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AfD bei der BayernwahlDer 15. Landtag in Folge

Die radikal rechte Partei zieht ins Maximilianeum ein. Bei der Wahl des Fraktionschefs am Donnerstag könnte es bereits zum ersten Eklat kommen.

Wahlsonntag, 18 Uhr: Die AfD-Politikerin Katrin Ebner-Steiner und Fraktionschefin Alice Weidel Foto: reuters

Berlin taz | Insgeheim dürften einige bei der bayerischen AfD enttäuscht sein, als die ersten Zahlen über die Monitore flimmern: 11 Prozent, da hat man sich mehr erhofft. 15 Prozent sicher, 20 erreichbar – so hat die niederbayerische Spitzenkandidatin Katrin Ebner-Steiner getönt. Dennoch: Die AfD ist in ihrem 15. Landtag angekommen.

Ebner-Steiner feiert an diesem Abend in Mamming, einem kleinen Ort in Niederbayern. Alice Weidel, Fraktionschefin der AfD im Bundestag, ist angereist. So viel Bundesprominenz können andere Spitzenkandidaten der bayerischen AfD nicht vorweisen. Davon gibt es insgesamt sieben, sechs Männer und Ebner-Steiner. Weil sich der Landesverband nicht auf einen bayernweiten Spitzenkandidaten einigen konnte, hatte jeder Bezirk nun seinen eigenen. Entsprechend dezentral sind die Feiern, eine gemeinsame, große Wahlparty in München nicht.

Der Landesverband hat damit einen Konflikt weggedrückt, der am Donnerstag in aller Schärfe aufbrechen dürfte. Dann trifft sich die neue Landtagsfraktion zu ihrer ersten Sitzung, auf der auch die Fraktionsspitze gewählt werden soll. Es könnte sein, dass es gleich zu Beginn zu einem Eklat kommen wird.

Ein Teil der künftigen Landtagsabgeordneten erwägt, einen der ihren gar nicht in die Fraktion aufzunehmen: Franz Bergmüller, ausgerechnet Spitzenkandidat in Oberbayern, dem mitgliederstärksten Bezirk. Bergmüller und die Bundespartei liefern sich seit Monaten einen bizarren Rechtsstreit darüber, ob er rechtmäßiges AfD-Mitglied ist.

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Gleichzeitig gilt Bergmüller, der in der AfD manchen als noch zu CSU-nah gilt, zumindest bei seinen Anhängern als ein Kandidat für den Fraktionsvorsitz. Auch die Niederbayerin Ebner-Steiner wird dafür gehandelt. Sie ist in vielem das Gegenteil von Bergmüller: jünger, weiblich, in der Kommunikation integrativ – und deutlich extremer.

Ebner-Steiner gehört zum radikal rechten Flügel der AfD um Björn Höcke. Seit die stellvertretende Landesvorsitzende in ihrem Bezirk bei der Bundestagswahl für die AfD das beste Ergebnis im Westen der Republik holte – 19,2 Prozent – ist sie nicht nur AfD-weit bekannt, sondern ist auch bundesweit in den Medien präsent.

Ebner-Steiner und Bergmüller haben beide keine parlamentarische Erfahrung. Die können nur zwei der künftigen Abgeordneten der AfD vorweisen. Einer von ihnen eine lange: Richard Graupner sitzt seit 1990 im Schweinfurter Stadtrat – früher für die Republikaner, jetzt für die AfD.

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3 Kommentare

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  • Erstaunlich, wie solche Leute immer wieder zu 10% der Wählerstimmen kommen. Dafür müssen sich die Linken oder die Grünen abrackern ... um dann nicht doch noch an der 5%-Hürde zu scheitern.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Na ja, Ebner-Steiner und Bergmüller haben vielleicht 'keine parlamentarische Erfahrung', aber eine ordendliche und gründliche rechte Gesinnung. Nur das zählt in der AfD.

  • Die nächste Praktikanten-Truppe läuft sich warm, um eigentlich nichts zu bewirken, ab und an mal negativ aufzufallen und ansonsten gut von den Diäten zu leben. Man kann nur hoffen, dass die Wähler der AfD das Unvermögen dieser Landtagsfraktion spitz kriegen und sie beim nächsten Mal abwählen.