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Kolumne Die eine FrageDer hässlichste Anzug aller Zeiten

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

Schlecht gekleidet besucht Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer San Francisco. Seine Strategie der ästhetisch-kulturellen Irritation geht auf.

Der Oberbürgermeister trägt gerne blau: Boris Palmer im Tübinger Rathaus Foto: dpa

A n einem schönen Septembertag steht ein Mann in sehr, sehr blauem Anzug in der Public Utilities Commission des Staates Kalifornien in der Innenstadt von San Francisco. Ich muss mich über die ästhetischen Qualitäten seiner Kleidung gar nicht weiter äußern, denn das macht der Oberbürgermeister von Tübingen in diesem Moment gleich selbst.

„Some say, it is the ugliest suit they ever saw“, sagt Boris Palmer. Manche hielten seinen Blaumann für den hässlichsten Anzug aller Zeiten.

„That’s true“, brummt in der ersten Sitzreihe der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller. Das spielt Palmer in seine Karten, denn die Geschichte steuert ja auf eine Moral zu. Gerade habe eine Kalifornierin zu ihm gesagt: „Oh, ich habe Sie vor sechs Jahren in Oakland gesehen. Da trugen Sie denselben blauen Anzug.“ Tatsächlich ist es nur der gleiche, aber es bestätigt seine Strategie, dass postfossile Politik Wiedererkennungsmerkmale und Symbole brauche und der Anzug offenbar eines sei, das funktioniere.

Jedenfalls sind wir hier beim Weltklimagipfel der Regionen und Städte in der nordkalifornischen Metropole. Es geht darum, die Botschaft auszusenden, dass das Pariser Klimaabkommen trotz Präsident Trumps Kündigung immer noch gilt und es auch in den USA unterhalb der nationalen Ebene voran geht.

taz am wochenende

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Dafür treten die globalen Big Shots aus Politik und Kultur in San Francisco auf, also Al Gore, Robert Redford, Harrison Ford und Winfried Kretschmann. Dazu Rockstar Dave Matthews, Mae Jemison, die erste schwarze Frau im All, Schimpansen-Forscherin Jane Goodall, Bill de Blasio, der Bürgermeister von New York City, Eric Garcetti, der Bürgermeister von Los Angeles. Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris.

Es versteht sich, dass der Oberbürgermeister von Tübingen da nicht fehlen kann. Palmer ist einer der wenigen Grünen, die sozialökologische Politik wirklich machen und nicht nur Moral ausstoßen. Gerade habe Tübingen die 30-Prozent-Marke bei der Reduktion von CO2 überschritten, erzählt er. 5,9 Tonnen CO2 pro Tübinger. Viel zu viel, aber viel weniger als die meisten anderen im Westen.

Was bringt so eine Yes, we can-Show, in der alle fünf Minuten jemand anders auf die Bühne hüpft und erzählt, was er zu Hause alles Tolles macht und dass man nach Trumps Abschied von der Idee einer gemeinsamen Welt seine Anstrengungen nochmal erhöht habe?

Es wird viel Schmu erzählt

Messbar ist das nicht. Die Welt sei auch nicht so, wie man sie in San Francisco erlebt habe, sagt der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth. Die Erhitzung beträgt bereits 1,2 Grad – ein Viertel davon in den letzten fünf Jahren. Und die Intensivierung der Anstrengungen fällt häufig zusammen mit hohem Lebensniveau. Wenn in der Silicon-Valley-Metropole Palo Alto 22 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos sind, heißt das auch, dass es dort keine Armen gibt.

Aber bei allem Schmu, der auch erzählt wird: Es geht eben nicht darum, dass nur die 100-Prozent-Guten mitmachen, denn die gibt es nicht. Es geht darum, dass eine große, globale, diverse Allianz aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft sagt: Wir werden richtig was für die Zukunft einer gemeinsamen Welt tun. Pars pro toto steht die Verpflichtung von Gouverneur Jerry Brown, Kalifornien bis 2045 komplett emissionsfrei zu machen.

Als Palmer den Saal verlässt, raunt der frühere baden-württembergische Finanzminister Willi Stächele: „Drollig, mit dem blauen Anzügle.“ Man könnte sagen, dass Boris Palmers Strategie der ästhetisch-kulturellen Irritation aufgeht. Jedenfalls wird sein Anliegen damit auf keinen Fall übersehen. Und er auch nicht.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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5 Kommentare

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  • Es ist gut, dass so viele wichtige Personen keine Kosten, Mühen und lange Flugreisen scheuen um übers Klima zu reden.



    Das hilft wirklich.

  • Ich wünschte, es würde mehr Boris Palmers bei den Grünen geben, dann würde ich sie sogar wählen.



    Schade, dass es in der politischen Landschaft keine grün-konservative Partei gibt.

    • @John Farson:

      Ja wie*¿*

      kl. Tipp zum Sonntag.



      Mal ' paar signallaue Anzüge verteilen.



      Nur Mut - das wird!;)



      Gern - …servíce.

  • Au Backe - das eine eine Wort zum Wochenende.

    Ha noi;) - Daher nur die eine eine Frage. Gellewelle.



    Das mit - “seine Strategie…postfossile Politik…“ - *¿*



    Ha no. Das hab ich getzt nicht verstanden.

    unterm——liggers —



    Der bemühte Rest - aus der Dick Brown Kategorie!;)



    “Da kannste deine Fische in einwickeln!“ Gell.



    Normal. Blau - scheint’s nicht nur dergleichen Anzug.



    Njorp. Hofberichterstattung vom Feinsten. Gaahrp.

    kurz - Fossile unter sich. Aber Hallo!;)((



    & Däh!



    “So klagte der Ichthyosaurus,



    Da ward es ihm kreidig zu Muth,



    Sein letzter Seufzer verhallte



    Im Qualmen und Zischen der Flut.

    Es starb zu derselbigen Stunde



    Die ganze Saurierei,



    Sie kamen zu tief in die Kreide,



    Da war es natürlich vorbei.

    Und der uns hat gesungen



    Dies petrefaktische Lied,



    Der fand's als fossiles Albumblatt



    Auf einem Koprolith.*

    Joseph Victor von Scheffel

    (1826 - 1886), deutscher Schriftsteller, Romanautor, Kommerslieder

    ——-



    *Ein Koprolith (von altgriechisch κόπρος kopros, deutsch ‚Kot' und λίθος líthos ‚Stein') oder Kotstein besteht aus fossilen Exkrementen (Kot) in meist phosphatischer Erhaltung. Sie gehören zu den Spurenfossilien und werden darum auch als Kotspuren bezeichnet.“ wiki & in Bild&Ton;) —



    upload.wikimedia.o...rium_coprolite.jpg



    &



    www.ukge.com/Image...s/2482/p2482_1.jpg

    Soweit mal.



    &



    Moien Sönndach ook;)

    • @Lowandorder:

      “SIGNALLAU - Keine Frage - ;)“



      Mailtütenfrisch

      “Ich glaube es ist signal(b)lau.







      "...die globalen Big Shots aus Politik und Kultur in San Francisco auf, also Al Gore, Robert Redford, Harrison Ford und Winfried Kretschmann. "



      Solch ein Satz will erst mal geschreibern sein.







      Doch alles lässt sich unterbieten:



      " die 30-Prozent-Marke bei der Reduktion von CO2 überschritten, erzählt er. 5,9 Tonnen CO2 pro Tübinger. Viel zu viel, aber viel weniger als die meisten "







      Was wird denn hier nun reduziert?



      Ein Leser ist total verwirrt.







      Sie kamen mit dem Fahrrad nach LA;



      Sie tagten und sie ruderten zurück.



      So reduzierten sie das Zeh oh zwäi,



      Nur Furtzur zwei gibt`s noch - zum Glück.







      Veganes Essen, Mensch kann`s wissen



      erzeugt Methan, das niemand will.



      So pupst man heimlich in die Kissen



      Und morgens ist es wieder still.....“

      Klar noch - dazu denn doch mehr han.



      Denn Medi-Larm des - Nichtsgetan!;)((



      &



      Ha no. Wiedermal - Normal.