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Kommentar deutsch-israelische BeziehungMachtkampf unter Freunden

Kommentar von Susanne Knaul

Netanjahu und Merkel haben viele Streitpunkte. Doch sie kennen sich zu lange, um zu glauben, dass sie sich gegenseitig umstimmen könnten.

Ein bisschen Symbolik für die Freundschaft: Merkel kriegt die Ehrendoktorwürde der Uni Haifa Foto: reuters

A ngela Merkel und Benjamin Netanjahu sind keine engen Freunde. „Wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind“, resümierte einst die Kanzlerin Konsultationen der beiden Regierungen. Sehr viel anders dürfte die Quintessenz der Gespräche vom Donnerstag nicht aussehen.

Deutschland liegt an guten Beziehungen, man kooperiert eng, vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft, und Israel ist eben der Judenstaat. Mit dem will Merkel es sich nicht verderben. Israel und Deutschland sind „Partner und Freunde“, hielt sie im Vorfeld ihrer Reise deshalb noch einmal fest.

Auch umgekehrt liegt Israel viel an guten Beziehungen zum starken Staat in Europa. Und zu der mächtigen Frau an seiner Spitze. Solange Merkel im Amt bleibt, wird Berlin keinen Staat Palästina anerkennen und sich auch auf internationaler Bühne mit allzu scharfer Kritik gegen die Siedlungspolitik oder Menschenrechtsverletzungen zurückhalten.

Solange Merkel Kanzlerin bleibt, wird aber auch die Botschaft nicht nach Jerusalem umziehen. Und solange Netanjahu im Amt ist, wird sich die Siedlungspolitik nicht ändern. Die beiden alten Politikhasen kennen sich viel zu lange, um Illusionen zu hegen, dass der eine oder die andere doch noch umzustimmen ist in der Iranfrage oder der Zweistaatenlösung. Auf staatlicher Ebene müssen sie ganz kleine Schritte gehen, wie beim letzten Mal, als man sich über die gegenseitige Anerkennung der Fahrerlaubnisse einigte.

Die beiden alten Politikhasen kennen sich viel zu lange, um Illusionen zu hegen

Ein kleines Dorf, kaum zehn Kilometer östlich von Jerusalem, bedroht aktuell die so angestrengt freundlichen Beziehungen. 30 Familien leben in Khan al-Ahmar in provisorischen Behausungen mit ihren Schafen, Ziegen und Kamelen. Israel will die Beduinen umsiedeln in die Kleinstadt Abu Dis, um Platz zu schaffen für Siedler. Bei der Räumung von Khan al-Ahmar geht es nicht nur um das Schicksal der Menschen, für die die Zwangsumsiedlung wirtschaftliche und soziale Not bedeutet. Das Dorf liegt an einem strategisch wichtigen Punkt. Neue Siedlungen an der Hauptverbindungsstraße nach Jerusalem würde den Süden des palästinensischen Gebietes abschneiden und damit eine Zweistaatenlösung endgültig zur Utopie werden lassen.

Der internationale Druck auf Netanjahu, das Dorf nicht zu räumen, ist so groß wie der Druck auf Merkel, Einfluss auf Netanjahu zu nehmen. Seit sechs Jahren hält der Protest der westlichen Regierungen Israel davon ab, eine neue Siedlung in dem umstrittenen Gebiet zu bauen. An der Zukunft von Khan al-Ahmar wird sich zeigen, wie schwer das Wort der Kanzlerin in Jerusalem wiegt, und wer der zwei „Freunde“ den Machtkampf gewinnt.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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7 Kommentare

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  • btw zur Sache & mailtütenfrisch

    “"Auf staatlicher Ebene müssen sie ganz kleine Schritte gehen, .."







    Oder mal das tun, was vom Navi angesagt wird:



    "Wenn möglich, bitte wenden."



    (Simone Solga, bitte übernehmen Sie.)"

    Na - das kann bi kleinen - was dauern.



    Möcht ich meinen.

  • Echt seltsam, die Vorstellung, die Politiker von Freund- bzw. Partnerschaften haben!

    Das Wort „Freundschaft“ bezeichnet laut Lexikon „ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet.“ Worauf die Sympathie und das Vertrauen fußen sollten, wenn sich die Menschen lediglich darüber einig sind, dass sie sich in nichts einig sind, ist mir ein Rätsel. Und dass „enge“ Freundschaften eine wesentlich andere Grundlagen haben können als nicht so enge, kann ich mir auch nicht vorstellen.

    „Im übertragenen Sinne“, so Wikipedia weiter, „bezeichnet Freundschaft ein gutes und oft vertraglich geregeltes politisches Verhältnis zwischen Völkern oder Nationen […]. Das Gegenteil von Freundschaft ist Feindschaft.“

    Damit ist klar, woraus sich Netanjahus Stärke speist. Sie speist sich aus der Angst der Kanzlerin (und vieler anderer Menschen), als Feind der Juden zu gelten, wenn sie deren gewählten Repräsentanten (Netanjahu und Gefolge) öffentlich in die Parade fährt. Aber ist Angst wirklich eine tragfähige Freundschaftsbasis? Ist einer, der Angst schürt, ein treusorgender Famileinvater? Und kann es Verträge geben, die ein „gutes Verhältnis“ regeln, wenn sich die Unterzeichner nicht wenigstens in den wichtigsten Vertragspunkten einig werden?

    Die Demokratie ist eine Erfindung der Alten Griechen. Wie die es mit den Menschenrechten hielten, ist bekannt. Die Angst vor dem Tod war Alltag im Alten Griechenland. Dank Netanjahu und Co ist das in Israel bis heute so. Aber sollten alttestamentarische Zustände Basis einer zeitgemäßen Außenpolitik sein? Und wenn ja, wer vertritt dann die Interessen derer, die den Mächtigen im Weg sind?

    Der Druck auf die zwei Repräsentanten ist groß. Keiner von beiden kann ihn weiter geben oder auflösen. So bleibt Freundschaft ohne Sympathie. Genau wie die zwischen der DDR und der SU ist daher auch diese: eine Fake News. Kein Wunder, dass sie so wenig WIRKLICHE Freunde hat.

    • @mowgli:

      ;)( - anschließe mich

      unterm——



      Dachte - wat‘n Schwachsinn;((



      …aber zu faul den RohrkrepiererMüll runterzutragen. Newahr. Normal.



      &



      Danke.

  • Es fällt mir schwer zu verstehen, warum die Bundesregierung die israelische Apartheidspolitik immer noch unterstützt. Diese falsche Anbiederung hat nichts mehr mit der Schuld des Holocausts zu tun. Netanyahu sollte nicht unterstützt werden, weil er - ganz einfach - ein Verbrecher ist.

    • @Kappert Joachim:

      Das ist keine Meinungsäußerung, sondern Hate-speech.

    • 7G
      75026 (Profil gelöscht)
      @Kappert Joachim:

      Netanjahu ist kein Verbrecher, sondern einer der klügsten und fähigsten Politiker, die es derzeit auf dem Planeten gibt. Ich nehme an, dass genau das der Grund dafür ist, dass er bei Israelkritikern so verhasst ist.

      • @75026 (Profil gelöscht):

        Na Servus

        ;)( - i maan - i draam - & doch & doch*¡*



        Booey & btw - ;): Jau. Uns Bibi - halt.

        Schonn. Knapp vor Trumps Donald.



        &



        Beede - liggers mit enem Been im - Knast. Normal.



        Na fast. Jau - das paßt.

        kurz - Träum weiter.;)



        Aber heiter.