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Alles wird gut

Polizei-Reue

Die Erkenntnis kam spät, aber immerhin kam sie. Der Hamburger Innensenator Andy Grote (SPD) hat sich für das Vorgehen der Polizei gegenüber der sozialistischen Jugendgruppe Die Falken entschuldigt. Die Falken aus Nordrhein-Westfalen waren zusammen mit Mitgliedern der Grünen Jugend, des DGB und der Alevitischen Jugend auf dem Weg zur Großdemo gegen G20 auf der Autobahn vor Hamburg abgefangen und direkt zur Gefangenensammelstelle (Gesa) gebracht worden. Einige der Reisenden waren minderjährig.

Nach Angaben der Falken hatten bewaffnete und vermummte BeamtInnen den Bus auf einer Raststätte geentert und zur Gesa eskortiert. Dort hätten sich einige Jugendliche nackt ausziehen müssen, andere seien mit den Händen auf dem Rücken abgeführt worden, berichteten die Falken und verklagten die Stadt Hamburg. Innensenator Grote sprach bei der Sondersitzung des Innenausschusses am Mittwoch von einem Fehler und entschuldigte sich – man habe sich bei dem Bus im Kennzeichen geirrt.

Über Identifizierungsprobleme bei der Polizei ist ja schon einiges bekannt. Hoffnung macht hingegen, dass die Innenbehörde zur Reue fähig ist. Ein Blick in die Kristallkugel verheißt Gutes für die kommende Woche: Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wird im Duden „Polizeigewalt“ nachschlagen und einsehen, dass es sie doch gab. Er entschuldigt sich bei den Hamburger*innen und G20-Protestierenden und sichert ihnen Entschädigungen für die Unannehmlichkeiten zu.

Das Hamburger Abendblatt lädt zur Anerkennung und als Dank alle Demonstrant*innen zu einem Bushido-Konzert in die Elbphilharmonie ein. Niemand kommt, nicht mal Bu­shido. Auch Polizeipräsident Ralf Meyer entschuldigt sich. Die BeamtInnen hätten unter enormem Druck gestanden, so sei vielen einfach die Sicherung rausgeknallt, wird er sagen.

Vom „Polizeiführer“, wie Hartmut Dudde sich selbst nennt, wird man nichts hören. Er quittiert seinen Dienst und trampt nach Norwegen. Ob er dort ankommt, ist unklar, seine Spur verliert sich, als er mit den GrenzkontrollbeamtInnen in Flensburg Rangeleien anfängt. Unseriöse Quellen vermuten, dass er daraufhin nach Brasilien abgeschwenkt ist, wo sein Ex-Buddy Ronald Schill (Schill-Partei) ihm ein Leben in Saus und Braus versprochen hat. ksch

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