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Pränataldiagnostik und AbtreibungPlötzlich ist da diese Falte im Nacken

In meiner Schwangerschaft zeigen Tests, dass mein Kind wahrscheinlich eine Behinderung haben wird. Nur sicher sagen kann es niemand.

Das Krankenzimmer Foto: Laura Ewert

Alles, was ich von meinem Kind noch habe, ist ein Stapel Papier. Zettel mit Telefonnummern, mit Ärztenamen draufgekritzelt, Befunde, Einwilligungen, Broschüren und ein Blatt, auf dem ich „Sammelbestattung“ angekreuzt und meine Kontaktdaten in Druckbuchstaben eingetragen habe. Die Papiere habe ich unterschrieben. Die Mutter gebiert, die Mutter beendet. Auch ein Umschlag ist dabei, braun und fest zugeklebt mit Fotoaufnahmen von 40 Gramm und 14 Zentimetern Leben, abgetrieben, mit einer Tablette, geschluckt mit Medium-Mineralwasser und hochgezogenem Rotz.

Dabei war das alles anders geplant. Ein normaler Kontrolltermin, 11. Woche und ein paar Tage. Wieder einmal sehen, das lebt, was man kaum begreift. Die Ärztin ist eine Urlaubsvertretung und schaut in den Computer. Vor ein paar Wochen hatte ich das Herz schon schlagen gehört. Kaltes Gel, Papierunterlage, nasse Augen. Auch diesmal strecken sich wieder zuckend Arme und Beine in mir aus. Aber plötzlich ist da dieses Wort: „Da sehe ich eine recht große Nackentransparenz.“ An irgendwas erinnert das Wort mich. „Haben Sie schon mal über Pränataldiagnostik nachgedacht? Wie alt sind Sie?“ – „35.“

Beim ersten Kind war ich 30 und wir hatten uns gegen Pränataldiagnostik entschieden. Weil wir nichts entscheiden wollten, was wir nicht hätten entscheiden können. Weil wir nicht drüber nachdenken wollten.

Die Ärztin erklärt, dass sie nicht genügend Erfahrung habe, dass es nichts bedeuten müsse, dass ich überlegen sollte, das abzuklären. Sie misst nach, ohne vorher zu fragen: 5,5 Millimeter. Sie gibt mir das Foto, ohne es in den Mutterpass einzuheften, dazu einen Zettel mit Ärztenamen und Nummer. „Muss nichts bedeuten. Lassen Sie das abklären“, sagt auch die Sprechstundenhilfe und guckt verunsichert.

Der Wind draußen war stark, Äste liegen auf dem Boden. Mein Sohn singt hinten auf dem Fahrradsitz: „Hörst du die Regenwürmer husten?“ Ich schiebe und google „Nackenfalte“. Es fühlt sich unheilbar an. Hatte ich nicht sowieso Zweifel gehabt? Ein zweites Kind will man doch nur, weil man sonst nichts mit seinem Leben anzufangen weiß. Die Stimmungsschwankungen der letzten Wochen können doch nur einen Grund gehabt haben.

„Es stimmt was nicht“

Nominiert für den Deutschen Reporterpreis

Dieser Text wurde für den Deutschen Reporterpreis 2019 nominiert. Sechs weitere Beiträge, die in der taz erschienen sind, stehen ebenfalls auf der Liste der Nominierten. Hier sind sie alle nachzulesen. Die Entscheidung über die besten Texte fällt am 3. Dezember.

Ich rufe die Ärztenummer an, spreche auf die Mailbox. Nach fünf weiteren Telefonaten – 5,5 Millimeter, ich weiß auch nicht genau, was los ist – habe ich einen Termin in zwei Wochen. Das beruhigt mich. Es gibt Bolognese zum Mittag. Bis das Krankenhaus zurückruft und sagt, dass der Chefarzt mich gleich sehen möchte. Mit diesen Werten. Ich rufe meinen Mann an. Ich versuche, Luft zu kriegen: „Es stimmt was nicht.“ „Ich komme sofort.“ „Musst du nicht.“

Erst mit dem Internet verstehe ich langsam, was gerade zu schnell passiert. „Nackentransparenz ist eine subkutane Flüssigkeitsansammlung im Nackenbereich und tritt zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche auf. Die Flüssigkeit kann noch nicht abgeleitet werden und es kommt zu einer Lymphansammlung.“ Irgendwas bei 2 oder 3 Millimetern ist nicht so viel. Über 5 schon. „Bei einer auffallenden Vergrößerung der Nackentransparenz gilt die Wahrscheinlichkeit verschiedener Fehlbildungen als erhöht.“

Ich fahre ins Krankenhaus. Der Chefarzt riecht nach diesem Parfüm, das man gerade auf allen Vernissagen riechen kann. Der Sohn will nicht draußen warten, er freut sich über das Mini-Baby auf dem riesigen Ultraschallbild, das auf die Wand projiziert wird. „Wie lustig“, sagt er, spielt mit dem Gel und der Arzt sagt: hohe Nackentransparenz. Sagt: vielleicht schwerer Herzfehler, vielleicht Trisomie 21. Sagt: eher ungünstige Prognose. Überlebensfähig? Vielleicht nicht. Und jetzt? Er sagt: Wieder Ultraschall nächste Woche, Fruchtwasseruntersuchung. Im Netz steht: „Eine große Nackenfalte bedeutet nicht zwangsweise, dass Ihr Baby behindert sein wird.“

Wenn man schwanger ist, erzählen einem die Ärzte, man solle nicht darüber reden. Damit man nicht darüber reden muss, wenn das Kind stirbt. Eins von fünf Kindern stirbt in den ersten Wochen, kann man im Netz lesen. Von allein. Und man soll auch nicht darüber reden müssen, wenn man sie sterben lässt. Ich will das nicht. Darüber nicht reden. Weil es falsch ist. Ich muss darüber schreiben, damit man drüber spricht. Natürlich, sagt mein Mann. Wie geht es den anderen? In den Foren lese ich vor allem von Kindern, die trotz schlechter Prognose gesund zur Welt kamen. Ausnahmen, sagt der Arzt.

Am Abend flüstert mein Sohn seinem Vater ein Geheimnis ins Ohr: „Mama hat ein Baby im Bauch.“ Er gibt ihm einen Namen. Verabredet sich mit ihm zum Fußball. „Weißt du, vielleicht ist das Baby nicht gesund.“ Ja, Mama. Mein Mann erzählt von den Jahren, in denen er in einer Gemeinschaft mit Gehandicapten lebte. Es gibt viel zu viele Menschen auf der Welt, warum müssen wir ein krankes Kind bekommen? Vielleicht hat es ja nur vier Zehen, ich kannte mal jemanden mit vier Zehen, dem ging es gut. Ein Kind mit einem halben Arm weniger. Das wäre schön. Oder aber unser Kind bedeutet: Pflege, 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Nicht die nächsten drei, sondern vierzig Jahre.

Es darf nicht um die Bewertung gehen, ob das Leben des Kinds lebenswert ist. Schon rechtlich nicht, sagt der Arzt. Ich kann das nicht beurteilen. Ich habe Angst davor, das Kind zu verlieren, später, wenn das Leben realer ist. Deswegen denke ich darüber nach, die Schwangerschaft abzubrechen.

„Wir wollen Leben retten“, sagt Professor Wolfgang Henrich, als ich ihn Wochen nach der Abtreibung interviewe, weil ich Antworten suche, aber kaum klare Fragen habe. Er ist nicht mein behandelnder Arzt, sondern Leiter der Geburtsmedizin der Charité. Er gerät in eine Verteidigungshaltung, die mich verunsichert. Er sagt, dass etwa ein Prozent der Neugeborenen einen Herzfehler habe, bei dem es helfe, ihn früh zu entdecken und bei der Geburt darauf reagieren zu können. Und es gehe darum, Frauen eine Selbstbestimmung zu ermöglichen. „Keine Frau macht das leichtfertig.“ Ich nicke.

„Egal, was wir machen, das wird jetzt alles scheiße werden“, sagt mein Mann irgendwann in diesen Sommerwochen, in denen kein Sommer ist. „Satz mit x, war wohl nix.“ Seine Einschätzung ist auf absurde Weise beruhigend. Und vielleicht auch die größte Erkenntnis aus dem Besuch bei der Beratungsstelle. Da schicken sie einen hin. Sie sprechen dann leise: Gehen Sie dahin, die helfen Ihnen.

Auch die Frau in der Beratungsstelle spricht leise. Und langsam. Ich bin ungeduldig, weil sie all das erzählt, was ich schon im Internet gelesen habe. Dass nach einem auffälligen Erst-Screening die Möglichkeit besteht, eine nicht ganz risikofreie Fruchtwasseruntersuchung zu machen – oder gar nichts zu tun und sich für das Kind zu entscheiden. Dass man die Belastung aber nicht unterschätzen dürfe.

Warten oder entscheiden?

Und wenn die Fruchtwasseruntersuchung keine Diagnose bringt, dann müsse man bis zum Feinscreening um die 22. Woche warten. Sicher sei eine genaue Diagnose dann aber auch nicht. Ich will nur wissen, ob mein Kind gesund sein kann. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr Kind nicht gesund ist.“

Die Taschentücher liegen auf dem Beistelltisch, die Beraterin erklärt den Unterschied zwischen einer zeitnahen Ausschabung und einem späteren Abbruch. Sie sagt, dass die Kinder, wenn sie fast schon lebensfähig sind, meist mit einer Spritze getötet würden, bevor man sie gebären müsse. Stille Geburt heißt das. Ich denke, das könnte ich nicht durchstehen. Heute weiß ich, man kann fast alles durchstehen.

Sie sagt, dass wir gefragt werden würden, ob wir das Kind danach sehen wollen. Und dass eine Abtreibung kein Teppich sei, unter den man das Problem kehren könne. Dass dieses Kind uns nun unser ganzes Leben beschäftigen werde. Zumindest das war ja so geplant.

„Das Schlimmste wäre, es in ein paar Monaten zu verlieren oder kurz nach der Geburt“, sage ich zu meinem Mann. Die Möglichkeit, dass wir unterschiedlicher Meinung sein könnten, schließe ich aus. Was ist als Nächstes zu tun? Planänderung alle paar Minuten. In einem Moment glaube ich daran, dass das Kind gesund ist, im nächsten Moment weiß ich, dass es nicht so ist.

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Wir sind uns einig, dass wir kein schwer krankes Kind bekommen. Können. Wollen. Unkontrollierte Tränen. Unser Sohn, dessen Existenz nun wie ein reiner Glücksfall scheint, macht das erste Mal seit über einem Jahr wieder ins Bett. Wir vereinbaren einen weiteren Termin beim Chefarzt. Ich verbringe eine Menge Zeit im Internet, im Wartezimmer und gebe eine Menge Blut ab. Für 299 Euro kann man testen, ob das Kind Trisomie 21, 18 oder 13 hat. Nur diese drei Anomalien. Was machen Frauen, die weniger Geld und keine flexiblen Arbeitszeiten haben?

Wir werfen eine Matratze ins Auto und fahren nach Italien. Es ist der schönste Urlaub seit Jahren. Wie verzweifelt wir sind, merke ich, als mein Mann eine Kerze in der Kirche von Bellagio anzündet. Und unser Sohn will immer über Jesus reden.

Je früher der Befund, desto häufiger wird abgetrieben

Professor Henrich wird einige Wochen später sagen, dass etwa 150.000 bis 200.000 Schwangerschaftsabbrüche im Jahr bei gesunden Kindern vorgenommen würden. Und nur etwa 1.600 bis 2.000 mit medizinischer Indikation.

Er sagt, je früher innerhalb der Schwangerschaft der Befund da sei, desto eher würden die Föten abgetrieben. Und er sagt, dass es zwei Peaks gäbe, in der 13. und 14. Woche, sowie dann nach dem Organscreening um die 22. Woche herum.

Ich bin in der 12. Woche. Das Ergebnis des Bluttests ist nicht nach drei Werktagen da, wie versprochen, sondern nach fünf. Ich sitze auf einem Campingplatz am Lago Maggiore, eine Ente läuft vorbei, und ich stelle mich auf alles ein. „So wie ich das hier sehe, ist der Test unauffällig“, sagt die Frau am Telefon. Mir wird schwindelig. Keine der drei Trisomien bedeutet, es könnte eine der unzähligen anderen haben.

Wir werden darüber entscheiden müssen, ob wir ein vielleicht lebensfähiges Kind abtreiben, weil es wahrscheinlich schwer krank ist. Wir gehen wieder zum Chefarzt. Das sind die sicheren Momente, weil wir nicht abwägen müssen, nur zuhören. Ich mag den Arzt. „Unauffälliger Blut-Test bedeutet erst mal Durchatmen“, sagt er. Ich atme durch. Dann schaut er sich das Herz unter dem Ultraschall an: unauffällig. Frequenz durchschnittlich. „Wenn ich einen Tipp abgeben darf, es ist ein Junge.“ Das Gehirn: unauffällig. Man sieht das Blut dadurch fließen. Nabelschnur, Nasenbein, Wirbelsäule, Blase, alles da. Alles gut, oder?

Ich freue mich. Mein Mann scheinbar nicht. „Aber die Nackentransparenz ist deutlich sichtbar.“ Sie ist noch größer geworden. 5,9 mm. Und: am Nacken seien große Zysten zu sehen, das Kinn sei nicht wirklich darstellbar. Im Befund steht hinterher, dass die Stirn auffällig hoch sei. Der Arzt sagt, dass Organfehler sich also noch entwickeln könnten und dass eine geistige Beeinträchtigung möglich wäre. Wie viele Kinder mit ähnlichem Befund werden abgetrieben? „95 Prozent.“

„Was hast du gedacht, als du das Baby gesehen hast?“, fragt mein Mann, als wir aus dem Krankenhaus gehen, das ich nicht mehr sehen mag, mit seinem orangefarbenen Linoleum, mit seinen leblosen Pflanzen. Ich denke: Das ist mein Baby. Ich antworte nicht. Mein Mann sagt: „Es ist nicht in Ordnung.“

Ich rufe bei Ulrich Sancken an. Wenn man im Internet, das der Pränataldiagnostik eher zu misstrauen scheint, nach ebenjener sucht, landet man rasch bei ihm. Er ist Biologe mit genetischer Ausrichtung, arbeitet in einem Labor für Humangenetik, ist Vater einer Tochter, die mit offenem Rücken zur Welt kam, und schreibt in Foren. Er tauscht sich aus mit Frauen, die Befunde gehört haben wie ich. Er sagt, er habe viele Eltern kennengelernt, die eine ungünstige Prognose hatten, deren Kinder aber gesund zur Welt kamen. Man müsse sich die Softmarker angucken, sagt er. Das sind bei uns die Zysten, die aber auf kein Krankheitsbild eindeutig passen.

Entscheidung für Abtreibung nennt der Arzt „sinnvoll“

Es ist Mittwoch, wir vereinbaren zwei Termine für Montag. Entweder nehmen wir den einen wahr oder den anderen. Ein Termin für die Fruchtwasseruntersuchung und einen für eine Kürettage – ein schönes Wort für den unschönen Vorgang der Ausschabung. Die Fast-Entscheidung zu einem Abbruch nennt der Arzt „sinnvoll“. Er füllt einen gelben Zettel aus. „Aston Martin Race“ steht auf seinem T-Shirt. Es wird nicht mehr viel geredet. Papierkram. „Sammelbestattung dann?“, fragt er. „Äh“, sagt mein Mann, „können wir das später entscheiden?“– „Natürlich.“ Eine Gewebeprobe werde dann in die Genetik geschickt.

Eine befreundete Gynäkologin rät, eine zweite Meinung einzuholen. Wir gehen zum Human­genetiker, mit der Drohung des nahenden Abbruchs bekommt man schnell einen Termin. In der großen Pränatalpraxis hängen viele Baby­fotos. Fische im Aquarium werden gefüttert. Also werden hier doch gesunde Kinder geboren. Er sagt uns, dass wir wahrscheinlich nicht herausfinden werden, ob und welche Chromosomen-Anomalie das Kind habe. Dafür sei die Forschung noch nicht weit genug. Die Untersuchung des Fruchtwassers würde drei Wochen dauern. Ferienzeit. Danach bleibt nur noch eine vaginale Geburt.

Wie viele Kinder mit ähnlichem Befund werden abgetrieben? Er überlegt: „Über 50 Prozent.“ Das klingt schon besser. Aber irgendwann sagt er es: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Ihr Kind gesund ist.“ Man habe ausreichend Daten, um das sagen zu können. Wir gehen. Erleichtert. Wenn man Entscheidungen trifft, weiß man irgendwann, es gibt nur die eine, die richtige. Das soll alles aufhören. Die Verantwortung scheint größer als ich. Der eine Weg erträglicher als der andere.

Zwei Tage vor dem Abbruch wieder ins Krankenhaus. Ich fahre allein. Es ist Samstag. Ich finde niemanden. Nur ein paar Schwangere, die auf die Geburt warten. Ich bin nicht neidisch. Ich klingele. Ich werde in einen Raum gebracht, in dem ein breites Bett steht. Auf so einem Bett habe ich meinen Sohn zur Welt gebracht. Ein leeres Babybett steht daneben, bunte Bettwäsche.

Eine Ärztin kommt, schaut in meinen Papier­stapel. „Haben Sie eigentlich einen Genetiker gesprochen?“ Warum fragt sie das? Gibt es doch Hoffnung? „Was man sieht, sieht man, oder?“, sagt sie und gibt mir eine Tablette, die Abtreibungs­pille Mifegyne. Ich schlucke sie. Grüne Papierhandtücher, viel zu hart, um sich die Nase zu putzen. „Keine Situation, um die man Sie beneidet.“ Wir fahren aufs Land. Alle trinken Wein. Ich nicht, trinken schadet dem Baby.

Überall Blutklumpen

Zwei Tage später müssen wir lachen, hysterisch fast. Um 13 Uhr sollte die Ausschabungs-OP sein, jetzt ist es 15 Uhr. Das Bett ist nicht breit, aber breit genug, um sich gegenseitig festzuhalten. Ich stehe jetzt aber im Krankenhauszimmer, durchnässt, weil ich leichte Wehen und einen Fruchtblasensprung gehabt hatte. Ich fange an zu bluten, immer mehr, nachdem ich zwei Tabletten Cytotec genommen habe – das Medikament, das eigentlich die Magenschleimhaut stärken soll, aber auch Fehlgeburten auslöst.

Das Blut tropft dunkel auf das Linoleum, meine Unterhose ist voller blutiger Klumpen. Ich versuche, den Boden sauber zu wischen, und rutsche fast aus. Ich glaube, das ist jetzt schon das Kind, das da am Boden in meiner Unterwäsche liegt. „Bitte hol jemanden.“ Die Hebamme sagt, sie habe gerade Schichtbeginn. Sie sucht nach dem Kind. Nein, das ist es noch nicht. Und da ist gar nichts anderes möglich, als zu lachen.

Die Narkose dauert 15 Minuten. Die Tränen dringen durch die Betäubung in den neuen Zustand. „Ich habe nicht auf mein Kind aufgepasst.“ Die Ärztin sagt, es war ein Junge und es war die richtige Entscheidung. Mein Mann sagt später, sie habe auch gesagt, er sei schwer krank gewesen. Ich habe das nicht gehört. Obduktion? Ja. Ich will das alles wissen.

Wir schreiben den Freunden und der Familie, dass wir uns von unserem Sohn verabschiedet haben. „Bevor der Abschied unerträglich geworden wäre. Wir sind froh über das, was da ist. Alles geht immer weiter.“ Ich habe mein Kind verloren? Ich habe es abgetrieben? Beides stimmt nicht ganz. Als die Leute anmaßend antworten – „das war die richtige Entscheidung“ –, ärgere ich mich. „Ist das Baby jetzt begraben?“, fragt der Sohn. Ich schwindele: Ja. „Oh, schade.“

Wie geht es dir, fragt die Freundin. „Mir geht es gut. Ich schäme mich etwas deswegen. Wahrscheinlich geht es mir bald wieder schlecht. Es war fast schön. Wir konnten ihn sogar noch mal sehen.“

Ich bereue es nicht

Wenn ich von der Begegnung mit ihm erzähle, spreche ich von etwas Heiligem. Es war wirklich fast schön. Durchsichtig und blau, in einem kleinen geflochtenen Korb, eingewickelt in ein blaues Stofftaschentuch. Wir haben uns langsam genähert. So klein. Wenn wir ihn angefasst hätten, wäre seine dünne Haut gerissen. Wir haben ihm meinen silbernen Armreif mitgegeben, die Hebamme hat ihn um seinen Bauch gelegt, nachdem sie ihn fotografiert hatte. Er hatte so eine schöne Kopfform. Der Kopf hätte in meine Hand gepasst. Ich habe nicht daran gedacht, nach einer hohen Stirn zu suchen.

Eine Woche später spüre ich ihn noch im Bauch. Eine Woche später kann ich nicht seinen Namen sagen. Eine Woche später wollen Freunde und Familie von uns Trauer sehen, wo Unverständnis ist. Ich berühre die Einstichstelle des Venenzugangs. Ich zerschlage eine Motte mit der Hand. Täterin. Ich probiere neue Parfüms aus. Aus einem Elternpaar sind zwei Trauernde geworden.

Danach fühlt es sich an, als käme ich nie wieder in das alte Leben rein. Aber die Angst davor, dass alles wieder so sein wird wie vorher, ist noch größer

Es fühlt sich so an, als wäre jetzt alles anders, als käme ich nicht wieder in das alte Leben rein. Aber die Angst davor, dass alles wieder so sein wird wie vorher, ist noch größer. „Wann kommt mein Bruder?“, fragt mein Sohn. Eine Freundin erzählt von ihrem Krebs. Das ist schlimm. Nicht meine Geschichte.

Es ist schon Herbst, als ein Brief von der Krankenhausseelsorge kommt. Einladung zur Trauerfeier in zwei Monaten, eine Sammelbestattung. Man solle bitte nicht filmen und fotografieren. Es ist noch nicht vorbei. Ich gehe zum Frauenarzt. „Wie geht es Ihnen?“ Wenn Sie nicht fragen, ganz gut. „Ich bin stabil“, sage ich. Ob ich schlafen könne, fragt er. Immer, sage ich. Ich bereue es nicht. Ich habe getan, was ich konnte.

Ist es, weil ich am Anfang der Schwangerschaft getrunken habe? Eine Laune der Natur, sagt der Arzt. 300 Schwangerschaften betreut er jährlich. So unübersehbare Auffälligkeiten habe er drei bis vier Mal im Jahr, und die würden eigentlich immer zum Abbruch führen. Meist wären sie mit Chromosomen-Anomalie diagnostiziert. So eine hohe Nackenfaltentransparenz könne man nicht ignorieren.

Professor Henrich hat gesagt, dass auffällige Föten oft nicht eindeutig diagnostiziert werden können. Aber die meisten Eltern bekommen eine Diagnose, sagte er. Und er habe in 20 Jahren nicht erlebt, dass die Pathologie, wenn sie sich die Kinder anschaut, was in Deutschland aus gesetzlichen Gründen nur auf Wunsch der Eltern passiert, hinterher sagt, das Kind sei gesund gewesen. Wenn es keinen starken Grund gäbe, würde kein Arzt den Abbruch durchführen.

Nach neun Wochen fahre ich wieder ins Krankenhaus. Der Chefarzt hat viele Blätter in der Hand, die Obduktionsergebnisse. Die großen Zysten wurden gefunden. Die hohe Stirn, das kleine Kinn. Dazu noch ein flacher Hinterkopf, ein tiefer Ohransatz links. „Diskrete Hinweise auf eine syndromale Erkrankung“. Welche? Unklar. Genetischer Befund? Unauffällig. „Sie haben keinen Fehler gemacht, da war schon was bei dem Mädchen.“ Mädchen? „Ja, XX-Chromosomen.“ Aber es war doch ein Junge? „In dem frühen Entwicklungsstadium schwer zu erkennen, die Klitoris könnte besonders groß gewesen sein, vielleicht auch ein Hinweis auf eine Krankheit.“ Okay, danke. Auf Wiedersehen.

Mein Mädchen. Elf Blatt Papier mehr.

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25 Kommentare

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  • Der Artikel berührt mich, weil er die Tür öffnet, darüber in Gespräch zu kommen, wo wir in unserer Gesellschaft viel zu sehr schweigen:

    Wie geht es eigenlich Menschen nach einem Schwangerschaftsabbruch?

    Lasst uns anfangen hinzuhören, anstatt zu urteilen.

    Und mutig sein zu fragen: "Wie geht es dir? Ich habe Zeit und einen Kaffee für dich!"

     

    Dafür steht die VillaVie.

  • Liebe Frau Ewert!

    Ihr Artikel liegt mir jetzt eine Woche auf der Seele, und ich habe mich nun entschlossen, einen Kommentar dazu zu schreiben:

    Welches Bild haben Sie von Behinderten und deren Angehörigen? Um zu zitieren: Egal, was wir jetzt machen, das wird alles Scheisse werden. Das ist eine Ohrfeige für mich (Vater zweier mehrfachbehinderten Kinder) und die fast 10 Prozent der Bevölkerung, die einen Behindertenausweis in der Tasche haben. Sie reden in Ihrem Artikel davon, eine "andere" Meinung einzuholen und gehen zu jemanden, der die gleiche Sprache spricht (die Sie bereitwillig lernen), den gleichen Kittel trägt und das gleiche erzählt wie der erste Arzt, der schon bei dem Geschlecht des Kindes hundertprozentig daneben lag. Sind Sie auch zu den Behinderten in Ihrem Viertel gegangen? Gibt es keine Kollegen, die Ihnen sagen können, dass das Leben mit Behinderten auch lebenswert, lustig und in hohem Maße förderlich für das eigene Weltbild sein kann? Sollten Sie nicht als Mutter damit rechnen, dass Ihnen die Gnade eines gesunden Lebens jederzeit entzogen werden kann - die meisten Kinder in den Schulen, in denen meine Kinder waren, sind Opfer eines Kunstfehlers bei der Geburt oder eines Unfalls gewesen? Ist es nicht journalistische Sorgfaltspflicht, auf der anderen Seite zu recherchieren? Ich bin immer gerne nach Italien gefahren und habe dann ein Jahr von den Begegnungen dort zehren können, die meine Kinder dort durch Menschen mit einem großen Herzen und gelebter Empathie erlebt haben. Haben Sie in Ihrem schönen Urlaub das auch gesehen?

    Sie gründen Ihre Entscheidung auf ein diffuses und vages Behindertenbild (Alles Scheisse). Ein Teil dieser Scheisse bin ich.

  • Zunächst:

    Ich wäre in der genannten Situation auch für eine Abtreibung gewesen.

     

    Wenn man den Artikel liest, wird meiner Meinung nach deutlich, daß wir (also diejenigen, die in

    der genannten Situation auch für eine Abtreibung gewesen wären) alles "Egoisten" ist.

     

    Egoisten deshalb, weil wir soweit gehen, die eigenen Interessen über das Leben eines anderen Menschen stellen.

    (Natürlich wird eine Abtreibung garantiert ein Stückweit auch befürwortet, um dem Kind unnötiges Leid zu ersparen.)

     

    Aber erkennen wir diesen Egoismus uns selber gegenüber denn auch ausreichend an?

    Ich meine eher nicht.

    • @AntiAnti2017@web.de :

      Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, ist doch auch zu 100% egoistisch, also was soll's. Entscheidend ist nicht die Motivation, sondern das Ergebnis. Und das Ergebnis ist eine bessere Lebensqualität für das zukünftige Kind.

  • Ich schreibe bewusst vor Lesen von Kommentaren, weil ich Schlimmes befürchte. Ich danke aber für diesen Text, der sie ganze Schwierigkeit hervorragend beschreibt, die diese Eltern etragen mussten.

    • @Dr. McSchreck:

      die Kommentare überraschen mich positiv. Ich hätte gedacht, dass viel mehr Leute "politisch" argumentieren, dass die Beratungen doch reine Schikane sind und eine Abtreibung kein Thema....tatsächlich hat der Artikel wohl gut verstanden, diese politischen Bekenntnisse nach hinten zu drängen und das Problem nach vorne - dass die Entscheidung extrem schwer ist.

       

      Übrigens: wenn ein Artikel besonders gut gefällt, kann man das auch durch Bezahlung audrücken. Ich hoffe, die Kasse klingelt.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Dieser offene Text hat mich sehr berührt. Jenseits von Gut und Böse und "Abtreibugn ist Mord" bin ich für mich trotz aller "Vernunftgründe" zu der Überzeugung gekommen, eine Pränataldiagnostik abzulehnen, sollte ich einmal vor so einer Entscheidung stehen. Diese Dispositive der Bildgebung und der Genetik zu verweigern, ist für mich die ethischste Art, damit umzugehen. Ich bin für eine Umschreibung der Abtreibungsparagraphen, um klarzustellen, dass Abtreibung kein Mord ist. Eine Abtreibung aus medizinischem Kalkül heraus sehe ich trotzdem nur positiv, wenn sich bei den normalen Untersuchungen eine eindeutige schwere Beeinträchtigung zeigt. "Begründen" kann ich das nur mit meiner persönlichen Geschichte.

     

    Dass ich sehr wahrscheinlich die Neurodermitis meines Vaters vererbt bekomme, wussten meine Eltern. Trotzdem haben sie nicht nach einem Adoptivkind gesucht. Acuh nicht bei meinem Bruder, als sie die Erfahrung mit mir schon hatten. Zu der Hautkrankheit habe ich noch Asthma und Allergien in der üblichen Dreierkonstellation. Gerade meine Mutter hat sich aufopfernd um mich und meinen Bruder gekümmert. Bei all dem Dreck im Chemiedreieck Leipzig-Halle-Bitterfeld mit Leuna und Espenhain, der Dreckschleuder Europas hatte ich als Kind (mein Bruder auch) teilweise mehr offene Stellen als "gesunde" Haut (Neurodermitikerhaut ist nie "gesund"). Das Asthma sorgte bei mir für regelmäßige Erstickungsanfälle und chronische Bronchitis. Die Allergien rufen sowohl Hautprobleme, als auch Athmaanfälle und sog. Heuschnupfen hervor.

     

    Selbst wenn alles während einer Schwangerschaft gutgeht, dann können Ärzte immer noch pfuschen. Bei mir ging das schon direkt bei der Geburt los, als der Arzt die Saugglocke falsch ansetzte und mir das Kleinhirn eindrückte. Im Nacken. Deswegen schreibe ich das auch unter diesen Artikel. Ich würde mein Leben lang im Rollstuhl sitzen haben sie damals zu meinen Eltern gesagt, ich würde lebenslang pflegebedürftig sein und höchstwahrscheinlich schwer lernbehindert.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Wenig später bekam ich schwerste Krämpfe, mein (Klein-)Hirn wurde wieder mit Sauerstoff unterversogt und die Ärzte wussten nicht wieso mein Magnesiumspiegel so niedrig ist, gaben mir extreme Medikamente, die auch nicht gewirkt haben. Zum Glück kam ein Arzt und hat erkannt, dass ich nur unter einem anderen Mineralienmangel litt und deswegen das Megnesium nicht verarbeiten konnte.

      Wieder aber erzählten die Äzte meinen Eltern, ich würde schwer körperlich behindert sein und noch wahrscheinlicher lernbehindert als zuvor.

      Sie haben aber nie aufgegeben und mich nach bestem Wissen und Fähigkeiten gefördert.

       

      Ich lernte zwar alles körperliche wie Fahrradfahren erst zwei Jahre später, bin ungeschickt und als Kind tausendemale hingefallen, ich bin aber immer wieder aufgestanden. Ich habe körperliche Einschränkungen, aber habe während 12 Jahren Erfahrung trotzdem ganz passabel Gitarre spielen gelernt, für einen Punk.

      Körperlich schwer behindert.

       

      Kaum dass ich in der Schule dann die Buchstaben gelernt hatte, fing ich sofort an zu lesen und hatte mich neben Indianerbüchern und Jules Vernes etc schnell zu der anspruchsvollen Literatur von Gerd Prokop, Stanislaw Lem oder den Strugatzki-Brüdern durchgearbeitet, wo "Science Fiction" immer existentieller und utopischer ist als bei Autoren aus dem Kapitalismus. Viele Intellektuellenfamilien gab es wohl in der DDR allerdings nicht.

      Bei Pippi Langstrumpf und Alice im Wunderland war (bin) ich auch ein Mädchen.

      Das alles hatte ich schon gelesen, da war ich erst 10 Jahre alt.

      Schwer lernbehindert.

       

      Trotz dessen, dass ich in der Schule in der Unterstufe wohl etwa ein Drittel der Zeit wegen Krankheit zu hause war, sollte ich an das Mathematik-Fördergymnasium wechseln. Das wollte ich nicht. Meine Eltern hatten mich gefragt. Statt dessen dann eine Russisch-Förderklassein meinem Viertel, Elite der DDR.

      Das Abi habe ich mit 1,2 gemacht, als Zweitbester, aber wohl Faulster der Schule. Ein Philosophiestudium etc kam dann.

      Schwer Lernbehindert.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @85198 (Profil gelöscht):

        Bei allen den (und weiteren) Schwierigkeiten begrüße ich (auch als religiöser Atheist) mein Leben bedingungslos. Es hat mir neben unsäglichem Schmerz auch die größten Glücksmomente beschehrt und diese Gabe macht mich zu dem Optimisten, der ich bin.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @85198 (Profil gelöscht):

          Nicht auszudenken, was aus Ihnen geworden wäre ohne diese "Behinderungen". Vielleicht ein Durchschnittmensch, vielleicht das "allerletzte" Genie. Mich hat ihr Bericht mindestens ebenso berührt wie jener der Autorin. Danke dafür und alles Gute!

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @85198 (Profil gelöscht):

          Nana korobi, ya oki

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Ich kenne ähnliches in der Familie.

           

          Tolle Eltern haben Sie!

           

          Genießen Sie Ihr Leben weiterhin als was-auch-immer-und-von-wem-diagnostiziert :-)

  • Danke für Ihren Mut und Ihre Aufrichtigkeit. Ich stelle mir das schrecklich vor.

    Danke und alles, alles Liebe!

  • Ja, das sind schwere Entscheidungen, die nur jede_r für sich selbst bzw. gemeinsam treffen kann.

     

    Ich kenne zwei Frauen, die ähnliche "Diagnosen" bekamen. Die eine hat sich gesagt, das ist Quatsch, ich fühle, dass das Kind - ihr 4. - gesund ist und hat einfach das Kind ohne weitere Untersuchungen mit über 40 Jahren ausgetragen und gesund geboren. Es wurden schwerste Missbildungen "diagnostiziert" bzw. vorher gesagt.

    Die andere Frau hat sich entschlossen trotz schlechter Diagnosen, das Kind bis zum Ende der Schwangerschaft auszutragen. Sie wusste irgendwann durch weitere Untersuchungen im Verlauf der Schwangerschaft, dass das Kind vermutlich nicht lange leben würde. Sie hat es normal geboren, es starb bei oder kurz vor der Geburt. Ihr geht es gut damit und sie würde es immer wieder so machen. Sie hat ihr Kind ausgetragen und eine Beziehung zu ihm gehabt. Es ist ohne Eingriff "normal" gestorben und auch beerdigt worden. (Sie hat danach noch ein gesundes Kind bekommen.)

  • Eine gute Entscheidung. Sie haben dafür gesorgt, dass Ihr zukünftiges Kind ein 20 mal geringeres Leukämierisiko haben wird, ungefähr 20 Jahre länger leben wird und einen etwa 50 Punkte höheren IQ haben wird. Jeder verantwortungsbewusste Mensch würde so entscheiden.

     

    Aber bitte lassen Sie in der nächsten Schwangerschaft die Finger von Alkohol. Selbst kleine Mengen Alkohol sind in der Schwangerschaft schädlich.

    • @Thomas Friedrich:

      Alkohol ist gerade am Anfang, wenn die Frau noch nicht weiss, dass sie schwanger ist besonders gefährlich.



      Ich schätze mal, dass es so gewesen ist.



      Das lässt sich kaum verhindern, aber wenn man dann weiss dass man schwanger ist, und besonders wenn Untersuchungen Auffälligkeiten zeigen, fängt man an rückwärts Gründe / Indizien zu suchen.........

    • @Thomas Friedrich:

      "Aber bitte lassen Sie in der nächsten Schwangerschaft die Finger von Alkohol. Selbst kleine Mengen Alkohol sind in der Schwangerschaft schädlich."

       

      Ich finde diese "Bemerkung" absolut überflüssig und sie verletzt sogar mich als nicht Betroffene, "Herr" in meinen Augen "Oberlehrer"

      • @Frau Kirschgrün:

        Dass 25% aller Schwangeren ihr Kind pränatal mit Alkohol schädigen, finde ich "verletzender" als meinen Kommentar.

        • @Thomas Friedrich:

          Empathie und Taktgefühl sind halt nicht jedem gegeben.

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    Danke für diesen Artikel.

  • Ein Beitrag, der schwer zu lesen und unheimlich wichtig ist. Vielen Dank für die Mühe, diese schweren Erlebnisse in Worte zu fassen. Ich kann mir glaube ich nicht einmal in Ansätzen vorstellen, wie schwer das sein muss, denn ich war nie in einer ähnlichen Lage.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und alles Gute!

  • Beeindruckend, ich war echt ergriffen.

  • Es ist jetzt 22 Jahre her, dass ich vor dieser Entscheidung stand. In der 20. Woche. Eine große Nackenfalte war auf einmal im Ultraschall zu sehen. Dazu auf jeden Fall ein schwerer Herzfehler. Nach der Fruchtwasseruntersuchung und Feindiagnostik sagte man mir, dass mein Kind nicht lebend zur Welt kommen werde. Damit war die Entscheidung "einfach". Erinnerungen habe ich kaum noch an die eingeleitete Geburt. In der Klinik waren alle sehr fürsorglich und nett. Ich habe funktioniert, schon für meinen damals 2 jährigen Sohn. Erst 4 Wochen nach dem Abbruch bin ich zusammengebrochen. Aufgefangen hat mich damals eine Selbsthilfegruppe der Regenbogeninitiative Glücklose Schwangerschaft. Erst in der Gruppe habe ich es geschafft um meine kleine Tochter zu trauern. Und das tur ich auch heute nach 22 Jahren noch.

  • das schlechteste als patient oder betroffener ist sich im internetschlau zu machen da erzählt jeder hobbyarzt besonders kritisch mus man die foren kritisch betrachten mich hatman as einem krebsforumraussgeschmissen ich war dem herr mit meinen fragen zu unbequem

    • @Georg Schmidt:

      Sowas von richtig! Und an alle werdenden Väter: Wenn euer Herzblatt das 1. Kind erwartet, last sie nie im Netz in "Mütterforen" um Rat suchen...das ist die Vorhölle des Wahnsinns schlechthin...