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Energiekonzerne setzen auf ErneuerbareGrüne Worte und kaum Investitionen

Auch Eon, RWE, EnBW und Vattenfall sehen ihre Zukunft endlich in den Erneuerbaren. Doch das wird selten durch Investitionen untermauert.

Windräder erzeugen saubere Energie – schreddern aber auch Möwen. Foto: dpa

Freiburg taz | Die Energiekonzerne sind unter Druck, in den Aktienkursen spiegelt sich das wider: In den letzten zwölf Monaten hat Eon 38 Prozent an Börsenwert verloren, Rivale RWE 55 Prozent. Auf zehn Jahre betrachtet lagen die Verluste gar bei 70 bis 80 Prozent – weil die Stromerzeuger lange Zeit auf die Atomkraft und fossile Energien setzten, die Zukunftsenergien hingegen missachteten.

Zum Jahreswechsel nun machte Eon einen Schnitt: Die fossilen Kraftwerke wurden der neu geschaffenen Firma Uniper übereignet, aktuell noch eine 100-Prozent-Tochter des Eon-Konzerns. Uniper soll bald an die Börse, womit eine gewissermaßen bereinigte Eon übrig bleibt mit den Geschäftsfeldern erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze. Auch die Atomkraftwerke bleiben, anders als zunächst geplant, bei Eon.

Im bisherigen Eon-Konzern waren die Erneuerbaren nur ein Randaspekt, sie hatten 2014 gerade 13,6 Prozent Anteil an der Stromerzeugung. Doch nun erkennt Eon an, was die etablierte Stromwirtschaft über Jahrzehnten hinweg als Fiktion darstellte: „Erneuerbare Energien haben im Vergleich zu den konventionellen Technologien ein konkurrenzfähiges Kostenniveau erreicht.“

In welchem Maße der grüne Eon-Teil allerdings künftig selbst in erneuerbare Energien investieren wird, ist derzeit nicht zu erfahren – aus börsenrechtlichen Gründen, wie es heißt. Genauso bleibt unklar, wann und in welchem Maße fossile Kraftwerke der neuen Uniper abgeschaltet werden sollen. Erst im April, sechs Wochen vor der Eon-Hauptversammlung am 8. Juni, sollen diese Daten im Spaltungsbericht publiziert werden.

Unterschiedliche Spaltungskonzepte

Während Eon seit einem Jahr an seiner Zweiteilung bastelte, verneinte RWE-Chef Peter Terium alle Fragen nach ähnlichen Plänen stets vehement. Dann folgte er aber doch mit einem eigenen Spaltungskonzept: Die Geschäftsfelder erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb sollen in einer neuen Tochtergesellschaft gebündelt werden, von der dann – im ersten Schritt – zehn Prozent an die Börse gebracht werden.

Bislang ist RWE alles andere als grün; der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung lag im Jahr 2014 bei bescheidenen 4,8 Prozent. Und auch in nächster Zeit dürfte sich dieser Wert kaum entscheidend verbessern: Von Investitionen in Höhe von 6,5 bis sieben Milliarden Euro, die RWE im Zeitraum bis 2017 plant, sollen lediglich „bis zu eine Milliarde Euro“ in die Erneuerbaren fließen. So wird das Unternehmen noch lange an der Kohle kleben.

Stringenter ist da schon der schwedische Vattenfall-Konzern, der keine Chancen mehr für die Kohle sieht und daher sein deutsches Braunkohlegeschäft verkaufen will. Aus der Kohleverstromung in Dänemark hat sich Vattenfall bereits verabschiedet, nun will die Firma in den kommenden fünf Jahren 5,5 Milliarden Euro in Windkraft investieren.

Bau von Windparks

Die EnBW unterdessen bekennt sich laut ihrem Chef Frank Mastiaux „ohne Wenn und Aber zur Energiewende“. Aber auch sie erzeugt bislang erst zwölf Prozent ihres Stroms regenerativ. Vor allem der Bau von Windparks soll die Wende bringen. In der Ostsee ist die EnBW bereits aktiv, jetzt steht auch die Nordsee an: Im Jahr 2016 soll die Investitionsentscheidung über das Projekt „Hohe See“ nördlich von Borkum fallen.

Allerdings steckte der Karlsruher Konzern zuletzt noch viel Geld in die Kohle: 2014 nahm er an seinem Firmensitz ein neues Steinkohlekraftwerk in Betrieb, 2015 folgte ein weiterer Block im Großkraftwerk Mannheim, an dem EnBW beteiligt ist. Investitionen, die sich womöglich nie amortisieren werden.

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9 Kommentare

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  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    RWE und Eon sind nahe an der Pleite. Man muss sich nur die Bilanzen anschauen. Den spärlichen Gewinn, den sie noch machen, müssen sie als Dividende an Frau Kraft abgeben, den NRW ist schon pleite. Wie also sollen die beiden Konzerne große Investitionen tätigen?

  • Die Energiewende wird auf Schultern des Volkes getragen. Unternehmen sollten mehr Verantwortung für das Wohl des Landes und dessen Zukunft übernehmen.

     

    Unter anderem laut einer Studie im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen hat sich der durchschnittliche Strompreis für Industrieabnehmer (Sondervertragskunden) von 2008 bis 2012 um etwa 1 Prozent erhöht. Im Vergleich dazu ist der Strompreis für Privathaushalte (Tarifkunden) um 35 Prozent gestiegen. Zu den Gründen gehören u.a. diverse Ausnahmeregelungen bei Steuern, Abgaben und Entgelten, die sich laut einer weiteren Studie im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen für 2014 auf über 16,2 Mrd. Euro summieren.

     

    Die Investitionskosten der Unternehmen in die erneuerbaren Energien werden zu einem großen Anteil in der EEG-Umlage an die Endkunden als Haushalte weiter gereicht.

    • @Stefan Mustermann:

      Die Energiewende würde erst richtig auf die Schulter des Volkes gehen wenn die Industrie erst die hohen Energiepreise trüge und dann als Konsequenz Jobs abbaut. (Ungereimtheiten wer als "Energieintensive Industrie im internationalen Wettberwerb" vom EEG befreit ist gibt es bekanntlich sind aber insgesamt unrelevant).

      Wenn wie hier geschrieben E.ON und RWE über 50% Wertverlust haben kann man wohl nicht sagen Unternehmen müssen (noch) mehr in die Verantwortung genommen werden. Die im Artikel (mal wieder) bemühte Formel “weil die Stromerzeuger lange Zeit auf die Atomkraft und fossile Energien setzten, die Zukunftsenergien hingegen missachteten.“ ist auch leider nur falsch. Nach wie vor macht fast keiner mit Investition und Betrieb in erneuerbare Geld – wer früher investiert hätte, hätte nur mehr verloren.

      So haben wir ein System geschaffen and dem ökonomisch(!) alle Leiden.

      Energiewende darf (imho) auch was Kosten. Das Problem des deutschen EEG ist die ineffizienz – hauptsächlich verursacht durch Misbrauch als politische Bühne durch alle Parteien.

      • @Jesper:

        "Nach wie vor macht fast keiner mit Investition und Betrieb in erneuerbare Geld – wer früher investiert hätte, hätte nur mehr verloren.."

         

        Was für ein Unsinn, Onshore-Ertragsberechnungen haben Sie sich wohl noch nie angesehen. Auf eine Lebensdauer von 20 Jahren kann eine durschnittlich moderne Anlage durchaus ein paar Millionen Gewinn! abwerfen. Von ganzen Parks dann ganz zu schweigen... Für große Konzerne vielleicht eher Peanuts (wobei das bei entsprechender Anlagenzahl sicherlich anders ist), für alle kleinen Beteiligten aber eine super Anlage.

        • @Neinjetztnicht:

          Dem mag ich nicht widersprechen. Um's in eine Grössenordnung zu bringen die RWE&Co. geholfen hätte hätte aber wohl die Bürgerakzeptanz etwas stark strapaziert. Daher sehe ich Onshore Wind in Zukunft auch fast nur in lokalen Bürgerinvestments als sinnvoll. Sonst ist der grosse Verdienst der Bauer auf Kosten der Anlieger- und -wohner (Nerven und Grundentwertung).

  • Was ist den das für eine blöde Bildunterschrift bitte? Windräder schreddern zum Beispiel sicher nicht mehr Wildtiere als Autos. Das Vogelargument hat seine Berechtigung, in Vogelschutzgebieten. Dort dürfen aber ohnehin im Regelfall keine Anlagen errichtet werden, wie in allen Naturschutzzonen...

    • @Neinjetztnicht:

      Und btw, selbst wenn sich da hin und wieder mal ein Vogel verfängt und stirbt, sollte man immer noch abwägen, was einem lieber ist: AKW und Kohle, oder halt ein zwei Piepmätze weniger(, die durch konventionelle Energieerzeugung vielleicht auch sterben würden...). Also meine Wahl steht fest...

  • Nö. es ist noch nicht erwiesen das Windparks im Flachmeer aufwandswirksam sind.

    Dauerschallemissionen und die Korrosionsproblematik sind nur schwer abschätzbar.

    • @KarlM:

      Stimmt, Offshoreparks arbeiten aktuell selten gewinnbringend. Dafür lässt sich Onshore bei richtiger Planung eine Menge Profit machen. Nur hoffe ich, dass es nach wie vor Chancen für mehr Bürgerwindparks gibt, wenn die "großen Player" ernsthaft in das Geschäft einsteigen...