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USA und NordkoreaAtompilz im Pazifik?

Aktuell ist nicht klar, ob es nur beim Wortgefecht bleibt. Trumps Äußerungen könnten als Rechtfertigung für längst fertige Pläne benutzt werden.

Kims Vorbild: Überirdischer Test einer US-Wasserstoffbombe, Marshallinseln 1952 Foto: dpa

PEKING taz | US-Präsident Donald Trump hat Mitte der Woche bei der UN-Generalversammlung mit der „totalen Zerstörung Nordkoreas“ gedroht, falls das Regime in Pjöngjang im Streit über sein Atom- und Raketenprogramm nicht einlenke.

Nun folgt die Replik: „Ich werde den geisteskranken, dementen US-Greis sicher und endgültig mit Feuer bändigen“, wetterte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un am Freitag. Trump habe ihn und sein Land „vor den Augen der Welt“ beleidigt. Daher ziehe er es nun ernsthaft in Erwägung, eine „harte Gegenmaßnahme auf höchstem Niveau in der Geschichte“ auszuüben. „Ich werde den Mann, der die Hoheit über das Oberkommando in den USA hat, für seine Rede teuer bezahlen lassen“, kündigte Kim über die staatliche Nachrichtenagentur Yonhap an.

Wie das konkret aussehen könnte, verkündete sein Außenminister Ri Hong Ho kurze Zeit später. Ho drohte mit der „stärksten Explosion einer Wasserstoffbombe“ – nicht unterirdisch wie bisher, sondern offen über dem Pazifik. Trump seinerseits antwortete auf Twitter, Kim, „der offensichtlich ein Verrückter ist, den es nicht schert, seine Leute hungern zu lassen oder umzubringen, wird herausgefordert werden wie nie zuvor!“

Trump hatte bereits weitere Maßnahmen gegen Nordkorea ergriffen. Am Donnerstag ordnete er an, dass Banken weltweit künftig keine Geschäfte mehr mit Nordkorea abwickeln dürfen. Sollten sie sich widersetzen, würde das Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen in oder mit den USA haben. Jede Bank müsse sich entscheiden, sagte Trump: „Geschäfte mit den USA oder Geschäfte mit Nordkorea.“ Vor zwei Wochen hatte bereits der Weltsicherheitsrat die Sanktionen gegen Nordkorea erneut ausgeweitet. Es sind die inzwischen schärfsten Sanktionen, die je gegen ein Land verhängt wurden.

Pläne könnten längst vorbereitet sein

Lobende Worte hat Trump hingegen nun für China übrig. Hatte er Anfang September die chinesische Führung in Peking noch scharf dafür kritisiert, dass sie sich nicht bereit zeigte, Nordkorea auch den Ölhahn abzudrehen, bewertete es Trump nun als „großen Fortschritt“, dass die chinesische Zentralbank begonnen habe, ihre Transaktionen mit dem Nachbarland zurückzufahren.

So unheilvoll Nordkoreas Drohung eines Wasserstoffbombentests über den Pazifik klingt – Experten halten diesen Schritt für logisch. Die unterirdischen Atomtests seien bereits erfolgreich gewesen, Abschüsse von ballistischen Interkontinentalraketen habe es ebenfalls schon gegeben. Um zu beweisen, dass die Raketen auch mit atomaren Sprengköpfen abgeschossen werden können, müsse Nordkorea nun beides kombinieren, sagt Yang Uk, Experte des koreanischen Verteidigungs- und Sicherheitsforums in Seoul. Es könne sein, dass Nordkorea blufft, sagt Yang. Er vermutet jedoch, dass diese Pläne längst vorbereitet seien. Trumps Äußerungen würden nun bloß als Rechtfertigung herangezogen.

Ein oberirdischer Nukleartest mit sichtbarem Atompilz würde den Konflikt nicht nur auf eine deutlich höhere Eskalationsstufe stellen. Er würde internationales Gewässer radioaktiv verseuchen. Will Nordkorea bei dem Test keine Menschenleben gefährden, müsste das Regime zudem vorab mitteilen, wo genau der Test erfolgen würde. Auf dem Pazifik herrscht reger Schiffsverkehr.

Den letzten Abschuss einer nuklear bestückten Rakete hatte China 1980 zu Testzwecken unternommen. Eine weltweite Übereinkunft verbietet oberirdische Atomtests.

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9 Kommentare

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  • NK macht einen großen Fehler. Weder Atomwaffen noch Langstreckenraketen sicher das eigene Regime. Das tut China.

     

    Und die werden zunehmend ärgerlicher und distanzierter. Natürlich wollen die keinen Machtzuwachs der Amerikaner. Nur genau das ist das Resultat Kim´scher Raketenpolitik.

     

    Derjenige, der NK aufrüstet, sich aber ganz clever im Hintergrund hält, ist Putins Russland. Die haben zwar schon mal vorsorglich die Ukraine verantwortlich gemacht, aber die müsste Raketenteile entweder durch Russland und Russlandverbündete oder durch mehrere Nato-Staaten transportieren. Beides schwer vorstellbar.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Eichet:

      Sie kennen sich ja gut aus in der Geheimdienstwelt, sind sie Spion?

       

      Denken Sie, die Nordkoreaner mucken auf, wenn sie hungern müssen?

      Das wäre wohl eher Anlass, noch entschiedener hinter dem "Marschall" zu stehen.

       

      Ich denke, dass Südkorea seine Wiedervereinigungsdoktrin aufgeben und Provokationen einfach ignorieren sollte. Dann kann das nordkoreanische Regime - so nehme ich an - auf lange Sicht hin die Idee von der militärischen Bedrohung auch in der eigenen Hierarchie nicht mehr aufrechterhalten.

       

      Die Idee, den Konflikt dadurch zu lösen, dass die Bevölkerung noch mehr leidet und irgendwann ein Aufstand kommt, ist nicht nur menschenverachtend, sondern auch äußerst gefährlich. Einen Aufstand könnte die Führung durchaus als eine Art Invasion betrachten, die vom Feind gesteuert ist und damit als Kriegserklärung.

       

      M.E. kann die Lösung nur im Herbeiführen eines inneren Konfliktes in der Führung bestehen, wie in der SU mit Gorbatschow.

      Solange aber die Territorialität des Nordens nicht anerkannt wird, gibt es eine permanente latente Bedrohung. Der so erzeugte Druck sorgt dafür, dass die "Wahrheit des Marschall" und damit die Befehlskette für die Angehörigen der Führungsschicht alternativlos bleiben.

  • "Experten halten diesen Schritt für logisch"

     

    Nein, dieser Schritt ist unlogisch, wie die ganze Krise. All das Machogehabe und die starken Signale ändern nichts daran, dass NK nicht gewinnen kann, und desalb auch nicht anfangen wird soalnge ihm ein realistischer Ausweg gegeben wird. Realistisch heißt ohne Führungswechsel in NK.

     

    Der Vorschlag Teststop gegen Manöverstop war gut, nur kann ihn ein US Präsident mit Abhängigkeit vom Militär und mit Großmachtphantasien nicht annehmen.

  • "Atompilz im Pazifik" na so neu wäre das ja nicht amerikanisch, französisch britisch

  • Wenn Kim Jong Un so richtig fies sein will, zündet er eine Wasserstoffbombe auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn, also im Weltraum. Der EMP-Schock würde dann etliche Satelliten ruinieren. NK ist das egal, dem Rest der Welt aber überhaupt nicht, von daher wäre so etwas eine vortreffliche Art der asymmetrischen nuklearen Kriegsführung.

     

    Und da das keine direkten Todesopfer verursachen und kein spezielles Land treffen würde, wäre ein direkter nuklearer Angriff auf NK von Seiten der USA schwer zu rechtfertigen.

     

    Hoffen wir, dass er so raffiniert nicht ist.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Mustardman:

      Die USA haben vor längerem klar gemacht, dass Angriffe auf ihre Infrastruktur genauso behandeln wie andere Angriffe, der Gegenschlag würde also kommen und Nordkroea komplett verheeren.

    • @Mustardman:

      mit emp könnte nordkorea noch viel mehr erreichen - nur so nebenbei vielleicht bevorzugt er jedoch die "sacharowlösung" wer weiss

  • Trump ist verrückt, aber dieser Kim ist doch wohl noch wesentlich verrückter, ihn wird keiner aus seinem Land stoppen uns zu vernichten.