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Kommentar Frauen in SpitzenpositionenQuote nach Vorschrift

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Endlich wirkt die Frauenquote. Mehr als vorgeschrieben wird aber nicht gemacht. Vor allem im Privaten muss sich ein Wandel vollziehen.

Chefinnen gibt es jetzt vermehrt in deutschen Aufsichtsräten Foto: dpa

N a bitte, geht doch: Nach dem ersten „Quotenjahr“ gibt es tatsächlich mehr Frauen in Spitzenpositionen. Der gesetzlich vorgeschriebene Frauenanteil für Aufsichtsräte in großen Unternehmen von 30 Prozent wirkt also tatsächlich. Was wie eine kleine Sensation klingt, schrumpft bei genauem Hinschauen allerdings zusammen auf einen kläglichen Erfolg von zwei bis drei Prozent. Noch fataler: Jene Firmen, die die Quote bereits erreicht hatten, haben nicht noch weiter aufgestockt, manche haben den Frauenanteil sogar reduziert.

Nun darf man nach einem Jahr gesetzlicher Quote keine Wunder erwarten, Unternehmen können vielfach nicht so flexibel sein, wie die Politik sich das wünscht. Dennoch bleibt die erschreckende Erkenntnis, dass Zwang nur begrenzt zur Geschlechtergleichstellung beiträgt: Mehr als vorgeschrieben wird nicht gemacht. Anzunehmen ist allerdings auch, dass ohne Quote gar nichts passiert wäre.

Offensichtlich scheinen viele Unternehmen und Chefetagen nach wie vor nach traditionellen Leitbildern zu funktionieren: Männer geben gern den Ton an und achten darauf, unter sich zu bleiben. Frauen, die in der Regel zu mehr Diversität beitragen, sollen bitte schön draußen bleiben. Dieses Beharrungsvermögen sorgt weder für eine neue, offenere Unternehmensphilosophie noch für den vielbeschworenen Kulturwandel.

Das Problem ist dabei: Wer seinen Blick – so wie viele Chefs und Manager – nicht weitet, erkennt nicht, dass mehr Vielfalt nicht nur für bessere Unternehmensergebnisse, sondern auch für eine größere Zufriedenheit der Mitarbeitenden sorgen kann. Alle sprechen von der Work-Life-Balance, nur umsetzen will sie offensichtlich kaum jemand. Der Kulturwandel muss auch privat vollzogen werden. Auf eine schlichte Formel gebracht heißt das: den Frauen mehr Erwerbsarbeit und raus aus der Teilzeitfalle, den Männern mehr Macht im Haushalt und bei der Kindererziehung. Mitunter müssen das Paare täglich neu ausfechten.

Wer nachts also ohne schlechtes Gewissen das Handy ausschalten und damit den Job außen vor lassen darf, wer nach Feierabend nicht zur nächsten Sitzung eilen muss, wer mehr Zeit mit Familie, Freunden und sich selbst verbringt, der lebt gesünder und glücklicher. Davon haben alle etwas: die Familien ebenso wie die Unternehmen.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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21 Kommentare

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  • Der Kommentar von Frau Schmollack wird keinesfalls dem Nachweis dienen können wonach eine Frauenquote "für bessere Unternehmensergebnisse" und auch "für eine größere Zufriedenheit der Mitarbeitenden sorgen kann".

    Dies insbesondere deshalb weil sie sich ja in ihrem Kommmentar gar nicht erst um diese Ziele gekümmert hat sondern sich in erster Linie darüber beschwert hat, daß die Quoten nur erfüllt und nicht überschritten wurden.

    Wäre es nicht sinnvoller erst mal die Frage zu beantworten ob und was die Quote außerhalb ihrer Erfüllung tatsächlich bewirkt hat.

  • dem letzten Absatz stimme ich zu und bin deshalb auch gegen die Quote. Gerade weil es auch andere Werte gibt als Geld und Karriere, sollte die individuelle Entscheidung eines jeden Menschen respektiert werden, wie viel Verzicht aufs Privatleben er für die Karriere hinnehmen will. Es ist vermutlich für viele gar nicht erstrebenswert, ganz nach oben zu kommen, weil der Preis zu hoch ist - und ich halte diese Leute für klug, die so denken. Wie der letzte Absatz des Artikels auch.

     

    Wenn mehr kluge Frauen andere Prioritäten setzen als "dumme Männer", sollte das nicht mit einer Quote korrigiert werden. Denn klar ist ja wohl, dass ganz an der Spitze Leute gebraucht werden, für die die Arbeit erste Priorität hat und die Familie muss zurückstehen.

  • "Vor allem im Privaten muss sich ein Wandel vollziehen."

     

    Gut. Ich werde privat meine Frauenquote erhöhen.

  • Eigentlich wollte ich zu diesem ewigen Rumgejammre nichts mehr sagen - aber so einseitig wie der Artikel geschrieben ist, kann ich nicht anders.

     

    Erstens: In den 3 Unternehmen, in denen ich seit 20 Jahren beschäftigt war, gab es für die GLEICHE Tätigkeit GLEICHE Vergütung. Im Übrigen habe ich während dieser Zeit 2 "Chefinnen" gehabt, die sich hochgearbeitet haben und keine "Quotenfrauen" waren.

     

    Zweitens: Wenn ich Durchschnittseinkommen hochrechne und darauf Aussagen aufbaue, dann kommt natürlich eine Differenz zustande, die die (noch) ungleich Verteilung in den Einkommensgruppen abbildet (Statistik Mittelstufe)

     

    Drittens: Solange Hörsäle in Mint-Fächern eher Mönchsschulen ähneln und von Frauen gemieden werden, wird sich auch nichts ändern. Deutschland als Industriestandort braucht technisch versierte Manager und Managerinnen. Sozialingenieure und Absolventen von sonstigen Orchideenfächern verdienen auch weniger. Also Mädels - Die RWTH, LMU usw. warten darauf zukünftigen Heldinnen für die Vorstandsetagen auszubilden!

     

    Zitat: http://www.mintzukunftschaffen.de/mint-quoteunterfrauen.html

    ...So erwarben im Jahr 2011 knapp 8 Prozent der Erstabsolventinnen deutscher Hochschulen einen Abschluss in einem T-Fach, aber knapp 13 Prozent schlossen ein MIN- Studium ab. Damit sind die Frauenanteile in den MINT-Fachrichtungen, die besonders gute Einkommens- und Karriereperspektiven bieten wie Maschinenbau und Elektrotechnik, weiterhin sehr niedrig. Aber auch um den zukünftigen Bedarf an Ingenieuren decken zu können, bedarf es in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern einer wesentlichen Steigerung des Anteils der Frauen...

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Ich frage mich, warum man mit der Quote vor allem auf die handvoll Aufsichtsrats- und Vorstandsposten zielt?

     

    Was ist mit dem Handwerk? Mehr Maurerinnen, Installateurinnen, Zimmerfrauen?

     

    Was ist mit Quoten in der Industriehalle?

     

    Mir scheint, es gibt Quotenforderungen nur in attraktiven Jobs.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Um ungewollte strukturelle Diskriminierung zu reduzieren, die dadurch entsteht, dass einer hauptsächlich männlichen Chefetage die Bedürfnisse von Frauen fremder sind als einer gemischten Chefetage.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Arne Babenhauserheide:

        Meine Bedürfnisse interessiert die Chefetage auch nicht. Ist das ein Grund, mich zu befördern?

      • @Arne Babenhauserheide:

        In Industriehallen gibt's insgesamt viel mehr Jobs.

        Wir könnten also schneller Erfolge vorweisen wenn wir eine Frauenquote für Maschinenbeschicker, Staplerfahrer und einfachen Lagerarbeitern einführen.

        Von 800 Hamburgern Müll"MÄNNERN" sind gerade mal 5 davon Frauen - in allen anderen Kommunen wird's wahrscheinlich nicht anders sein.

         

        Komisch, dass das Gejammere über "strukturelle Diskriminierung" immer genau dann aufhört wenn es laut, deckig und ölig wird.

  • Wenn wir schon so schön bei Pauschalisierungen sind. Hier noch eine:

     

    Jetzt müssen Frauen nur noch aufhören den Versorger zu suchen und lernen auch mal "nach unten" zu heiraten.

     

    Oder ist es doch keine? Mit dem Thema könnten sie sich ja auch mal beschäftigen! Das bringt vielleicht wein wenig Grau in die Schwarz-Weiße Welt.

    • @insLot:

      vielleicht sollten sie sich mal vkm PC weg- und in die Welt hinauswagen,dann würde ihnen auffallen,dass SEHR VIELE frauen gerne selbstständig sind.

      pauschale unterstellungen lassen nur auf ihre persönliche unsicherheit im Umgang mit Frauen schliessen-Vielleicht sollten die Männer ja mal aufhören,sich als Spitze der Evolution zu betrachten. ;)

      • @pippilotta_viktualia:

        es gibt genügend Studien, wonach es für Frauen denkbar ist, "gleichrangig" zu heiraten oder auch jemanden, der "statushöher" ist, aber eine große Abneigung besteht, sich "abwärts" zu orientieren, also eine Beziehung mit jemandem einzugehen, der weniger verdient und im "Status" niedriger angesiedelt wird, also Krankenschwester heiratet Arzt, aber Ärztin heiraten keinen Pfleger oder Lagerarbeiter.

  • Am besten wäre es, die Politik würde sich in Unternehmensentscheidungen vollständig raus halten. Beispielsweise eine Frau Nahles die noch nie ein Unternehmen geleitet hat, und alle anderen die selbst noch nie Geld erwirtschaftet haben.

    • @FStein:

      da bin ich ihrer meinung.

      ich bin froh, keine quotenfrau in der führungsriege unseres unternehmens zu sein. vier hauptabteilungsleiter/innen je zwei damen und zwei herren und unsere abteilungsleiter/innen und teamleiter/innen werden nach fachlichen kriterien und aufgrund der sozialkompetenz ausgesucht, und nicht nach geschlecht. auch ist es uns herzlich egal, welches genderkriterium zutreffen mag.

      ich habe die Diskussion um Quoten immer als bärenfellverteilung angesehen und um ungerechte vorteilsnahme. die hindernisse zum aufstieg in der firmenhirarchie die manche frauen im berufsleben zu haben glauben und vielleicht auch manchmal haben, bin ich in über 20 berufsjahren nie begegnet. man darf nicht das mäuschen geben, sondern muss sich behaupten und auf augenhöhe agieren, wie jedeR andere auch. und die die man überholt hat darf man nicht gönnerhaft abtun, sondern sollte sie sich zum freund machen.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    “Dennoch bleibt die erschreckende Erkenntnis, dass Zwang nur begrenzt zur Geschlechtergleichstellung beiträgt”

    https://www.youtube.com/watch?v=vp9hw9tRSpM

     

    “Männer geben gern den Ton an und achten darauf, unter sich zu bleiben.”

     

    Das ist eine haltlose unterstellung. Was man weiß ist wie das Resultat aussah. Was man nicht weiß ist warum so entschieden wurde.

     

    Eine Möglichkeit der Erklärung: Männer neigen eher zu Extremen. Die dümmsten Männer sind deutlich dümmer als die dümmsten Frauen aber die intelligentesten Männer sind auch deutlich intelligenter als die intelligentesten Frauen.

     

    “Alle sprechen von der Work-Life-Balance, nur umsetzen will sie offensichtlich kaum jemand.”

     

    Nun eben die kann man als Vorstandsmitglied nicht haben! Das geht schon als Abteilungsleiter in vielen Fällen nicht mehr. Man muss von einer Führungskraft, zumindest weit oben in der Hierarchie, erwarten können das sie 60+ Stunden die Woche arbeitet.

     

    “den Frauen mehr Erwerbsarbeit und raus aus der Teilzeitfalle, den Männern mehr Macht im Haushalt und bei der Kindererziehung.”

     

    Na wenigstens tun Sie nicht so als ginge es Ihnen nicht darum mehr Wahlmöglichkeiten zu schaffen. Es geht darum ein bestimmtes Weltbild zu erzwingen.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      nebenbei bemerkt: "man muss von einer Führubgskraft erwarten,dass soe 60 stunden die woche arbeitet" ist völliger Quatsch-wie wärs mal mit entschleunigung statt bedingungsloser Unterwerfung dem Arbeitgeber und dem Kapitalismus gegenüber?

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @pippilotta_viktualia:

        Was Sie wollen ist ein spagat aus beidem. Teilhabe an den Vorzügen des Kapitalismus aber nicht die dazugehörigen Opfer leisten.

         

        Es spricht nichts dagegen das Spiel nicht mitzuspielen. Tun die meisten Menschen auch nur bedingt. 90% Der Arbeitnehmer haben einen Job, keine Karriere und können nach 8 Std. am Tag tun und lassen was sie wollen.

         

        Wer aber nach oben will muss auch bereit sein Opfer zu leisten. Wer dazu nicht bereit ist der wird von anderen überholt. So funktioniert das spiel nunmal.

      • @pippilotta_viktualia:

        von nichts kommt nichts. wer in führungspositionen arbeiten und erfolgreich sein will, der muss leistung bringen. so sieht die realität aus - alles andere wäre zwar schön, ist aber wunschdenken!

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Aber wo sind sie,diese achso intelligenten Männer?

      Ich habe bis jetzt in meinem Berufsleben keinen getroffen,Vielmehr fiel mir die panische Angst inkompetenter Dummschwätzer auf,ihren Posten an eine intelligentere Frau zu verlieren.Denn dann müssten sie sich ihre Inkompetenz ja eingestehen.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @pippilotta_viktualia:

        Nun die Statistik ist da erstmal eindeutig. (https://goo.gl/EpGPK4) Eine Karte auf der diese Personen eingezeichnet sind besitze ich aber nicht.

         

        In welcher Branche sind Sie denn tätig?

      • @pippilotta_viktualia:

        vielleicht arbeiten sie in einem unternehmen in dem das so ist. vielleicht haben sie aber auch nur wenig erfahrung gemacht und es fehlt ihnen an vergleichsmöglichkeiten.

        vielleicht sind sie aber auch nur mit vorurteilen behaftet oder unterstellen männern pauschal gerne Unzulänglichkeiten und glauben zudem noch, besser zu sein als jedeR andere mensch auf dieser welt.

        aber wie sieht es mit ihrer eigenen kompetenz/inkompetenz in vielen dingen aus? kritik beginnt bei einem selbst.