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SPD und Sozialdemokratie in EuropaVon den Freunden lernen

Die Sozialdemokratie ist in der Krise: Was sich die SPD von den europäischen Schwesterparteien abschauen könnte. Fünf taz-Autoren haben sich in Europa umgehört.

Nur eine Krise? Oder steht der Zusammenbruch bevor? Die Sozialdemokratie im Abseits Foto: Jens Gyarmaty

Hoch schwingt der Arbeiter die Hacke über seinen Kopf. Die Sehnen spannen sich unter dem roten Hemd. Beherzt geht er der Schlangenbrut zu Leibe, die an seinen Beinen emporkriechen will. Allerlei Ungemach, dargestellt durch bedrohliche Reptilien: „Hungersnot“, „Kriegsleid“, „Kapitalismus“, „Lebensmittelwucher“. Darunter steht ein Aufruf, die Sociaal-Democratische Arbeiderspartij zu wählen.

Ein Nachdruck des fast hundert Jahre alten Wahlplakats hängt in einer Sitzecke im Büro der Partij van de Arbeid (PvdA). Tradition steht bei den niederländischen Sozialdemokraten wieder hoch im Kurs. Die Ärmel wollen sie hochkrempeln, in den Kampf ziehen gegen die Übel ihrer Zeit. Und gegen ihre eigenen: Identitätskrise, Entfremdung von der Basis, Wahldesaster.

Vor neun Monaten stürzte die PvdA bei den Parlamentswahlen ab. Weniger als 6 Prozent. 2012 war sie mit 25 Prozent noch fast stärkste Partei geworden. Das Desaster war die Quittung für die Koalition mit der marktliberalen VVD von Premier Mark Rutte. Die PvdA hatte, um die Wirtschaftskrise zu überwinden, Sparpolitik und Kürzungen der Sozialausgaben mitgetragen. So wurden die stolzen Sozialdemokraten zu einer Kleinpartei, zerrieben zwischen Rechtspopulisten und Jesse Klavers frischen „GroenLinks“, die Multikulti mit klassischem Sozialstaat mixen.

Der Blick auf die Trümmer der PvdA müsste den SPD-Genossen zu denken geben. Denn die deutschen und die niederländischen Sozialdemokraten ähneln sich. Beide wurzelten tief in der Arbeiterbewegung und wandelten sich zu proeuropäischen Mitteparteien der Bildungaufsteiger. Die aktuelle Parallele ist deutlich: erst Mitregieren als Juniorpartner einer liberal-konservativen Partei, danach der Niedergang. Das Debakel in Den Haag zeigt, was der SPD blühen kann.

In der kommenden Woche wird die SPD auf ihrem Parteitag beraten: Große Koalition? Oder besser Merkel eine Minderheitsregierung anbieten?

Sozialdemokratie vor dem Zusammenbruch

Die Sozialdemokratie in Europa ist nicht mehr nur im Krisenmodus, sie nähert sich mancherorts dem Zusammenbruch. Nicht nur in den Niederlanden, auch in Frankreich und Griechenland wurden die altehrwürdigen Parteien pulverisiert. Die Symptome sind überall ähnlich: Die Aufsteigergeneration hat die Verbindungen zu ihrer Herkunft gekappt. Wo es ärmlich und ungemütlich zugeht, im Mannheimer Norden, den Vororten von Rotterdam oder den Randbezirken von Wien, laufen frühere Stammwähler zu den Rechtspopulisten über. Die Parteiapparate schauen hilflos zu. Die Abgehängten und das Dienstleistungsproletariat setzen nicht mehr auf die saturierten Sozialdemokraten. Und die erfolgreichen, jungen Globalisierungsgewinner finden So­zial­demokratie voll 20. Jahrhundert.

Überall nur Niedergang? Nicht ganz. Amaya Viar, 23, Kunststudentin, sitzt in ihrem Lieblingscafé in Hackney im Osten Londons, wo Shabby Chic auf exzellentes Essen trifft. Die welligen Haare hat sie sich nach oben gesteckt, sie trägt dezentes Make-up. Sie ist hier aufgewachsen. Das Viertel war arm, seit Längerem rollt die Gentrifizierungswelle. „Meine Mutter ist Französin, mein Vater Spanier, und ich fühle mich als Europäerin“, sagt Viar. Das sei im Brexit-Großbritannien schon ein politisches Statement, bemerkt sie mit sanftem Lächeln. Ihre Mutter zog sie allein groß, das war nicht einfach für die schlecht bezahlte Lehrerin. Heute lebt Viar noch immer bei ihrer Mutter: „Ich würde gern selbstständig leben, aber es geht nun mal nicht“, sagt sie. Eine eigene Wohnung in London ist für sie unerschwinglich.

Für Politik hat sie sich nie interessiert. Bis vor zwei Jahren Labour einen neuen Chef suchte. „Da gab es einen exzentrischen Kandidaten, der gegen Atomwaffen war, prinzipientreu und die Verstaatlichung der Eisenbahn forderte“, erzählt sie.

Jeremy Corbyn wurde gewählt. Und Viar staunte. Politiker hatte sie bis dahin für Leute gehalten, „die alles Mögliche versprechen und nach Wahlen alles vergessen“. So wie die Liberaldemokraten, die vor den Wahlen 2010 versprachen, dass die Studiengebühren nicht erhöht würden. Danach regierten sie mit den konservativen Tories und machten genau das Gegenteil. Viars Studium kostet sie nun 9.000 Pfund pro Jahr. Das Geld bekommt sie zwar vom Staat, aber als Darlehen. Wenn sie fertig ist, wird sie 50.000 Pfund Schulden haben. Viel Geld.

Auch deshalb ist Viar vor ein paar Monaten Labour beigetreten. Weil Jeremy Corbyn Studiengebühren und Sparpolitik abschaffen will. Die habe, so sieht es die Studentin, nicht nur sozial Schwachen geschadet, sondern auch den Kunstsektor, in dem sie arbeiten will, ausgetrocknet. Geld fehlt auch den Schulen – dort, wo ihre Mutter arbeitet. Manches sieht sie auch an Corbyn skeptisch, etwa seine unklare Haltung zur EU vor dem Brexit-Referendum. Und wenn der Labour-Chef vom Weltfrieden redet, scheint Viar das ein allzu „idealistisches Ziel“.

Mischung aus Christian Ströbele und Rudolf Dressler

Erstaunlich aber ist, dass der 68-jährige Corbyn, der seit 1983 im Unterhaus sitzt, bei Jüngeren so gut ankommt. Das ist ein Grund für seinen Überraschungserfolg bei den Wahlen 2017, als Labour nur knapp hinter den Tories landete und 40 Prozent bekam – 10 Prozent mehr als 2015. Dabei war der neue Star jahrzehntelang krasser Außenseiter gewesen. Als er wegen eines missglückten taktischen Manövers seiner Gegner Labour-Chef wurde, bekämpfte ihn fast die gesamte Partei­elite. Viele prophezeiten der Partei den Untergang, allen voran Ex-Premier Tony Blair, der davon abriet, Labour zu wählen.

Corbyn als Labour-Chef – das ist so, als wäre eine Mischung aus Christian Ströbele und Rudolf Dressler erst SPD-Chef geworden und dann beinahe noch Kanzler. Warum hat der bespöttelte Traditionssozialist, der im Unterhaus mehr als 500-mal gegen die eigene Fraktion stimmte, plötzlich Erfolg?

Das eiserne Gesetz, dass Labour nur in der Mitte Wahlen gewinnt, gilt nicht mehr. Die konservative Denkfabrik Legatum stellte bei einer Umfrage fest, dass die Briten – auch die konservativen – für die Verstaatlichung der Bahn und anderer Unternehmen sind und sogar mehr Steuern zahlen würden, um das nationale Gesundheitssystem auf Vordermann zu bringen. Bei „Kapitalismus“ denken die meisten Briten an „habgierig“, „selbstsüchtig“ und „korrupt“, stellte Legatum betrübt fest.

Corbyns Programm passt exakt zu dieser Stimmung. Er will die Steuern für Superreiche erhöhen und den Sozialstaat renovieren. Kunststudentin Viar sagt: „Corbyn strahlt etwas Verlässliches aus, wie eine Art Großvater, auf dessen Erfahrung man sich stützen kann.“ Diesen Enthusiasmus teilt sie mit vielen Altersgenossen. Zehntausende Junge sind in die Partei eingetreten. Labour wuchs von 200.000 auf rund 550.000 Mitglieder. Vergleichbares gab es in Deutschland nur Anfang der 70er Jahre, als Hunderttausende Jüngere in der „Willy wählen“-Euphorie die SPD enterten und nach links rückten.

In Großbritannien haben Millionen Jüngere Corbyn gewählt. Bei der Brexit-Abstimmung wählten nur 43 Prozent der unter 35-Jährigen – bei der Parlamentswahl im Juni waren es 72 Prozent. Und fast zwei Drittel machten ihr Kreuz bei Corbyn.

Und es gibt einen regelrechten Kult um den linken Chef. Beim letzten Parteitag riefen die Labour-Unterstützer minutenlang im Chor: „Oh, Jeremy Corbyn!“ Einige Delegierte trugen Strumpfhosen, auf denen Corbyns Gesicht gedruckt war.

Das Neue braucht den Bruch mit dem Alten

Amaya Viar ist keine Politaktvistin geworden. Sie will vor allem ihr Studium durchziehen. Aber sie hat einen Traum, den viele ihrer Generation teilen. „Ich will gute Schulen, ein Gesundheitssystem für alle, faire Renten für Leute wie meine Mutter, billigeres Wohnen, solche Dinge eben. Es muss keine Revolution sein“, sagt sie. „Es muss nur fairer sein, hier in Hackney und überall.“

Es muss keine Revolution sein. Es muss nur etwas fairer zugehen, hier in Hackney und überall

Amaya Viar

Kann die SPD vom Aufschwung der Linken im Königreich etwas lernen? Manche bestimmt. Etwa SPD-Mann Thomas Oppermann. Der kanzelte Jeremy Corbyn noch ein paar Wochen vor Labours Fastwahlsieg als „Altlinken“ ab, der die Partei in „eine katastrophale Niederlage“ führe. Diese Niederlage erlebte allerdings Oppermanns SPD am 24. September.

Also muss die SPD nur weiter nach links rücken – dann wird alles gut? Das ist zu einfach. Eine schlichte Blaupause für die SPD ist Corbyns Erfolg nicht. Denn der basiert auch auf dem Mehrheitswahlrecht und auf der be­sonderen Lage nach der Brexit-Entscheidung. Deshalb konnte Labour verschiedene Milieus an sich binden: radikale Aktivisten, die hierzulande Linkspartei-Fans wären, ebenso wie linksliberale Proeuropäer, die hier­zulande grün wählen. Und: Die so­ziale Kluft ist in Großbritannien tiefer als in Deutschland. Der reiche Südosten blüht, der Rest des Landes nicht. Die reichsten tausend Briten verdienten 2016 14 Prozent mehr als im Vorjahr.

Doch Corbyn hat gezeigt, dass man urbane Hipster und traditionelle Arbeitermilieus erreichen kann, die weltoffene Kunststudentin in London und den Pro-Brexit-Malocher in ­Wales. Auch ehemalige Traditionswähler, die zuvor in Scharen zu der rechtspopulistischen Anti-EU-Partei Ukip abgewandert waren, kehrten nach dem Brexit zu Corbyn zurück.

Labours Wiederaufstieg zeigt deshalb etwas, was für die SPD interessant ist. Das Neue braucht den Bruch mit dem Alten, mit Blair und Schröder. Bewegung gibt es nur, wenn die Beharrungskraft der alten Parteieliten überwunden wird.

SPÖler müssen sich einiges anhören

In Österreich ließ die Große Koalition, das ewige Bündnis von SPÖ und ÖVP, die Rechtspopulisten groß werden. Marcus Schober steht im Wildganshof, einem der großen traditionellen Gemeindebauten in Wien. Mehr als 2.000 Einwohner leben in dem in den 1930er Jahren errichteten sozialen Wohnungsbau. Er liegt an der Grenzen zwischen Innenstadt und Vorstadtbezirk. Die Einkommen sind niedrig, die Reichen und Wichtigen fern. Der Wildganshof ist eine jener Gegenden, in der die rechtsradikale FPÖ mit ausländerfeindlichen und sozialpopulistischen Parolen der SPÖ seit Jahren zusetzt. Bei Wahlen liegen SPÖ und FPÖ hier gleichauf.

Wenn man als SPÖler hier an die Tür klopft, muss man sich schon mal anhören: ‚Schleicht'seuch, Orschlöcher‘ 

Marcus Schober

Schober ist Chef des SPÖ-Ortsvereins, die in Wien „Sektion“ heißen. Der Wildganshof ist für Sozialdemokraten schwieriges Terrain. „Wenn man als SPÖler an die Tür klopft, muss man sich schon mal anhören: ‚Schleicht’s euch, Orschlöcher‘ “, sagt Schober. Und: „Wir versuchen seit zwei Jahren, die Sektion wieder zu beleben.“ Mit Hoffesten, bei denen getratscht und gegrillt wird – und bei denen sich Leute näherkommen, die sonst nur nebeneinander herleben. „Beim ersten Fest saßen noch die alteingesessenen Österreicher auf den Bierbänken, die türkischstämmigen Österreicher auf Abstand auf der Wiese“, erzählt Schober. Neuerdings sitzt man nebeneinander.

In diesem Sommer strichen SPÖ-Aktivisten, Hofbewohner und Künstler vergammelte Parkbänke neu. Der „Tatort“-Darsteller Harry Krassnitzer legte bei der Hausrenovierung im Blaumann Hand an. Die Präsenz der SPÖ nutzt. Oft haben die Bewohner ärmerer Quartiere das Gefühl, dass sich niemand für sie interessiert – Nährboden für Rechtspopulisten.

So versucht die SPÖ-Ortsgruppe im Wildganshof modernes „Community Building“. 25 Aktive gibt es. Viele leben auch hier. Das ist wichtig. Denn mal kurz vor Wahlen die Unterschicht zu agitieren bringt nicht viel. „Ich erfahre auch sofort, wenn etwas nicht funktioniert, und sei es bloß, dass die Mülleimer überquellen“, sagt Schober.

Bei der Wahl im Herbst hat sich das ausgezahlt. Die SPÖ bekam im Wildganshof 36, die FPÖ nur 28 Prozent. Ein kleines Hoffnungszeichen. Denn das Problem der SPÖ sind gerade die unteren Mittelschichten, die lieber rechts wählen. Um die Abwanderung zur FPÖ zu stoppen, braucht die behäbige, zerstrittene SPÖ schwungvolle Aktivisten vor Ort. Doch Schober ist ein Einzelfall. In den Vorstädten der Metropolen, erst recht in den Dörfern mangelt es an zeitgemäßem Parteileben. Vitale Jüngere, wie sie in die Corbyn-Labour-Party strömen, fehlen der SPÖ, der staatsnahen Regierungspartei, schon lange.

Politik nah an die Leute bringen

Also zurück zu den Wurzeln? Sigmar Gabriel befand schon 2009, dass die SPD wieder „raus ins Leben muss, wo es brodelt und gelegentlich stinkt“. Doch passiert ist nichts. Das ist wenig erstaunlich. Denn die sozialdemokratische Aufstiegserzählung beschreibt genau den anderen Weg: Raus aus den Vierteln, wo es mies riecht, rein in klimatisierte Büros, Verwaltungen, Universitäten. Aber vielleicht müssen die Sozialdemokraten, bei Strafe des Untergangs, doch wieder zurück an die Basis.

Denn Rettung kommt wohl, wenn überhaupt, von den gesellschaftlichen Rändern und von unten. „Unsere Politik muss nah bei den Leuten sein“, sagt Nelleke Vedelaar, die Frau, die die rui­nierte niederländischen Sozialdemokratie wiederaufbauen soll. „Sie treffen mich an einem Siegestag“, sagt die 40-Jährige strahlend. Es gibt, selten genug, was zu Feiern. In Leeuwarden, Provinz Friesland gewann die PvdA Lokalwahlen. Vielleicht ein erstes Zeichen. Vedelaar, zuvor siebeneinhalb Jahre lang Sozialdezernentin in Zwolle, ist seit Oktober neue Parteichefin.

Sie trägt kurze dunkle Haare, Brille mit dünnem Rand. Sie kommt von unten. Ihr Vater war Zimmermann, ihre Mutter Saisonarbeiterin. Vedelaar hat fast ihr ganzes Leben an der Peripherie gewohnt – und sich zugleich in Den Haag an einem Institut für Urbanistik mit Großstadtproblemen befasst. Vielleicht keine schlechte Kombination.

Die Leute haben sich gefragt: Ist die Partij van de Arbeid noch für uns da, wenn wir sie brauchen?

Nelleke Vedelaar

Die neue Parteichefin wirkt zugleich resolut und warm. Aus der Kommunalpolitik hat sie den Fokus auf Grundbedürfnisse mitgebracht. Wohnung, Arbeit, Bildung, Gesundheit, Rente, die Zukunft der Kinder – das kleine Einmaleins und das große Versprechen der Sozialdemokratie. „Die Leute“, sagt Vedelaar selbstkritisch, „haben sich gefragt: Ist die PvdA noch für uns da, wenn wir sie brauchen?“ Den Absturz vom März sieht sie weniger als einmaligen Protest gegen die Koalition mit der VVD und die Sozialkürzungen denn als Resultat einer langen Entfremdung der Partei von ihrer Basis. „Eigentlich dauert das schon Jahrzehnte an: genau die Jahrzehnte, in denen PvdA-Politiker im Marktdenken mitgelaufen sind.“

„Jetzt retten wir die Partei“

Die Zeit von drittem Weg, Neuer Mitte oder New Labour, als Sozialdemokraten die neuen Liberalen zu sein glaubten, nennt man in den Niederlanden „paars“ – lila – nach der Vermischung der den Regierungsparteien zugeordneten Farben. Das Rot der PvdA mischte sich mit dem Blau der VVD und dem Grün der Linksliberalen D66. Es war die Zeit, als der Marktgedanke Einzug in die Sozialpolitik hielt.

Damals begann der Zerfall der PvdA-Klientel. Wer sich von der unsichtbaren Hand des Marktes in die Knie gezwungen fühlte, wandte sich den Sozialisten zu, andere im Zug der populistischen Revolte Pim Fortuyn und Geert Wilders. Bei den letzten Wahlen profitierten auch die progressiven D66 und GroenLinks von der Krise der Sozialdemokraten. Dazu kommt die neue Mi­gran­tenpartei DENK, die trotz oder gerade wegen bedenklicher AKP-Nähe in einem aufgeheizten identitätspolitischen Klima punkten konnte.

Nelleke Vedelaar will „verlorenes Vertrauen zurückgewinnen“. Kein origineller Satz. Aber die Parteichefin spricht aus Erfahrung. Ihre Eltern, sozialdemokratische Stammwähler, wandten sich schon vor Jahren anderen linken Parteien zu. Vedelaars Richtung ist klar: nach links. Den Manö­vrier­raum dafür hat die Partei sich geschaffen. Im Frühjahr weigerte sich die PvdA, als Mehrheitsbeschafferin bei der kriselnden Regierungsbildung einzuspringen. Bloß nicht als totaler Wahlverlierer auch noch regieren. „Das Land haben wir schon gerettet. Jetzt retten wir die Partei“, so lautete die Devise von PvdA-Politiker Jeroen Dijsselbloem, damals Finanzminister.

Das könnte für die deutschen Genossen ein Wink mit dem Zaunpfahl sein.

(AUTOREN: ROBERT MISIK, TOBIAS MÜLLER, STEFAN REINECKE, RALF SOTSCHECK, DANIEL ZYLBERSTAJN)

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23 Kommentare

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  • Für die Taz und ihre Autoren, ist aber Europa sehr klein. Außer NL, GB und A gibt es kein Europa?

     

    Nicht überall wo "Analyse" der TAZ drauf steht, ist gesamt Europa mit F, E, GR, FIN, Pl usw. drin.

     

    Die "Sozialdemokratie" in Europa besteht doch nicht nur aus drei Länder? Bei den Autoren der TAZ aber offensichtlich schon, damit die sog. Analyse auch seriös bei den Lesern ankommt.

    Macron ist ebeon so wenig "Sozialliberal" wie die CDU/CSU oder FDP, Grüne und jetzt die AfD. So aber verschwimmen die Konturen gewollt oder auch nicht, die TAZ passt sich nun auch mehr und mehr den Neoliberalismus an.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ach so, seit wann genau eigentlich finden radikale linke Aktivisten die Linkspartei gut?

    Klar gibt es sicherlich Sympathien, besonders mit selbst sehr aktiven Abgeordneten wie Juliane Nagel in Leipzig, aber das ist doch eher eine Hassliebe mit der Partei von Lafontain und Wagenknecht, bei L.'s Nähe zu verschwörungsideologischen Positionen, wie er sie etwa in Ramstein zur Schau getragen hat und nach dem zu urteilen, was viele radikale linke Aktivisten so über den Staat und das Kapital zu sagen haben.

     

    Vielfach wird doch die Linkspartei auch nur als Feigenblatt von Kapital und Staat wahrgenommen, das dazu beiträgt, eine Klassenherrschaft zu stützen, indem es seine, ohne dieses Feigenblatt entblößte, Scham bedeckt.

     

    Oder was wird bei der taz sonst so unter radikal verstanden?

    Was ist denn der Unterschied zwischen Aktivisten und radikalen Aktivisten?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Das letzte war eher polemisch gemeint, aber im Moment macht sich DIE LINKE Marke Lafontaine/Wagenknecht alles andere als beliebt in der radikalen oder progressiven Linken.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    " „Ich will gute Schulen, ein Gesundheitssystem für alle, faire Renten für Leute wie meine Mutter, billigeres Wohnen, solche Dinge eben. Es muss keine Revolution sein“, sagt sie. „Es muss nur fairer sein, hier in Hackney und überall.“ "

     

    Wenn "Fainess" einmal zu Gerechtigkeit führte, dann wäre das wirklich eine Revolution.

    Beim "fairen Deal" und "fairem Wettkamof" hat die "Fairness" ihren begriffsgeschichtlichen Ursprung.

     

    Fairness ist traditionell etwas ganz anderes Gerechtigkeit. Die Agenda 2010 etwa sollte mit der Deregulierung des Arbeitsmarktes "Fairness" im Wettbewerb mit anderes Staaten geschaffen werden, damit der Standort Deutschland "fair" im Wettbewerb bestehen kann nicht "benachteiligt" wird, also eigentlich eine Maßnahme gegen Diskriminierung, oder?

    Außerdem "Fairness" als Form des "fairen Deals" zwischen Prekariat und Volkswirtschaft, bei dem das Prekariat "fairerweise" eine Deregulierung ihrer Arbeitsbeziehungen zugunsten der Profite der Kapitalanleger widerspruchslos akzeptiert. Alles andere würde dem "fairen Wettbewerb" auch widersprechen. So viel "Fairness" muss schon sein.

     

    In der Championsleague etwa mag es zwar fair zugehen, nach sportlichen und wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten, gerecht ist es deswegen noch lange nicht.

    Auf die fehlenden Gerechtigkeit der Fairness weist unter anderem die Forderung nach einem Videobeweis hin. Hier in der taz wurde auch sehr stark dafür argumentiert, es bei der Fairness zu belassen und keine Gerechtigkeit vom Sport zu erwarten. Fehlurteile des oder der Schiedsrichter*in sind zu akzeptieren. Anders als Angeklagte im Gericht können Fußballer auf dem Platz nicht in Berufung gehen gegen das Urteil des Schiedsrichters.

    Heraus kam am bisherigen Ende der taz-internen Debatte dann auch, dass etwas mehr Gerechtigkeit doch nicht schaden könne und der Kompromiss gegenüber der Fairness, den Trainern einmal im Spiel die Möglichkeit zu geben, einen Videobeweis zu verlangen.

     

    Nur so viel zur Fairness. um "fair" zu sein.

  • Die Sozialdemokratie in Europa hat, meiner Meinung nach, das Problem das sie nicht mehr so einfach das Kapital unter Druck setzen kann wie früher. Wenn heute die Linken höhere Löhne fordern, was ja durchaus berechtigt ist, kontern die Arbeitgeber gleich mit abwanderung der Firmen und malen Schreckgespenster an die Wand das die Firmen gleich alle zugrunde gehen werden und Deutschland nicht mehr Wettbewerbsfähig ist usw...

    Das ist leider der Nachteil der Globalisierung.

  • Interessante Fragestellung, warum man nicht die schweizer SP mit in diese Betrachtungen einbezogen hat.

     

    Im Gegensatz zur deutschen SPD, die rot schwafelt aber so schwarz-gelb handelt, daß selbst die FDP manchmal rot wird, macht die schweizer SP nämlich wirklich real existierende sozialdemokratische Politik.

     

    Dies ist mit der wesentliche Hauptgrund dafür, warum die Schweiz so reich ist.

     

    Für konservative Betonköppe liegen diese offensichtlichen und vielfach bewiesenen Fakten allerdings auserhalb ihres selektiven Wahrnehmungsbereichs.

     

    Der Deutsche glaubt, der Reichtum der Schweiz stamme hauptsächlich von ausländischer Verbrecherkohle und geraubten jüdischen Vermögen, die sich die schweizer Banken einverleibt haben.

    Daher ist er davon überzeugt, daß auch er reicher würde, wenn man hohe Steuerbetrügereien eher nachsichtig behandelt und Banken Steuergelder in den Arsch blasen muß.

    Daß die Schweiz ein progressives Steuersystem hat, wo die Reichen immer mehr Steuern zahlen, je mehr sie verdienden (bis über 90%!) und sie nicht wegrennen, sondern in dieses Land ziehen, kann er schon wieder selektiv ausblenden.

     

    Nein, nein, der Deutsche ist zutiefst davon überzeugt, daß zunächst erst einmal die Wirtschaft angekurbelt werden muß, bevor man sich den "Luxus" hoher sozialer Standards leisten kann.

    Und das geht einzig nur, in dem man die Reichen immer mehr begünstig, was alle anderen der Schicksalsgemeinschaft dann halt mal eben so lange tragen müssen, bis das Wirtschaftswachstum dann explodiert.

     

    Daß die Reichen mit ihrer steuervergünstigten Kohle dann eben doch keine Arbeitsplätze schaffen, sondern die Knete ins Ausland schaffen und in Casinos verzocken, weiß der Deutsche auch zu erklären.

    Die Reichen haben einfach noch nicht genug Kohle.

    Wer mit seinem Geld nicht auskommt spielt Lotto.

     

    Die SPD ist selbst von diesem irrsinnigen Quatsch befallen.

    Und Deutschland braucht keine zweite CDU. Ein Original reicht völlig.

    • @Sabbelkopp:

      Nicht schlecht !

    • @Sabbelkopp:

      Die Schweiz ist deutlich basisdemokratischer organisiert als wir.

      Sie können die Parteien nicht mit Deutschland vergleichen weil die Wichtigkeit der Parteien selbst im politischen System ganz anders gewichtet ist.

  • Es reicht jetzt eigentlich mit der SPD. Nicht daß wir SPD wählen müssen, nachdem sie von der Basis weg ist. Jetzt sollen wir auch noch wählen müssen, wenn sie wieder zurück kommt. Da fallen mir gleich mehrere Alternativen gleichzeitig ein. Problem der SPD sind nicht die Bedingungen, derer sie nicht Herr wird, zu denen sie kein außer Regierungsabsicht nichts bieten kann. Das Problem ist schlicht innerhalb der SPD zu finden. Lösen sie dort das Problem, dann haben sie eine Partei die gewinnen kann.

  • Positive, durchgreifende Veränderungen geschehen sprunghaft.

    Egal ob “#metoo“ oder Masseneintritte neuer Wählerschichten in Parteien wie am Bespiel Labour.

    Ist das planbar? Nein, das ist das Ergebnis einer Entwicklung im Hintergrund, ein summatorischer Effekt der zuerst im Verborgenen stattfindet und dann ausbricht wie ein sich öffnendes Ventil.

    Ein planbarer sanfter Weg scheint unmöglich.

     

    Voraussetzung, zumindest in der Politik: Integre Führungspersönlichkeit die für sich diese Ziele verkörpert, lebt, vertritt, Idealerweise ein Kandidat der das durch seine Parteikarriere unterstreicht. Corbyn oder Sanders, die sind da die Beispiele.

    Unsere saturierten Poltitmillionäre in schwarzen Limousinen taugen da alle nur sehr bedingt. Insbesondere leider bei der SPD, da hier Wasser predigen und Wein trinken traditionell schlechter kommt als bei der Wählerschaft einer FDP.

  • Kleiner Tipp an die SPD, versuchst mal mit den Arbeitern, dann klappt es auch mit dem Kanzler.

     

    Anstatt sich mit Gender, Frauenquote, irgendwelchen dritten Geschlechtern, Multikulturell oder europäische Integration hinter der sich nur wieder eine Bankenrettung versteckt, sollte man sich alternativ mal mit gerechter Rente, Krankenversicherung, Miete, Stromkosten, der Rückabwicklung der Privatisierung oder der öffentlichen Sicherheit beschäftigen.

     

    Dem Arbeiter ist es nämlich scheißegal ob er von einem Mann oder einer Frau entlassen wird.

    • @delta:

      Ist ja schließlich so, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun hätte. Queere Menschen, Nicht-weiße Menschen und Transpersonen sind überdurchschnittlich von Obdachlosigkeit bedroht und überdurchschnittlich arm, gerade im Alter. Arbeiter*innen ind Deutschland sind überdurchschnittlich nicht-weiß aber unterdurchschnittlich in Gewerkschaften und politischen Parteien vertreten. Wer den weißen Arbeiter imaginiert, vergisst, dass dieser nur einen Bruchteil der armen Menschen in Deutschland ausmacht. Sozialdemokratische Politik im 21. Jahrhundert muss eben auch antirassistisch, antisexistisch und queerpositiv sein...

    • @delta:

      Der klassisch Arbeitende macht noch Ca. 25% aller Beschäftigten aus. Angestellte, Beamte und Selbstständige stellen ca. 75%.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @delta:

      Volle Zustimmung für Ihre klugen Ausführungen!

  • Hartz IV

    wirkt auch bei der SPD.

    Gut so!

    ...

  • Aus meiner Stuttgarter Talkessel Perspektive habe ich die Wahrhaftigkeit der CDU / FDP erfahren. Ein gewisser G. Oettinger hat Stuttgart 21 für 4,5 Mrd unterschrieben. Danach wurde er Europa zur Rettung geschenkt.

     

    Flucht hat eine Ursache im Bevölkerungswachstum und Kapitalismus. Teil 1 Flucht NZZ „Es sind 68 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht!

    Mich erstaunt, dass dies die deutschen Politiker erst nach der Wahl September 2017 erfahren haben.

    Asfa-Wossen Asserate beschreibt 2016 die neue Völkerwanderung: Wer Europa retten will, muß Afrika retten. Und Gunnar Heinsohn veröffentlicht am 20.01.17 den „Demographic War Index 2017 mit dem Ranking by country.

     

    Teil 2 Ökonomie: Als Ökonom und Kollege von Yanis Varoufakis hat mich sein Vorschlag (Video deutsch übersetzt) sehr beeindruckt.

    Wir haben unsere europäische Zukunft bereits 1929 erlebt! Was uns blühen wird, hat sich 2008 mit der Finanzkrise angekündigt. Die deutsche / europäische „Demokratie scheint dies nicht zu erkennen und haben diesen Weckruf ebenfalls ignoriert.

    a) das Folgende zu lesen (englisch) ist Sinn-Voll: Hinschauen wo liegt die Ursache? Ich empfehle dazu die Schrift: „Failure by Design - The Story behind America’s broken Economy“ von Josh Bivens 2011 by Cornell University ISBN 978-0-8014-5015-0 e.g. To light the disconnect between pay and productivity as a cause of growing inequality. Das haben wir heute schon in Europa!

     

    b) Das Video "Wie lässt sich Europa retten?“ Mit Yanis Varoufakis in deutscher Übersetzung. https://www.youtube.com/watch?v=tO9r6DdfulE

    Inhalt: Deflation 1933 Früchte des Zorn => Deflation

    Einsparungen aber keine Investitionen: New Deal

    - DiEM25 will das auch.

    Merkel sagt häufig: TINA There is no alternative? Doch siehe Video.

    Es liegt an uns den Wählern, 1933 nicht zu wiederholen. Hinschauen und regiere dich selbst!

  • Die SPD muss sich an den Normalos orientieren! Das ist doch Essenz des SPD Dilemmas.

     

    Und genau das tut die Partei nicht. Mit der Riester-Reform, der Liberalisierung des Arbeitsmarkts und den Hartz-Reformen hat die SPD einen Teil ihrer Wählerschaft am unteren Drittel in eine Art Knechtschaft gebracht.

     

    Die Menschen in diesem Teil der Gesellschaft 'leiden' unter SPD-Reformpolitik und nicht wenige hassen die SPD dafür.

     

    Viele andere wollen nicht mehr wählen und ziehen sich gänzlich aus der Politik zurück.

     

    Wenn die SPD diesen Zustand ändern will, dann muss die Partei sich offensiv realen Problemen von normalen Menschen stellen.

     

    Und danach sieht es nicht aus. Mit Olaf Scholz steht zudem ein Nachfolger für Gerd Schröder parat: Ein Mann, der vollständig von den Reformen der SPD überzeugt ist und keine echten Probleme mehr wahrnehmen will, sondern Politik als eine Wellness-Oase der Besserverdienenden organisieren will.

     

    Und Martin Schulz?

     

    Der steht für eine Ignoranz der Jahre 1998-2005 - er lebt in Brüssel in den Jahren davor. Das macht ihn bei der SPD-Basis auch sehr beliebt, weil er gar nicht in die Schränke von Hartz-IV-Beziherinnen reinschauen will oder deren Zahnbürsten kontrollieren oder was sonst noch so beim Jobcenter an Kontrolle ausgeübt werden soll.

     

    Martin Schulz ist in der SPD deswegen beliebt, weil er das Gefühl von Gestern vermittelt oder eine Welt ohne Scholz und andere 'Sozialreformer', die arme Menschen in Angst und Schrecken versetzen könnten.

     

    Und deswegen glaube ich nicht an die europäische Lektion:

    Die SPD ist satt (1)

    und sonderbar zufrieden (2),

    sie leben wenigstens teilweise in der Vergangenheit (3)

    und sie wollen eine Welt ohne Probleme politisch regulieren (4).

     

    Zwar hat die SPD alles verloren, was man so verlieren kann, aber es hatte keine Konsequenzen = es kann noch jahrelang so weitergehen.

    • @Andreas_2020:

      Eigentlich gibt es die SPD seit dem dämlichen Streit Schröder Vs Lafontain nicht mehr.

      Konsequenterweise hätte die Partei auch den Namen ablegen müssen vieleicht in Seheimer Merkel Fanclub oder so.

      Angesichts der Geschichte der Partei ist die SpD nicht mal mehr ein schatten ohrer selbst.

      Ich hoffe das die SPD sich irgendwann ihres historischen Erbes bewusst wird.

      Die Jusos geben mir anlass zur hoffnung die müssen ihren Parteivorstand mal richtig einheitzen vieleicht ....die Hoffnung stirbt zuletzt.

      • @Human Kapital:

        Ich glaube nicht, dass die SPD aufwacht, sondern die suchen so was wie Martin Schulz raus, einen Typ, der anscheinend 1998 bis 2005 nicht wirklich auf Sendung war und tun so, als ob Scharping noch einen Bart hätte und alle die SPD doch mögen müssten. Nur so läuft es nicht. Ohne glaubwürdige und realistische Programme, die zu sozialen Verbesserungen führen, wird die SPD nicht aus ihrem Dilemma kommen.

  • "Die soziale Kluft ist in Großbritannien tiefer als in Deutschland."

     

    Vor-Steuer-Einkommen ist in GB fast genauso (ungerecht) verteilt wie in DE und beim Vermögen besitzen die Top10% in GB ca 45%, in DE über 60%; die unteren 50% besitzen in GB ca. 9%, in DE ca. 1,5%. https://www.equalitytrust.org.uk/scale-economic-inequality-uk

     

    Das Märchen von noch einigermaßen sozial gerechtem Deutschland hält sich anscheinend immer noch hartnäckig.

  • Also, zurück zu den Wurzeln bzw. Grundwerten!

     

    „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit”, die Grundforderungen der Französischen Revolution, sind die Grundlage der europäischen Demokratie. Seit das Ziel der gleichen Freiheit in der Moderne zum Inbegriff der Gerechtigkeit wurde, waren und sind Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität die Grundwerte des freiheitlichen, demokratischen Sozialismus. Sie bleiben unser Kriterium für die Beurteilung der politischen Wirklichkeit, Maßstab für eine bessere Ordnung der Gesellschaft, Orientierung für das Handeln der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten.

     

    Der Sozialdemokratie ging es in ihrer Geschichte immer darum, neben den rechtlichen auch die materiellen Voraussetzungen der Freiheit, neben der Gleichheit des Rechts auch die Gleichheit der Teilhabe und der Lebenschancen, also SOZIALE GERECHTIGKEIT, zu erkämpfen.

    https://grundwertekommission.spd.de/unsere-grundwerte/

    • @Stefan Mustermann:

      2013 trat die deutsche Sozialdemokratische Partei aus der Sozialistischen Internationale aus.

      Dies tat Herr Gabriel ohne Votum.

      Er reihte sich ein in das Tun seiner Vorgänger Schröder & Co.

    • @Stefan Mustermann:

      Diese "Grundforderungen" wurden erst ca. 50 Jahre nach der französischen Revolution der Revoltution angedichet. Im Übrigen beziehen sie sich ausschließlich auf die Mitglieder der französischen Nation (sogenannte grande nation), schließen daher Angehörige anderer Nationen ausdrücklich aus.

       

      Die Sozialdemokratie ist erst lange nach der französischen Revolution entstanden und auch der Front National beruft sich auf diese sogenannten Grundwerte.