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Kolumne Right TrashKlimawandel? Gibt's hier nicht

Rechtspopulisten aller Länder leugnen den Klimawandel – je weiter rechts, desto entschlossener. Woran liegt das eigentlich?

Besonders prominenter Klimawandelleugner: US-Präsident Donald Trump Foto: dpa

Z u den vielen schrulligen Eigenschaften des Donald Trump zählt, dass er den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen hält. Warum auch immer die Chinesen den Klimawandel erfinden sollten. Das kommt gut an in seiner Partei, die im letzten Jahrzehnt zu einer Hochburg der Anti-Aufklärung geworden ist. Unter George Bush hatten Republikaner in den 80er-Jahren noch gegen den sauren Regen gekämpft, für John McCain, Präsidentschaftskandidat der Republikaner 2008, war der Klimawandel noch ein ernstes Problem.

Immerhin, es gibt sie noch, die letzten Reste vernünftiger Republikaner. Diese Woche haben 17 Abgeordnete der Partei eine Resolution ins Repräsentantenhaus eingebracht, die zum Kampf gegen den Klimawandel aufruft. Just in dem Moment, in dem Trump seinen Haushaltsplan vorlegt. Der sieht vor, dass internationale Zahlungen zum Kampf gegen den Klimawandel komplett eingestellt werden. Dafür will Trump mehr Militär. Ergibt ja Sinn; schließlich warnt das Pentagon vor Kriegen aufgrund des Klimawandels und da muss man sich rüsten.

Eines der seltsamsten Phänomene der Rechtspopulisten ist, dass sie allesamt den Klimawandel leugnen. Die AfD tut es, Marine Le Pen tut es, Donald Trump tut es. Der Grad der Klimawandelleugnung nimmt zu, je weiter rechts eine Partei steht.

Das liegt vermutlich daran, dass das Thema Ökologie seit Jahrzehnten fest in Händen linker Bewegungen ist. Wer den Klimawandel als Gefahr anerkennt, der muss nationale Grenzen vergessen. Ein Gedanke, der bei Rechtspopulisten zu spastischen Zuckungen führt.

Right Trash

Wie lebt es sich in der rechten Filterblase, wenn Medien pauschal als "Lügenpresse" diffamiert werden und nur noch die Fakten zählen, die ins eigene Weltbild passen? Das fragt sich ein Team von taz-AutorInnen. Wir lesen mit, schreiben zurück oder beobachten einfach nur. Right Trash – seit Februar regelmäßig auf taz.de.

In Deutschland sind wir immerhin medial noch gut aufgestellt. In den USA gehört es zum Standard von Fox News und Breitbart, die Medien der Rechten, den Klimawandel als Erfindung eines grünen Establishments darzustellen. Auf Breitbart jubelt Autor James Delingpole überschwänglich darüber, wie entsetzt „Trump-und-Brexit-hassendes Fernsehen und Umweltkorrespondenten“ waren, als sie hörten, wie Trump den Klimaschutz ad acta legen lassen will. „Es war großartig“, schreibt Delingpole und freut sich, dass ihm persönlich Hass entgegenschlägt. „Willkommen in der Scheiße, Jungs, es ist erst der Anfang…“, schreibt Delingpole am Ende.

In Deutschland ist der Hass unter Rechten auf die Klimapolitik ähnlich ausgeprägt. Allerdings gibt es hier keinen Fernsehsender wie Fox News in den USA, der einem Massenpublikum permanent erzählt, eine Art internationale Verschwörung hätte sämtlich Daten zum Klimawandel erfunden, um sich zu bereichern oder den Kommunismus einzuführen.

In Deutschland gibt es mit „Eike“ eine Organisation, die sich selbst als „Institut“ bezeichnet, „ein Zusammenschluss einer wachsenden Zahl von Natur, Geistes- und Wirtschaftswissenschaftlern, Ingenieuren, Publizisten und Politikern“, die den menschengemachten Klimawandel ablehnen. Auch hier gibt es Verbindungen nach Rechtsaußen: Eike-Autoren haben am Parteiprogramm der AfD mitgewirkt. Vizepräsidenten Michael Limburg lässt sich vom rechten Blog PI News interviewen. Eine Seite, deren Autoren gern Youtubevideos gucken, um dann „Moslemhorden“ ausfindig zu machen. Denkwürdigstes Fundstück auf PI News: Eine Karikatur, die eine Frau mit sehr großen Brüsten im Bikini zeigt, die ein Schild hochhält „Islamophob – aber sexy!“.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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17 Kommentare

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  • Soll man nun Rechtsextremisten ablehnen, weil sie Den Klimawandel leugnen... oder weil sie Rechtsextremisten sind?

     

    Im übrigen sollte man sich bei der ganzen Diskussion bewußt machen, daß es sich bei CO2 um ein Spurenelement handelt, das in der Luft nur in winziger Menge vorhanden ist. Und das der menschlich verursachte Ausstoß nur ein sehr kleiner Bestandteil des (überwiegend natürlichen) Gesamtausstoßes ist.

     

    Es ist im übrigen per se unwissenschaftlich andere die zu einen wissenschaftlichem Thema eine andere Meinung haben, als Leugner zu bezeichnen.

    Oder sollen alle die Zweifel an der These vom menschengemachten Klimawandel haben, automatisch Rechtsextremisten sein?

  • "In Deutschland gibt es mit „Eike“ eine Organisation, die sich selbst als „Institut“ bezeichnet, „ein Zusammenschluss einer wachsenden Zahl von Natur, Geistes- und Wirtschaftswissenschaftlern, Ingenieuren, Publizisten und Politikern“, die den menschengemachten Klimawandel ablehnen."

     

    Formulierung???

    Ich lehne den menschengemachten Klimawandel AUCH ab. (Nur leider schert der sich so gar nicht drum. Verdammt...)

     

    Was diese Leute ablehnen, ist nicht der menschengemachte Klimawandel, sondern der Gedanke, dass es einen solchen überhaupt gibt. Wesentlicher Unterschied.

  • Das ist ja so bodenlos irre.

     

    Selbst wenn man sich einmal auf den Gedanken einlässt,

     

    dass die „Systempolitiker“ und „-medien“ sich unisono verschworen haben, uns diese, von den Chinesen erfundene, Unwahrheit einzuhämmern (ja warum eigentlich, weil sie alle Teil eines globalkommunistischen Komplotts sind?),

     

    und dass die übergroße Mehrheit der Klimaforscher weltweit, die den anthropogenen Klimawandel als real erachten, vorsätzlich lügt (ja warum eigentlich, weil sie alle von den Chinesen dafür bezahlt oder bedroht werden?),

     

    und dass die ganzen ambitionierten deutschen Entwickler und Produzenten von Solarmodulen, Wind- und Wasserkraftanlagen mit ihrem Treiben der deutschen Volkskörperwirtschaft hauptsächlich schaden (ja warum eigentlich, weil Kohle- und Ölindustrie für die Deutschen irgendwie viel besser wäre und Solarautos scheiße sind?)

     

    wenn man sich also auf all diesen Quatsch einlässt, bleibt doch unübersehbar auch für jeden Laien die Frage, ob der gigantische, nie dagewesene CO2-Ausstoß der letzten 100 Jahre wirklich ohne irgendwelche ökologischen Konsequenzen bleiben kann.

     

    Und wenn man dann bedenkt,

     

    wie viel Zeit und Ressourcen manche Leute aufwenden, um diesen Schwachsinn, trotz aller Widersprüche, auch noch zu verbreiten und aufwendig versuchen zu belegen,

     

    und dass sie dabei offenbar kein bisschen in Betracht ziehen, welche Konsequenzen dieser, wider aller Vernunft geleugnete, Klimawandel im Falle, dass sie doch falsch liegen, auch für das eigene teure Vaterland haben könnte,

     

    ja mit was bitte lässt sich diese Haltung erklären, außer mit grandioser, selbstzerstörerischer Dummheit?

  • Spätestens, wenn man sich wieder in Chicago, New York oder Los Angeles wegen des SMOGS nicht mehr auf die Straße traut, wird man merken, wie DÄMLICH Trump doch war...

    • @Fattyman:

      Bitte belegen Sie Ihre Annahme, die Menschen hätten sich in Chicago, New York od. Los Angeles in den letzten Jahrzehnten schon nicht auf die Straße getraut. Die diesbezüglich relavanten Schadstoffe wären neben Schwefeldioxid, Stickoxide und Feinstaub. Die Grenzwerte dafür werden von den einzelnen Bundesstaaten festgelegt und nicht vom Präsidenten. Das im Verdacht stehende Gas, das globale Klima zu beeinflussen, ist neben Methan im Wesentlichen das Kohlendioxid, das für die menschlichen Atemwege jedoch unbedenklich ist. Kurz: Das eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun.

    • @Fattyman:

      Er wird einfach per Fracking mehr billiges CO2 in die Luft blasen und die Städte damit trotzdem rel. "sauber" halten. Passt immer noch ins trumpsche St. Florians Prinzip "America First"

  • vier oder maximal acht Jahre Trump, danach wird es auch in den USA keine relevanten Zweifler mehr am menschengemachten Klimawandel geben.

     

    Solange wir in d nicht einmal ansatzweise das Dogma ewigen Wirtschaftswachstums in Frage stellen, haben wir wenig Berechtigung, den Trump-USA Vorhaltungen zu machen.

    • @A. Müllermilch:

      Wer sind diese 'wir', die Sie meinen ?

      • @Nikolai Nikitin:

        Alle, die ständig vom grossen Ganzen und den Weltproblemen schwadronieren, aber nicht in der Lage sind,am eigenen Küchentisch, im Kleiderschrank oder in der Garage mal mit der Politik anzufangen.

  • Hat von unseren weltweit "spastisch zuckenden" Rechtspopulisten sich eigentlich schon einer gesprächsweise Geert Wilders dem Thema genähert? Wenn der dazu schweigt, dann sollten sich seine Gesinnungskollegen schon mal ein wenig Gedanken machen - warum. Könnte es sein, dass der - schon wegen der gerade in den Niederlanden offensichtlichen klimatischen Entwicklung - ganz genau weiss, wenn er in diesen Chor seiner Gesinnungsgenossen einstimmen würde, dann könnte er mit Wahlchancen einpacken?

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wenn ich jetzt gerade die ARD schaue (Wintersport), dann sehe ich, wie der Klimawandel von der Mitte der Gesellschaft geleugnet wird.

     

    Die Hälfte vom Winter liegt schon kein Schnee mehr, aber die Hauptsponsoren sind BMW und Audi, die ganz explizit mit ihren allradgetriebenen SUV werben.

    Da ist es völlig egal, wenn wegen ebensolcher SUVs die eigenen Kinder oder Kindeskinder dann keinen Schnee mehr haben.

     

    Es wird so getan, als würde es den Klimawandel nicht geben, mehr als ein paar Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz sehe ich nicht.

    2017 wird sich der CO2-Ausstoss in Deutschland voraussichtlich erhöhen, das liegt vor allem am Straßenverkehr, habe ich heute erst gelesen. Die Grenzwerte für Stickoxid und Feinstaub sind auch in meinem Stadtteil ständig überschritten. Meine Lunge ist nicht amüsiert. Da könnten auch 1000 Menschen kommen und mich mit einem Stück Papier schneiden.

     

    Problem ist m.E. der Kapitalismus und sein Dogma der unbegrenzten Ressourcen und der uneingeschränkten Profitmöglichkeiten. Eine Verkürzung des Problems auf ein paar Rechtsextreme finde ich unproduktiv. Die Betrüger in den Autokonzernen leugnen den Klimawandel ebenso.

     

    Die ganzen Arbeiter, die auch den unethischen Reichtum meiner Stadt generieren, indem sie bei BMW und Porsche Giftmaschinen produzieren, denen ist der Klimawandel auch völlig schnuppe. "Ich tu nur meinen Job" ist die Grundlegung dieses Bewusstseins (wie im 3. Reich!).

     

    Die VW-Belegschaft hat sich beschwert, weil sie wegen des Dieselskandals schlechtere Arbeitbedingungen hinnehmen müssen, aber ich habe in den Medien kein einziges Wort darüber gehört, dass auch nur ein Arbeiter sich darüber beschwert hätte, dass er zum Mitmachen beim Abwracken der Erde gezwungen wurde und wird.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Während des mittealterlichen Klimaoptimums waren milde Winter genauso normal wie heute.

      Ich persönlich brauche diese Kälte nicht.

       

      Ein kleiner Tipp: informieren Sie sich mal über den Einfluss Sonnenaktivität auf das globale Klima. Zur Einführung ruhig den Wiki Artikel, nicht zu vergessen das Kapitel "Langfristige Veränderungen"

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Ich kann nur zustimmen.

      Wir haben uns (recht günstig) kaufen lassen.

      Für unseren jämmerlichen Vorstadtwohlstand sind wir bereit den Planet zur Hölle zu heizen, und unsere Altersarmut werden wir demnächst am Bosporus verteidigen.

      Es ist zum davon laufen!

  • Interessanter Ansatz. Leider dann nur ein Satz zur Begründung, ohne ihn näher auszuführen. Sondern absatzlange Betrachtungen zu gewissen Teilen der Medienlandschaft.

    • @fly:

      Identitäre Politik - was als zum Kern linker Auffassungen zugehörig begriffen wird, ist folglich zu bekämpfen.

       

      Fakten haben in der Welt der "Rechtspopulisten" nur dann Platz, wenn sie dem eigenen Weltbild/der Identität nicht widersprechen.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Unerträgliche Seinsleichtigkeit:

        Kollektive Identität ist die Sache der Rechten - individuelle Identität die der Linken.

        Die eine Politik ist identitär, die andere identitätskritisch.

        Insofern ist ihre Annahme falsch. linke Politik ist nicht identitär-kollektivistisch, sondern emanzipativ-individualistisch.

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Ahja.

           

          Du hast mich falsch verstanden, "zum Kern linker Auffassungen zugehörig begriffen wird" bedeutet, dass von "rechtspopulistischer" Seite das "Identitätsmerkmal" zugeschrieben wird, nicht, dass es als solches existiere.