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Forstforscher zum Waldschadenbericht„Die Schäden waren noch nie so groß“

Wälder sollten Orte der Erholung sein, Lebensraum bieten, CO2 und Wasser speichern. Das können sie nicht mehr erfüllen, sagt der Forstwissenschaftler Ulrich Dohle.

Die Dürre hat auch diesen Ahornbäumen im Teutoburger Wald zugesetzt Foto: dpa
Interview von Andrew Müller

taz: Herr Dohle, Sie warnen vor dem schlechten Zustand der Wälder. Wie groß ist das Problem?

Ulrich Dohle: Der Borkenkäfer bedroht massiv die Fichtenwälder in den Mittelgebirgen. Waldbrände wüteten nicht nur in Sachsen-Anhalt und Brandenburg: Dieses Jahr gab es 600 Brände, so viele wie seit mindestens 25 Jahren nicht. Das Jahr 2018 war das trockenste seit der Wetteraufzeichnung, und darunter leidet der Wald in ganz Deutschland.

Kommt also das Waldsterben der 1970er Jahre zurück?

Die Schäden im Wald waren tatsächlich noch nie so groß. Und die Probleme hängen zusammen: Nach den schweren Stürmen im Frühjahr herumliegende Bäume und Äste waren gute Brutstätten für Insekten. Die haben dann auch noch die Schwächung der Bäume durch die extreme Dürre genutzt. Stürme, Wassermangel, Waldbrände, Borkenkäfer: Die Situation ist wirklich ernst. „Waldsterben“ wäre aber eine zu drastische Schlagzeile.

Was ist falsch am Begriff „Waldsterben“?

Es klingt zu sehr nach kurzfristigem Horrorszenario. Wir haben es mit einer langfristigen Entwicklung zu tun, die mit dem Klimawandel zusammenhängt. Und durch den Personalmangel im Forstbereich können wir bei weitem nicht genug dagegen tun. Wir arbeiten an der Belastungsgrenze, es fehlen 10.000 Forstleute.

Klaus Ackermann/BDF
Im Interview: Ulrich Dohle

Ulrich Dohle

Jahrgang 1970, ist seit April 2016 Vorsitzender des Bunds deutscher Forstleute (BDF). Er studierte an der Hochschule in Rottenburg (Baden-Württemberg) Forstwissenschaft und ist seit 1996 im Bundesforstdienst als Revierleiter tätig. Unter anderem ist er Wolfsbeauftragter in Mecklenburg-Vorpommern. Der BDF hat am Freitag in Erfurt die bisherigen Waldschäden des Jahres 2018 bilanziert.

Geht es also eher um Jobs als um den Wald?

Beides hängt zusammen. Wir haben beispielsweise nicht genug Personal, um Klima stabilisierende Mischwälder aufzuforsten. Selbst aktuelle Schäden zu beheben, schaffen wir nicht – und es werden sogar weiter Stellen abgebaut. Wie sollen wir uns da um die wichtigen Funktionen des Waldes als Gemeinwohl und Daseinsvorsorge kümmern? Der Wald ist nämlich in vielerlei Hinsicht wichtig: als Wasserspeicher, Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Sauerstoffproduzent, CO2-Speicher und Ort der Erholung. Wir kommen da jetzt an eine Grenze und können das gar nicht mehr garantieren.

Was muss passieren?

Wir fordern von der Politik vor allem mehr Personal. Die Landesregierungen beauftragen die Forstbehörden und -betriebe. Und die sind nicht bereit, mehr Leute einzustellen – es wird überall gespart. Auch in die Ausbildung muss mehr Geld fließen, damit anstehende Altersabgänge bei den Förstern aufgefangen werden können. Außerdem brauchen wir mehr Forschung zum Zusammenhang zwischen dem besorgniserregenden Waldzustand und dem Klimawandel.

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10 Kommentare

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  • Der Herr Dohle ist kein Forscher. Er ist ein Lobbyist. Er hat auch nicht Forstwissenschaften studiert, sondern Forstwirtschaft. Ja, das ist ein Unterschied. So genau sollte man sein.

  • #jungesnetzwerkforst

  • Mischwaellder sind die Antwort. Die Organisation der Deutschen Waldbesitzer betreibt "Fichtenplantagen" = Fichtenmonokulturen, die dem Borkenkaefer anheim fallen. Hat nichts mit dem Hambacher WALD zu tun! Diese Lobbygruppe verdient nicht unser Mitleid , sondern sollte - im Gegenteil - mit Strafen belegt werden und auf keinen Fall Steuergelder erhalten. Es war absehbar und jetzt ist es geschehen. "Waldbesitzer" besitzen keine Waelder, sondern Borkenkaeferanfaellige Fichtenplantagen!

    • @Cleo Midis:

      Dir ist klar, dass der Hambacher Forst auch Waldbesitzern gehört?

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Es ist nicht richtig klar geworden, was der wackere Mann mit 10000 Forstleuten mehr gegen den angenommenen Klimawandel tun kann. Aber wenn man schon mal in der Zeitung kommt, kann man ja beiläufig aktuelle Wünsche anbringen

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Die Antwort findet sich im Text:

      "Klima stabilisierende Mischwälder aufforsten"

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Katrina:

        @KATRINA



        Trugschluss Katrina: Wenn Forstleute meinen, sie wüssten schon heute, welche Vegetationsgesellschaften und Baumartenzusammensetzungen sich natürlichweise auf unseren Standorten bei, sagen wir mal 1,5 Grad mehr einstellen würden, wäre man tatsächlich schon ein wichtiges Stück weiter. Voraussagen diesbezüglich sind jedoch sehr schwierig, da Temperatur natürlich nicht der einzige wichtige Parameter bei der Geschichte ist.



        Gehen tut es aber eh um was ganz anderes: Um den Erhalt der plantagenartigen Bewirtschaftung unserer Wälder, auch an zukünftige klimatische Verhältnisse angepasst (für die Bewirtschaftung sind Forstleute ja da und ausgebildet). Das lässt sich natürlich auch mit andern, und evt. teilweise auch neu eingeführten Bäumen machen. Wie das geht und was da notwendig ist, wird man herausfinden. Am Klimawandel wird das jedoch null komma nix ändern. Es geht dabei einzig um den Erhalt der Wirtschaftlichkeit der Wälder von morgen.



        Wenn der Wald eine signifikante Rolle, d.h. eine stabilisierende bzw. gegenläufige Wirkung auf Klimaentwicklung haben soll, sollte man wohl große Teile davon aus der Bewirtschaftung herausnehmen und einfach sich selbst überlassen.

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Für den Artenschutz, nicht für den Klimaschutz, werden auch in Deutschland unberührte Urwälder benötigt. Für den Klimaschutz ist aber der Wirtschaftswald von großer Bedeutung. Einfach weil Bau- und Möbelholz über lange Zeiten CO2 bindet. Selbstverständlich ist dabei ein nachhaltiges Bewirtschaften. Von den Fichtenmonokulturen ist man ja schon seit Jahrzehnten weg. Jedenfalls bei Neuanlagen. Zumal man ja schon weiß, dass es der Fichte hier zu warm wird.

  • Da können und müssen wir über die Grünen ran an die Sache, wenn die aktuellen Landesregierungen nicht von selbst auf den Trichter kommen, wie wichtig - gerade uns in allen Bundesländern - unser Wald ist. Und das werden dann wieder diese jetzt so blinden Politiker und Parteien an den Urnen merken, wenn der Wähler sein Kreuzchen da macht, wo sie es etwas weniger gern sähen, nämlich nicht bei sich. Höchste Zeit also für alle regierenden Parteien, aufzuwachen, Gelder in die Hand nehmen und in allen Forstbereichen schnellstens für Aus- und Weiterbildung sorgen, damit ausreichend Personal zu Verfügung gestellt werden kann, um unsere Wälder zu retten bzw. schnellstens aufzuforsten.

    • @noevil:

      Forstpersonal gibt es noch genügend "auf Halde". Durch die engen Personalkorridore sind etliche Forstleute in fachfremden Branchen unterwegs. Ein Wiedereinstieg wird denen aber meist nicht leicht gemacht. Argumente: zu alt und schon zu lange weg vom Wald... Hanebüchene Politik.