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Wagenknecht und Sinn auf dem PodiumVergiftetes Lob

Die „Linke“ und der „Rechte“: Hans-Werner Sinn präsentiert Sahra Wagenknechts neues Buch. Die beiden verstehen sich blendend.

In Geld schwimmen? Nein, Sahra Wagenknecht möchte nur mehr Zeit für sich Foto: dpa

BERLIN taz | Ob die Ausführungen von Sahra Wagenknecht bei ihm Schnappatmung auslösen? Hans-Werner Sinn schaut gelassen. „Ich fand das eigentlich relativ plausibel, was ich jetzt gehört habe“, antwortet der frühere Präsident des Münchner ifo-Instituts. Er fände es „sehr bemerkenswert, wie man also von verschiedenen Seiten kommt, doch gemeinsame Grundkonzeptionen entwickeln kann“. Einige Zuhörer schauen etwas irritiert. Ein solches Lob des wirtschaftsliberalen Ökonomen für die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag haben sie nicht erwartet. Es ist ein vergiftetes.

Der Andrang am Dienstagabend hätte kaum größer sein können: die „Linke“ Wagenknecht und der „Rechte“ Sinn auf einem Podium – das zieht. 180 Menschen passen in den Vortragsraum im Keller des Kulturkaufhauses Dussmann in Berlin. Doch auch wenn er mehr als doppelt so groß gewesen wäre, hätte es nicht gereicht, um die Nachfrage zu befriedigen.

Viele warteten vergeblich in der langen Schlange auf Einlass. Die, die es geschafft hatten, durften immerhin rund eine Stunde einer recht munteren Unterhaltung beiwohnen.

Anlass der Veranstaltung war das neue Buch Wagenknechts, „Reichtum ohne Gier“, zu dessen Präsentation sich Sinn bereit erklärt hatte. Es enthalte „eine ganze Menge von plausiblen Argumentationsketten“, pries er das 292-Seiten-Werk. Besonders erfreut zeigte sich Sinn darüber, dass die Autorin geradezu „ein Loblied auf den Ordoliberalismus“ angestimmt hätte. Wagenknecht widersprach nicht. Sie lächelte.

Besonders erfreut zeigte sich Sinn darüber, dass die Autorin geradezu ein Loblied auf den Ordoliberalismus angestimmt hätte. Wagenknecht lächelte

Wer sich einen heftigen Schlagabtausch zwischen den beiden erhofft hatte, wurde enttäuscht. Dass lag nicht zuletzt an der Umgarnungsstrategie Sinns, der sich Wagenknecht nicht entziehen konnte oder wollte. Denn der 68-Jährige mit dem Käpt’n-Ahab-Bart gehört zu den klügeren Vertretern seines Metiers.

Dabei profitiert er von seiner „Kapital“-Lektüre während des Studiums – seine Diplomarbeit schrieb er über das Marx’sche Gesetz der fallenden Profitrate. „Selbst Marx hat ja die Produktivkräfte des Kapitalismus bewundert“, lautet so ein Satz, den Sinn gern mal einstreut. Mit Verve kann er auch den „Monopolkapitalismus“ anprangern. Denn dem hätten schließlich schon die Väter des Ordoliberalismus „Fesseln anlegen“ wollen.

Problemlos räumte Sinn „viele Defizite des Kapitalismus“ ein. Wagenknecht zustimmend, beklagte er „die große Einkommensungleichheit“ und „die Machtkonzentration, die Sie zu Recht geißeln“. Die Marktwirtschaft sei „effizient, aber sie ist nicht gerecht“. Doch dafür gebe es „ja einen Sozialstaat, der hier eingreift“. Was ihm lautes Gelächter aus dem Publikum einbrachte.

Freiheit, Eigeninitiative, Wettbewerb …

Sinn kennt zwar viele rhetorische Taschenspielertricks, bleibt jedoch ein Apologet des Status quo. Wagenknecht hingegen propagiert den Systemwandel – was allerdings radikaler klingt, als es gemeint ist. „Märkte darf man nicht abschaffen, im Gegenteil, man muss sie vor dem Kapitalismus retten“, schreibt sie in ihrem neuen Buch. „Wir brauchen, was die Neoliberalen sich so gern auf die Fahne schreiben, aber in Wirklichkeit zerstören: Freiheit, Eigeninitiative, Wettbewerb, leistungsgerechte Bezahlung, Schutz des selbst erarbeiteten Eigentums.“

Wie zu erwarten wenig anfangen konnte Sinn mit der Forderung Wagenknechts: „Das originäre Kapitalistische, dass Unternehmen zum Zweck der Rendite existieren, das gilt es zu überwinden.“ Ihre zentrale Handlungsempfehlung: die Ersetzung von Kapitalgesellschaften „durch andere Formen des Wirtschaftseigentums“.

Gleichwohl zelebrierte sich Wagenknecht als die bessere Ordoliberale – und als vermeintliche Realpolitikerin. Alles, was sie an Veränderungen beschreibe, ließe sich ohne Probleme umsetzen. „Das wäre ein gesetzgeberischer Akt, den der Bundestag in einer Woche beschließen könnte“, behauptete sie am Dienstagabend.

Und was ist Wagenknechts Vision? Mehr Zeit dafür zu haben, einfach „auf einer Wiese in der Sonne zu liegen und dem Gesang der Vögel und dem Brummen einer dicken Hummel zuzuhören“, liest der als Moderator verpflichtete Spiegel-Journalist Markus Feldenkirchen zum Abschluss aus ihrem Buch vor. Wagenknecht lacht etwas verlegen.

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36 Kommentare

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  • Das Problem besteht darin, dass der Untergang der "real-existieisten sozialistischen Staaten" bewiesen hat, dass Trotzki schon recht hat und jede Form von Kommunismus nur weltweit funzen kann.

     

    Da es bis zur Weltrevolution aber noch was dauern wird, ist es sonderbarerweise wirklich so, dass die ordoliberale Lenkung des Kapitalismus am meisten verspricht, solange dieser noch existiert.

    Wesentlich interessanter fände ich da die Antworten Wagenknechts, wie ein gut ausgebauter Sozialstaat mit Leistungen, die niemanden der.Armut ausliefern so konzipiert werden kann, dass die Löhne sich davon unabhängig entwickeln können. Ein Blick auf Skandinavien zeigt ja, dass dort die Produktivität und somit auch der Wohlstand des Einzelnen höher ist wie in der BRD mit den Hartz-Reformen.

    • @Age Krüger:

      "niemanden der.Armut ausliefern so konzipiert werden kann, dass die Löhne sich davon unabhängig entwickeln können."

      -------

      Indem man die Möglichkeit anbietet, außer sowieso, nicht nur nicht der Armut ausgeliefert zu sein, finanziell noch zusätzlich etwas luxuriöser leben zu können?- Die Arbeitgeber müssten dann aber, echt was bieten, und Ausbeutung würde schwerer.

  • Es ist leider so, wenn man etwas verändern will, dann muss man ab und zu auch mit dem Feind aus einem Topf essen. Ob das nun aber ausgerechnet Hans-Werner Sinn sein muss, darüber lässt sich streiten. Über Hans-Werner Sinn muss man aber auch nicht zu viel sagen, denn der Mann spricht ja für sich selbst.

     

    Hans-Werner Sinn: "Die Marktwirtschaft sei effizient, aber sie ist nicht gerecht. Doch dafür gebe es ja einen Sozialstaat, der hier eingreift". - Der Sozialstaat, so wie es die Väter der Verfassung in Art. 20 Abs. 1 GG formulierten, der ist doch seit Gerhard Schröders Agenda 2010 ohnehin gestorben, aber da Hans-Werner Sinn einer der Wegbereiter von Schröders Agenda 2010 gewesen ist, weiß er das natürlich.

     

    Ein Mann, wie Hans-Werner Sinn, der sagt - "Je niedriger der Lohn, desto mehr Arbeit ist da" [Quelle: Berliner Zeitung] - der macht sich sicherlich auch einen Spaß daraus, das Buch von Sahra Wagenknecht zu präsentieren.

  • Schnell noch im vorletzten Absatz "zelebrieren" und "vermeintlich" schreiben! Das ist ganz wichtig. Aber ich will mal nicht so sein: Der Satz mit dem Zweck von Unternehmen ist wirklich schön. Er bringt vieles auf den Punkt. Im Übrigen ist Sinn nicht klug, sondern lediglich clever. Für die, die nicht so genau zuhören. Wer seine Vorträge öfter anhört, merkt schnell, wie er unauffällig manipulieren will, das aber wegen seines versatzstückartigen Stils nicht verbergen kann.

  • Frau Wagenknecht versucht, Systemalternativen zu entwerfen und ich erwarte von meiner TAZ, daß sie dieses Buch genauso ernsthaft rezensiert wie andere über "Postkapitalismus" und hier ebensolchen Raum für Diskussionen schafft, wie dort. Es tut bitter not, etwas anderes zu versuchen, als diesen elenden Kapitalismus, dem weder durch Reförmchen noch Reformen mehr zu helfen ist.

    • @Albrecht Pohlmann:

      Da haben Sie wohl Recht!

       

      Nur wird eine Masse sich auch erst damti auseinander setzen, wenn diese selber von Armut betroffen ist!! Solange wird eben nach UNTEN getreten!! Es gitb schliesslich einen Grund warum die Mitte sich mit den Armen entsolidarisiert hat und teilweise weit nach Rechts gerückt ist!

       

      Veränderungen fangen wie immer bei JEDEM SELBER AN!! Solange die Mehrheit nciht einsieht das das System vor die Wand fährt und noch viel Elend und Leid produziert. Solange wird sich auch nix ändern!! Zumal die Deutschen eh nur dümmliche Untertanen sind.

       

      Oder gibt es hier Millionen Menschen gegen Hartz 4 auf der Straße?!!

       

      Ich hatte nie verstanden warum die Nazis damals so einen Erfolg hatten. Heute verstehe ich das sehr gut. Zumal die Nazis wieder salonfähig sind. Und damit meine ich nicht diese Mitläufer auf der Straße. Sondern die in Medien, Behörden, Politik, Wirtschaft usw.!! Niedertracht und Hetze ist schon lange wieder salonfähig geworden ind diesem braunen Lande!!

       

      Warum erreicht denn die Linke kaum noch einen mehr??!! Darüber soll die Linke sich mal wirklich Gedanken machen!

  • „auf einer Wiese in der Sonne zu liegen und dem Gesang der Vögel und dem Brummen einer dicken Hummel zuzuhören“

    -----

    Um so anerkennenswerter, dass sie dies wesentliche Lebenselexier opfert, um gegen all diese lebensvertrockeneten und zähen Schnarchsack-Kapitalisten und Ausbeuter, unser aller Widerstandsinteresse zu begleiten, und diesen nie abreißenden Kampf immer wieder gut zu begründen weiß. Respekt.

     

    (Der trickle-down-effekt bleibt ein Märchen für Idioten. Die Erfinder dieses Märchens dürften real, tagtäglich "in der Sonne liegen.....")

  • Das Wagenknecht sich Sinn für die Präsentation ihres Buches aussucht macht Sinn. Ramelow war ja auch schon beim Papst und hat sich dort Rosenkränze segnen lassen.

  • Der Kommunismus ist dafür ineffizient, aber gerecht. Deshalb kat er auch keinen einen Sozialstaat, der korrigieren eingreift. ;-)

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Dass Herr Sinn kein Problem damit hat, sich mit Frau Wagenknecht aufs Podium zu begeben, ist klar.

    Aber wie geht Frau Wagenknechts Partei damit um?

  • Sahra Wagenknecht scheint bei ihren Reformansätzen die konkrete Idee zu fehlen, doch die gibt es schon: Bereits im 20. Jahrhundert entwickelten Prof. Ota Sik und Prof. Folkert Wilken die Idee der "Kapitalneutralisierung".

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    "Das originäre Kapitalistische, dass Unternehmen zum Zweck der Rendite existieren, das gilt es zu überwinden."

     

    Das klingt aber etwas sehr nach staatlich verordneter Selbstlosigkeit. Der ganze Zweck von Unternehmen ist es doch Gewinne zu erwirtschaften.

    Wer etwas rein wohltätiges tun will der ist mit der Gründung eines Geminnützigen Vereins besser beraten.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Dann sind Sie also der Meinung, die Menschen sollten nur arbeiten, um möglichst große Gewinne für wenige Kapitaleigner zu erwirtschaften. Und die Beschäftigung von Arbeitnehmern ist Wohltätigkeit, will sagen: wer Arbeit hat, muss froh und dankbar sein?

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Artur Möff:

        Ich sage ein Unternehmen ist dazu da Gewinne zu erwirtschaften. Das ist keine Meinung sondern der Definition entsprechend: https://goo.gl/zgdtbw

         

        Menschen arbeiten weil sie ein Einkommen brauchen. Das ist die Grundmotivation der (fast) niemand entkommt. Es ist eine Notwendigkeit, so wie auch die Jagd in der Steinzeit eine Notwendigkeit war.

         

        Warum die Anzahl der Gesellschafter für den Arbeitnehmer relevant sein soll kann ich nicht nachvollziehen.

         

        Die Beschäftigung von Arbeitnehmern ist nicht Wohltätig sondern eigennützig. Der Arbeitnehmer ist dem Arbeitgeber genauso wenig zu Dank verpflichtet wie der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer. Beide gehen einen Handel ein und das ist technisch gesehen die ganze Geschichte.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Keine Rendite bedeutet doch nicht keinen Lohn, sondern eben keine Rendite. Übrigens wirtschaften Staaten ebenfalls ohne Rendite, sondern theoretisch mit einer schwarzen Null.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Jetzt haben Sie Ihre Unternehmensdefinition vorne reingetan, um sie hinten wieder rauszubekommen. Dass die Sache rein technisch ist, wie sie ist, ist kein Argument, sondern eine Tautologie. Frau Wagenknecht und viele andere sagen an dieser Stelle eben, dass es diese Definition zu überwinden gilt. Ist doch nicht so schwer. Dass Menschen allein durch monetäres Einkommen überleben, wie Sie zu glauben scheinen, ist natürlich Quatsch. Zumindest extrem fantasielos und damit untauglich für eine Debatte über Veränderung. Das Wirtschaften als primär arbeitsteilige Organisation von Möglichkeiten und Fähigkeiten dient der Versorgung, die Effizienzsteigerungen haben der Entwicklung der Gesellschaften zu dienen, und nicht der weiteren Anhäufung überflüssigen Kapitals in den Händen kleiner Gruppen. Die Anzahl der Gesellschafter ist deshalb interssant, weil sie auch darüber entscheidet, wie viel Geld sich bei wie vielen Leuten sammelt. Je mehr Geld und je weniger Leute, desto mehr Macht für wenige. Auch ein Riesenproblem im Kapitalismus.

      • @Artur Möff:

        Ja und Nein.

         

        Sie verlangen ja gerade das Kapitaleigner froh und dankbar sein müssten das sie ihr Geld zur Verfügung stellen dürfen.

         

        Wie wäre es mit dem früher mal üblichen Mittelweg, das eine Firma existiert damit sowohl Arbeiter als auch Besitzer eine Rendite erzielen?

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Das ist, mit Verlaub, grob falsch. Zweck von Unternehmen ist es die Kooperation von Arbeitskräften zu organisieren.

       

      Ein Unternehmen das die Einnahmen unter den Angestellten als Arbeitslohn vollständig aufteilt, macht Null Rendite, ohne das irgend jemand besonders selbstlos handeln würde.

       

      Rendite werden nur gemacht wenn die "Besitzer" eines Unternehmens mit den Arbeitskräften und dem Kunden einen unterschiedlichen Wert der Produkte aushandeln. Dann bekommen entweder die Arbeiter weniger als ihre Arbeit wert ist, oder der Kunde zahlt mehr als das Produkt wert ist. Kurzum, Profit ist immer Betrug.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @ShieTar:

        Ihre Definition würde zutreffen, wenn 1970 wäre und uns in der Sowjetunion befänden.

         

        Das ist korrekt Rendite ist es nur wenn es das Resultat einer Kapitalanlage ist. Die meisten Menschen wären allerdings nicht sonderlich begeistert wenn sie auf eigene Kosten ein Unternehmen (mit) Gründen oder Anteile eines bestehenden Unternehmens kaufen und dann nie auch nur einen Cent sehen.

         

        Ihre "Profit ist immer Betrug" Logik ist krude. Sie wäre nur Schlüssig wenn Unternehmer und Angestellter auch das gleiche Risiko tragen würden und die gleiche Verantwortung übernehmen würden. Das ist aber nicht der Fall. Außerdem erklärt man sich bei der Lohnarbeit nunmal bereit n Stunden am Tag für eine bestimmte Summe zu arbeiten. Von Betrug kann also keine Rede sein, solange man seinen Lohn erhält.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          HaHa, "Sowjetunion" ist natürlich immer ein prima Argument gegen Änderungen der Kapitalistischen Marktwirtschaft.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @Artur Möff:

            Hier war nie die Rede von Änderungen, es wurde behauptet das sei der Status quo.

      • 8G
        86548 (Profil gelöscht)
        @ShieTar:

        Es ist nicht Zweck von Unternehmen die Kooperation von Arbeitskräften zu organisieren. Das ist lediglich ein Mittel um den eigentlichen Zweck zu erreichen: Güter und Dienstleistungen herstellen, die die Menschen brauchen.

        Und wenn Sie den gesamten Gewinn verteilen, dann fehlt das Geld für Investitionen. Wohin das führt, konnte man sehr schön im Osten sehen.

      • @ShieTar:

        Ähm interessant, und wer stellt die Produktionsmittel bereit? Wer mietet die Lagerhalle an? Wer investiert vorausschauend? Wer gründet eine Firma?

         

        Ihre Vorstellung mag ja noch halbwegs auf einen schon laufenden Betrieb zu treffen (Auch wenn dieser natürlich auch Gewinn machen müsste und nicht alles an die Arbeiter auszahlen dürfte), aber sobald es um die Neugründung eines Betriebs geht bräuchten sie einen Kapitalgeber, ohne den sie nicht starten können, und der soll das "umsonst" tun? Interessante Vorstellung

        • @Krähenauge:

          Es geht ja gerade um eine andere Organisation von Wirtschaft. Wenn man in den alten Mustern festhängt, erscheint einem in der Tat abwegig, was davon abweicht. Bisschen mehr lesen, bisschen weniger Angst und - ZACK! - könnte man eine Idee haben.

          • @Karl Kraus:

            Da ist es aber kein Unternehmen mehr, weil die Definition schon vorsieht, dass sie genau so funktioniert.

             

            Dan müssten sie den deutlich weiteren Weg beschreiten die Orgasinationsformen zu ändern (Und bei den gleichen Problemen bei ähnlichen Lösungsformen finden, da auch Genossenschaften oftmals zu Kapitalzentrierung führen), dann macht es auch Sinn, aber von einem Unternehmen was dafür geschaffen ist das Kapitaleigner Geld für Rendite investieren, sich zu beschweren ,dass genau dieses passiert leider redundant.

             

            Das ist ca. so wie wenn sie meckern das ein Kreis keine Ecken hat, danach nen Quadrat daneben zeichnen und meinen "hier geht doch der hat nun Ecken" :)

        • @Krähenauge:

          Das ist das altmodische Bild "hier Kapitaleigner, da die Arbeiter". Dem möchte ich mal das Modell der Genossenschaft entgegensetzen, idealerweise eines, bei dem die Genossenschaftler mit denen, die die Arbeit machen, nahezu 100% identisch sind.

          • 7G
            73176 (Profil gelöscht)
            @Da Hias:

            Es gibt bereits eine gute Möglichkeit: Aktiengesellschaften.

            Allerdings wollen die Menschen nicht mal Aktien kaufen - weil zu riskant. Und nun sollen sie Genoss/innen werden?

            Auch wenn bei einer Genossenschaft die Haftung beschränkt ist, werden sie nur dann Geld leihen können, wenn sie auch mit ihrem privaten Vermögen haften (andernfalls gibts kein Geld - fragen Sie mal eine GmbH).

            Grundsätzlich ist das aber der richtige Weg.

            • 3G
              33523 (Profil gelöscht)
              @73176 (Profil gelöscht):

              Ja das ist klar aber sagen Sie das hier bloß nicht zu laut. Der TAZ Leserschaft wurde schon mit der Muttermilch eingflößt das Aktien böse sind und nur den Reichen dienen und das Risiken für "den kleinen Mann" zu gefährlich sind. Ist natürlich alles ausgemachter Unfug aber gut,...

        • @Krähenauge:

          Wer stellt Produktionsmittel bereit? => Die Mittel-Produzenten, also andere Arbeitskräfte.

           

          Wer mietet die Lagerhalle? Warum sollte diese gemietet werden, Lagerhallen kann man auch bauen, oder anderen überlassen wenn man keinen eigenen Bedarf mehr hat.

           

          Wer investiert vorausschauend? => Die Arbeitskräfte, indem sie Forschung und Entwicklung betreiben, und die Kunden indem sie zukünftige Produkte vorfinanzieren (sei es der Privatkunde per modernem "Crowd Funding" oder sei es der Staat oder Industriekunde per klassischem Dienstleistungs-Vertrag). Wer Rendite macht, investiert auf jeden Fall nicht, denn der Profit ist ja gerade das Geld das der Firma genommen wird anstatt von der Firma genutzt zu werden.

           

          Wer gründet eine Firma? => Jede Arbeitskraft die sich mit einer neuen oder alten Geschäftsidee selbständig machen möchte. Das Kapitalgeber Firmen gründen ist ein reiner Mythos, der mit der Realität nichts zu tun hat. Kapitalbesitzer kaufen den Gründern ihre Firmen ab, und lassen sich dann von den Kunden und/oder den Arbeitern der Firma ihre Auslagen ersetzen, ohne eine Gegenleistung zu erbringen.

           

          "Kapital" ist eine Zahl in einer Computerdatei, ohne physikalischen Gegenwert. Wir brauchen die Erlaubnis von Reichen Menschen genausowenig wie die Erlaubnis von Priestern und Adeligen, nur um die Aufgaben zu erledigen von denen wir wissen das sie nützlich und machbar sind.

           

          Glücklicherweise brauchen wir aber auch keine Politiker und Buchautoren mehr um die Gesellschaft zu ändern. Dank Open Source Initiativen, Crowd-Funding-Plattformen und diversen anderen Arbeits-Gemeinschaften ist der Kapitalismus ja ohne auf dem besten Weg zur absoluten Randnotiz zu verkommen, ganz ohne gesetzliche Verordnung.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @ShieTar:

            Sie haben echt 0 Ahnung davon wie Wirtschaft praktisch funktioniert.

             

            Rendite kann man auch machen wenn man gleichzeitig investiert. Es ist sogar die Regel das nur ein Teil des Gewinns ausgeschüttet wird und der Rest wird investiert.

             

            Kapitalgeber gründen tatsächlich sehr selten Firmen mit, das stimmt. Venture Capital geht i.d.R. an bestehende Firmen, es gibt aber auch Aussnahmen.

             

            Bei ihrer Ökonomie auf Basis von Crowfunding Nummer fehlen mir echt die Worte,... das macht vielleicht 0,000001% des umgesetzten Vermögens in DE aus und wird sicher nicht das Ende des Kapitalismus sein.

          • @ShieTar:

            Okay wir gehen mal von oben bis unten ihre ich nenne es mal "Ansichten" durch :

             

            - Wenn also die Betriebsmittel von einer anderen Firma zur Verfügung gestellt werden geschieht dies umsonst? Oder werden sie am Gewinn beteiligt? Und wie finanziert die andere Firma das vor? Irgendwann muss mal jemand anfangen, sonst wartet der Arbeiter der das Erz fördert für die Schraube in der Werkbank auf der die Form für das Pressen der Motorhaube des Autos was im Werk zusammengebaut wird ca. 6 Monate auf sein Gehalt.

             

            - Wir können die Lagerhalle auch bauen (Ich nahm nun mieten als Beispiel da es üblicher ist), gleichwohl müssen sie ja die Arbeiter die diese bauen und das Material vorher bezahlen, auch hier können die Arbeiter und Lieferanten nicht einfach warten.

             

            - So funktioniert Investition heutzutage leider nicht mehr wirklich. Sie nehmen halt nicht jedes Jahr ein bisschen, sondern in Intervallen und meistens greifen sie auch schon auf die Rendite vor (Genaugenommen ist Rendite die Zinsen, auf Kapital was investiert wurde).

             

            - Und die gründet sie wie? Wieder muss alles vorfinanziert werden, die Mär von dem Arbeiter der aus ersparten eine Firma aufbaut ist leider die absolute Seltenheit, normalerweise benötigen sie entweder Kredite von Banken für die Zinsen anfallen, oder einen Eigner der Rendite möchte.

             

            Ihre Definition von Kapital ist leider falsch, und sie sollten sich einmal mit den Begriffen des Konsumverzichts und der Kapitalbindung beschäftigen.

             

            Ich sage ja nicht, dass der heutige Zustand ideal ist (Vor Allem da die Balance aus Wertschöpfung und Kapitalbereitstellung in vielen Branchen aus dem Ruder gelaufen ist), aber mit Verklärung kommt man selten weiter. Und ihre Träume über Crowdfunding lasse ich Ihnen mal, dazu muss sich jeder selbst ein Bild machen.

  • " die Ersetzung von Kapitalgesellschaften „durch andere Formen des Wirtschaftseigentums“." - Das ist allerdings viel interessanter als das Geplänkel von Sinn und Wagenknecht. Schade, daß dann nichts Näheres folgt. Ich fände es schön, wenn die TAZ Auszüge aus Wagenknechts Buch abdruckte, die den Gedanken alternativer Eigentumsformen erläutern.

  • Wahrscheinlich sollte Frau Wagenknecht in Sotschi ins Exil gehen.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @nzuli sana:

      Geht nicht. Schröder ist schon da.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @10236 (Profil gelöscht):

        Kommt darauf an.

        Wenn sie ihren Gatten mitbringt, nicht.

  • Schnappatmung? Warum sollte Sinn in Schnappatmung verfallen? Es wäre wünschenswert, wenn noch viel mehr Menschen in der Lage wären, Thesen aus einer anderen politischen Ecke einfach sachlich zu diskutieren, ohne gleich in Schnappatmung zu verfallen.