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Kolumne Knapp überm BoulevardLinke gegen Linke

Isolde Charim
Kolumne
von Isolde Charim

Rechte greifen die Idee gesellschaftlicher Liberalität an. Auch manche Linke tun das – jene, für die echtes Linkssein Umverteilung bedeutet.

Ist gesellschaftliche Liberalisierung ein Feigenblatt des neoliberalen Kapitalismus? Foto: imago/Scherf

W elchen politischen Stellenwert hat eigentlich gesellschaftliche Liberalität – Feminismus, Antirassismus, LGBTI-Rechte, das gesamte Paket? Wo ist das auf der politischen Skala einzuordnen? Eindeutig ist nur, dass diese Zuordnung nicht eindeutig ist. Es handelt sich vielmehr um ein äußerst ambivalentes Phänomen.

Von rechts erfährt solche gesellschaftliche Offenheit heftige Angriffe, die sie als weltfremd, sprich linke Hegemonie denunzieren. Hier wird dies also der Linken zugeschrieben. (Wir lassen einmal beiseite, dass Weltfremdheit und Hegemonie sich irgendwie widersprechen.) Von linker Seite sehen sich aber die unterschiedlichen Phänomene, die wir unter gesellschaftlicher Liberalisierung zusammenfassen, auch massiven Angriffen ausgesetzt.

Da werden sie als „Feigenblatt“ des neoliberalen Kapitalismus bezeichnet, hinter dem die wahren Ausbeutungsverhältnisse nur umso ungenierter betrieben werden. Als „Herrschaftsideologie einer globalisierten Klasse“. Als Klassenkampf der „neuen Mittelschichten“ gegen „die da unten“. Die Liste ließe sich fortsetzen. Klar ist, dass diese Kritik auch die Antriebs­energie jener ist, die nun #aufstehen wollen.

„Echtes“ Linkssein hieße dann ökonomische Umverteilung – nicht gesellschaftliche Antidiskriminierung. Hieße das im Umkehrschluss: links bedeutet nicht tolerant, rassistisch, antisemitisch, frauenfeindlich, homophob? Nicht internationalistisch, sondern protektionistisch? Oder noch komplexer: Was ist links: #metoo als Aufbegehren der unterdrückten, sexuell diskriminierten Frauen – oder Ablehnung von #metoo als Elitenphänomen? Als Inszenierung von Upper-Class-Frauen, die um Aufmerksamkeit ringen?

Arbeiterklasse oder Rechte für Miranten und LGBTI?

Es sind schon Freundschaften an dieser Frage zerbrochen. Steht die Linke für die Arbeiterklasse – oder für Rechte von Migranten und LGBTI? Alte oder neue Linke? Proletarische oder Kulturlinke? Klassenkampf oder Identitätspolitik? Ist das tatsächlich noch oder wieder ein brauchbarer Gegensatz?

Treffen da nicht zwei Exzesse aufeinander? Der Exzess der Hypersensibilisierung, in den die gesellschaftliche Liberalisierung zu kippen droht – mit all jenen weidlich ausgeschlachteten Phänomenen der Campuskultur und ihren Mimosenblüten, die sich von Befreiungs- in neue Ordnungsphänomene verkehren.

Und der Exzess einer puristischen Reökonomisierung der Linken – eine Reduktion, wo es Jahrzehnte gebraucht hat, sich von dieser zu befreien. Und die zudem übersieht, dass sie auf Prämissen aufbaut, die heute nicht mehr unschuldig zu haben sind. Etwa dichte Grenzen. Oder ein einheitlicher Nationalstaat.

Wer sind die Linken – wenn nun das proletarische Milieu nach rechts tendiert?

Und wer sind die Träger des Linksseins, wer sind die Linken – wenn nun das proletarische Milieu nach rechts tendiert? Dann wäre die alte, die Klassenkampf-Linke heute rechts. Was die Rechten ja auch für sich reklamieren, wenn sie sich, wie etwa die FPÖ, als neue Partei der Arbeiterschaft deklarieren – nicht ganz zu Unrecht, weil sie dort tatsächlich einen Teil ihrer Anhängerschaft rekrutieren. Und ganz zu Unrecht, weil sie diese nicht als „Arbeiter“, sondern als „Nationale“ adressiert und formiert.

Ist Linkssein heute noch möglich?

Wer aber sind dann die neuen Linken – die Parteigänger der gesellschaftlichen Liberalisierung? Das sind die „neuen Mittelschichten“ – jene, die zwar nicht notwendigerweise ökonomisch, aber kulturell die Eliten der Modernisierung bilden. Wir haben also die paradoxe Situation, dass neues Linkssein heute ein Elitenphänomen ist.

Wurden also die Ausgebeuteten ihres Linksseins enteignet? Und wenn nun Linkssein oder linke Gesellschaftspolitik von einer neuen Mittelschicht getragen wird – wäre dann nicht gerade Linkssein die Gegenposition zum authentischen Sprecher – also der Einheit von Identität und Inhalt (sodass etwa nur Frauen über Frauenthemen oder Migranten über migrantische Belange authentisch sprechen können)? Dann wären es aber gerade Linke, die diesem neuen linken Dogma widersprechen würden.

Kurzum – ist Linkssein heute noch möglich oder ist es zu einer unmöglichen, zu einer aporetischen Position geworden?

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14 Kommentare

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  • Es geht wie zu oft stark um Befindlichkeiten. Wenn Rechte jeden Übergriff auf Frauen, den man Migranten anlasten kann, sofort instrumentalisieren, dann entsolidarisiert der/die/das moderne Linke sich sofort mit den Frauen, die Opfer wurden. (Komischerweise entsolidarisiert man sich auch mit Schwulen, wenn man Homophobie außerdeutscher Provenienz verharmlost, obwohl die Rechten die Schwulen bezeichnenderweise gar nicht instrumentalisieren mögen.) Feminismus hat zurückzustehen hinter Antirassismus; was Rechte sagen, muss sofort für falsch erklärt werden, obwohl es schon Hitlers rhetorischer Trick war, in lauter offensichtliche Allgemeinheiten seine antisemitischen Sauereien unterzumengen.

    Fast kurios ist insofern, dass die AfD nicht sozialer ist als die FDP und dennoch alles Soziale anscheinend unter Faschismusverdacht steht, der Sozialstaat unter Nationalismusverdacht. Vielleicht haben da zu viele Linke Götz Alys steile Thesen gefressen, der Sozialstaat wäre eine Erfindung Hitlers und ein Sozialstaat wäre sowieso nur durch die Enteignung und Ermordung von sechs Millionen Menschen sowie Raubkriege zu finanzieren, und Gerhaerd Schröder habe die historische Aufgabe geleistet, die Volksgemeinschaft aufzubrechen... Spukt in vielen Köpfen rum, der neoliberale Propagandascheiß.

  • Ist "links sein" "rechts sein" für Intellektuelle?

  • Ja, Tom Farmer, wenn man sich an "Erfolgsgrünen" wie Kretschamen und Habek orientiert, dann hat man mit "links" natürlich nichts am Hut. Habek hat in einem Interview erklärt, dass er "links" und "rechts" nicht mehr für zeitgemäß hält. Der Grüne wird sich irren. Die Begriffe sind historisch entstanden und zeigen noch immer an auf welcher Seite du stehst ! Lesen Sie mal den Bericht über die Vermögenden in Deutschland, heute im Tagesspiegel.



    Wenn Linken immer eine Neiddiskussion vorgeworfen wird, ist das einfach nur dumm. Ich will keinen Cent von den Vermögen, die durch Ausbeutung, Spekulation und Erbschaften gebildet wurden !



    Umverteilung heisst, das Geld der Gesellschaft zurückzugeben für Gesundheit, Pflegeheime, ÖPNV, Umwelt und Natur, Bildung, einfach für ökologische und soziale Belange !!!



    Wann kapieren das die Kritiker der Linken endlich ?



    Noch ein Zitat: "Es gibt einen Krieg der Klassen und meine Klasse wird diesen Krieg gewinnen" (Warren Buffet, reichster Mensch der Welt - noch Fragen ?)

  • Wer sich für Umverteilung nicht interssiert, ist nicht links. Für die meisten Linken geht das allerdings mit dem Kampf gegen gruppenbezogene Diskriminierung zusammen. Wer allerdings nur LGBTQI-Rechte im Blick hat, kann sich genauso gut mit den Ultralibertären zusammentun. Gibt es, aber meiner Erfahrung nach auch nicht so viele. Kurzum: nichts wird so heiß gegesssen wie das Feuilleton es kocht.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "„Echtes“ Linkssein hieße dann ökonomische Umverteilung – nicht gesellschaftliche Antidiskriminierung."

    Nicht entweder oder, sondern beides. Solange die ökonomischen Verhältnisse so sind, dass sie die Diskriminierung fördern, ist es sicher mehr als sinnvoll, auf Diskriminierung zu verweisen. Nur sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass der Kampf gegen Diskriminierung ohne den Kampf gegen die allgemeine Ungerechtigkeit, die (fast) alle angeht, zu mehr führt als zu einer gesellschaftlichen Tarnkappe, unter der dieselben strukturellen Probleme fortwesen.

  • Es gibt allerdings auch eine informelle Definition von "links", die das Ganze zusammenfaltet: "Links sein, heisst immer, Partei der Unterdrückten und Schwachen gegen die Unterdrücker und Starken zu ergreifen." Sie beinhaltet die "klassische Linke", aber auch alle Anstrengungen für LGBTQI-, Frauen-, Immigranten-, nichtweise etc. Rechte. Das ist mein Verständnis von "links": es ist unzivilisiert und moralisch falsch, wenn Arme aller Geschlechter, Ethinizitäten, sexuellen Orientierungen eine gleich hohe Wahrscheinlichkeit haben, arm zu bleiben und früher zu sterben, als Reiche.



    Es ist allerdings genauso unzivilisiert und moralisch falsch, wenn, egal in welcher ökonomischen Klasse, Geschlecht, Ethnizität, sexuelle Orientierung zu Diskriminierung führen.

  • "Links", "rechts" funktioniert heutzutage schlecht, weil es mindestens zwei Achsen gibt, eine ökonomische und eine soziale. "Liberale" (und viele aktuelle Grüne und Sozialdemokraten) sind ökonomisch "rechts", sozial "links", "Konservative" "rechts" auf beiden Achsen, "Linke" typischerweise ökonomisch links und treten in verschiedenen Formen bzgl. der sozialen Achse auf.



    Genau diese Einsicht hat vor mehr als 15 Jahren zur Formulierung des www.politicalcompass.org geführt.

    Das führt zu einer sehr einfach Schlussfolgerung: wer ökonomische Umverteilung aufgibt, um sich nur noch auf soziale Fragen zu fokussieren, ist nicht "links". Er oder sie ist liberal.

    Der Grund für den Backlash ist einfach, dass uns seit mehr als 20 Jahren verkauft wird, dass liberal zu sein das Gleiche sei, wie links zu sein.

    • @BigRed:

      „Der Grund für den Backlash ist einfach, dass uns seit mehr als 20 Jahren verkauft wird, dass liberal zu sein das Gleiche sei, wie links zu sein.“

      Ja, richtig ausgedrückt, es wird uns allenthalben so verkauft und zwar mit großem Erfolg. Wenn z. B. so ein Unfug wie die „Sozialdemokratisierung“ der CDU verbreitet wird, widerspricht kaum noch jmd. öffentlich hörbar. Allein die Idee, die Verteilungsfrage (einschließlich der daran anknüpfenden Fragen von politischer Macht und Ohnmacht) zu problematisieren, ist bei den ganz Jungen doch kaum noch vorhanden. Das Ökonomische insgesamt war beim progressiven Teil der Jugend schon vor über 20 Jahren, zu meiner Jugendzeit, sehr unsexy, und ich glaube seitdem ist es immer ärger geworden. Und, indifferent wie ich war, ist mir dennoch schon damals aufgefallen, dass diese Verschiebung stark mit der Übernahme pop- und subkultureller Trends und Diskurse aus den USA einherging. Ebenfalls eine Tendenz, die sich m. E. stetig fortgesetzt hat.



      Weil das eine das andere im politischen Bewusstsein aber nicht nur verdrängt hat, sondern in perfider Weise genutzt wird, die wachsenden Widersprüche zu bemänteln, zu verleugnen und ggf. den Widerstand dagegen zu diskreditieren, war der Backlash wohl unausweichlich. Und der kam bislang von rechts. Daher höchste Zeit, dass sich hier etwas ändert.



      Denjenigen, die nun ein Umkippen und Überlaufen dieser „reökonomisierten“ Linken ins rechte Lager befürchten, lässt sich zur Beruhigung vielleicht sagen, dass die gesellschaftliche Liberalisierung bei den im Artikel erwähnten kulturellen Eliten mittlerweile hinreichend stabil verankert ist. Die avantgardistische Bedeutung der Linken auf diesem Feld hat sich ein Stück weit überholt, und nicht jeder, der seinen Schwerpunkt woanders setzt, wird deshalb gleich zum Verräter.

  • Zitat: „Kurzum – ist Linkssein heute noch möglich oder ist es zu einer unmöglichen, zu einer aporetischen Position geworden?“

    Hoppla! Noch eine, für die Roland Barthes tot ist. Mal sehen, ob wir ihn gemeinsam wieder zum Leben erwecken können. Ich meine: Wenn wir ihn ein ganz klein wenig entrümpeln.

    Wenn ich das auf die Schnelle nicht ganz falsch verstanden habe, sind Mythen für Barthes keine Objekte, sondern Aussagen.

    Würde mir jemand im Brustton der Überzeugung erklären, er sei eigentlich gar kein Mensch sondern ein Stein, würde ich ihm vermutlich nicht glauben. Steine sprechen nicht in meiner Welt. Zumindest habe ich noch nie erlebt, dass ein Stein gesprochen hat. Im besten Fall würde ich denken, dieser Mensch würde an einem Mythos arbeiten. Einstein, schließlich, hat ja gesprochen. Und dafür ehrt man ihn heute noch.

    Wenn ich das nicht vollkommen falsch verstanden habe, ist auch „links“ – abseits aller räumlichen Bezüge – ein Mythos, eine Behauptung also. Deswegen kann man nicht „links sein“. Man kann nur behaupten, man wäre es. Ob andere einem glauben, ist eine ganz andere Frage.

    Ja, ich denke schon, dass „die Ausgebeuteten ihres Linksseins enteignet“ wurde von den Privilegierten. Zumindest in einem sehr weit gefassten Sinn. Nicht, in dem ihnen ein Objekt gestohlen wurde, sondern indem man sie aus dem Diskurs ausgeschlossen hat. Und zwar durch die Verwendung einer Sprache, die sie nicht beherrscht haben. Man hat sie stumm gestellt, „die Ausgebeuteten“, um selbst heller glänzen zu können. Barthes war da keine Ausnahme.

    Links sein ist auch für mich ein Mythos: Die Mär vom autonomen Leben in einer harmonischen Gemeinschaft nämlich. Zu gerne würde ich darüber reden, was dafür die Voraussetzung ist. Allerdings nicht nur mit Ton-Angebern, sondern vor allem mit denen, die den Mythos grade am dringendsten brauchen – und ihm ferner mal wieder nicht sein könnten.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Ich glaube nicht, dass die Ausgebeuteten ihres Linksseins enteignet wurden, sondern dass diese immer schon - wie wir alle irgendwie, wenn wir von gesellschaftlichen Gruppierungen reden - ihr Fähnchen in den Wind gehalten haben. Deshalb konnten sie ja ohne größere Probleme schon zur Zeiten der Weimarer Republik von der KPD zur NSDAP wandern.

      Heute haben wir die Situation, dasss sich das Klassenbewusstsein wider die realen Verhältnisse, für die Klassen sehr lebendig sind, fast in Luft aufgelöst hat, wenn man mal von den abgehängten Hartzern und der abgehobenen Elite absieht. Insofern geht es fast notwenig vorwiegend um Partikularinteressen, die man je nach Gruppenzugehörigkeit vertritt.

      Aber da ist nichts links dran. Ein Linker kann sich doch nicht komod als solcher empfinden, wenn er für ein paar Gruppen Partei ergreift, aber den gesamten gesellschaftlichen Zusammenhang ignoriert. Das ist wie mit den sogenannten Lebensschützern, die behaupten, Christen zu sein. Die haben nur ein Thema oder maximal zwei (nämlich Abtreibung und Sex). Christen sind sie - wenigstens in meinen Augen - nicht, wenn sie das Thema der Nächstenliebe durch Verurteilung dieser Nächsten zukleistern.

      Zudem bin ich der Ansicht, dass sich links und harmonisch/autonom nicht vertragen. Denn DIE ideale Gesellschaft wird es nicht geben und ihre Auspinselung gleicht je nach Anschauung einer himmel- oder höllenartigen Vorstellung. Links heißt für mich Auseinandersetzung mit sich (Selbst- und Ideologiekritik) und dem, was ist (Gesellschaftskritik), bedeutet aber auch, nicht den Verlockungen von Geld und Macht zu erliegen. Schließlich bedeutet links sein auch ein offenes Ohr und Herz zu behalten für die Ohnmacht der anderen und für die eigene.

      Insofern sehe ich hier nicht so sehr den Drang zur Autonomie, als vielmehr den, eine Gesellschaft zu schaffen, zu der jeder seinen Teil beiträgt, aber auch nach seiner Fasson selig werden darf.

    • @mowgli:

      Ich würde mal sagen, dass sich die Stellvertreter des 'Proletariats' schlicht selbst entmachtet haben. Gewerkschaften und SPD sind ja nicht bürgerlich unterwandert worden sondern haben sich vor allem selber sabotiert. Es muss auch Kritik am 'Versagen' der Arbeiter*innenbewegung möglich sein.

  • Ja, links geht, aber wie? Und mal ganz pragmatisch aus meinem engeren Umfeld:



    Die mittlere gut verdienende Schicht ist die, die heute die Mehrheiten entscheidet. Hier im Südwesten eben zu Gunsten des grünen Landesvaters Kretschmann. Jetzt werden wieder viel sagen: Grün ist doch nicht links! Egal....



    Nach meiner subjektiven Beobachtung



    Viele der hier von mir identifizierten Grünen-Wähler sind keineswegs ideologisch oder gar klassenkämpferisch geprägt sondern pragmatisch und ideeenbezogen. Die Ideen die ziehen sind nicht "zu wenig Geld" oder "Umschichtung" von Reich nach Arm. Sondern Umwelt, Bildung, Verkehr(skollaps), (subjektive) Gerechtigkeit mit dem Rest der Welt, Unterstützung von Ärmeren via Mitarbeit, Tafeln usw..



    Was man da den Wählern noch abverlangen kann ist die große Frage! Nach meinem Eindruck: Sehr viel!



    Man muss das aber erklären und plausibilisieren und nicht willkürliche (gefühlte) Umschichtung oder abstrakten Klassenkampf betreiben.



    Links ist intelligent und smart und nimmt die Leute thematisch inhaltlich mit. Und dann gibts Mehrheiten. Ob das für eine gerechte Welt und KLimawandelstopp ausreicht bezweifle ich zwar, aber ich sehe derzeit keinen anderen demokratisch legitimierten Weg.



    Mit miesepetrigem Gesicht (Riexinger, Kipping Wagenknecht und co.) oder Partei-Ideologien und schlechtem Gewissen machen und tendenziell von oben herab ist bei den Leuten hier (in schwäbisch badisch Südwest) kein Staat zu machen.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Grün ist auch nicht links. In Ba-Wü gleich dreimal nicht.