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Fidschi-Inseln und das Klimaabkommen„Wir haben Trump schon eingeladen“

Die Republik Fidschi braucht das Paris-Abkommen zum Überleben. Botschafterin Nazhat Shameem Khan über Aussteiger Trump und Zukunftsszenarien.

Vom Zyklon getroffen: Häuserreste auf der Insel Koro, Februar 2016 Foto: dpa
Ingo Arzt
Interview von Ingo Arzt

taz: Frau Khan, was würden Sie Donald Trump sagen, wenn Sie ihn heute treffen könnten?

Nazhat Shameem Khan: Das Paris-Abkommen war der wichtigste Schritt zum Erhalt unseres Planeten und für künftige Generationen. Ich würde ihm sagen, dass alle Mitglieder unserer globalen Familie in einem Boot oder, besser gesagt, in einem Kanu bleiben müssen. Wenn ein Mitglied die Familie verlässt, dann ist das ein schrecklicher Fehler, für das Land und für den ganzen Planeten.

Haben Sie Angst um Ihr Land?

Paris ist eine Überlebensfrage für uns alle. Natürlich ist es für uns im Pazifik besonders dringend. Einige Inseln sind davon bedroht, ausgerottet zu werden. Das Wissen gibt uns den Willen, schnell zu handeln.

Sehen Sie die Gefahr, dass mit Trump auch andere Familienmitglieder die Sippe verlassen?

Nein. Die anderen Länder werden sagen: Wir werden es nicht zulassen, dass Paris scheitert. Für mich ist das sehr positiv.

Im Interview: Nazhat Shameem Khan

Die 56-jährige Juristin ist Botschafterin der Republik Fidschi bei den Vereinten Nation in Genf und vertritt den Inselstaat bei Klimagesprächen.

Haben Sie Ermutigung von anderen Ländern erhalten?

Ja, von überall her. Von Städten, Ländern, Privatpersonen, von überall höre ich: Wir hören nicht auf.

Trump hat kritisiert, dass andere Länder ihren CO2-Ausstoß weniger schnell drosseln als die USA. Was antworten Sie?

Das ist eine veraltete Sicht. Schauen Sie sich Klimaschutz rein ökonomisch an: In grüne Energie zu investieren ist sehr weise. Die Gesellschaften, Investoren und Unternehmen haben das längst begriffen.

Was muss denn jetzt getan werden, ganz konkret?

Wir haben ein klares Arbeitsprogramm bis zur Klimaschutzkonferenz 2018. Sie wird sicherstellen, dass das Paris-Abkommen umgesetzt wird.

Nochmals, was konkret wird passieren?

Wir wollen nicht auf einzelne Länder zeigen und ihnen vorwerfen, dass sie zu wenig tun. Wir wollen einen konstruktiven Prozess und von unserer Erfahrungen und voneinander lernen.

Momentan hat Fidschi die Präsidentschaft der UN-Klimakonferenz inne. Wie schaffen Sie das als so kleines Land?

Wir haben ja eine Partnerschaft mit Deutschland. Die nächste Klimakonferenz ist in Bonn, Deutschland ist finanziell sehr großzügig und hilft uns, dass Fidschi eine Klimakonferenz auf deutschem Boden ausrichten kann, im November, Das wird natürlich eine Herausforderung, wegen des Wetters. Aber wir werden versuchen, mit ein wenig Fidschi-Stimmung euren grauen Novemberhimmel aufzulockern.

Schon mal erwogen, Trump nach Fidschi einzuladen?

Unser Premierminister hat ihn eingeladen. Er hat bis heute keine Antwort erhalten.

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4 Kommentare

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  • Die meisten Menschen nutzen ihre Umwelt gnadenlos aus. Wenns alle ist, gehen sie weiter. Viele Umweltschützer habe ich noch nicht kennengelernt.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Das Pressefoto und die Bildunterschrift "Vom Zyklon getroffen: Häuserreste auf der Insel Koro, Februar 2016" müssten eigentlich reichen, um dem US-Präsidenten erinnernd die Wirklichkeit im eigenen Lande unter die Nase zu reiben.

    Die jährlich über die USA ziehenden Wirbelstürme und ihre Folgen müssten selbst für ihn Anlass genug

    sein, mal über die Ursachen nachzudenken.

  • Die Südseeinseln sind Produkte von Vulkanen, Korallen und Papageifischen. Wenn sie untergehen, dann deshalb weil sie überfischt werden und im Plastik- und Giftmüll aus China verrrecken. Irgendwann kommt dann unter ferner liefen die Trump Administration dazu. Im Übrigen weigere ich mich, auch nur einen einzigen Südsee Insulaner als Umweltschützer anzuerkennen. (Schon den Stuss mit den Hopi-Indios konnte Greenpeace nur Schulkindern erzählen). Die Kultur der Polynesier/Ozeanier war auf maxmimale Ausbeutung des Landes ausgelegt. Da unterscheidet sie sich nicht von ihrem nördlichen Pendant namens Wikinger.

    • @el presidente:

      Am besten war mal die Story vom ersten "Klimaflüchtling" der angeblich untergehenden Inseln. Der saß dann mit seinen vier (!) Kindern in Australien und meinte, am schlimmsten sei, dass sich die Menschen dort gegenseitig das Leben schwer machen.