piwik no script img

Kommentar Armuts- und ReichtumsberichtDer unsichtbare Reichtum

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Der Armuts- und Reichtumsbericht erfasst nur die Wenigvermögenden. Die reichen Haushalte werden erst gar nicht erfasst.

Präsentierte am Mittwoch dem Kabinett den jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht: Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles Foto: reuters

D er Armuts- und Reichtumsbericht ist eine Mogelpackung. Denn Reichtum kommt fast gar nicht vor. Detailliert und zahlengenau wird nur die Armut beschrieben. Dieses krasse Missverhältnis spiegelt die Datenlage wider: Über Hartz-IV-Empfänger weiß man alles; bei ihnen ist sogar bekannt, wie viele Zahnbürsten in ihrem Badezimmer stehen. Aber bei den Reichen fehlen selbst die wichtigsten Zahlen. Die verfügbaren Vermögensstatistiken sind so lückenhaft, dass Billionen Euro im Nirwana verschwinden. Niemand weiß, wer sie besitzt.

Nur ein Beispiel: Eine der wichtigsten Erhebungen in Deutschland ist die sogenannte „Einkommens- und Verbrauchsstichprobe“ vom Statistischen Bundesamt. Doch Haushalte mit einem Nettoeinkommen von monatlich mehr als 18.000 Euro werden nicht befragt. Der schliche Grund: Vermögende neigen dazu zu lügen, wenn es um ihr Vermögen geht.

Leider ist es keine statistische Petitesse, dass alle Haushalte fehlen, die auf ein Nettoeinkommen von mehr als 18.000 im Monat kommen. Sie machen zwar nur maximal ein Prozent der Bevölkerung aus – aber dieses reichste Hundertstel dürfte bereits ein Drittel des gesamten Volksvermögens besitzen. Also mehrere Billionen.

Natürlich ist es kein Zufall, dass unbekannt ist, wie reich die Reichen sind. Die Vermögenden setzen ihre gesamte Lobbymacht ein, um sinnvolle Erhebungen zu verhindern. Sie verfahren nach dem Motto: „Was der Wähler nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“ Wenn die Daten fehlen, so das Kalkül, kommt auch keine Debatte darüber auf, wie man Vermögen und Einkommen gerechter verteilen könnte.

Abhilfe wäre einfach: Würde man eine Vermögenssteuer einführen, wäre sofort bekannt, wer die fehlenden Billionen besitzt. Genau deswegen wird die Vermögenssteuer mit aller Macht verhindert – und stets behauptet, dass sich „der Verwaltungsaufwand nicht lohnen“ würde. Er würde sich lohnen. Garantiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
  • Der sozialdemokratische Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am 19.05.2008, zum (damaligen) Armutsbericht der Bundesregierung:

     

    "Die Dimension des Armutsproblems wird umso deutlicher, wenn man berücksichtigt, dass die Armutsschwelle trotz der hohen Inflation von 2003 bis heute (von 938 auf 781 Euro) abgesenkt wurde."

     

    Siehe auch bei LabourNet.de Germany am 20.05.2008: "Der Armutsbericht der Bundesregierung ist ein Schwindel nach unten!"

    • @Reinhold Schramm:

      Danke für den Hinweis auf LabourNet. 2013 in Mainz ein Hearing "Deine Armut geht mich an" der rld.pfälzischen Landesregierung.

      Das Bildungs- und Teilhabegesetz war damals auch eine Schande für die Zivilisation. Was hat sich geändert ? Nix.

  • "wie alle anderen auch, prozentual zu ihrem Gesamtvermögen zu besteuern"? Also in Deutschland zahlt momentan niemand die Vermögensteuer (die Grundsteuer einmal ausgenommen). International ist die Vermögensteuer eher eine Ausnahme.

     

    Aufgrund der Höhe der Einkommensteuer und der Sozialleistungen scheint es kein Problem auf der Einnahme- sondern auf der Ausgabenseite zu geben.

    • @DiMa:

      Natürlich liegt das Problem nicht auf der Einnahmenseite. Die Fans der Vermögensteuer wollen ja auch gar nicht mehr Steuern sondern wollen vor allem wissen wer wieviel besitzt. Sie wären vermutlich sogar mit einer Senkung der EK-Steuer im Sinne einer Anrechnung der gezahlten Vermögenssteuer einverstanden.

      Und aus dem Steueraufkommen der Verm-Steuer kommen ja auch nur aggregierte Statistiken und eben nicht eine individuelle Übersicht wer wie viel hat.

      Den Fans der Vermögenssteuer kann man deshalb - ausnahmsweise - mal nicht widersprechen.

      Man könnte denen sogar entgegenkommen indem man auf die Erhebung der Erbschaftssteuer bei nahen Verwandten ganz verzichtet. Dies weil über die Vermögenssteuer ja alles bereits versteuert worden ist.

       

      Vermögens - und Erbschaftssteuer zugleich geht natürlich nicht.

    • @DiMa:

      Sie leiten weiterhin Ihre falsche Logik vom irreführenden Begriff der "Vermögenssteuer" ab, als ob das eine Sondersteuer und mithin die Ausnahme wäre. In Wirklichkeit geht es aber darum, die Ausnahmen und Sonderregelungen für Vermögen abzubauen. Alle anderen müssen alles offenlegen, was sie haben, um dementsprechend besteuert zu werden. Nur bei großen Vermögen werden 1.) die Sätze gedeckelt und 2.) müssen große Teile überhaupt nicht deklariert werden.

      DAS ist die Ausnahme. Ebenso wie die Tatsache, dass auf Einkommensarten wie Spekulationsgewinne oder Erbschaften nur besonders niedrige Abgaben zu zahlen sind, während bei Einnahmen aus Arbeit voll mit EK-Steuer und Sozialabgaben zugelangt wird.

      Sie und ein gewisser anderer Kommentator hier schreien immer nur "Neid" und "böse Umverteilung," wenn von oben nach unten rückverteilt werden soll... aber nie bei der vorangegangenen Umverteilung von unten nach oben.

      • @kami:

        "Sonderregeln für Vermögen". Sorry, mit Ausnahme der Grundsteuer zahlt derzeit niemand eine Vermögensteuer. Insoweit muss Vermögen auch nicht deklariert werden.

      • @kami:

        "Nur bei großen Vermögen werden 1.) die Sätze gedeckelt und 2.) müssen große Teile überhaupt nicht deklariert werden."

        "Alle anderen müssen alles offenlegen..."

        Was schreiben Sie hier? Was hinsichtlich Vermögen wird gedeckelt und was muss deklariert werden.? Gar nix, gell! Wir haben nämlich gar keine Vermögensteuer.

        Sie sollten IHre Begriffe schärfen bevor Sie anderen Kommentatoren falsche Logik (übrigens, was ist das schon wieder?) unterstellen.

         

        Übrigens: Weil Sie "alle" schreiben: Offenlegen musst ich noch nie was. Außer dass ich monatlich Abzüge auf mein Gehalt habe. Bei "alle" bin ich dann wohl nicht dabei; genau wie auch bei den Superreichen, da nämlich auch nicht.

        Ansonsten schließe ich mich den Ausführungen von DIMA an. Der bzw. die weiß von was er bzw. sie schreibt und die Begrifflichkeiten sind nachvollziehbar und korrekt.

         

        Be Ihnen sehe ich da noch Luft nach oben.

        • @Tom Farmer:

          Ich habe schon gestern auf diesen Kommentar geantwortet und bin darauf eingegangen, dass bei Menschen wie Ihnen (?) und mir zwar keine Vermögenswerte abgefragt werden aber Eingänge bzw. Einnahmen, und Sie im Gegenzug gefragt, weshalb wohl Ihrer Meinung nach Vermögenswerte von armen bis zum Mittelstand in Armuts- und Reichtumsberichten auf dieser Basis recht genau hochgerechnet werden können, aber die Vermögenswerte von Reichen oftmals terra incognita sind und in diesen Berichten - wie im Artikel beschrieben - nicht auftauchen. [...]







          Aber inzwischen hat der/die von Ihnen ob seiner/ihrer angeblichen Sachkenntnis so hoch geschätzte Dima ja schon verlauten lassen, dass die Armen halt einfach mal was lernen und arbeiten gehen sollten. Damit ist dann wohl auch ohne weitere Repliken ziemlich klar, wer hier tatsächlich die Gründe für die wachsende Schere zwischen arm und reich nicht wirklich kapiert...

           

          Hinweise, Lob und Kritik an der Moderation können Sie gerne an kommune@taz.de richten. Danke, die Moderation.

          • @kami:

            PS an Tom Farmer: Ich antwortete darauf bereits vorgestern - mit dem Hinweis darauf, dass die Tasache, dass man Vermögenswerte nicht direkt offenbaren muss, nicht heißt, dass diese zumindest in unteren und mittleren Vermögensschichten nicht indirekt aus den nachzuweisenden Eingängen ableitbar wären. - Und mithin auch statistisch erfassbar sind, was für große Vermögen dann aber nicht mehr zutrifft. 







             

            Kommentar wurde gekürzt - Hinweise, Lob und Kritik an der Moderation können Sie gerne an kommune@taz.de richten. Danke, die Moderation.

             
        • @Tom Farmer:

          Zustimmung !

      • @kami:

        Nach ihrem ersten Satz, da wo wir uns wohl einig sind, schreiben Sie nachfolgend Dinge die ich definitiv weder geschrieben noch gemeint habe.

        Das haben Sie halt mal so draus gemacht auf Ihrer Gedankenautobahn. Warum eigentlich?

        • @Tom Farmer:

          Der Begriff der "Vermögenssteuer" insbesondere zusammen mit Begriffen wie "Neiddebatte“ ist u.a. deswegen irreführend, weil er suggeriert, das einfach mal Reichen was von ihrem verdienten Reichtum weggenommen werden soll. Das verschleiert aber diverse Fakten - ebenso wie der hinkende Vergleich mit den schlechten Schülern, die ja angeblich nur "neidisch" auf die guten Schüler sind, die halt angeblich schlauer sind oder mehr gearbeitet haben. Nämlich, dass 1.) gewisse Arten der Vermögensanhäufung (Erbschaften, Spekulationsgewinne, Zins und Zinseszins auf so vorhandene Vermögen etc.) überhaupt nicht durch besonders viel Arbeit, größere "Leistung" o.ä. seitens der so Vermögenden "verdient" wurden. Und 2.) dass große Reichtümer im Gegensatz zu guten Noten auf Kosten anderer angehäuft werden.

          Schauen Sie sich doch bitte mal die Vermögensverteilungsstatistiken in D an insbesondere seit Einführung der Hartz-Gesetze und den sonstigen Entwicklungen seitdem wie z.B. Sozialstaatsabbau, Armutsrenten, durch Sanktionierungsmaßnahmen erpresster Ausbau des Niedriglohnsektors, Streichung der Vermögenssteuer, Senkung von Spitzensteuersatz und Erbschaftssteuer, Niedrigstversteuerung von Spekulationsgewinnen im Gegensatz zur Besteuerung von Arbeit etc. etc.

          Der Effekt ist nachweislich, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht und Reiche immer reicher werden. Und Sie wollen uns ernsthaft erzählen, dass das halt nur dran liegt, dass die "Einserschüler" aka Vermögenden sich halt mehr angestrengt haben, und die Armen aka "Sechserschüler" halt irgendwie zu faul oder blöd waren, auf 'nen grünen Zweig zu kommen?

          Genau das steht in Ihren Kommentaren.. und so argumentieren unverdient zu Vermögen Gekommende nebst ihren Steigbügelhaltern: einem (noch) satten oberen Mittelstand, der mit "das hab ich mir verdient, ihr seid alle nur neidisch"-Parolen lieber nach unten tritt, als mal einen kritischen Blick nach oben zu werfen.

          • @kami:

            Sie werfen gefühlte (und teils tatsächlich bestehenden) UNgerechtigkeiten in einen Topf und hoffen ein gutes Rezept zu haben?

             

            So geht das nicht, inkl. Unterstellungen gegenüber Leuten die sich sicher auch mal ein paar Gedanken machen wie manche Dinge besser laufen könnten.

             

            Hinweis: Frau Klatten, Herr Reimann, und Andere denke ich, kommentieren eher selten in der TAZ; soweit meine Vermutung.

             

            Schönen Abend noch!

            • @Tom Farmer:

              Sorry, aber Sie waren doch derjenige, dessen erster Einstieg in die Diskussion hier darin bestand, die Frage nach Vermögensgerechtigkeit und der Erfassung von Vermögen mit dem Stichwort "Neiddiskussion" abzutun.

              Frei nach dem Motto: "die blöden Nicht-Vermögenden sind ja alle bloß neidisch." Und damit auch ja kein Zweifel an dieser Interpretation aufkommen kann, haben Sie dann noch Vermögende mit Schülern mit guten Noten verglichen und Arme mit schlechten Schülern - mithin also ganz explizit klargemacht, dass Sie den wachsenden Reichtum von Reichen für ein Produkt von FLeiß bzw. Klugheit und die stagnierenden Besitzverhältnisse von Armen in diesem Land für ein Produkt von Blödheit oder Faulheit halten. Und jetzt beschweren Sie sich dann, dass man Ihnen irgendwas Böses unterstellt, was Sie angeblich nie gesagt haben? Sind Ihnen die genannten Implikationen Ihrer Aussagen überhaupt bewusst??

  • Diese ganz Neiddiskussion ist nicht mein Ding.

     

    Machen Sie eine Kampagne, dass jeder die Steuern zahlt die er gesetzlich auch zahlen müsste und das Steueraufkommen reicht.

    Das wäre ein echter Beitrag zu Gerechtigkeit, da dann, logisch, auch Schwarzarbeit obsolet wäre (Schwarzarbeit schädigt den Arbeitnehmer stets stärker als den Arbeitgeber).

     

    Es macht keinen Sinn zu diskutieren, ob der Klassenbeste den schlechteren einen Teil seiner guten Note abgibt... solange er seine guten Noten im Rahmen der gesetzlichen Vorgabne erreicht hat..... siehe Abschnitt 1.

    • @Tom Farmer:

      Der Klassenbeste bekommt seine guten Noten aber nicht auf Kosten derer mit den schlechten Noten, daher gibt's da auch eher weniger Grund, die Noten rückzuverteilen. Auch gibt es kein gemeinsames Sozialsystem, wo Schulen, Lehrer, Universitäten gemeinsam mit Schulnoten bezahlt und aufrecht erhalten werden. Und schon gar nicht gibt es ein Schulsystem, wo Dreier-Schüler die Hälfte ihrer Noten für die Allgemeinheit abgeben müssen, während der Einserschüler ohne dafür nennenswert zu arbeiten immer noch mehr Einser nachgeschmissen bekommt, und dafür nur lächerliche Prozentsätze abgeben muss, weil man erstens beschlossen hat, dass seine Abgabensätze im Gegensatz zu denen der anderen gedeckelt werden und außerdem auf leistungslose Erbschaften und Spekulationsgwin...ähh Einser im Gegensatz zu hart erarbeiteten Dreiern nur lächerliche Abgaben zu leisten sind.

      INSM- und FDP-Parolen mit Schlagworten wie "Neiddebatte" nachzuplappern, macht einen halt noch nicht zum Wirtschaftskenner. Und nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

      • @kami:

        super Antwort!

  • Ganz übel dieses Nahles'sche Zurschaustellen in den ÖR gestern bei der Essensausgabe für Hungrige.

    Kein Schamgefühl !

  • Sorry Frau Herrmann, was interessiert Sie bzw. den Saat das Vermögen anderer Leute. Die Forderung, die Vermögensteuer wieder einzuführen um Erhebungen über das Vermögen zu finanzieren ist absurd. Solange ich keine Sozialleistungen vom Staat empfange geht mein Bankbestand niemanden was an.

     

    Wir zahlen bereits ausreichend Steuern und Sozialleistungen. Es sollte endlich darum gehen, diese Leitungen besser einzusetzen oder die Steuern und Sozialausgaben zu senken.

    • @DiMa:

      Sorry Frau/Herr Dima,

       

      in Sozialstaat, was die Bundesrepublik Deutschland ist, kann das Vermögen anderer Leute (weniger als 1 % der Bevölkerung), kann veröffentlicht werden und kann umverteilt also z. B. mit einem höheren Einkommenssteuersatz belegt werden. Es wäre zum Wohle der Allgemeinheit!

       

      Zum Beispiel unsere Hauptstadt hat den höchsten Anteil an Kinderarmut in Deutschland. Unten ein Nachweis dazu:

      https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/09/berlin-brandenburg-armut-kinder.html

      • @Stefan Mustermann:

        Durch die Erhöhung des Einkommensteuersatzes wird nicht das Vermögen sondern der Vermögenszuwachs umverteilt. Hierfür werden keine Daten über den Vermögensbestand benötigt.

    • @DiMa:

      Sorry, aber was ist das denn für eine verquere Argumentation? Ein Staat, der zur Finanzierung eines solidarischen Gemeinwesens auf der Basis unserer Einkommen und Vermögen Steuern erhebt, hat mithin selbstverständlich auch das Recht, die Höhe derselben von den Bürgern zu erfragen. Die Abfrage, wieviel man hat, muss sich schließlich auch jeder stinknormale nicht-Vermögende gefallen lassen.

       

      Das einzig Absurde daran ist, dass man hierzulande bei den obersten Raffkes aufhört, danach zu fragen. Die sogenannte "Vermögenssteuer" klingt ja irreführenderweise nach einer Sondersteuer für arme, gequälte Reiche - dabei geht es dabei doch realiter darum, die Sonder-Steuerbefreiung für Reiche abzuschaffen und auch diese, wie alle anderen auch, prozentual zu ihrem Gesamtvermögen zu besteuern.

       

      Übrigens empfangen auch Sie "Sozialleistungen" vom Staat - in Form von für Sie bereitgestellten Schulen, Gesetzeshütern, Feuerwehren, Straßen, bzw. in Ihren Kreisen vermutlich auch noch staatlich subventionierten Operntickets etc.

      Solange Reiche in diesem Land ohne mehr zu arbeiten immer reicher werden, während es bei anderen kaum noch für Miete, Essen oder mehr als Armutsrente reicht, haben Sie sich Ihr Vermögen offensichtlich NICHT selber "verdient", sondern dank Umverteilung von unten nach oben auf Kosten aller anderen.

      • @kami:

        Jupp, ich nutze und empfange damit indirekt gewisse staatliche Leistungen. Wenn ich mir dann den persönlichen Steuersatz ansehe, muss ich feststellen, dass der Preis zu hoch ist. Eine direkte Zahlung des Staates hab ich noch nie empfangen.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      Also im Hinblick auf die Substanzsteuern (bspw. Grundsteuer) interessiert es den Staat sehr wohl, was sie beispielsweise an immobilen Vermögen haben. Die Forderung, die (periodischen und aperiodischen) Substanzsteuern sollten erhöht bzw. wiedereingeführt werden, ist nichts Unrechtes, auch wenn dies einige Vermögende gerne behaupten.

    • @DiMa:

      Auch Sie sollten es doch eigentlich wissen? Große private Multimillionen und Milliardenvermögen sind nicht das persönliche Leistungs- und Arbeitsergebnis. Große Vermögen sind vor allem das Arbeitsergebnis der differenziert unf abhängig Erwerbstätigen. Zum Beispiel bei den Hauptaktionären der Quandt-Familie der BMW AG: ein Arbeits- und Leistungsergebnis aller technischen und wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen, - auf allen Ebenen des Unternehmens. So auch analog: bei der Siemens AG, Allianz SE und BOSCH etc. Der große private Reichtum beruht auf der Erwerbsleistung der Lohn-, Gehalts- und Vergütungsabhängigen. Die privaten Kapital- und Vermögensverhältnisse -auch in Deutschland- der wenigen Reichen an der Spitze der Klassengesellschaft sind vor allem ein Wert- und Mehrwert-Schöpfungs-Ergebnis der vielen abhängig und oft eigentumslosen w/m Erwerbstätigen, - so auch weltweit.

      • @Reinhold Schramm:

        Vielen Dank.

        Der Zusammenhang ist im Grunde so einfach, dass es eigentlich auch die Dümmsten ohne große Erklärung erkennen müssten.

      • @Reinhold Schramm:

        So what? Der Erwerbstätige trägt kein Risiko und erhält ein Gehalt. Mit diesem Gehalt ist seine Leistung und sein Beitrag an der Wertschöpfungskette abschließend abgegolten. Ein Erwerbsloser ist gerade nicht Teil dieser Wertschöpfungskette.

         

        Wenn die abhängig Erwerbstätigen der Meinung sind, dass ihre Vergütung an der Leistung zu gering ist, stehen ihnen ein ganzes Bündel an individual- und kollektivarbeitsrechtlichen Maßnahmen zur Verfügung.

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @DiMa:

          "Der Erwerbstätige trägt kein Risiko..." - uraltes, kapitalistisches Todschlagargument um damit die Ausbeutung der Arbeiter und Angestellten zu rechtfertigen.

          • @81331 (Profil gelöscht):

            Passt zu den üblichen Sotissen der Lady :-)))~~

          • @81331 (Profil gelöscht):

            Nur weil ein Argument "uralt" ist, ist es ja noch nicht falsch. Geht zur Schule, lernt was, sucht euch einen Beruf, in dem ihr was verdient und geht arbeiten.

            • @DiMa:

              was ein Spruch... Dachte nicht, dass es solch einfache, dreiste Denke noch gibt...

              • @Hanne:

                Was sollte falsch an dieser "Denke" sein. Eine ordentliche und zielgerichtete Ausbildung zur Ergreifung eines auskömmlichen Berufes is die Grundlage der unserer Gesellschaft.

                • @DiMa:

                  Erklären Sie mir, wieso Staaten die wesentlich höhere Transferzahlungen in die sozialen Bereiche geben wie z.B. Schweden ein höheres Bruttonationaleinkommen pro Kopf, also eine höhere Produktivität haben wie die BRD?

                  • @Age Krüger:

                    Sorry, aber des Bruttonattionaleinkommen pro Kopf war in Schweden 2015 geringer als in Deutschland (siehe http://laenderdatenbank.weltbevoelkerung.de/indikator/bruttonationaleinkommen). Wenn und soweit es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Transferzahlungen und BNP p.K. geben sollte, dann sollten wir uns eher mit den Vereinigten Arabischen Emiraten messen und die Transferzahlungen mit diesem Argument drastisch kürzen.

  • Woher kommt denn die klassenkämpferische Erkenntnis, dass Vermögende gerne lügen, wenn es um ihr Vermögen geht? Gibt es dazu Daten und Erhebungen - oder ist das nur eine Vermutung. Vielleicht überrascht es die Autorin und vielleicht auch den einen oder anderen Leser, dass es auch Vermögende gibt, die steuerehrlich leben, den Höchststeuersatz bezahlen und sich deswegen nicht einmal beschweren. Das passt sicherlich nicht allen Verschwörungstheoretikern, aber man sollte das doch einmal verifizieren, bevor man krude Theorien raushaut.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Frank Stippel:

      Die zurückliegenden Jahre brachten immer wieder sehr viele Aufkäufe von Steuersünder-CDs. Die anschließenden vielen Selbstanzeigen lassen eindeutig darauf schließen, dass Vermögende gerne lügen.

      • @2097 (Profil gelöscht):

        Das Argument hat nur einen Haken, bei den sogenannten Steuersünder-CDs handelt sich lediglich um Listen von Konten und Transaktionen. Im Vergleich zu den übermittelten Daten sind die Selbstanzeigen und Ermittlungserfolge marginal. Im Umkehrschluss heisst das vielmehr, dass über 90% der Konteninhaber sehr wohl ihren Steuerpflichten nachgekommen sind.

        • @Frank Stippel:

          Besteuert werden ja derzeit sowieso nur Erträge im Rahmen der Einkommenssteuer und nicht etwa nennenswertes Vermögen. Zinsen und zinsähnliche Erträge werden hierzulande pauschal mit einem Steuersatz von 25% + Soli + ggf. Kirchensteuer von den Banken gegenüber dem Finanzamt „abgegolten“. Nur anonyme Tafelgeschäfte (Zug-um- Zug-Bankgeschäfte) unterliegen einem etwas höheren Steuersatz von 35%. Bei all diesen Erträgen lassen sich aus den vorliegenden Steuerdaten gar keine brauchbaren Rückschlüsse auf das konkrete Vermögen eines konkreten Steuerpflichtigen XY ziehen. Mit der Einführung der Abgeltungssteuer wurde auch die Abgabe einer Anlage KAP (Einkünfte aus Kapitalvermögen) bei der Einkommensteuererklärung obsolet.

          Bevor man - aus recht durchsichtigen und vorgeschobenen Gründen - seit 1997 auf eine Erhebung von Vermögenssteuer - wie sie im Grundgesetz verankert ist - verzichtet hat, mussten Steuerpflichtige mit einem nennenswerten Vermögen oberhalb von großzügigen Freibeträgen noch eine Vermögensteuererklärung mit Auflistung ihres Vermögens abgeben. Vermögensaufstellungen werden zwar heute weiterhin ganz selbstverständlich bis zum Abkotzen von Sozialhilfeempfängern verlangt, tatsächlich Vermögenden mag man dies aber ebenso selbstverständlich nicht zumuten. Merke: Ohne Steuerpflicht keine Steuerehrlichkeit.

        • 8G
          82732 (Profil gelöscht)
          @Frank Stippel:

          Eine Aussage a la Sowieso "neigen dazu zu lügen" ohne Belege und Daten hat in der Tat unterstes Populistenniveau.

           

          Da sind als Entgegnung eigentlich die Vokabeln "Einzelfall", "nicht pauschalisieren", "bitte keinen Generalverdacht" und "Hetze" fällig.

          • @82732 (Profil gelöscht):

            @ THE SWISS und FRANK STIPPEL: Na wenn die Vermögenden nicht dazu neigen, zu lü..äähh, ihre wahren Besitzverhältnisse kreativ zu verschleiern, dann dürften sie doch auch nichts dagegen haben, diese wie alle anderen offenzulegen, oder?

  • + + + - ) "Die reichen Haushalte werden erst gar nicht erfasst."

     

    Schon vor Jahren kamen Wissenschaftler, die die Vermögensverhältnisse in der Bundesrepublik entschlüsseln und nachweisen wollten, zu der Feststellung: Es gibt keine ausreichenden Daten über die tatsächlichen Vermögensverhältnisse an der [umgekehrten] Spitze der Pyramide. Trotz der [ungefähren] Berichte, über Privatvermögen und Kapitaleigentum in Höhe von Multimillionen und Milliarden, genauere Daten gibt es nicht. Liegt doch das bürgerliche Offenbarungsrecht bei den großen und unkontrollierten Eigentümern selbst. Demnach dürften die medialen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen – über die Eigentums- und Vermögensverhältnisse – noch deutlich unterhalb des [unbekannten] tatsächlichen Umfangs liegen. Da stellt sich schon die unzensierte Frage: Wer kontrolliert den Staat und die Gesellschaft? Das personifizierte Finanz- und Monopolkapital: Die reale Finanz- und Monopolbourgeoisie!

  • Volle Zustimmung! Mogelpackung? Ja, wie gehabt. Soll sich die wirtschaftliche Unterschicht doch immer schön gegenseitig wegen ein paar Euro mehr oder weniger in die Pfanne hauen, die wirklich Reichen haben Lobbyisten und Vollstrecker und bleiben selbst lieber unsichtbar im Hintergrund. Nur so lässt sich auf Dauer der ach so gefürchtete Neid weiterhin einfach und systemerhaltend umlenken.

    • @Rainer B.:

      Sehr richtig!

      Und so lange die Hartz-Parteien (Grüne, SPD, CDU/CSU, FDP) massenhaft gewählt werdenm wird sich nichts ändern.

      ...