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Essstörung auch wegen Klum-Sendung„GNTM schon mehrfach geprüft“

„Germany’s Next Topmodel“ trage zu Essstörungen bei, geht aus einer Studie hervor. Was sagt die Kommission für Jugendmedienschutz dazu?

Viele bunte Meeeeeedchen! Foto: dpa
Interview von Marlene Halser

Die Sendung „Germany’s Next Topmodel“ trage eine Mitschuld an ihrer Krankheit, geben viele Jugendliche mit Essstörungen an. Das besagt eine Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI): 70 der insgesamt 241 wegen Essstörungen Behandelten gaben an, dass die Sendung einen „sehr starken“ Einfluss auf ihre Erkrankung gehabt habe. 85 Prozent sehen eine potenzielle Verstärkung der Krankheit durch die Show.

taz: Frau Pfannes, sollte die Kommission für Jugendmedienschutz, bei der Sie arbeiten, nicht beunruhigt sein von den Ergebnissen dieser Studie?

Petra Pfannes: Zu der Studie kann ich leider nicht viel sagen, weil wir diese Studie nicht bewertet haben. Was ich sagen kann, ist, dass die Kommission für Jugendmedienschutz das Format „Germanys Next Topmodel“ schon mehrfach in der Vergangenheit geprüft hat. Zuletzt 2015. Es gab auch diverse Beschwerden im letzten Jahr zu diesem Format. Unsere Prüfgruppe, die aus fünf Experten besteht, hat sich einzelne Folgen angesehen und ist zu dem Schluss gekommen – und zwar unter Bewertung der gesamten Sendung, nicht einzelner Aussagen oder Passagen –, dass diese nicht entwicklungsbeeinträchtigend sind.

Auf welchen Kriterien beruht denn diese Prüfung?

Bei dem Verfahren werden einzelne Sendungen des Formats geprüft. Die Kriterien dafür stehen im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und an diesem orientieren wir uns. Das ist unsere gesetzliche Pflicht. Gemäß den Kriterien dieses Vertrags gehen wir der Frage nach, ob bestimmte Formate dazu führen, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu einer eigenständigen und zu einer gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit gestört werden können. Diese Kriterien können auf unserer Homepage eingesehen werden.

Im Interview: Petra Pfannes

Petra Pfannes ist Referentin bei der Kommission für Jugendmedienschutz

Spielen denn bei der Bewertung gesundheitliche Risiken wie Magersucht überhaupt eine Rolle?

Die Kommission bewertet, ob eine Sendung Essstörungen fördernde Tendenzen aufweist. Zu diesem Schluss kam sie bislang nicht. Aber unsere Kriterien werden laufend erweitert. Da spielen natürlich aktuelle Wirkungsstudien eine Rolle. Damit befasst sich eine eigene Arbeitsgruppe und arbeitet Ergebnisse von Studien mit ein. Die KJM gibt auch eigene Studien in Auftrag. Allerdings haben wir das im Bereich Magersucht noch nicht gemacht. Das wäre sicherlich eine interessante Fragestellung.

Die Untersuchung dieses Sachverhalts ist jedoch sehr komplex und mit entsprechend hohen Kosten verbunden. Auch ob anhand der IZI-Studie qualifizierte Aussagen darüber getroffen werden können, ob das Format „Germany’s Next Topmodel“ magersuchtsfördernd ist, kann die Kommission für Jugendmedienschutz mit Stand heute nicht beurteilen.

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16 Kommentare

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  • Wenn ich mich an unserer Schule so umschaue, muß ich sagen: Also bei der Mehrheit der SchülerInnen scheint mir nicht gerade Untergewicht das Problem zu sein.

  • Egal, was im Fernsehen kommt - man sollte doch jedem aufgeklärten Menschen zutrauen können, seine Ernährung unabhängig davon zu gestalten.

     

    Im Übrigen stelle ich fest, dass heute T-Shirts und Jacken der Größe M vor wenigen Jahren noch L waren. Das spiegelt wohl eher die aktuelle Entwicklung des durchschnittlichen Leibesumfangs wieder. Ich denke, da üben Serien wie "King of Queens" mit ihren betont fülligen Protagonisten, denen immer ein cooler Spruch einfällt, warum bitte nicht so viel Salat zum 5-pfündigen Steak mit Pommes & Bier gereicht werden soll, den größeren Einfluß aus.

  • diese Studie scheint doch sehr unseriös: Es wurden erstens nur erkrankte befragt, dann auch noch unglaublich wenige, ein Vergleich ob GNTM-Zuschauer im Durchschnitt häufiger an Magersucht leiden als "Abstinenzler" wurde nicht angestrengt. Insgesamt ist das "Videospiele führen zu Amokläufen"- Niveau.

    • @sh:

      Naja aber das Ergebnis stimmt - das ist ja das wichtigste bei Studien.

       

      Wer sich den Finger in den Hals steckt um irgendeinen Modelideal hinterherzurennen wird wahrscheinlich eher GNTM als Top Gear ansehen.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Korelation/Kausalität. Häufiger Fehler...

        • @LeSti:

          Stimme ich zu, klingt sehr unseriös. Eine Langzeitstudie wäre interessant gewesen, weit über 10 Jahre gibts die Show doch nun schon.

  • Schon dreimal abgeschnitten und immer noch zu kurz!

     

    Ich frage mich ernsthaft, ob Petra Pfannes schon mal etwas vom Internet gehört hat. Ich meine: Wenn sie den Inhalt des "Staatsvertrages über den Schutz der Menschenwürde und den Jugendschutz in Rundfunk und Telemedien (Jugendmedienschutz-Staatsvertrag – JMStV) vom 10 bis 27. [!] September 2002 (Bay.GVBl. Nr. 5/2003, S. 147 ff.), in Kraft getreten am 1. April 2003" schon nicht als Arbeitsmittel gestellt bekommt von ihrem Arbeitgeber, könnte sie ihn sich doch wenigstens im Internet herunterladen. Da ist er nämlich "abgedruckt" als PDF, zum Beispiel unter http://www.kjm-online.de/fileadmin/Download_KJM/Recht/JMStV_Stand_13_RStV_mit_Titel_deutsch3.pdf

     

    Nein, da ist nicht die Rede von der "Entwicklung zu einer eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit". Das wäre unter den gegebenen Bedingungen auch ein Widerspruch in sich. Da ist die Rede von "Angeboten", die die "Entwicklung und Erziehung beeinträchtigen oder gefährden". Und dass es die Erziehung zum gemeinschaftsfähigen Untertanen beeinträchtigt, kann man dem Format ja nicht vorwerfen. Es verletzt lediglich "die Menschenwürde oder sonstige durch das Strafgesetzbuch geschützte Rechtsgüter".

     

    Unzulässig sind laut Staatsvertrag Angebote z.B. dann, wenn sie "zu Willkürmaßnahmen […] auffordern", "die Menschenwürde dadurch angreifen", dass Menschen darin "beschimpft, böswillig verächtlich gemacht oder verleumdet werden", "grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten gegen Menschen in einer Art [geschildert werden], die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten ausdrückt“ oder Menschen darstellen, die "schweren […] seelischen Leiden ausgesetzt sind". Entweder hat Petra Pfannes die Sendung "Germany's Next Topmodel" nie gesehen, oder sie ist ganz im Sinne ihrer eigenen Interpretation erzogen worden. Nein, nicht zur Menschlichkeit oder zur Eigenständigkeit. Aber immerhin zu einer extrem "gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit".

  • Es ist schlimm, dass es solche Formate überhaupt gibt. Einer Kulturnation ist das unwürdig.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Ansgar Reb:

      Schlimm auch, dass sie nichts anderem als der narzisstischen Befriedigung der Person Klum nützt.

    • @Ansgar Reb:

      Genau! Ein "Hoch!" auf die Deutsche Leitkultur!

      • @amigo:

        Wieso?

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Das solche Formate Menschen die ohnehin an Essstörungen leiden negativ beeinflussen kann glaube ich ohne mit der Wimper zu zucken. Das diese Tatsache aber irgend ein Verbot oder eine regulatorische Maßnahme rechtfertigt glaube ich nicht.

     

    Es findet sich für fast jeden Inhalt jemand der diesen in irgend einer Art und Weise negativ beeinflusst. Für Menschen die sexuell missbraucht wurden sind Filme in denen derartige Übergriffe gezeigt werden sicher auch schwer zu ertragen. Da kommt aber (fast) niemand auf die Idee diese Inhalte deshalb verbieten zu wollen.

     

    Ist auch nicht sinnvoll,... Vermeidungsverhalten ist ein Teil der Krankheit und nicht ihre Heilung. Generell sollte man seine Politik, sein Programm, sein Gesagtes nicht an den 1,5% der Menschen festmachen die mit etwas nicht klar kommen sondern daran wie es von gesunden Menschen aufgenommen wird.

    • 2G
      27741 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      Ein gesunder Mensch sagt ihnen jetzt, das die Werbefinanzierung des Fernsehens verboten werden muss. Ich will nicht gezwungener Maßen an der Finanzierung - über meinen Konsum - einer solchen Sendung und vieler anderer beteiligt sein.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Es geht hier nicht um den Schutz traumatisierter Menschen, JANUS. Es geht um den Schutz von Kindern und Jugendlichen.

       

      Ich frage mich, wie sich "kranke" Erwachsene den Zumutungen einer eventuell notwendigen "Heilung" stellen sollen, wenn sie nicht in ihrer Kindheit durch ein geschütztes Umfeld geprägt wurden, in dem sie lernen konnten, wie Gesundheit aussieht oder sich anfühlt, und dass sie von der Mehrheit ihrer Mitmenschen gefördert wird - vor allem von solchen, die ganz offiziell Verantwortung übernommen haben?

      • @mowgli:

        Durchaus nachvollziehbares Argument. Gleichzeitig halte ich Regulationen der Medien immer für kritisch... Ich fänd es besser, wenn es gefördert würde, dass z.B. (um beim Thema Magersucht zu bleiben) betont wird, dass auch 'Normalmaße' schön sind. Und das muss dann auch nicht dadurch sein, dass die liebe Frau Klum möglichst viele Pommes vor der Kamera isst. Sondern dass ein positiver Bezug zum eigenen Körper vermittelt wird, was in so oberflächlichen Kategorisierungen immer total untergeht.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Es gibt einen Unterschied zwischen Menschen, die Traumata erfahren haben, die durch Filme wieder hochkommen, und denen, die Fehlverhalten durch Filme oder Sendungen lernen.

      Bei Computerspielen stand die Politik mehrfach auf der Matte, um Verbote durchzusetzen, obwohl es keine belastbaren Studien zu deren negativen Auswirkungen gibt.