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Debatte Politiktheater Hartz IV und PflegeViel heiße Luft

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Die Große Koalition steigert sich bei den Themen Hartz IV und Pflege von einer Empörungswelle in die nächste. Den Betroffenen hilft das nicht.

Hitzige Debatten helfen den zum Schneeschippen verdonnerten Arbeitslosen nicht Foto: dpa

I st das jetzt der neue Politikstil? Man erzeugt viel „Traffic“, also Klicks, und Kommentare in den Medien. Jemand gibt den „Bad Guy“, Schlagworte werden immer neu gemixt. Bei den WählerInnen schafft das ein Reaktionsmuster aus Personalisieren, Moralisieren, Empören, Abregen, Vertagen. Politik ist auch Entertainment.

Die Diskussionen in der Großen Koalition über Hartz IV und die Pflege laufen derzeit nach diesem Muster. Es gibt viel Lärm, doch die rituelle Empörung blockiert ernsthafte Debatten über diese komplexen Themen, weil sie nur auf der Gefühls­ebene spielt. Diese Blockade ist nicht sichtbar, im Gegenteil: Die mediale Aufregung simuliert Bewegung, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Der tatsächliche Stillstand ist darauf zurückzuführen, dass es politisch riskant ist, Verteilungsfragen in der Sozialpolitik anzugehen, denn die Mittelschicht ist hier wechselhaft, gespalten – und anfällig für Hetze.

Mit dem Aufregerstil geht die Große Koalition eine beklemmende Symbiose mit den Mechanismen der Onlinemedien von Twitter und Facebook ein: Man kann sich sicher sein, dass die Empörung nicht von langer Dauer ist, weil die nächste Empörung schon erwartet wird, ja geradezu notwendig ist, um den Betrieb am Laufen zu halten. So funktioniert Als-ob-Politik.

CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn spielt den Bad Guy, der zu allem was zu sagen hat, was die Leute bewegt. Seine idiotische Aussage, Hartz IV bedeute keine wirkliche Armut, bot eine Vorlage für SPD-PolitikerInnen, die anfingen, über die Abschaffung von Hartz-IV zu diskutieren, das die Sozialdemokraten ja mal selbst eingeführt haben. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), forderte ein „solidarisches Grundeinkommen“ für Hartz-IV-Empfänger, meinte damit aber neue Beschäftigungsmaßnahmen für Arbeitslose.

So bindet man politische Energie: personalisieren, Begriffe verunklaren, von grundsätzlichen Reformen reden, von denen kein Mensch weiß, woher sie kommen sollen

Das Wort „Grundeinkommen“ bot wiederum Gelegenheit, erneut ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ statt Hartz IV zu fordern. Wobei Hartz IV im Amtsdeutsch ja „Grundsicherung für Arbeitsuchende“ heißt. Darauf weist Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hin, der lieber nicht von „Hartz IV“ spricht. In den Medien werden Umfrageergebnisse nachgeliefert, laut denen eine Mehrheit der Bevölkerung Hartz IV „grundsätzlich ändern“ möchte. So bindet man politische Energie: personalisieren, Begriffe verunklaren, von grundsätzlichen Reformen reden, von denen kein Mensch weiß, woher sie kommen sollen.

Schon kleine Änderungen könnten helfen

Stattdessen wäre den Millionen von Hartz-IV-Empfängern mit kleinen Änderungen sehr geholfen. Zum Beispiel, indem man „einmalige Leistungen“ für Hausgerätereparaturen wieder einführt., indem man ein Nahverkehrsmonatsticket finanziert, Brillen problemlos bezahlt. Aber über solche schon früher geforderten Änderungen gäbe es Verteilungsdiskussionen. Diese werden nicht einfacher dadurch, dass immer mehr Flüchtlinge unter den Hartz-IV-Beziehern sind. Da ist es leichter, um die sozialen Fragen ein bisschen Kunstnebel zu erzeugen.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Mehr Stellen in der Pflege hat Gesundheitsminister Spahn gerade wieder im Zeitungsinterview gefordert. Deutlich verbesserte Personalschlüssel und höhere Entgelte in den Heimen würden mehr Geld aus den Pflegekassen erfordern und damit höhere Beiträge. Das aber will die Große Ko­ali­tion nicht, schließlich hat man den ArbeitnehmerInnen vollmundig Entlastung von den Abgaben versprochen. Also wird auch in der Pflege herumgeredet. 38.000 zusätzliche Stellen in der Pflege würden übrigens etwa 0,1 Prozent mehr vom Bruttoeinkommen als Pflegeversicherungsbeitrag kosten.

Vielleicht wollen viele WählerInnen die Wahrheit gar nicht so genau wissen. Das zumindest glaubt die Regierung. Es erscheint sicherer, auf Vereinfachungen, Personalisierungen und die Kurzlebigkeit im medialen Traffic zu setzen. Die Wirklichkeit ist unsexy. Vielleicht macht sie auch ein bisschen Angst.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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21 Kommentare

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  • Das ist eine alte Geschichte: "Es gibt viel Lärm, doch die rituelle Empörung blockiert ernsthafte Debatten!"

    Shakespeare nannte das "much a do about nothing!"

    Leider meint es unsere "Regierung" mit uns nicht sehr ernst? Wir sollten u8ns selbst regieren! MARX meinte mit dem KAITAL, das was wir im Kopf (caput) haben, Also selbst denken, denn der Klügere gibt nicht nach.

    Sogar die Schein-Kluge AfD behauptet in ihrem Program "7.6 Der Islam im Spannungsverhältnis zu unserer Werteordnung 48" er gehöre nicht zu Deutschland, benutzt aber gleichzeitig "arabische Zahlen" zur Nummerierung.

    Unsere Kultur ist am Ende? Sogar unser Kulturminister aus dem Bayerischen Wald nageln sich bereits eigene Kreuze über ihre Türen!

  • der Alptraum in den Pflegeberufen, begann mit dem Anstieg der privatisierten Krankenhäuser, das wird manchmal vergessen. Häufig wird auf den demographischen Faktor hingewiesen, das ist aber falsch. Die großen Klinikkonzerne arbeiten de facto mit den Krankenkassen zusammen und bei beiden explodieren die Gewinne. Der Beruf war schon immer schwer auch zu Zeiten als die Häuser beim Staat waren jetzt ist er unmöglich. die APO-Inititative hier in HH ein Bündnis, das sich für die Verbesserung des Pflegeschlüssels auf den Stationen in den Schichten einsetzt hat aus dem Stand heraus knapp 30.000 Unterschriften gesammelt. die SPD hier in HH will das nicht sehen. Parallel dazu hat jetzt der Chef von Asklepios einen Jubel-Artikel in der FAZ bekommen über seine Laufbahn vom Bauernsohn zum Milliardär. Noch Fragen ?-Das System ist kaputt, das merkt jetzt auch das Bürgertum und unterschreibt, wird aber nix nützen. Danke Frau Dribbusch, guter Artikel..

  • An ALLE hier:

    bitte, bitte ansehen.

    Wer da noch dagegen sein kann, hat nicht zugehört… https://www.arte.tv/...grundeinkommen/

     

    Aber vielleicht haben ja alle nur Angst vor der Freiheit…

     

    Der Sklave will nicht frei sein, er will Sklavenaufseher sein.

     

    Das BGE würde das überwinden helfen, Gleichberechtigung schaffen, Freiheit schaffen, neue Perspektiven öffnen, Zufriedenheit herstellen, Krankheiten vermindern, usw., usw..

    Aber ich wiederhol' mich.

     

    Anschauen – unbedingt.

    Ist bis 16.04. in Mediathek von arte zu sehen.

  • Jedes Mal, wenn ich Politiker über Hartz IV oder Kosten der Pflege oder Krankenversorgung reden höre, stellen sich mir die Nackenhaare hoch.

     

    Da sprechen Menschen, mit einem unanständig hohen Einkommen über Dinge, von denen sie niemals betroffen waren oder sein werden und machen damit Polemik!

     

    Seit 1998 bin ich auf Grund einer genetischen Erkrankung Frührentner und seit 2010, da wurde ich in einem Krankenhaus mit dem MRSA Keim infiziert, endgültig nicht mehr arbeitsfähig!

     

    seit diesem Zeitpunkt bekomme ich nicht einmal mehr die geringste Anwendung zur Mobilisierung von der Krankenkasse bezahlt.

    Wäre ich nicht in der glücklichen Situation einige Jahre in der Schweiz gelebt und gearbeitet zu haben, würde ich auch auf die Zahlungen des Staates angewiesen!

     

    Da ich aber auch alleinerziehender Vater einer Tochter im Schulalter bin, ist es mit meiner finanziellen Sicherheit auch nicht besonders Weit her. Jeden Antrag, den ich bisher gestellt habe, zur Unterstützung meiner Tochter, wurde auf Grund meiner angeblich zu hohen Rente abgelehnt, obwohl mein Einkommen geringer ist, als von so manch einer alleinerziehenden Arbeitenden Person ist.

    Als erstes wird mir immer wieder unterstellt, dass meine Anträge nicht rechtens sind, so dass ich jedes mal aufs Neue beweisen muss, dass meine Tochter auch tatsächlich bei lebt.

    Abgelehnt werden die Anträge meist mit meiner zu hohen Rente, die Sonderausgaben, für die Medikation meiner Krankheit werden aber nicht anerkannt!

     

    Es ist ein Unding, wie die Politik mit den Belangen der Menschen in diesem Land umgeht, sobald sie nicht mehr zu der arbeitenden, Gutverdienenden Schicht gehört, selbst wenn sie dazu einmal gehört haben. Es geht doch nur noch darum eine Mittelschicht als Wähler zu festigen, während alle anderen, so wie Hartz IV Empfänger, alte, Pflegebedürftige und kranke Menschen aus zu grenzen!

     

    Trotz dieser Überschüsse auf Kosten der Versicherten, werden Leistungen permanent gekürzt!

     

    Sind Rücklagen wichtiger als die Gesundheit??

  • „Menschen zu pflegen ist ein verantwortungsvoller Beruf, der viel Wertschätzung und Anerkennung verdient“, sagte Bundesministerin Dr. Giffey. „Mich beeindruckt, was die Pflegekräfte des Seniorenzentrums St. Elisabeth tagtäglich leisten. Das, was ich heute gesehen und gehört habe von Pflegerinnen und Pflegern, Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen ist für mich eine wichtige Grundlage, um gute Politik machen zu können.“

     

    Ministerpräsident Woidke sagte: „Die langfristige Sicherung der pflegerischen Versorgung ist eine der größten Herausforderungen, vor der wir stehen. Es bedarf einer gemeinsamen Kraftanstrengung und verlässlicher Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen und natürlich auch der Stärkung des Ehrenamtes.“

     

    „Schon wegen des akuten Fachkräftemangels muss der Beruf durch gute Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne attraktiver werden. Dafür werde ich mich einsetzen“, versprach Ministerin Giffey.

    https://www.caritas.de/fuerprofis/presse/pressemeldungen/fachkraefte-in-der-pflege-staerken

     

    Schritte für Verbesserungen dürfen nicht zu klein ausfallen! Die Höhe von Löhnen für Pfleger und Arbeitsbedingungen müssen deutlich erhöht bzw. stark verbessert werden. Und es darf nicht all zu lange dauern, bis pflegebedürftige Menschen menschenwürdige Bedingungen endlich bekommen.

     

    Jedes Menschenleben hat keinen Platz für taktische politische Manöver!

    • @Stefan Mustermann:

      Ihre Unterstellung eines taktischen politischen Manövers ist ein selbiges per se.

  • "Heute geht es nur noch um Maskierung." Schlusssatz von Wolfgang Leiberg (06.04., 19:44 Uhr). Ich würde noch hinzufügen: Wir leben in einer Schein-Demokratie, in einer Illusion.

     

    Anders ist es nicht zu erklären, dass alle immer alles in Reden erklären, verharmlosen, aussitzen, provozieren und dann:

     

    NICHTS.

     

    Es geschieht einfach – nichts.

     

    Wann fordern wir alle endlich UNÜBERSEH- und UNÜBERHÖRBAR Veränderung, Tätigkeit, Gerechtigkeit ein?

     

    Worauf warten denn alle immer?

    "Die da oben" haben gar keinen Anlass etwas zu ändern – läuft doch.

     

    Die Untertanen halten die Fr…sse. Läuft.

     

    Und: Danke Frau Dribbusch für den Artikel.

  • Nachtrag

     

    Merke: Auch alte Menschen sind kein Schlachtvieh auf dem Abstellgleis der deutschen Wohlstands-, Konsum- und Reichtumsgesellschaft. Auch alte Menschen haben ein Menschenrecht auf einen humanistischen Umgang und auf ihre persönliche Beachtung. Dafür bedarf es gebildete, (persönlich) geeignete und hochqualifizierte Persönlichkeiten im Berufsfeld und in der beruflichen Tätigkeit der Altenpflege! Die auch dementsprechend mit Arbeitslohn vergütet und bezahlt werden muss!

     

    07.04.2018, R.S.

  • ***-): Danke Frau Dribbusch für ihre klaren Ausführungen.

     

    Das Herumgeschwurbel aller bürgerlichen Parlamentsparteien löst kein einziges sozial- und gesellschaftspolitisches Problem. Nicht in der Familienzusammenführung, nicht bei der sprachlichen, schulischen und beruflichen Integration von migrantischen und muslimischen Familien: Patriarchen, Frauen und Kindern. Auch nicht in der Pflege und Versorgung von Kranken und Behinderten. Auch Spahns Staubsaugermethode, Pflegekräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern abzuwerben, löst kein Gegenwarts- und Zukunftsproblem in der bundesdeutschen Altenpflege.

     

    So gab es bereits in der zurückliegenden Zeit die Absicht Arbeitskräfte für die Altenpflege aus China anzuheuern. Dabei fehlen in China, nicht erst seit heute, mehrere Millionen qualifizierte Altenpfleger*innen. Mehr als 85 Prozent der in der chinesischen Altenpflege beschäftigten Menschen haben keine entsprechende Berufsausbildung (und rund 260 Millionen Menschen befinden sich bereits im Rentenalter).

     

    In meiner Verwandtschaft befinden sich berufstätige und hochqualifizierte Frauen seit Jahrzehnten in der gesellschaftlichen Sozialarbeit, Krankenpflege und Altenpflege. Häufig fehlt es den deutschen und migrantischen Hilfskräften an der erforderlichen Qualifikation und Sprachbildung.

     

    Auch in der Altenpflege kann und darf man nicht nur einen oberflächlichen und unqualifizierten Umgang mit (alten und hilfsbedürftigen) Menschen führen. Es bedarf auch hier einer entsprechenden beruflichen Qualifikation und persönlichen Eignung. Dazu gehört es auch, nicht die alten Menschen abzufüttern und auf ‘Rollschuhen’ im schnellen Durchlauf bis zu deren ‘baldigen’ Lebensende zu versorgen, sondern sich auch in ihrer Sprache zu unterhalten und mit ihnen kommunizierend auszutauschen. Das fehlt sehr häufig bei deren (unqualifizierten) Abfertigung. Insbesondere auch dann, wenn die angeworbenen Hilfskräfte über keine Sprachbildung und (kulturelle) Verständigungsbefähigung verfügen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    @HUGO

     

    Ich verstehe und teile Ihren Zorn über die armseligen sozialen Zustände in diesem Land. Allerdings verstehe ich nicht, dass Sie diesen Zorn jetzt auf Barbara Dribbusch richten statt auf Politik und Administration.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Die (auf die Schnelle gefundene) billigste neue Waschmaschine kostet 200 €. Reicht das für den Zorn auf die Autorin oder muß ich wirklich weiter ausholen?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Hugo:

        Ich verstehe und teile Ihren Zorn, wenn Sie eine neue Waschmaschine brauchen und sich diese nicht kaufen können, weil es von Amts wegen kein Geld dafür gibt.

         

        Ich verstehe und teile den Zorn darüber, dass Menschen in Deutschland ob durch HartzIV oder eine "Grundsicherung" kurz gehalten werden, die vieles nicht sichert.

         

        Ich verstehe und teile noch viel mehr.

         

        Gleichwohl habe ich nirgends etwas davon gelesen, dass die Autorin mit ihren Vorschlägen die soziale Frage für gelöst hält.

  • Sie hinken mit dem Artikel hinterher. Auf SPON wird Hartz IV (Synonym für: Sozialdemokratie) aufs Neue gefeiert. Massensanktionierung zugunsten einer bereits erfolgreichen Wirtschaftsform wird zum herausragenden politischen Erfolg stilisiert.

    Wenn die Linke einen Blumentopf gewinnen möchte, soll sie diejenigen die sie verkrault hat, möglichst schnell wieder einsammeln und eine neue Bewegung starten. Bis dahin sehen die Leute Schauspielern, die sie im Trash TV nicht mehr sehen wollen, in deren neuen Rolle im Parlament zu. Sie erleben den Genuß, dafür bezahlen zu müssen.

    In einer unverblümt nicht gebildeten Bedarfsgemeinschaft werden zuerst Lügner und Betrüger, dann Schauspieler und Möchtegerne, dann Handlanger und Schattenaktivisten, dann die Herrschaft und ihre Eingeweihten bedient. Der Zentralismus hat sein Ableben verhindern können, sorgt folgerichtig für das Ableben anderer. Das stinkt nicht zum Himmel, es menschelt halt sehr.

  • "Stattdessen wäre den Millionen von Hartz-IV-Empfängern mit kleinen Änderungen sehr geholfen. Zum Beispiel, indem man „einmalige Leistungen“ für Hausgerätereparaturen wieder einführt., indem man ein Nahverkehrsmonatsticket finanziert, Brillen problemlos bezahlt."

    Toll, Barbara Dribbusch, die 10 jahre alte Billig-Waschmaschine der alleinerziehenden Mama hat die Hufe hochgemacht, erstmal muß die noch reparierbar sein und dann erst nen Antrag auf Kostenübernahme stellen und so ca. Weihnachten kann wieder Wäsche gewaschen werden... Jemanden zu finden, der überhaupt noch repariert, viel Spaß beim Suchen, dank bezahltem ÖPNV-Ticket ja und neuer Brille garkein Problem, genug Zeit hat ja die arbeitssuchende Mama. Das steht den tollen Vorschläge von gut alimentierten Politikern in nix nach!

    Residenzpflicht, Betteln beim Amt, schwachsinnige Maßnahmen, Mindestlohn der ein schlechter Scherz ist, Mietwucher ohne politisches Einschreiten etc.pp. bißchen Kosmetik hilft da soi ca. nix bis garnix.

    • @Hugo:

      Bei HARTZ IV könnte man zuerst damit beginnen, alle Sanktionen zu verbieten, keine Zwangsräumungen zulassen und keine Zwangsumzüge fördern und fordern. Das ist sowieso verfassungswidrig. Die nächsten Generationen werden über HARTZ wie über einen Schandfleck der Bundesrepublik Deutschland sprechen.

       

      Wichtig ist es, dass Zeitungen wie taz, die sich für Menschenrechte einsetzen, dass immer wieder und immer mehr diskutieren. Leider gibt es solche Zeitungen wie Bild, die AfD Rhetorik bei sozialen Themen zu eigen machen. So wies diese Zeitung kürzlich darauf hin, dass von etwa 6 Millionen HARTZ IV Empfängern ein Drittel Migranten ausmachen. So kommen dann automatisch folgende Fragen in den Sinn. Sind Migranten keine ebenbürtigen Menschen? Und was ist eigentlich mit den 4 Millionen ethnischen Deutschen, die arbeitslos sind? Sind sie nach Bild-Rhetorik gleichwertig mit den arbeitenden Menschen zu bewerten?

       

      HARTZ IV wird für die SPD zum Schicksaal in 2021. Viele Menschen erwarten massive Veränderungen und Versöhnungspolitik ala Willy Brandt. Auch Mietenpolitik und Mindestlohn (Ausnahmen) etc. haben der SPD massiv geschadet.

      https://www.youtube.com/watch?v=uIG3njPs4KY

  • Mindestlohn Reinigungsbranche (West): 10,30 €

     

    Mindestlohn Pflegebranche (West): 10,55 €

  • Rassismus und soziale Ungerechtigkeit erschüttern momentan die gesamte Europäische Union.

     

    Ruf nach Gerechtigkeit kommt wie ein Schrei aus Herzen vieler Menschen in Deutschland.

     

    Wer kann helfen? Vor allem muss man sich selber helfen!

     

    Es entstehen Bürgerbewegungen wie Mieterinitiativen in Deutschland, die sich vereinigen und andere Bevölkerungsruppen, die für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit sich einsetzen, gemeinsam zu agieren.

     

    Kann diese Bewegung etwas erreichen? Was sagt die Geschichte?

     

    Martin Luther King Jr. gilt als einer der herausragendsten Vertreter im gewaltfreien Kampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit und war zwischen Mitte der 1950er und Mitte der 1960er Jahre der bekannteste Sprecher des Civil Rights Movement, der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der US-Afroamerikaner. Er propagierte den zivilen Ungehorsam als Mittel gegen die politische Praxis der Rassentrennung (Racial segregation) in den Südstaaten der USA mit religiösen Begründungen und nahm an entsprechenden Aktionen teil.

     

    Wesentlich durch Kings Einsatz und Wirkkraft ist das Civil Rights Movement zu einer Massenbewegung geworden, die schließlich erreicht hat, dass die Rassentrennung gesetzlich aufgehoben und das uneingeschränkte Wahlrecht für die schwarze Bevölkerung der US-Südstaaten eingeführt wurde. Wegen seines Engagements für soziale Gerechtigkeit erhielt er 1964 den Friedensnobelpreis. Am 4. April 1968 wurde King bei dem Attentat in Memphis, Tennessee erschossen.

  • „38.000 zusätzliche Stellen in der Pflege würden übrigens etwa 0,1 Prozent mehr vom Bruttoeinkommen als Pflegeversicherungsbeitrag kosten.“

     

    Das kann, muss aber nicht unbedingt sein.

     

    28 MILLIARDEN EURO gibt es, um unter anderem Krankenpflege in Deutschland endlich Menschenwürdig zu machen!!!

     

    Die gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr einem Bericht zufolge einen Überschuss von 3,1 Milliarden Euro erzielt. Damit würden die Rücklagen und Reserven der noch 110 Kassen auf 19 Milliarden Euro steigen.

     

    Das berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nach eigenen Recherchen. Zusammen mit den von Fachleuten auf 9 Milliarden Euro kalkulierten Rücklagen im Gesundheitsfonds ergebe sich daraus eine Gesamt-Reserve im Gesundheitssystem von 28 Milliarden Euro.

     

    Im Vergleich der Kassenarten melden die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) in einer Umfrage der Zeitung mit 1,45 Milliarden Euro den höchsten Überschuss, die Ersatzkassen kamen auf 1,2 Milliarden Euro. Die Betriebskrankenkassen weiteten ihr Plus auf 295 Millionen Euro aus, die Knappschaft auf 102 Millionen Euro. Die Innungskassen drehten das Vorjahresminus in einen Überschuss von 174 Millionen Euro.

    Deutschlands größte Krankenkasse, die TK, nannte laut "FAZ" einen Gewinn von 561 Millionen Euro. Die Nummer zwei am Markt, die Barmer, kommt demnach auf 213 Millionen Euro, die DAK als drittgrößte Kasse auf 263 Millionen Euro.

     

    "Der Gesetzlichen Krankenversicherung geht es so gut wie lange nicht mehr", sagte der AOK-Bundesvorsitzende Martin Litsch der "FAZ". Grund dafür sei auch die gute Konjunktur, "die die Kassen nutzen sollten, um für schlechtere Zeiten vorzusorgen und an der eigenen Wettbewerbsfähigkeit arbeiten".

    http://www.rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/krankenkassen-erzielen-2017-milliarden-ueberschuss-aid-1.7413373

     

    Wenn die Politik nicht endlich damit beginnt, jährlich einen Teil der Überschüsse und Reserven für Pflege und Krankenbehandlung auszugeben, dann wird immer weniger davon sein!

  • Völlig richtig erkannt. Das läuft schon seit Jahren so. Hartz 4 selbst war doch nichts als eine populistische Maßnahme, um es so aussehen zu lassen, als würde man die Arbeitslosigkeit bekämpfen. In Wirklichkeit schuf man ein Bürokratiemoster, das Arbeitslose von einer sinnlosen Maßnahme in die andere verschiebt, um sie aus der Statistik zu entfernen. Ich wage mal zu behaupten, daß ein normaler Erwachsener kein achtwöchiges Bewerbungstraining braucht, keinen Spielzeugsupermarkt, in dem er leere Packungen einsortiert, und daß Schneeschippen nicht fit für den ersten Arbeitsmarkt macht.

     

    Aber Hauptsache, es sieht so aus, als ob was passiert. Genau wie damals bei der Bundeswehr: Keiner weiß, was er tut, aber alle sind irre am Machen. Und dann: tarnen, täuschen, verpissen.

  • Reicht doch vollkommen aus, das Theater, um für einen ein Gefühl des Bedauerns zu erhaschen, die Spiegelneuronen kurz aufblitzen zulassen, doch sich danach freudig im Bewusstsein wieder zu finden, es geht einem ja nicht selbst so. Schauspieler spielen kein Programm, was die Mehrheit des Publikums nicht möchte. Als solche machen Politiker alles richtig.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ein sehr kluger Artikel, der die Mechanismen einer "Politik" benennt, die gänzlich unpolitisch ist und nur einen Zweck verfolgt: Entpolitisierung der Massen. "Politik" dieser Machart: ein unerträgliches, leicht durchschaubares Schmierentheater. Was waren das noch für Zeiten, in denen unsympathische Gestalten ihre verschwurbelten Gedanken offen vortrugen. Heute geht es nur noch um Maskierung.