piwik no script img

Gastkommentar Ostermarsch-AufrufStinkende Pflanze im Osterstrauß

Ulrich Hentschel
Kommentar von Ulrich Hentschel

Subtiles Bashing, antijüdische Dämonisierung: Warum findet sich im Aufruf zum Hamburger Ostermarsch das immergleiche Zerrbild des Staates Israel?

In Hamburg kommen die Gemeinsamkeiten dies Jahr an ihre Grenzen Foto: dpa

D er Aufruf des Hamburger Forums präsentiert einen bunten Blumenstrauß fast aller aktuellen Positionen und Forderungen eines traditionellen Teils der Friedensbewegung, die ich teile. Leider enthält dieser Strauß aber auch eine ziemlich hässliche und stinkende Pflanze: ein scheinbar unausrottbares Zerrbild von Israel und dessen Dämonisierung.

1. Schon im Haupttext wird Israel in einer Reihe mit der Türkei, Saudi-Arabien und Katar als „autoritäres und reaktionäres Regime“ dargestellt. Das ist infam, existiert mit Israel doch der einzige demokratische Staat im Nahen und Mittleren Osten. Muss das noch einmal erklärt werden?

2. Bezeichnend auch für die weiteren Texte des Aufrufes ist, dass zum Beispiel Iran und Syrien nicht genannt werden. Sehen die Aufrufer hier etwa keine autoritären Regimes? Oder will man den repressiven und militaristischen Charakter dieser Staaten nicht zur Kenntnis nehmen, weil sie mit der Hisbollah und teilweise der Hamas Terrororganisationen unterstützen, deren Ziel in der Auslöschung Israels besteht?

3. Dem Hauptaufruf folgen Kurztexte, in denen „unsere Ostermarschforderungen konkretisiert werden“. Vier Staaten werden als Herausforderung der Friedensbewegung teilweise ausführlicher dargestellt: Afghanistan, zweimal die Türkei, Saudi-Arabien und – Israel. Die Eskalation der militärischen Konfrontationen in Asien fehlt, Nordkorea wird nicht einmal als Atomwaffenstaat benannt, der Südsudan mit Hunderttausenden Vertriebenen und Toten, Somalia und andere afrikanische Regionen interessieren nicht.

Miguel Ferraz
Ulrich Hentschel

66, seit 1968 in Friedensgruppen und bei antimilitaristischen Bemühungen aktiv, in den 80er-Jahren auch beruflich als Pastor für Friedensgruppen.

Israel für alle Konflikte der Region verantwortlich?

Auch der Irak, der Iran, Libyen kommen nicht vor. Wo sie ein einziges Mal indirekt angesprochen werden, ist das nur möglich im Kontext mit Israel: „Während rings um Israel die bewaffneten Konflikte eskalieren und das Elend der Flüchtlinge sich ins Unermessliche steigert, vertieft Israel den Graben zwischen sich und den Palästinensern.“ Da kein anderer Staat als Mitverursacher der Konflikte genannt wird, bleibt nur eine Schlussfolgerung: Auch dafür ist Israel verantwortlich. Die Anklage lautet: „Fortgesetzte militärische Angriffshandlungen gegen Libanon und Syrien“. Kein Wort zur Hisbollah und zu Syrien als deren Bündnispartner und Aufmarschgebiet. Und wieder kein Wort zum Iran.

4. Sucht man für all diese Projektionen gegen Israel nach einer Art faktischem Anhaltspunkt, findet man einen ungewollt (?) aufschlussreichen Satz: „International ist Israel isoliert, nachdem eine Resolution (des UNO-Sicherheitsrates, Anm. d. A.) die aggressive Siedlungspolitik der Regierung Netanyahu im Westjordanland verurteilte.“ Die Politik der Regierung Israels, die auch ich für falsch und gefährlich halte, wird in kaum wahrnehmbarer Verfälschung der UN-Resolution in eins gesetzt mit Israel, also dem seit 50 Jahren existierenden und seitdem in seiner Existenz attackierten Staat der Juden und der mit ihnen zusammenlebenden Palästinenser.

Es geht um die Ablehnung des Staates Israel

All das macht deutlich: Das Mitgefühl mit den in den besetzten Gebieten unterdrückten Palästinensern ist nur der Humus für die stinkende Pflanze im Friedens-Oster-Strauß: die Ablehnung des jüdischen demokratischen Staates Israel. Und hier wird es denn wie am Anfang so auch am Ende antijüdisch. Bitter für mich ist daran vor allem, dass meine Freundinnen und Freunde aus dem Kreis der Unterzeichner meinen, es so nicht zu meinen. Aber sie haben es unterschrieben.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

35 Kommentare

 / 
  • An dem Artikel fällt zuerst auf, dass Hentschel "die Türkei" oder "den Iran" bedenkenlos mit ihrer derzeitigen Regierung gleichsetzt, während er im Fall Israels auf einem feinsinnigen Unterschied besteht. Dabei haben die Türkei und der Iran tatsächlich sehr wechselnde Regierungen gehabt, wogegen die heutige israelische Regierung bloß in den Linien weiterarbeitet, die bei der Staatsgründung gelegt worden sind.

     

    An dieser Stelle trennt sich eben, was sich trennen muss - wer Israel liebt, muss zwangsläufig auch seine Kriege lieben und jede Friedensbewegung (nicht nur die in Hamburg) ablehnen.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Rainer Möller:

      Ist schon klar.

       

      Viel Spaß mit den "wechselnden Regierungen" im Iran

  • Sowohl der Autor, als auch zahlreiche Kommentatoren machen einen typischen und Fehler, nämlich einem solchen politischen Aufruf diskursive Vollständigkeit abzuverlangen sowie die Verpflichtung zu völliger Neutralität. Darauf haben wir kein Recht.

    Im Falle von uns Laien ist das ärgerlich aber wohl verzeihlich.

    Im Falle des Autors kann man das nicht gelten lassen, wenn er seine eigenen Ansprüche selbst nicht erfüllt. Man muss Ihm also (politische) Absicht unterstellen.

    Das im Mantel der Moral zu tun empfinde ich als besonders manipulativ. Zumal Herr Hentschel beim Schreiben keiner reingeredet hat, wie bei so einem Aufruf.

  • Meinen, es so nicht zu meinen ist eine deutsche Tugend wie nichts mitbekommen zu haben.

    • @JustusF:

      Wer Netanjahus Siedlungspolitik, die gemäß Genfer Konvention und Internationalem Gerichtshof illegal ist, nicht mitbekommen will, der glaubt natürlich auch gern, die Kritik daran sei gar nicht so gemeint.

      • @Rainer B.:

        Wenn Sie die "Kritik" gefunden haben, können Sie sie ja nochmal zeigen, aber ob die Damen und Herren denn nun meinen, es so zu meinen oder eben es so nicht zu meinen werden wir hier wohl nicht abschließend klären können, bei aller Mühe.

        Und ja, wenn ja auch die UN das alles so sieht, dann eben weiter alle gegen die "Siedlungspolitik". Sorry, Südsudan, Jemen oder Frieden in Israel/Palästina, heute wird's nicht mehr konstruktiv.

        • @JustusF:

          s.o.

          • @Rainer B.:

            Touché! Gegen Sie ist wohl einfach noch kein Gegenargument gewachsen ;-)

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die Analysen dieser Friedensbewegung waren ja schon immer eher stumpfsinnig und falsch.

     

    Im Zuge der Unübersichtlichkeit und wohl auch im Zuge der Regression werden sie eben noch stumpfsinniger und falscher.

     

    Dass sich das alles bei einem transformierten Antisemitismus trifft, ist jetzt ja auch keine große Überraschung.

     

    Für mich stinkt der ganze Strauß und diese Aufmärsche sind für mich nicht weniger widerlich als die von AfD oder Pegida.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Zwischen den Analysen der Friedensbewegung und ihren flott dahingeschissenen Ressentiments liegen auf jeden Fall mindestens soviele Welten wie zwischen Ostermärschen in Hamburg und Pegida/NPD - Veranstaltungen.

      • @Rainer B.:

        Klarstellung: Das "ihren" musste hier natürlich groß geschrieben werden. Es bezieht sich nämlich auf JIM HAWKINS und nicht etwa auf die Friedensbewegung.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Und der getroffene Hund bellt. Oder sollte ich sagen er kläfft?

  • Das tolle an der Hamburger Friedensbewegung ist, das Ostermarschaufrufe vorher breit diskutiert und für alle Interessierten abgestimmt erstellt werden. Herr Hentschel hat sich an dieser Diskussion nach meiner Wahrnehmung nicht beteiligt .. schade! Mir ist deshalb unverständlich das seine zum Thema "Waffenlieferung" dargestellte Kritik in der heutigen taz einen so breiten Raum beanspruchen darf. Ich verstehe die MACHER dieser Seite nicht .. auch weil das Interview mit Herrn Gunkel nicht klar sein läßt, ob er zu den Anwürfen etwas hätte sagen dürfen ?

    So macht die taz.hamburg keinen Spaß ... sie schürt Konflikte und gibt dem Streitenden eine überproportinierte Möglichkeit mit einem Kommentar, in der Herr Hentschel auch nicht klar werden läßt, wo er bei der o f f e n e n Diskussion des Hamburger Forums sein Position wann hat geltend gemacht ... das hat was sehr, sehr unangenehmes für mich als Leser. Ich fühle mich getäuscht durch Herrn Hentschel

    Peter Meyer

  • Wer das Existenzrecht Israels anerkennt ( mit denen, die das grundsätzlich nicht machen, lohnt in diesem Zusammenhang die Debatte nicht), muss dann auch in der jeweiligen politischen und militärischen Realität beantworten, wie das denn gesichert werden kann. 1948: eine Stunde nach der UN-Anerkennug Israels und einer Zwiestaatenlösunf Massive Angriffe der umgebenden arbischen Staten auf Israel, vor dem 6-Tage-Krieg massive Aufrüstung und Angriffsvorbereitung derselben Staaten, radikale Ablehnung des Existenzrechtes durch Hamas und Hizbollah - und durch den Iran, der Jährlich zur Zerstörung Israels am Al-Ouds-Tag aufruft und die Gegner Israels aufrüstet.... . Ausgestreckte Hände Israels hat es viele gegeben, die jeweils als Schwäche ausgelegt wurden und mit verstärktem Kampf gegen die Existenz Israels genutzt wurden. Auf dem heimischen Sofa (auch auf meinem) ist schnell ein Friedensappell an die israelische Gesellschaft und die jeweilige Regierung geschrieben. Aber wer will den Israelis verdenken, dass sie angesichts dieser Erfahrungen in großen Teilen auf die eigenen militärische Stärke baut und das Existenzrecht ihres Staates mit (über-)harten Mitteln sichert. Man mag sich auf dem Sofa eine weniger nationalstische, von Misstrauen und Enttäuschung getragene, liberalere Regierungskonstellation wünschen. Soviel mehr haben die Araber diesen Regierungen auch nicht zugestanden. Zum Begriff "Palästinänsisches Volk" ( um dann von "Völkermord" und "Apartheid" reden zu können). Es sind Araber, von denen etliche ( die Gebliebenen sind Israelische Staatsbürger) im Zuge von Kriegshandlungen das Gebiet Israels verlassen haben und zT vertrieben worden sind, die nie eine eigene Staatlichkeit besessen haben und deren "Flüchtlingslager" als Faustpfand der Empörung von den arabischen Staaten gehegt werden.

  • 3G
    38134 (Profil gelöscht)

    Der Aufruf zum Ostermarsch enthält auch diese hässliche Blüte: "Keine Beteiligung Deutschlands am Konfrontationskurs gegen Russland – weder an Kriegsmanövern noch an der Militärpräsenz in Osteuropa. Frieden in Europa gibt es nur

    mit und nicht gegen Russland."

     

    Im Ernst wird in der Reihe der Autokraten und Kriegsgebiete W. Putin/Ukraine ausgelassen. Frieden mit Russland? Der sorgt doch für die Militärpräsenz in Osteuropa. Russland, unser antifaschistischer Friedensfreund. Es werden, internationalem Recht zum Trotz, dieses Jahr 5000 junge Einwohner der Krim gegen ihren Willen in die russische Armee eingezogen. Wie erbärmlich von der traditionellen deutschen Friedensbewegung, sich an die Seite des Präsidenten mit seiner kriegstreiberischen Großmachtgehabe zu stellen.

     

    Und für die Freunde des einfachen Denkens: Natürlich heißt das nicht, dass ich die NATO aufrüsten und in militärische Konfrontation gehe. Es heißt auch nicht, auf die Ehrenmäler der Roten Armee, die Deutschland von sich selbst befreite, zu spucken.

  • Der Autor hat den Sinn einer Friedensbewegung nicht verstanden.

     

    In dem Aufruf geht es überwiegend, um deutsche Waffenlieferungen - nach Saudi Arabien, Israel, Türkei. In dem Kontext werden dann die Konflikte erwähnt, in denen diese Waffen verwendet werden. Und welche Probleme die Friedensbewegung damit hat.

     

    Es geht als in erster Linie um die eigene Verwantwortung und nicht um eine weltweite Analyse aller Kriege, die der Autor einfordert.

     

    Weder im Iran noch in Syrien spielen deutsche Rüstungsgüter eine grosse Rolle.

     

    Darüber hinaus sind politische Forderungen für eine friedlichere Politik natürlich sinnvoller, wenn sie Staaten betreffen, die "befreundet" sind, bzw. wo es einen Einfluss gibt.

     

    Eine Friedendsbewegung muss versuchen diesen Einfluss zu verstärken, es macht keinen Sinn gegen Staaten zu demonstriren, auf die es keinen Einfluss gibt, bzw. die sowieso schon boykotiert werden.

     

    Daher ist eine Kritik an der Politik von Israel und Saui Arabien sinnvoller, als eine an den Iran und Syrien, an diese Staaten liefert unsere Regierung keine Waffen.

    • @Struppi:

      Der Iran ist sehr wohl zentral für deutsche Waffenlieferungen. Das war der Sinn von Gabriels Besuch in Teheran vor einem Jahr. Sie irren sich.

    • @Struppi:

      Nach Ihrer Vorstellung soll man sich eben nur die Staaten raussuchen, in die Waffen geliefert werden? Falsch! Die Friedensbewegung heisst Friedensbewegung und nicht Anti-Waffenlieferungsbewegung! Daran ändert auch der Hamburger Aufruf nichts.

    • @Struppi:

      Beim zweiten Durchlesen bemerken sicher auch Sie den Widerspruch in Ihren Worten: Man müsse Israel kritisieren, weil man die Handlungen der deutschen Regierung beeinflussen wolle? Das wäre, als ob Sie ihren Mann kritisieren, damit Ihr Chef Ihnen das Gehalt erhöht.

       

      Wenn sie möchten, das die Bundesregierung kein geld mehr in Krisenrregionen schickt, weder an die Israelis noch an die Palästinenser, dann sagen Sie das Ihrer Regierung.

      • @TurboPorter:

        Hä? Wenn mein Chef mir zu wenig Geld zahlt, dann wende ich mich an meinen Chef. Was meine Partner(in) damit zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

        Der Aufruf wendet sich eben nicht an die Israelis, sondern erwähnt im letzten Absatz mit zwei Sätzen die Situation und was die Waffen, die unsere Regierung liefert, dort machen.

        Insofern sehe ich keinen Widerspruch in dem was ich schreibe, sondern erkenne einen Mangel an Leseverständniss.

         

        @Lesebrille: Nein das ist nicht meine Meinung, das habe ich auch nicht geschrieben. Sondern das ist die Intention im Aufruf. Aber natürlich muss eine Demonstration auch einen Addressat haben und der ist in dem Fall die Bundesregierung. Und da die Friedensbewegung laut dem Artikel gar nicht mehr Friedensbewegung heißt, ist Ihr Einwurf auch nicht richtig.

         

        @Neville Longbottom: Welche "zentrale" Rolle spielt der Iran bei deutschen Waffenlieferungen?

        Ich Irre mich nicht.

        • @Struppi:

          Man muss schon sehr blauäugig sein, wenn man die Verwicklungen der deutschen Regierungen im iranischen Atombombenprogramm nicht wahrnehmen will:

          http://de.stopthebomb.net/de/deutschland-iran/bafa.html

          • @Age Krüger:

            Zum einen sprach ich von Waffenlieferung und zum anderen sind diese Lieferung von Teilen auch verboten, macht also wenig Sinn dagegen zu protestieren.

             

            Hier einer zentralen Rolle der dt, Waffenlieferungen zu sprechen ist tatsächlich naiv.

             

            Ausserdem ist diese Position - der Iran steht für alles Böse - NATO Konsenz, macht also auch keinen Sinn innerhalb der NATO dafür zu protestieren.

             

            Im Aufruf geht es darum, dass auch von den Staaten, die aktiv von unserer Regierung untersützt werden Gewalt ausgeht. Das die anderen Gewaltätig sind, wird ja nicht verschwiegen.

  • Zu Punkt 4: Aber wenn man sich die Mühe macht und sorgfältig daraufhin weist, dass man eben *nicht* Israel kritisiert, sondern die Politik der aktuellen (und vorhergehenden und vorvorhergehenden etc) israelischen Regierung, dann stempeln einen die unbedingten Israelunterstützer zum Antisemiten, weil israelische Regierung kritisieren = Israel kritisieren = Israel Existenzrecht absprechen = Juden hassen.

     

    In welcher Form genau darf man den nun die israelische Regierung kritisieren?

    • @BigRed:

      Ich würde es an Stelle der Betroffenen so machen, dass ich eine Quelle angeben würde, in der z.B. diese Ostermarschierer auch die Regierungen vorher gelobt haben. Z.B. den Rückzug aus dem Gaza-Streifen während der Sharon-Regierung.

      Afaik ist in der Erklärung davon nix zu lesen und meistens lese ich auch nix über die konstruktiven Ansätze früherer israelischer Regierungen in den Stellungnahmen von Netanjahu-Kritikern.

    • @BigRed:

      Die Welt ist groß. Verbrecher gibt es genug. Kritisieren Sie Assad und Putin oder Trump und AsSissi.

       

      Die Welt geht nicht unter, wenn Israel von den Nachfahren der Nazis - die wir sind - nicht kritisiert wird.

      • @A. Müllermilch:

        Ihre Welt mag dann noch nicht untergehen, aber die der Menschen im Gaza-Streifen Tag für Tag ein Stückchen mehr..

    • @BigRed:

      Wenn man sich nicht sogleich zum Antisemiten stempeln lassen will - in überhaupt keiner Form.

      Der typische Umgang mit Kritik an Netanjahus Israel-Politik unterscheidet sich nicht wesentlich von dem typischen Umgang mit Kritik an Erdogans Türkei-Politik - bei allen Unterschieden, die es hinsichtlich demokratischer Strukturen in beiden Ländern gibt. Wer die Politik Israels kritisiert, wird zum Antisemiten erklärt, wer die Politik der Türkei kritisiert, wird zum Islam- und Türkenfeind erklärt. Das ist in dem einen Fall ebenso abwegig wie im anderen und deshalb gehören diese Staaten folgerichtig auch gemeinsam auf die Liste der Ostermarschierer.

  • Wenn bei uns die Felder gedüngt werden, dann riecht man die Osterglocken in unserem Garten auch nicht mehr - ich möchte damit sagen, wenn Israel so eine Scheisspolitik betreibt, dann überwiegt eben der Gestank dieser Politik...

  • Ich bin auch der Meinung, dass im Aufruf zum Hamburger Ostermarsch die Kritik an der israelischen Regierungspolitik eine überdimensionale Bedeutung bekommt. Trotzdem: der traditionellen Friedensbewegung vorzuwerfen, dass nicht mit gleicher Verve Nordkorea, Libyen (?) oder Südsudan kritisiert wird, ist vordergründig. Es ist gute Tradition der Friedensbewegung, sich auf die Kriegsverbrechen derjenigen Staaten zu konzentrieren, denen sich Deutschland mit mehr oder weniger guten Gründen freundschaftlich verbunden fühlt - wenn die deutsche Regierung Israel massiv durch die Lieferung von militärischer Ausrüstung unterstützt (u.a. durch die Bereitstellung atomwaffenfähiger U-Boote), ist das ein Grund, auch unsere eigene Regierung in Mithaftung zu nehmen. Und was Israel als "alleinige Demokratie im Nahen Osten" betrifft,

    kann ich diesen Schnack nicht mehr länger hören. Hören wir lieber auf Rosa Luxemburg: "Kein Volk kann sich frei nennen, wenn es ein anderes Volk unterdrückt." So isses.

    • @Thea:

      "Es ist gute Tradition der Friedensbewegung, sich auf die Kriegsverbrechen derjenigen Staaten zu konzentrieren, denen sich Deutschland mit mehr oder weniger guten Gründen freundschaftlich verbunden fühlt."

      Da tritt eben das übliche Verhalten hervor: Was soll ich mich, wenn ich mich doch für Frieden einsetze, mit komplexen Problemen (Hisbollah, Hamas, Iran; Russland, NATO, Syrien) auseinandersetzen oder um den "Südsudan mit Hunderttausenden Vertriebenen und Toten, Somalia und andere afrikanische Regionen" (mit denen ist Deutschland wohl nicht so BFF) kümmern, wenn ich doch ganz easy gegen Israel (und mit denen ist Deutschland wohl aus keinen guten Gründen BFF?) bashen kann!?

       

      Müssen wir hier vielleicht noch über die Definition von Kriegsverbrechen reden, oder über andere gute Traditionen aus deutschen Landen?

    • @Thea:

      Ich kann Ihren Versuch, einen Gegensatz zu kreieren weder nachvollziehen, noch gutheissen.

       

      Herr Hentschel spricht von der Staatsform, Sie vom "Volk". Dass Sie damit gleich mal die ganze Bevölkerung Israels in "Sippenhaft" nehmen, darf dann auch getrost als antisemitisch verstanden werden.

       

      Den Rest Ihres Posts darf man damit getrost vergessen.

  • Der Autor vermisst die riesige Friedensbewegung der 80er. Aber die gibt es nicht mehr. Das Wort Friedensbewegung taucht im Flugblatt nicht mal mehr auf. Tempi passati.

     

    Die Ostermärsche sind heutzutage zusammengeschrumpft auf den Kern der politischen Linken. In deren Agenda ist Israel nun mal Bösewicht.

    • @el presidente:

      Also ist in ihren Augen jeder ein Rechter, der das Existenzrecht Israels anerkennt und Israel für einen demokratischen Staat hält umgeben von lauter rückständigen Diktaturen?

       

      Interessant, so funktioniert also Antisemitismus wohl andersrum. Wer Israel nicht verurteilt, kann also keine linken Positionen haben. Ahja!

  • Dieser Kritik Hentschels stimme ich so ähnlich zu.

    Werden alle Kriegführer angeprangert, dann werden diese Aufrufe viel glaubwürdiger.

    Aber es wird dann auch deutlich, dass sie etwas heiße Luft sind, Schöne Wünsche.

    Was anderes sind Aktionen, die direkt konkrete Ziele bearbeiten.

    Insofern kommen die Friedensbewegten mit ihrer bis heute schmalspurigen Anti-NATO-Haltung schnell in den Verdacht, eigentlich eine Propaganda-Masche zu sein.

    • @Land of plenty:

      und großspurige pro-NATO Haltung ist ....?