Frauenfußball-EM in den Niederlanden: Be Happy!
Nach dem mühseligen torlosen Remis gegen Schweden heißt die Devise im deutschen Team: Jetzt bloß nicht zweifeln!
Doch die Grenzen zwischen den beiden Gruppen, das bekräftigte Bundestrainerin Steffi Jones noch im Rat Verlegh Stadion von Breda am Montagabend, werden bald verschwimmen. Sie erklärte: „Es gibt keine A- und B-Mannschaft bei mir. Wir sind so variabel, dass wir wechseln können und werden.“
Und auch müssen: Die bereits vor der Halbzeitpause mit Oberschenkelbeschwerden ausgewechselte Svenja Huth musste am Dienstag zu einer MRT-Untersuchung. „Sie saß mit Tränen in der Kabine“, berichtete Jones. Ein Ausfall der bei Turbine Potsdam gereiften Offensivallrounderin würde einige Planspiele für die Doppelbesetzung im Angriff durcheinanderbringen, zumal Anja Mittag als die älteste und erfahrenste deutsche Akteurin den Nachweis schuldig blieb, in den Niederlanden zum gewinnbringenden Faktor zu werden.
Den zur besten Sendezeit von immerhin 6,08 Millionen Fernsehzuschauern in der ARD begutachteten Startauftritt will Jones rasch abhaken. Sich selbst verordnete die 44-Jährige zwar noch ein Videostudium, aber mehr als zwei, drei Kritikpunkte – darunter hoffentlich das arg fehlerhafte Aufbauspiel der ersten Halbzeit – will sie nicht ansprechen.
Dafür die positiven Dinge herausstreichen, was sie den Spielerinnen in den blütenweißen Hemden gleich nach Abpfiff im großen Kreis mitteilte. „Ich habe gesagt, dass wir bloß nicht enttäuscht sein sollen, nicht zweifeln dürfen: Das war eine gute zweite Halbzeit, darauf können wir aufbauen.“ Gemäß dem Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und getreu der Beschriftung ihrer Handtasche: „Be Happy!“
4-4-2-Grundgerüst bleibt
Wird gegen Italien im nur eine halbe Stunde Fahrzeit entfernten Tilburg am Freitag (20.45 Uhr/ARD) der erste Dreier eingefahren, dann ginge es in der abschließenden Begegnung in Utrecht gegen die erfolgreich gestarteten Russinnen (25. Juli) um den Gruppensieg. Nebenbei käme bei diesem Ablaufplan niemand auf die Idee, die Spannung zu verlieren.
Sicher ist, dass die Bundestrainerin am 4-4-2-Grundgerüst mit Mittelfeldraute so rasch nicht rüttelt. Und einige nutzten den teils doch zähen Schweden-Klassiker ja auch, um sich unentbehrlich zu machen. Die dynamische Rechtsverteidigerin Anna Blässe vom VfL Wolfsburg machte ebenso ein richtig gutes Spiel wie Kristin Demann als alleinige Sechserin. Kein Wunder, dass gerade diese beiden am Dienstag gut gelaunt zur Pressekonferenz erschienen.
Der Verbesserungsbedarf liegt fürs Kollektiv auf der Hand. „Der letzte Pass von uns war nicht gut genug“, gab Spielmacherin Marozsan unumwunden zu, die sich die ganz lichten Momente wohl auch noch für den Rest des Turniers aufspart. Erst als mit Mandy Islacker und Hasret Kayikci sich der zweite Sturm versuchte, fand die Taktgeberin endlich mal Abnehmer – und kam der Titelverteidiger durch Islacker zu den lange vermissten Chancen.
Die von Jones zur uneingeschränkten Anführerin ernannte Marozsan hatte für die Hemmungen, die eigentlich so gar nicht zur neuen Philosophie der Freiheit und Flexibilität passen wollten, eine einfache Erklärung: „Zu viel Respekt und Nervosität.“ Die 25-Jährige fand, man habe immerhin „den Kampf angenommen und den Sieg verdient gehabt“. Und somit auch den freien Dienstagnachmittag mit Freunden oder Familie.
Der Glauben, sich im Laufe des Turniers weiter zu steigern, ist allen gemein. „Wir können und werden noch besser spielen“, erklärte Torhüterin Almuth Schult. Mit zwei guten Paraden hatte die 26-Jährige mit dafür gesorgt, dass bei diesem Auftaktspiel nicht zu viele Hoffnungen zerstört wurden.
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