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Knapper WohnraumWer mietet, dem droht Armut

Das Armutsrisiko für Mieter*innen ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Union und SPD müssen mehr gegen die Wohnungskrise tun.

Leerstehende Häuser trotz Wohnungsnot: Besetzt wurde nicht nur am Sonntag in Berlin, sondern auch Anfang Mai schon in Stuttgart Foto: Imago/Arnulf Hettrich

Berlin taz | Wer mietet, dem droht Armut. Dem Mietenwahnsinn bescheinigen Forscher*innen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nun gravierende Folgen. Die Armutsrisikoquote für Mieter*innen lag demnach 2015 bei knapp 29 Prozent, zitiert der Spiegel aus einer DIW-Studie, das entspricht einer Steigerung von mehr als 50 Prozent innerhalb der vergangenen 25 Jahre. Zum Vergleich: Besitzer*innen von Wohnraum tragen ein Armutsrisiko von nur rund 4 Prozent. Diese Quote hat sich auch in den vergangenen zwei Jahrzehnten kaum verändert.

Laut Studie trifft der Mietenwucher vor allem Menschen bis 35 Jahre hart. Während ihrer Ausbildung oder am Anfang ihres beruflichen Werdegangs leiden sie besonders unter den hohen Preisen. Arm oder armutsgefährdet ist – nach offizieller Definition – der, dem 60 Prozent oder weniger des mittleren Einkommens zur Verfügung stehen. Knapp 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens gehen im Schnitt für die Miete drauf. Tendenz steigend, je nach Region, Wohnangebot – und Nachfrage.

Für mehr Wohnraum und gegen explodierende Mieten trommelten alle Parteien im Wahlkampf im vergangenen Jahr. Im Koalitionsvertrag einigten sich Union und SPD dann auf verschiedene Maßnahmen, um den Wohnungsmarkt zu entspannen. So sollen Länder und Kommunen künftig mehr Bauland ausweisen, um darauf Häuser und Wohnungen zu bauen. Auch bundeseigene Immobilienanbieter wie etwa die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) sollen zugunsten der geplagten Mieter*innen ihre Anlagen weitergeben – und nicht wie bisher an den meistbietenden Investor. Der politische Plan: Am Ende dieser Legislatur wollen Union und SPD rund 1,5 Millionen Wohnungen gebaut haben.

Lasche Maßnahmen von SPD und Union

Ob dieses Ziel erreicht werden kann, das sehen Bauindustrie und Mieterbund skeptisch. Zu viele Auflagen, zu viel Planungsaufwand und hohe Preise für Baumaterialien und Bauland bremsen die Euphorie der Baubranche. Der Deutsche Mieterbund kritisiert die laschen Gesetzesänderungen, die die Große Koalition umsetzen will. Allein Mieterhöhungen nach einer Modernisierung von 11 Prozent auf 8 Prozent zu senken, sei nicht ausreichend. Auch die sogenannte Mietpreisbremse müsse angeschärft werden, sagen die Mieterschützer.

Sie fordern etwa Sanktionen, wenn Vermieter gegen die Auflagen verstoßen. Zudem soll sich das Recht auf eine bezahlbare Wohnung auch im Grundgesetz wiederfinden. Damit wollen die Mieterschützer sicherstellen, dass der Bund regelmäßig Geld für den Bau von Sozialmietwohnungen bereitstellt – und zwar mindestens 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Weniger Freude herrscht über die Einführung des Baukindergeldes. 1.200 Euro sollen Familien, die Haus oder Wohnung kaufen wollen, pro Kind bekommen – und das über zehn Jahre hinweg. Denen, die kein Geld für den Kauf haben und in immer teureren Mietwohnungen festsitzen, wird der Bundeszuschuss jedoch wenig bringen, kritisieren die Mieterschützer.

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42 Kommentare

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  • Hier muss man aufpassen, der Umkehrschluss aus der Überschrift ist nämlich nicht richtig. Wer Wohneigentum erwirbt (und über Jahrzehnte abstottert) für den bedeutet dies nicht mehr Sicherheit und weniger (effektives) Armutsrisiko. Das Gegenteil ist der Fall. Hierbei handelt es sich nämlich nicht selten um ein richtig mieses Geschäft, dass sich bis zum Lebensende nicht rentiert. Immobilienbesitz lohnt sich vor allem als Vermieter.

     

    Menschen die Wohneigentum besitzen stehen statistisch gesehen oft nur deshalb besser da als Mieter, weil man eine gewisse Bonität braucht, um überhaupt einen Kredit für den Kauf zu erhalten. Entsprechend bewahrt einen nicht das Wohneigentum, sondern das notwenidge Einkommen vor der Armutsgefährdung.

  • Die Mietwohnungssituation ist meiner Meinung nach einer der größten Skandale überhaupt ! ....... So reiht sich ein Skandal an den nächsten, ein Koruptionsfall an den nächsten undundund..... Prima Dünger für Populismus und deren Geschwister !!! Es wird Zeit ! Sonst kommt die Sackgasse !

  • Um ehrlich zu sein, geht mir das Gejammer auf den Keks. Sind Häuser oder Wohnungen zu irgendeiner Zeit mal vom Himmel gefallen? Ich habe vor 25 Jahren ein Haus gekauft, ein Jahr in Stücke gehauen, und wie ein Puzzle neu zusammengesetzt.Da ich handwerklich begabt bin, konnte ich 80% selbst erledigen. Dafür durfte ich über Jahre die Bank bedienen. Aber Hausbesitzer sollen verpflichtet werden, gemeinnützig zu handeln, und ihre Wohnungen kostenfrei zur Verfügung zu stellen? Was ist denn mit den Leuten, die heute ein Haus bauen oder kaufen? Niemand kann sagen, ob man in 15 Jahren noch Arbeit hat, oder die Ehe zerbricht, oder die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung macht. Dann können Hausbesitzer ganz schnell Rolltreppe abwärts fahren. Aber als Mieter darf es die 100% Vollkasko Mentalität zum Schnäppchenpreis sein?

  • Ich bin selber Mieter in einer Großstadt und nach meiner Ansicht liegen die Auswüchse nicht alleine an den "bösen" Immobilienkonzernen, die gab es schon bevor die Preise so explodiert sind, sondern auch an den Käufern der unteren und mittleren Schicht. Die haben sich so lange von den Medien verrückt machen lassen, bis die ersten bereit waren für 80qm Eigentumswohnungen erst 300T€ und inzwischen über 400T€ zu bezahlen. Wenn man diese Beträge in eine monatliche Miete umrechnet, so alt werden die meisten wahrscheinlich gar nicht um das Ende der Finazierung zu erleben, je nach Eigenkapitalquote?! Ich habe das Gefühl, da arbeiten Medien und Immobilienwirtschaft gut Hand in Hand und wenn man lange genug "Ängste" schürt, dann knickt auch der letzte Familienvater ein und kauft/finanziert eine völlig überteuerte Wohnung, weil Eigentum ja alles ist. Was passiert mit dem Eigentum, wenn die gleichen Menschen in 20 Jahren in ein überteuertes Pflegeheim müssen, dann wird die gleiche Wohnung unter Druck verkauft werden müssen und keiner kann wissen, ob wir dann noch in einer augenscheinlich so positiven Wirtschaftslage sind?!

  • Diese Entwicklung ist eine bewusst gefällte, politische Entscheidung der vorgeblich christlichen und sozialdemokratischen Parteien. Reiche sollen gefördert und subventioniert werden, Arme müssen "reformieren" und die Löhne senken. Solange die Deutschen diese Parteien wählen, werden sie diese Politik bekommen. Da hilft auch kein uneinklagbares Bekenntnis im Grundgesetz.

    • @EricB:

      Wir haben vor zwei Jahren gekauft. Sowohl das Mietwohnen davor wie auch der Kauf wurden uns nicht verstanden n einer Partei aufgezwungen.

       

      Was mich am meisten nervt, ist den Schritt zum Kauf nicht schon viel früher gegangen zu sein. Stattdessen wurde ein kleines Häuschen die n Form von Miete bezahlt.

  • Warum liegt Deutschland beim Wohneigentum am unteren Ende in Europa (50%). Außer der Schweiz hat jedes andere Land eine höhere Rate, die bis zu 96% (Rumänien) betragen kann. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155734/umfrage/wohneigentumsquoten-in-europa/

    Preisentwicklungen bei Energie, die fehlende Wahl, Einkommen können nicht die eigentlichen Gründe sein für diese Entwicklung.

    • @Rudolf Fissner:

      Bei "Selbstwohnern" ist die quote sogar nur über 40% und im Westen sogar rückläufig.

       

      Warum das so ist? Ich glaube schon, dass hierzulande eine gewisse scharfe Trennlinie bei verfügbarem Einkommen verläuft, die einem Gros der Bevölkerung jeglichen Kauf oder nur den Gedanken daran unmöglich macht.

      Jetzt kann man sagen - gut so, dqann kriegen wir keine US-Verhältnisse. bin ich mir nicht so sicher, ob das gut ist.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @agerwiese:

        Das ist ja das, was ich nicht verstehe: warum gibt man den geringer verdienenden Leuten keinen Kredit und sichert die dann bei Ausfall über Sozialhilfe ab? Das wäre vielleicht sinnvoller als Baukindergeld. Denn wer keinen Kredit kriegt, braucht auch das nicht. Und Kredit kriegen ja offenbar nur die besser Betuchten.

  • Ich verstehe nicht, dass im die Vermieter und ihr "Mietwucher" kritisiert werden. Die Mieten orientieren sich am Markt, kein Vermieter bietet Wohnungen aus philanthropischen Gründen an. Es gibt angeblich sogar Vermieter, für die Wohneigentum die Altervorsorge erwirtschaften muss.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Frank Stippel:

      Ich habe eine Wohnung, die ich vermiete. Die Miete liegt trotz aufwändiger Komplettrenovierung mit gezimmerter Vollholzküche plus Einbaugeräten und Waschmaschine noch um ca. 20% unter dem, was ich vom Markt her nehmen könnte und auch bekommen würde. Als der vorherige erste Mieter in Zahlungsschwierigkeiten geriet, habe ich ihm ca. 20% der Miete erlassen. Er zog aber leider doch aus. Natürlich vermiete ich nicht aus Barmherzigkeit, das ist klar, aber ich will mich auch nicht an meinem Mieter über Gebühr bereichern. Er zahlt mir ja schließlich schon meinen Kredit ab.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Schön, wenn Sie sich das leisten können - aber das dürfte doch eher ein Einzelfall sein?

    • @Frank Stippel:

      Es ist nicht ein Markt wie z.B. für Konsumgüter. Wohnen muss man. Das macht die Geschichte sozial brenzlig.

      • @agerwiese:

        Das gleiche gilt für Konsumgüter, essen muss man, aber nicht jeder kann sich Kaviar leisten. Nicht jeder hat einen Anspruch darauf in einem bestimmten Kiez zu wohnen.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Ich kenne das verwendete Regressionsmodell nicht, aber ich kann mir kaum vorstellen, das der Status "Mieter" für Armut verantwortlich ist.

    Es ist vermutlich vielmehr so, dass vermögende Menschen häufiger Wohneigentum haben und von armut bedrohte Menschen häufiger zur Miete wohnen. (Man könnte somit auch argumentieren: Wer keinen Porsche besitzt, dem droht Armut...).

    • @73176 (Profil gelöscht):

      Dass aber der Anteil der von Armut bedrohten Mieter in den letzten 25 Jahren um 50% gestiegen ist (Eigentümer dagegen stabil) könnte sehr wohl mit ihrer Eigenschaft als Mieter zu tun haben i.V.m. der Mietentwicklung.

      • 7G
        73176 (Profil gelöscht)
        @agerwiese:

        Es geht mir hier in erster Linie darum, dass man keiner Studie trauen kann, die man nicht selbst gelesen und verstanden hat.

        Beispiel: Ich hatte vor kurzem ein Paper vor mir, welches emprisch folgende Theorie untersuchen wollte: Führt ein langfristiger Temperaturanstieg zu einer niedrigeren Migrationsrate in armen Ländern und zu einer höheren in "Middle-income" Ländern?

        Problem ist nun: Wie definiere ich arm? Es werden zwar immer auch robustness checks durchgeführt, ihre Hauptergebnisse basierten allerdings auf einer Definition von Armut, die vorab (!!!) in einem separaten Regressionsmodell getestet wurde und ahnen ließ, dass sie ihre Theorie bestätigen würde! In meinen Augen ist dies unerseriös - gerade weil die Ergebnisse mit Daten, die eine andere Definition von Armut hatten, weniger signifikant ausfielen (bzw. teilweise gar nicht mehr signifikant waren).

         

        Nun zu dieser Studie: Was mir spontan als Kritik einfällt - außer, was ich bereits im ersten Kommentar geschrieben habe:

        1. Nach meinem Kenntnisstand bezieht sich die Armutsrisikogrenze auf 60% des MedianNettoeinkommens. Wenn das stimmt, können weder Mieten, noch sonstige Ausgaben das Armutsrisiko erhöhen, weil sich die Grenze per Definition auf das Einkommen VOR sämtlichen Ausgaben bezieht.

        2. Vor oder nach Sozialleistungen?

        ...

        Es geht mir hier eher um das Formale.

        • @73176 (Profil gelöscht):

          Stimmt. Die 60%-Grenze gilt vor den Ausgaben, allerdings wird bei Wohneigentümern ein fiktiver Mietwert zu dem Nettoeinkommen hinzuaddiert - die Immobilie macht sie sozusagen reicher. Vielleicht hat das dann Einfluss auf Median und spiegelt sozusagen im Absinken der Relation der Mietereinkommen zu diesem "künstlich" erhöhten Median deren evtl. Mietsteigerungen.

          Eine Korelation scheint jedenfalss gegeben.

           

          Nach Sozialleistungen.

  • Jetzt rächt sich, dass man jahrelang in Berlin Wohneigentum nicht gefördert hat. Nicht vermögende Mieter sind halt eher Links-Wähler, als diejenigen, die das gleiche Geld für Zins und Tilgung aufwenden und dann irgendwann Immobilienbesitzer (gleich Vermögen) sind.

    • @Mikki:

      Wenn sie vor 15 Jahren angefangen hätten zu kaufen (was möglich gewesen wäre), wären die Preise eher gestiegen. Die Preise blieben billig, weil keiner die alten Hütten wollte.

  • Der Wohnraum ist nicht knapp. Wohnraum ist zur Zeit die einzige Möglichkeit, Rendite zu machen, also machen das die Investoren. Begehrte Städte sind und bleiben teuer, das war auch schon vor 30 Jahren so. Vor allem in Studentenstädten gab es schon immer große Probleme. Berlin, Leipzig, Dresden waren immer ein Sonderfall mit den lange sehr preiswerten Wohnungen. Da konnte man günstig große Wohnungen haben. Das geht jetzt nicht mehr: siehe Renditemöglichkeit.

    • @Energiefuchs:

      " Begehrte Städte sind und bleiben teuer, das war auch schon vor 30 Jahren so."

       

      Vor 26 Jahren, da hatte ich noch meinen Vor-Studium-Job ausgeübt (Spedition, Nachtschicht), konnte man ohne weiteres eine 2ZKDB 60qm Wohnung in der Innenstadt von Köln (Heumarkt) für 600-800 DM warm haben. Mein Verdienst damals - 2200 DM netto.

      Heute bekommt man für den Job vielleicht 1300 € netto. Der Preis für e 2ZKDB in der Kölner Innenstadt? Kann jeder Interessierte nachschlagen.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @agerwiese:

        Vor 32 Jahren zogen wir in eine 59m2-Wohnung in einer Studentenstadt, 6. Stock ohne Aufzug, aber für nur 400 DM kalt. Als wir 10 Jahre später auszogen, lag die Kaltmiete bei 800 DM.

      • @agerwiese:

        In Bremen kann man eine 150 m² Wohnung + Garten für 600 € pro Monat (kalt) kreditmäßig abbezahlen. Oder wieder verkaufen, wenn man umziehen will und das Geld wieder rausziehen.

        • @Rudolf Fissner:

          Die Wohnung unter uns (3ZKDB 80qm, kein Luxus, zwischen Köln und Bonn) wechselte in den letzten 10 Jahren 3mal den Besitzer:

           

          2009: ca. 100 000 € (Zwangsvertsigerung)

          2014: ca. 180 000 € (Meistbieterverfahren)

          2018: ca. 250 000 € (s.o.)

           

          sehe ich keine Chance dies mit 600 kalt abzubezahlen. Was kosten denn diese 150qm in Bremen?

  • Zu der Mietentwicklung kommt die Preisentwicklung bei Energie, die seit 2000 den Strom und das Heizen um mehr als 100% verteuert hat.

     

    Wie sich die Einkommen der meisten Mieter entwickelt haben kann man hier sehen:

     

    //http://www.wirtschaftundgesellschaft.de/wp-content/uploads/2012/09/Armutsbericht-Bruttoerwerbseinkommen-real.jpg

    https://www.ksta.de/wirtschaft/studie-je-geringer-der-ausgangsverdienst--desto-hoeher-der-lohnverlust-26962018?view=fragmentPreview

  • Die Menschen haben statt zu mieten aber meistens auch nicht die Wahl, dann lieber zu kaufen. Wie wäre es denn, vermehrt Genossenschaften zu propagieren?

    • @Celsus:

      In kleinern Städten, Cottbus z.B., müssen sie kaufen. Da konnte man noch nie wirklich preiswert und schön mieten (außer Platte).

  • Reiner Wild, der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins hat vor einigen Jahren bei einer Veranstaltung eine Präsentation gehalten. Dabei hat er die Einkommen der Haushalte nach Bezirken getrennt und auch aggregiert dargestellt. Etwa die Hälfte Berliner Haushalte verfügten demnach ein monatliches Einkommen von 1.400 € oder weniger. Heute könnte man vielleicht die Richtgröße bei 1.500-1.600 € ansetzen.

     

    Was können wir daraus schließen?

     

    Für circa die Hälfte der Berliner ist nicht Neubau wichtig, sondern die aktuelle Miete jetziger Wohnung.

     

    So könnte man über eine Mietpreisobergrenze nachdenken, die jährlich bestimmt werden könnte. Oder eine Mietpreisbremse, die wirklich bremst, und die allgemeine Inflationsrate nicht übersteigt.

    • @Stefan Mustermann:

      Wenn die Mieten sehr weit unten bleiben, können sie nichts mehr reparieren, Dinge wie ein neues Bad werden dann illusorisch. Es ist ein ständiges Auf- und ab beim Wohnraum, was Menge und Qualität angeht. Planwirtschaft will keiner, "der Markt" sucht Rendite, der Boden in einer Stadt ist endlich. C'est la vie!

  • „Zudem soll sich das Recht auf eine bezahlbare Wohnung auch im Grundgesetz wiederfinden.“

     

    Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union gilt für unser Land national verpflichtend. Zudem muss das Grundgesetz die einzelnen Artikel der Charta berücksichtigen. Im 3 Absatz des Artikels 34 der Charta steht geschrieben:

     

    „Um die soziale Ausgrenzung und die Armut zu bekämpfen, anerkennt und achtet die Union das Recht auf eine soziale Unterstützung und eine Unterstützung für die Wohnung, die allen, die nicht über ausreichende Mittel verfügen, ein menschenwürdiges Dasein sicherstellen sollen…“

     

    //http://www.europarl.europa.eu/charter/pdf/text_de.pdf

     

    Das ist ein Recht auf Wohnung, der auch explizit in das Grundgesetz übernommen werden muss!

    • @Stefan Mustermann:

      Wie wären solche Butzen preislich und qualitätsmäßig definiert und wieviele müssten vorgehalten werden?

      • @Rudolf Fissner:

        Dresden hat das versucht, sie wollten Dinge in die neue städtische Wohnungsgesellschaft schreiben, da wurden die Dresdner aber wütend: zweites Bad, große Kinderzimmer, Balkon, Fahrstuhl: und das alles für 7 Euro. Ja, das wäre schön.

  • "Allein Mieterhöhungen nach einer Modernisierung von 11 Prozent auf 8 Prozent zu senken, sei nicht ausreichend."

     

    Was war der Grund, warum die energetische Modernisierung als Gesetz zu Stande kam?

     

    Es ging um die Energiewende und man wollte - ähnlich wie bei Glühbirnen - Energie sparen.

     

    Was ist aus dem Vorhaben geworden?

     

    Dieses Gesetz wird vordergründig zu Zwecken der dauerhaften Mietpreiserhöhung ausgenutzt.

     

    Das Gesetz muss man an den ursprünglichen Zweck anpassen, denn es leistet momentan nicht das, wofür die Politik es herausgebracht hat.

     

    Die Kosten der energetischen Modernisierung sollten sowohl von Mietern als auch von Vermietern getragen werden. Aber das ist nicht das Wichtigste!

     

    Das Wichtigste: Nach dem Kostenausgleich/Amortisierung dieser Investition (Ausgaben des Vermieters für Modernisierung xy € - (abzüglich) Zahlungen der Mieter durch temporär (!) höhere Miete zu 50% oder gern auch 100% der Kosten = 0 €)muss die Höhe der Miete wieder auf das ursprüngliche Niveau (wie vor der Modernisierung) fallen!

  • Vom sozialen Wohnungsbau halte ich nicht viel, weil der die Falschen privilegiert. Meine Tochter macht eine Ausbildung und zahlt €700.- und die Nachbarn zahlen für diesselbe(n) Wohnung(en) nicht mal die Hälfte. Ihre Whg ist preislich ungebunden, die anderen Sozialwohnungen. Einige haben Mercedes und Campingmobil vor der Tür. Was soll das?

     

    Diese Form der Begünstigung hat doch nichts mit "sozial" zu tun. Dann sollen sie das System ändern und ähnlich wie in NL die Kaufmiete einführen. Der Immobilienkapitalist profitiert, weil er Steuervergünstigungen kriegt, und der Mieter profitiert, weil die Wohnung irgendwann ihm gehört.

    • @el presidente:

      Der Zustand, von dem Sie reden, ist ja letztlich nur schon das Resultat der Liberalisierung des Wohnungsmarktes und der de facto Abschaffung dessen, was mal als "sozialer Wohnungsbau" bekannt war. Damals war das offizielle Ziel "Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände haben den Wohnungsbau unter besonderer Bevorzugung des Baues von Wohnungen, die nach Größe, Ausstattung und Miete oder Belastung für die breiten Schichten des Volkes bestimmt und geeignet sind (sozialer Wohnungsbau), als vordringliche Aufgabe zu fördern." (§ 1 II. WoBauG, abgeschafft 2002).

       

      Heute haben wir stattdessen die "soziale Wohnraumförderung" für "1.

      die Förderung von Mietwohnraum insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen sowie Familien und andere Haushalte mit Kindern, Alleinerziehende, Schwangere, ältere Menschen, behinderte Menschen, Wohnungslose und sonstige hilfebedürftige Personen" (§1, Abs. 2, S.1 Wohnraumförderungsgesetz).

       

      Das bringt viele Probleme mit sich. Zum einen ist die soziale Wohnraumförderung letztlich oft eine Billig-Finanzierung für private Immobilienunternehmen, die sich dafür auf eine Sozialbindung auf Zeit eines kleinen Teils der durch verbilligte öffentliche Kredite finanzierten Immobilien einlassen. Danach geht es munter weiter nach Gutdünken der Unternehmen (interessant zu beobachten: wer geht nach dem politischen Laufbahnende nur zu gerne in die Aufsichtsräte großer Immobilienkonzerne?).

       

      Desweiteren kommt es natürlich auch zu sog. "Fehlbelegungen". Das System bringt ja auch einige Probleme mit sich. Bspw.: was tun mit Menschen, die zurecht in geförderten Wohnraum eingezogen sind, aber irgendwann wirtschaftlich besser dastehen?

      Das falscheste ist aber, soetwas zum Anlass zu nehmen, sozialen Wohnungsbau zu verteufeln. Im Gegenteil, wir müssen wieder hin zum Wohnen als politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, grob in Richtung des alten sozialen Wohnungsbaus für breite Schichten der Bevölkerung.

      • @Kawabunga:

        Zitat: "Danach geht es munter weiter nach Gutdünken der Unternehmen".

         

        Ich bin kein Experte, aber wie auch immer- der Staat verteilt hier Privilegien nach Gutdünken. Das ist Mittelalter. Weg damit.

  • Der aktuelle Mietwahnsinn ist ja nur ein Teil des Problems, für die Menschen, in die Armut abzurutschen. Hinzu kommt noch, dass Deutschland den größten Niedriglohnsektor in Westeuropa hat.

    Aktuelle Zahlen belegen: 7,4 Mio. Menschen arbeiten hierzulande auf 450 Eur-Basis. Für 4,7 Mio. ist es die einzige Einkommensquelle; 1,2 Mio. Beschäftigte bekommen zusätzlich Hartz IV. Und eine abgeschlossene Berufsausbildung ist heutzutage längst keine Garantie mehr für Wohlstand: Wer neu eingestellt wird bekommt in 44% der Fälle nur einen befristeten Vertrag.

    • @Thomas Brunst:

      Die Politiv-Seite:

      Die Lohnsumme steigt kontinuierlich, die Einnahmen des Staates über die Lohnsteuer (nicht Einkommenssteuer) steigen kontinuierlich und sind so hoch wie nie und die Einnahmen der Sozialversicherungen auch.

      Der Durchschnittsverdiener scheint also immer mehr Geld zu verdienen,.

      • @Mikki:

        Nach Ihrer Rechnung eben nur Brutto und nicht Netto.

         

        Ob damit auch ein besserer Lebensstandard erreicht wird, verlangt auch eine Untersuchung der Preise (und Mieten). Wenn auch die Umsatzsteuer gestiegen ist, könnte das dann wieder auf ein zusätzlich gestiegenes Preisniveau hinweisen.

  • Dummer Artikel.

    Er verwechselt Ursache und Wirkung.

    Wer Wohneigentum besitzt, war wohl vorher nicht armutsgefährdet.

    Wer armutsgefährdet ist, der wird meist sein Wohneigentum verkaufen müssen.

    Deswegen ist es völlig logisch, dass sich die steigende Armutsqutote ausschließlich bei den Mietern zeigt.

    Es ist aber ein hahnebüchener Trugschluss, das Mieten als Ursache zu deuten!

    Dafür ergibt die dargestellte Statistik keinen Anhaltspunkt.

  • Es ist ja nicht nur die übermäßig hohe Miete, die sich auswirkt. Wem die Miete zu hoch ist, der muß sich gezwungenermaßen eine günstigere Wohnung suchen, und oft genug ist es dann eine, die zufällig noch nicht luxusmodernisiert wurde, aber schon bald nach dem Einzug "modernisiert" wird.

     

    Da fallen dann oftmals immer wieder neu Maklergebühren, Schlußrenovierungskosten, Umzugskosten und Kosten für neue Gardinen u. ä. an, die das bis dahin vielleicht mühsam Zusammengesparte sofort wieder auffressen.

     

    Und manche trifft es noch härter. Findet sich eine etwas günstigere Wohnung nur in einer anderen Stadt, dann ist mit der vorherigen Wohung mitunter auch gleich der bisherige Job futsch, und nicht selten heißt es bald darauf "willkommen bei HartzIV".