das Regime die Proteste niederknüppeln lässt, bringen den tschechoslowakischen Dissens aus dem Schatten der polnischen Solidarnosc und den ungariscen Reformkommunisten hervor ins in internationale Bewusstsein. Die Palach-Woche, als die die Unruhen vom Januar 1989 in die tschechische Geschichte eingingen, gilt als Generalprobe der Samtrevolution, die das kommunistische Regime zehn Monate später stürzen sollte

Das realsozialistische Regime ist aber nicht an Märtyrern wie an Jan Palach zerbrochen. Sondern an der eigenen Unzulänglichkeit. Die Gleichgültigkeit, aus der Palach wachrütteln wollte, hat es aber überlebt. Es sind nicht die Dissidenten von damals, die heute die Geschichte Tschechiens schreiben. Es sind die Wendehälse. Die, die dank der gesellschaftlichen Apathie, die Palach zu seinem Opfer zwang, Karriere gemacht haben.

KP als führende Kraft der tschechischen Linken

Am 50. Jahrestag von Palachs Selbstverbrennung ist Tschechien ein gespaltenes Land, das regiert wird von einem ehemaligen Spitzel der kommunistischen Staatssicherheit. Der wird zudem beschuldigt, als Unternehmer EU-Fördergelder missbraucht zu haben, frei nach der informellen Losung: „Wer nicht den Staat bestiehlt, bestiehlt die eigene Familie“. Die Kommunistische Partei fungiert derweil als graue Eminenz der Regierungsbildung und definiert sich als führende Kraft der tschechischen Linken.

Sie wurden aber nicht, wie die Normalisierungskommunisten der späten 1960er von ausländischen Panzern installiert. Sondern in freien Wahlen von einer Mehrheit der Bevölkerung an die Macht gebracht, als Manifestation dessen, dass die gleichgültige Mentalität der Normalisierungsjahre bis heute die tschechische Politik und Gesellschaft dominiert. Die Reden, Debatten und Gedenkveranstaltungen mit denen dieser Tage an Jan Palach und seine Selbstverbrennung erinnert wird, bergen vor allem eine bittere Erkenntnis: sein Opfer war umsonst.

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65 Kommentare

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  • Gerade bei booking.com geschaut. Ostern 2019 sind alle Hotels am Wenzelsplatz schon weg. Ich frage mich: Was zieht die Massen an diesen Ort des Grauens und der Ungerechtigkeit?

    • @C.O.Zwei:

      Weil der Wenzelplatz der zentrale große Platz in Prag war, schon immer Verkehrsknotenpunkt und schon immer Flaniermeile. Deswegen war er auch immer ein Platz der Demonstrationen, auch beim Prager Frühling 1968 und bei der samtenen Revolution 1989 und eben auch ein Paltz von Fanalen wie das von Panach. Ein Ort von Trauer und Hoffnung zugleich.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @C.O.Zwei:

      Einfache Frage, einfache Antwort: das Gleiche, was sensationsgeile Voyeure zu Unfällen (möglichst schrecklichen) zieht: die Selbstvergewisserung, dass sie noch existieren (mit dem Begriff 'Leben' bin ich zurückhaltender). Und: Ablenkung von der eigenen Belanglosigkeit - einem der großen Themen der Neuzeit.

  • Es gab sehr viele verschiedene Dissidenten. Sie waren nicht notwendig besser oder klüger als die anderen.

    Und unter den anderen waren viele, die damals nur aus Opportunitätsgründen mitmachten, aber heute aus Überzeugung handeln.

    Aber jedenfalls wollten die Dissidenten nicht eine Diktatur errichten, sondern eine Demokratie - und das haben sie geschafft. Jetzt sozialromantisch zu heulen, dass das doofe Volk bestimmt und wir nicht die erhoffte Diktatur der (als homogen zurechtfantasierten) Dissidenten bekommen haben und daher alles umsonst war - wie schief muss man denken, um so zu denken?

  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    "Es sind nicht die Dissidenten von damals, die heute die Geschichte Tschechiens schreiben. Es sind die Wendehälse. Die, die dank der gesellschaftlichen Apathie, die Palach zu seinem Opfer zwang, Karriere gemacht haben."

    Die "Wendehälse" sind so intelligentdumm, dass sie sogar seiner Tat gedenken würden um nichts ändern zu müssen und sich dennoch als Heroen der Humanität feiern können. Das - nennt man dann Politik der Mitte, Realpolitik, Sachlichkeit, Pragmatismus und wie die verlogenen Begriffe zur Apologie der behaupteten Alternativlosigkeit alle heißen mögen.

    "Gesellschaftliche Apathie", damals wie heute.



    Wundert's einen?

  • Hm, wenn ich Artikel lese über psychisch gestörte, die mit ihren Autos in Menschenmengen fahren, soll ich die Tat bewerten und nicht den psychischen Zustand des Täters? Und wenn jemand, der wahrscheinlich berechtigterweise, protestieren will und dies auch könnte, selbst in einem ziemlich autoritären Staat nur mit unangenehmen Haftstrafen rechnen müsste, wenn sein Protest zu laut wird, dann soll ich den Märtyrer nennen, wenn er sein Leben öffentlich beendet und dabei eine Todesart wählt, die mithin als eine der schmerzhaftestetn gilt?

    Sollte ich nicht auch mal da erstmal über die Zurechnungsfähigkeit nachdenken?

    Und ob ich einfach ohne Belege glauben soll, dass die KSČM wirklich eine Organisation von Wendehälsen sein soll, die sich nicht geändert hat, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass es genug Schwätzer gibt, die auch immer nur DIE LINKE mit der SED gleichsetzen können. Etwas mehr Hintergrund wäre mir schon lieber.

    • @Age Krüger:

      Damit greifen Sie die Argumentation der damaligen Stalinisten auf, die Palach zugern als psychisch krank erklären woilllte, genause wie später die DDr-Behörden Pfarrer Brüsewitz nach seiner Selbstverbrennung. Nette Genossen, denen Sie sich beigesellen. Sie verkennen wie die damaligen Herrschenden - bewussst oder unbewusst? - die politische Bedeutung und Motivation der jeweiligen Handlungen. Als sich buddhistische Mönche damals zu gleicher Zeit als Protest gegen die Ameriokaner in Südvietnam verbrannten, hatten die Linken nicht so viel Defizite, um dies nicht als Fanal gegen den amerikanischen Krieg zu deuten.

      • @Hans aus Jena:

        Keine Ahnung, was die Linken damals zu brennenden Mönchen sagten oder die Stalinisten zu brennenden Dissidenten.

        Es bleibt Ihnen unbenommen, im Falle eines Suizids die Form der Verbrennung zu wählen. Die Medizin kennt wenige Menschen, die nicht auch schizophrene Züge zeigen, die zum Suizid eine derart schmerzhafte Methode wählen. Ob das bei Menschen, die protestieren, anders ist, kann ich nicht beurteilen.

        Es bleibt Ihnen auch unbenommen, es zu bedauern, dass sie heute nicht von Menschen regiert werden, denen ihr eigenes Leben nichts bedeutet hat. Ich persönlich bin ganz froh, wenn mich nicht wahnsinnige depressive Selbstmordpiloten in den Abgrund lenken.

        Ich schätze eher, dass Menschen wie Sie, die psychische Auffälligkeiten bagatellisieren, auch eine Verantwortung dafür haben, dass Irre mit ihrem Auto in Menschenmassen fahren, PolitikerInnen abstechen und eben auch Menschen in den Tod fliegen. Buddhistische Mönche und deren Lebensverständnis kann ich nicht beurteilen. Dass es aber unsinnig ist, psychische Verhaltensauffälligkeiten zu politisieren im mitteleuropäischen Kulturkreis, halte ich aber für wichtig.

    • @Age Krüger:

      Das die Linkspartei aus der SED hervorgegangen ist, ist ja keine Gleichsetzung sondern mehr ne Binse. Manch bekommen schon das Zittern, wenn man dies auch nur erwähnt.

      Und so sehr wie die sich den Demokratischen Sozialismus, also die Sozialdemokratisierung in den letzten 30 Jahren zum Programm gemacht haben, darf man schon auch diverse Erfolge dabei bemerke.

      • @Rudolf Fissner:

        " Manch bekommen schon das Zittern, wenn man dies auch nur erwähnt."

        Zwischen erwähnen und gebetsmühlenartigem herunterleiern besteht ein Unterschied.

  • "Es sind nicht die Dissidenten von damals, die heute die Geschichte Tschechiens schreiben. Es sind die Wendehälse."

    Eine berührende Geschichte. Aber die Frage muss doch lauten, was die Dissidenten so falsch gemacht haben, dass sich die Wähler den Wendehälsen zuwenden.

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die Dissidenten? Haben so viel nicht falsch gemacht. Wenn sie nicht zu "Wendehälsen" mutiert sind.



      Wenn aber doch- waren sie nie wirklich - Dissidenten.



      Und , wie a.a.O schon geschrieben. Volk bleibt immer Volk. Mit Lob und Schokolade leicht zu regieren. Wenn jemand behauptet, jemand - eine " Minderheit", eine behauptete "Elite" wolle ihm sein Zückerchen wegnehmen, der wird' s regieren und risse dieser jemand auch seinen rechten Arm hoch .

      • @97684 (Profil gelöscht):

        So wie Sie das Volk sehen, bliebe als logische Konsequenz die Diktatur als einzig wahre Staatsform. Da kann und will ich nicht mitgehen.

        • 9G
          97684 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ich habe überhaupt keine - Idee. Das überlass ich denen, die ihre Beglückungsideen meinen durchsetzen zu müssen - ind dabei den gleochen Mosz produzieren wie eh und je. Führt immer in Diktatur.



          Wer so denkt wie ich, lernt mit der Absurdität zu leben.



          Denn der Mensch ist absurd. Er zieht seinen eigenen Untergang dem guten Leben vor.

          • @97684 (Profil gelöscht):

            Das klingt nach einem Leben ohne Hoffnung. Schade.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Das habe ich wesentlich anders verstanden.

              Bernd Mensing schreibt von dem Menschen als Gesamtheit, also der Menschheit. Das sich abzeichnende SCHEITERN, der Untergang, lässt durchaus subjektives Leben zu, das sich - wie auch immer im Einzelfall - davon abhebt. Selbsttötung aus Angst vor dem unabweisbar Kommenden wäre albern.

              Auch ein Leben ohne Hoffnung ist möglich. Dass es einfach wäre, behauptet - hier zumindest - keiner. Ich selbst habe Hoffnung. Nein, es ist mehr als nur das. Ich weiß, dass die Selbstzerstörung der menschlichen Rasse im letzten Jahrhundert nur durch (un)glückliche Umstände vermieden wurde. In der Kuba-Krise und im Kalten Krieg.

              Im sicheren Wissen um die Unendlichkeit der menschlichen Dummheit in totum: aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

              • @76530 (Profil gelöscht):

                "Das sich abzeichnende SCHEITERN, der Untergang, lässt durchaus subjektives Leben zu, das sich - wie auch immer im Einzelfall - davon abhebt. Selbsttötung aus Angst vor dem unabweisbar Kommenden wäre albern."

                Natürlich. Viel Licht am Ende des Tunnels gibt es wirklich nicht. Aber völlig ohne den Glauben, dass die Menschheit noch die Kurve kriegt, könnte ich nicht leben. Mir etwas Optimismus zu bewahren, gehört für mich einfach dazu.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Ich kritisiere oder verurteile keinen Menschen dafür. Für mich ist Optimismus nur ein 'Mangel an Information' (Nico Semsrott). Wer ihn braucht, soll ihn sich bewahren. Oft geht Optimismus mit Glauben einher. Bei uns früher dem christlichen Glauben.

                  Auch ich ging durch diese prägende 'Schule', bis ich in die Pubertät kam. Danach habe ich Christen auf übelste Weise kennengelernt: als Erzieher in einem so genannten Fürsorgeheim der 1960er Jahre. Da blieben keine Fragen mehr offen.

                  Ich habe mich von Kirche und Glauben abgewandt, wurde zum Agnostiker. Meine weiteren Erfahrungen mit organisiertem Christentum (Arbeitgeber und Vermieter) haben all das bestätigt, was ich bereits zuvor erlebt hatte.



                  Es ist nicht MEIN WEG.

                  Und ich habe es gelernt, dass ein JEDER seinen eigenen Weg gehen sollte. Ob mit - oder ohne - Glauben oder Optimismus.

                  • @76530 (Profil gelöscht):

                    Mit Religion habe ich auch nichts am Hut. Mir gefällt das Lied:

                    "Es rettet uns kein höhres Wesen....



                    uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun."

                    Fazit: Trotz schlechter Aussichten, nicht aufgeben und tun.

                    • 7G
                      76530 (Profil gelöscht)
                      @warum_denkt_keiner_nach?:

                      Ist doch von Kalle, oder? Und damit auch Religion?

                      • @76530 (Profil gelöscht):

                        Nö. Von Emil Luckhardt. :-)

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich gebe hier mal den Grass als Anregung zum Nachdenken: "Für die Tat ist allein der Täter verantwortlich."

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ja wie *¿* Grass?

        Ok - solange es nicht WaffenGraSS is.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Aber Meister der Sprachspiele:

          Es geht, wie Sie doch als kluger Mensch wissen, um die Aussage - und nicht um die Person. Dass Grass der Urheber war: Schwamm drüber. Mir wäre ein Herr Nietzsche oder Schopenhauer auch lieber gewesen. Oder einer Ihrer großen Favoriten.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Grass kam zur Waffen-SS, als das nicht mehr freiwillig war. Er konnte es sich also nicht aussuchen. Deshalb sei es ihm verziehen...

            • 9G
              97684 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Grass.



              Wasserträger doofnasiger Deutschleerer.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Schonn.

              Aber das sieht - zutreffend - aber ein Klaus Harrprecht (Schräges Licht) - aber historisch sehr anders. Zu recht.



              Außerdem - ist das ja bekanntlich nicht der Punkt. Louis Begleys Essay mal dazu lesen.

              • @Lowandorder:

                Im November 44 wurde jeder Mann der verfügbar war, in die nächst beste Einheit gesteckt. Das müsste Herr Harrprecht eigentlich wissen...

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Ach was! Lesen hilft.



                  &



                  Nochmals. Dase es ja damit nicht so haben.

                  “Beim Schälen der Zwiebel!“ - das - is the main point!

                  (btw - “politischer Plattkopf“ aber - is was älter - Alfred Andersch - zu recht)

                  • @Lowandorder:

                    "Lesen hilft."

                    Eben! Wie intensiv haben Sie sich mit dem 2. WK beschäftigt?

                    • @warum_denkt_keiner_nach?:

                      Ja wie*¿* Beschäftigt. Mach Bosse*!*

                      Jung - Ich war dabei.



                      Bombardierung Dresden im Mutterleib.



                      Strom&Ausgangssperre bei Geburt.



                      8. Mai 45 - war was später.



                      Naja - Normal war das nicht.

                      kurz - Laß stecken. Schlau reicht nicht.

                      • @Lowandorder:

                        "Bombardierung Dresden im Mutterleib."

                        Das tut mir Leid für Ihre Mutter. Allerdings haben Sie dabei bestimmt nichts über die Rekrutierungsregeln der Nazis in den verschiedenen Phasen des 2. Weltkriegs mitbekommen.

                        "Schlau reicht nicht."

                        Richtig. Schläue reicht nicht. Wissen ist wichtig.

                        • @warum_denkt_keiner_nach?:

                          Ach was!

                          Zitier mal Klaus Harrprecht aus dem Gedächtnis (“Schräges Licht“ grad -



                          kidsweggefunden;) : allgemein bekannt



                          Den SS-Greifkommandos an den Schulen/Gymnasien war es untersagt den entsprechenden Kommandos der Wehrmacht in die Quere zu kommen.



                          Also sagte mann “…ich habe mich schon für Reserveoffizier gemeldet!“



                          & typisch Klaus Harrprecht - um ironisch an&abzuschließen:



                          “…& das wird Günter Grass in Danzig auch bekannt gewesen sein.“

                          Aber - um nicht auf Ihre retundande Ablenkspielerei reinzufallen.



                          All das ist - was diesen sauberen Herrn WaffenGraSS (Klaus Bittermann) angeht - ja nicht der Punkt. Newahr.



                          Normal - nich.

                          kurz - Sein Verschweigen bis Schälen der Zwiebel en passant - klar doch woll!



                          Sonst hätte er den Nobelpreis erst recht* nicht bekommen. Gellewelle.



                          &



                          (*Mit Max Frisch gesprochen “…für so dicke Bücher - ist mir der Herr Grass schlicht nicht intelligent genug!“

                          Wer wollte widersprechen*¿*;)

                          Fin

                          • @Lowandorder:

                            Harrprecht als Gott der Geschichtsschreibung?

                            Herr Harrprecht hatte einfach Glück, dass seine "Ausrede" bei ihm vor Ort akzeptiert wurde. Davon auf das ganze "Reich" zu schließen, ist unsinnig.

                            Natürlich kann man das wissen, wenn man sich mit der Materie eingehend beschäftigt.

                            "Ach was!"

                            Wozu wissen anhäufen? Es reicht ja, jemand Passendes zu lesen und dann ein paar Zitate herzubeten.

                            • @warum_denkt_keiner_nach?:

                              Na - Si’cher dat - Meister der knarzer Ablenkrolle. Wollnichwoll. Ach herm;)

                              Ha no. Bald grass ich am Neckar - bald grass ich am Rhein. Aber mein Herz ist ja so reinfein gekehrwocht. Gellewelle.



                              Normal. Höflich gesprochen. Liggers.

                              Geb‘s dran.

                              • @Lowandorder:

                                "Meister der knarzer Ablenkrolle"

                                Bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe. Fakten sind Ablenkung?

                                Falls Sie beruflich noch etwas planen, können Sie damit Pressesprecher im Weißen Haus werden...

                              • 7G
                                76530 (Profil gelöscht)
                                @Lowandorder:

                                Beim Thema Kehrwoche darf er natürlich nicht fehlen:

                                www.wildwechsel.de...-die-gluecklichen/

                                Ein wundervoller Roman, in dem Zahl an einer Stelle (finde ich natürlich nicht - Scheiß Demonstrationseffekt) sinngemäß schreibt: "Als die Deutschen am 01. September 1939 Polen überfielen, haben sie da zuhause die Straße gefegt?" (Der 01. September war wohl ein Samstag ...)

                                • @76530 (Profil gelöscht):

                                  Laut ewigen Kalender war es ein Freitag. Aber natürlich hat man auch am nächsten Samstag die Straße gefegt. Was sonst?

                                • @76530 (Profil gelöscht):

                                  “Deutschland hat Rußland den Krieg erklärt.



                                  Nachmittags Schwimmstunde.“ Franz K

                                  & wie anders sie - sah nicht nur schwimmende Lokomotiven-;)



                                  “Die Menschheit hat den Verstand verloren“ - Astrid Lindgren

                                  unterm—-



                                  de.wikipedia.org/wiki/Astrid_Lindgren



                                  & z. B.



                                  www.perlentaucher....tand-verloren.html

                                  (ps wie listigerweise - neben



                                  'Die Gräfin, ihre Freunde und das andere Deutschland' (hüstel hüstel;(



                                  "Freundschaft war für mich neben Freiheit immer das Wichtigste."



                                  Marion Gräfin Dönhoff



                                  Na dann - & wurde Die Zeit unlesbar.;((

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Schonn. Aber doch auch schön - wennse beim “politischen Plattkopf“



            Was zitierfähiges finden.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Der Wähler als Täter?

        Und selbst wenn. Die Frage nach den Motiven ist auch dann wichtig, um Wiederholungen zu vermeiden.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Kein Semantikstreit, bitte.

          Täter verstehe ich als Ausführende einer Tat, als Akteure. Klar sind Motive AUCH wichtig. Als Sekundäraspekt hinter einer Handlung. In Deutschland geht es oft andersherum. Die Motive werden aufgebauscht, die Handlung fast vergessen. Das ist für mich nicht akzeptabel.

          Zurück zur causa Prag (seit 1971 meine Lieblingsstadt und Stadt des Herzens): auch Dissidenten haben Dinge falsch gemacht. Für das Wahlverhalten der Wendehälse sind sie jedoch nicht verantwortlich. Sondern diese alleine.

          Es gehört leider nicht zu den menschlichen Errungenschaften, dass viele Exemplare erkennen, dass der INHALT primär ist. Und nicht die FORM.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Mir geht es um die Frage, was Menschen dazu bringt, von der Wahl von Dissidenten auf die Wahl von Wendehälsen umzusteigen. Da muss etwas passiert sein. Was haben die Regierungen falsch gemacht, dass die Wähler zu obskuren Gestalten (Babiš, Trump usw.) abwandern? Und wie muss Politik aussehen, dass diese Wanderung sich nicht weiter ausbreitet? Das ist die Grundfrage unserer Zeit. Und sie muss schnell beantwortet werden. Sonst gibt es die Welt, in der wir leben, so bald nicht mehr. Die Aussage: "Das Volk ist zu doof." reicht nicht.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Damit wir unseren Streit aus einem unnötigen zu einem notwendigen machen:

              Ihre Fragen sind die richtigen. D'accord. Auch ich bin kein Freund einfacher Antworten. Manchmal, ja wirklich manchmal gibt es aber auch diese.

              Ich weiß nicht, ob DAS VOLK doof ist. Wie wir auch hier immer wieder unter Beweis stellen, gibt es kluge bis sehr kluge Einzelexemplare. Aber weite Teile desselben sind bedauerlicherweise OFFENSICHTLICH doof. Dies betrifft zwei Gruppen von Menschen.

              Erstens die Nicht-Wähler. Ihnen ist offenbar alles egal.

              Zweitens die Wähler, die gegen ihre eigenen Interessen wählen, um dann anschließend sagen zu können: "Mer könne ja eh nix mache".

              Meine Frage ist: welche der beiden Gruppen 'nur' doof ist - und welche strunzdoof.

              Davon ab: sogern ich es anders hätte, so sehr befürchte ich, die Antworten sind nicht in der Politik selbst, sondern der menschlichen Psyche zu finden. Näheres dazu - vielleicht - bei Erich Fromm, Anatomie der menschlichen Destruktivität.

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Das mit dem "doof" ist so eine Sache. Jahrzehnte lang haben die Wähler weitgehend rational gewählt. Der größte Teil der Leute, die heute "doof" wählen, kann also nicht immer so gewesen sein. Es ist etwas passiert. Den Abwurf einer "Verdummungsbombe" durch eine böse, fremde Macht würde ich ausschließen. Naheliegender ist, dass die "etablierte" Politik sich so weit von den Bürgern entfernt hat, dass die Clowns, die es ja immer gab, vielen als Alternative erscheinen.

              • 9G
                97684 (Profil gelöscht)
                @76530 (Profil gelöscht):

                "Das Volk "als eine gesellschaftliche Realität ist - doof. NMan könnte auch "die Menschheit" sagen. Schade, aber so sieht's nun mal aus.



                Es gab und gibt immer : "Einzelexemplare"

                Ich rede hier nicht über "Einzelexemplare", wie Palach, der glaubte, mit dieser Tat das Volk aufrütteln zu können.



                Wie's sich aber allerwegen zeigt: Vergebens.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @97684 (Profil gelöscht):

                  Ich bin bei Ihnen.

                  Seit meinem ersten Prag-Besuch 1971 hat sich die Erinnerung an Jan Pallach tief in mein Bewusstsein gegraben. In zahlreichen persönlichen, regionalen wie auch globalen Krisen habe ich mir die Frage gestellt: will ich es ihm nachmachen?

                  Dass ich dies heute schreibe, zeigt, wie ich entschieden habe. Mein Mut wie auch meine Opferbereitschaft haben ihre Grenzen. Und das ist gut so.

                  Die Menschheit ist es mir nicht wert. Und Wolfgang Leiberg, jedenfalls DEN Wolfgang Leiberg, gibt es nur einmal. Ob leider oder zum Glück: das mögen andere entscheiden.

                  • 9G
                    97684 (Profil gelöscht)
                    @76530 (Profil gelöscht):

                    ....gefällt mir gut, was Sie schreiben....



                    Weitermachen, ohne Hoffnung-



                    und ohne Furcht, dass sich etwas ändert.

                    • 9G
                      97684 (Profil gelöscht)
                      @97684 (Profil gelöscht):

                      Jenseits gehen.



                      Jenseits des Dualismus "Optimismus"und "Pessimismus"

                • @97684 (Profil gelöscht):

                  ""Das Volk "als eine gesellschaftliche Realität ist - doof. "

                  Das ist mir zu pessimistisch.

                  • 9G
                    97684 (Profil gelöscht)
                    @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Das glaub ich Ihnen.



                    Aber so sehe ich's nun mal.



                    Hoffen wir, dass ich nicht recht behalte

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Sorry - & mit Verlaub.

      Wär schön - wenn Sie über Ihr - öh Ansinnen mal - meinetwegen auch nochmals - aber Nachdenken würden.



      &



      Dank im Voraus.

      • @Lowandorder:

        Wenn Sie Ratschläge geben wollen, verwenden Sie ganze Sätze.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Nö. Wieso*¿*

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Applaus, Applaus, Applaus (Kermit der Frosch). Form und Inhalt eines Kommentars bestimmt ein jeder Forist selbst.

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Für den Inhalt stimme ich Ihnen zu. Für die Form gibt es Regeln der Höflichkeit. Mit Wortgruppen um sich zu werfen, ist unhöflich.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @warum_denkt_keiner_nach?:

                Bitte nicht kryptisch werden. Oder wollen Sie nicht verstanden werden?

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Es geht um die Beiträge von LOWANDORDER. Das sollte doch eindeutig sein.

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @warum_denkt_keiner_nach?:

                    "Das sollte doch eindeutig sein." NEIN, das ist es für mich leider nicht.

                    Der individuelle Bezug auf mich war irritierend. Jetzt verstehe ich sie. Und anders als Sie sehe ich in LOWies Spezial-Form der Schreibkunst keine Unhöflichkeit, sondern künstlerische Freiheit. Dass er damit polarisiert, weiß er sicherlich selbst. Auch wenn mich Beiträge gelegentlich auch überfordern, erfreue ich mich überwiegend an seinem Stil.

                    Ohne ihn würde mir etwas fehlen. ^^

                    • @76530 (Profil gelöscht):

                      "Ohne ihn würde mir etwas fehlen."

                      Dann erfüllen seine Beiträge doch einen Zweck. Aus Unterhaltungen mit anderen TAZ Lesern im wirklichen Leben, hatte ich geschlossen, dass sein "Stiel" nicht nur von mir als nervig und unhöflich empfunden wird.

                      • 7G
                        76530 (Profil gelöscht)
                        @warum_denkt_keiner_nach?:

                        Jeder nach seinem Geschmack. Und der ist nun mal bekanntermaßen verschieden.

                        Das Eine schließt auch hier das Andere nicht aus. Wusste schon der Affe, der in die Seife biß ... während Andere sich angeekelt abdrehten.

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Ach was!

                  Solche Lehrer hatte ich früher auch.



                  So what. Normal.

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @Lowandorder:

                    Mag alles sein. Aber verstanden habe ich W_D_K_Ns letzte Aussage dennoch nicht.

                    • @76530 (Profil gelöscht):

                      Das ging mir mit sojet Paukern einst auch immer so.



                      Das wächst sich aus.

  • 8G
    83421 (Profil gelöscht)

    Ich erinnere mich noch sehr gut an diese selbstlose Tat. Sie machte unsere damalige Hoffnungslosigkeit noch hoffnungsloser. Es war eine 'bleierne' Zeit. Unsere Marxismus-Leninismus Dozenten in Leipzig hatten alle Haende voll zu tun, uns hier keine Parallele zu den Selbsverbrennungen von Moenchen in Vietnam ziehen zu lassen. Aber bei zumindest einem von ihnen hatte man doch den Eindruck, dass es ihm an die Nieren ging.