piwik no script img

Rassismusdebatte um Oscar-NominierungLuftküsse und tschüss

Bei den Academy Awards sind keine Schwarzen nominiert – zum zweiten Mal in Folge. Einige Gäste boykottieren nun die Veranstaltung.

Kein Bock auf „weiße“ Oscars: Regisseur Spike Lee boykottiert die Preisverleihung Foto: ap

Die Bekanntgabe der diesjährigen Oscar-Nominierung hat erneut eine Rassismusdebatte ausgelöst: Kein schwarzer Schauspieler oder Regisseur geht in den wichtigsten Kategorien ins Rennen – das zweite Jahr in Folge. Regisseur Spike Lee und Schauspielerin Jada Pinkett Smith gaben bekannt, dass sie die Veranstaltung am 28. Februar boykottieren werden. Pinkett kritisierte, dass Schwarze bei den Oscars willkommen seien, um das Publikum zu unterhalten, bei der Nominierung aber leer ausgingen.

Die Kritik ist verständlich. Dieses Jahr hätten mehrere schwarze Schauspieler mit einer Oscar-Nominierung rechnen können: Idris Elba für seine Rolle im Kriegsdrama „Beasts of No Nation“, Will Smith für seine Leistung im Football-Drama „Concussion“ oder Michael B. Jordan, der einen Boxer in „Creed – Rocky’s Legacy“ spielt.

Viele sehen das Problem bei der Oscar-Jury. Die Los Angeles Times fand heraus, dass die Mehrheit der 6.000 Jury-Mitglieder (73 Prozent) aus weißen Männern besteht, im Durchschnittsalter von 63 Jahren. Präsidentin der Oscar-Akademie ist derzeit die Afroamerikanerin Cheryl Boone Isaacs, die für mehr Diversity bei den Oscars sorgen will.

Die mangelnde Vielfalt bei den Oscar-Nominierungen hat also unmittelbar mit der mangelnden Vielfalt bei der Zusammensetzung der Jurymitglieder zu tun. Und das betrifft nicht nur Hautfarbe, sondern auch Geschlecht und Alter. Denn je größer die Bandbreite in der Jury ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass einseitige Entscheidungen zugunsten einer Zielgruppe getroffen werden.

Nicht zu vergessen aber ist vor allem die Rolle, die hier die großen Filmstudios von Hollywood spielen. Dort nämlich wird entschieden, welche Filme produziert werden – und mit wem besetzt. Denn je weniger schwarze Schauspieler gecastet werden, desto weißer ist die Liste potenzieller Oscar-Anwärter. Bleibt nur zu hoffen, dass sich jemand die Kritik zu Herzen nimmt und im nächsten Jahr nicht über Hautfarbe, sondern über die schauspielerische Leistung diskutiert wird.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Was sollen erst die Chinesen dazu sagen? Der beste Film ist sowieso der Tesa-Film und der beste Oscar immer noch der Oskar Matzerath.