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Rechtskonservative Politiker in IsraelDie Herrschaft der Clowns

In Israel machen rechte und nationalreligiöse Politiker mit absurden Gesetzesvorschlägen auf sich aufmerksam. Das Ziel ist nicht deren Umsetzung.

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu (l.) und Ayreh Deri, Vorsitzender der ultraorthodoxen Partei Schas. Foto: reuters

In den letzten Wochen konnte man in der israelischen Politik etwas Seltsames beobachten: Rechtskonservative und nationalreligiöse israelische Politiker schienen beschlossen zu haben, das Feld der Politik hinter sich zu lassen und sich stattdessen auf eine neue Karriere zu konzentrieren – eine Karriere als Komiker. In der Folge erschien Israel nur noch als Parodie eines Staates – als eine Clownokratie.

Nehmen wir die hitzigen Reaktionen auf einen Kommentar der schwedischen Außenministerin Margot Wallström. Angeblich – so wurde behauptet – habe sie Israel eine Mitverantwortung für die terroristischen Angriffe des IS in Paris vorgeworfen. Gesagt hatte Wallström das so nicht (obwohl man der Fairness halber sagen muss, dass sie eine fragwürdige Verbindungslinie zwischen IS und der Misere der Palästinenser unter israelischer Besatzung zog). Aber diese Tatsache hielt die israelische Rechte nicht davon ab, sich an Wallströms „zynischer, beleidigender und scheinheiliger Tat“, wie sie der frühere Außenminister Avigdor Liebermann (“Jüdisches Heim“) nannte, abzuarbeiten.

Was die nationalkonservativen Politiker nicht verstanden haben, war, dass es nicht Wallström war, die als Erste diese katastrophale Verbindung zwischen dem israelisch-palästinensischen Konflikt und den Anschlägen von Paris hergestellt hatte. Die Rechte hatte es selbst getan. Nur wenige Stunden nach den Anschlägen begannen israelische Politiker aus der Tragödie politisches Kapital zu schlagen und sie mit palästinensischem Terror gleichzusetzen.

„In Israel, ebenso wie in Frankreich, ist Terrorismus gleich Terrorismus. Er bezieht seine Motivation aus dem radikalen Islam und dessen Wunsch nach Vernichtung“, schrieb Premierminister Benjamin Netanjahu auf seiner Facebook-Seite. Und Kulturministerin Miri Regev (beide Likud) postete ein Bild auf Facebook, auf dem zu lesen war: „Paris 13/11, New York 9/11, Israel 24/7”.

Ein Sturm im Wasserglas

In Wahrheit vergleichen israelische Politiker die Palästinenser schon seit Jahren mit dem IS – und schaden mit diesem furchtbaren Vergleich sowohl Israel selbst als auch den Palästinensern. Diese Form der Überhöhung nützt einzig dem IS. Aber als Wallström eine ähnliche Verbindung herstellte, machte das konservative Politiker erst verlegen und dann wütend – Wallström hatte sich nicht an ihre Regeln gehalten. Nun mag das Theater um ihre Bemerkung letztlich bloß einen Sturm im Wasserglas entfacht haben. Dennoch ist es ein gutes Beispiel, welche Form der Torheit Israel in den letzten Jahren erfasst hat.

geboren 1985, ist Reporter und Kolumnist der israelischen Tageszeitung Ha’aretz. Außerdem ist er Autor des Buches „Rothschild: The Story of a Protest Movement”, das von den israelischen Protesten im Jahr 2011 handelt.

So hatte Israels Außenministerin Tzipi Hotovely (Likud) einige Wochen zuvor in einer offenbar an Martin Luther King orientierten Rede erklärt, sie habe „einen Traum“. Sie träume davon, dass eines Tages die israelische Flagge über dem Tempelberg weht. Damit hat Hotovely die Regierung dazu aufgerufen, eben jenen Status quo zu brechen, den diese Regierung einzuhalten geschworen hat. Hotovely wünscht sich stattdessen, dass es Juden künftig erlaubt sein soll, auf dem Tempelberg zu beten – bisher ist das Muslimen vorbehalten.

Die letzten sechs Wochen voller Gewalt in Jerusalem, dem Westjordanland und dem Rest von Israel sind nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was passieren könnte, wenn der Status quo gebrochen wird. Keine rechtsgerichtete Regierung hätte den Mut, diese Kehrtwende vollständig zu vollziehen.

Wenige Tage später präsentierte Justizministerin Ayelet Shaked (“Jüdisches Heim“) ein neues „Transparenzgesetz“, demzufolge NGOs künftig jede internationale Finanzierung offenlegen müssen. Darüber hinaus sieht der Entwurf vor, dass Mitglieder solcher NGOs bei einem Besuch der Knesset künftig „Identifikationsschildchen“ tragen, auf denen die ausländischen Geldgeber vermerkt sind. Ohne zu zögern gab Shaked zu, dass sich ihr Entwurf gegen linke Organisationen richtet, von denen einige von ausländischen Regierungen finanziell unterstützt werden, zum Beispiel auch von der deutschen Regierung.

Katzen und Kalkül

Auch Israels Landwirtschaftsminister Uri Ariel sorgte vor zwei Wochen für Erstaunen: Ariel, der der Partei „Jüdisches Heim“ angehört, hat ein Problem mit dem staatlichen Programm zur Sterilisierung von Straßenkatzen. Fruchtbare Katzen unfruchtbar zu machen widerspreche den religiösen Vorschriften, sagte er. Stattdessen schlug er vor: Man solle alle fruchtbaren Katzen Israels in andere Länder ausweisen.

Haben rechte und rechtskonservative Politiker in Israel den Verstand verloren? Angesichts solcher Vorschläge wäre es ein Leichtes, genau das anzunehmen. Aber was wie Wahnsinn aussieht, ist in der Tat das Ergebnis scharfsinnigen politischen Kalküls.

Machen wir uns nichts vor: Ariel, Hotovely, Shaked und andere rechtskonservative und nationalreligiöse Politiker, die in der Vergangenheit ähnlich groteske Vorschläge gemacht haben, erwarten gar nicht, dass ihre Ideen jemals umgesetzt werden. Das ist gar nicht das Ziel. Es geht ihnen darum, die globale Linke wütend zu machen und so internationale Verurteilungen zu provozieren. Ein internationaler Aufschrei macht sie in den eigenen Reihen populär. Die rechte Basis begreift ausländische Anschuldigungen als Ehrenabzeichen. Je wütender die Linke im Ausland wird, umso beliebter werden Politiker wie Shaked und Ariel in Israel.

Shaked weiß ganz genau, dass ihre „Brandmarkung der Linken“-Vorschlag niemals Gesetz werden wird. Andere rechte Abgeordnete haben seit dem Jahr 2011 versucht, linke NGOs und Menschenrechtsorganisationen auf ähnliche Weise zu benachteiligen, und sind gescheitert.

Viel wichtiger aber ist: Shaked kann gar kein Interesse daran haben, dass ihr Entwurf durchkommt. Zum einen würde ihr dieses Gesetz selbst schaden. Denn die Justizministerin hat in den letzten zwei Jahren eine Reihe ausländische Spenden entgegengenommen, wie der israelische Sender Channel 2 im Juni aufdeckte, auch von dem belgischen Millionär Serge Muller, der in diesem Jahr von Interpol wegen Verdachts auf Geldwäsche und illegalen Waffen- und Drogenhandel festgenommen wurde. Zum anderen werden auch rechte Organisationen, Think Tanks und Politiker in Israel mindestens in gleichem Maße von ausländischen Geldgebern unterstützt.

Politische Entertainer

Angesichts der Sachlage erscheinen all diese Vorschläge wertlos. Jedoch verleihen sie ihren Ideengebern den Status internationaler personae non gratae. Der Wert liegt in der Entrüstung selbst. Unterstützt durch die zunehmende Isolation der israelischen Gesellschaft und dem Gefühl, das viele Israelis haben, „die Welt werde immer gegen uns sein“, hat es sich für rechte Politiker in den letzten Jahren stets gelohnt, internationale Empörung zu schüren.

Netanjahus Warnung vor der letzten Wahl im März, dass „arabische Wähler in Scharen zu den Urnen rennen“ würden, wurde international verurteilt. Gleichzeitig hat sie dafür gesorgt, dass er mit einem erdrutschartigen Sieg die Wahl für sich entschied. Seine Behauptung, dass der palästinensische Mufti Haj Amin al-Husseini Hitler zum Holocaust inspiriert haben könnte, sorgte weltweit für Aufsehen. Ihn hat diese Episode beliebter gemacht. Dieses Phänomen, unterstützt durch Israels fragmentierte internationale Politik, verwandelt Israel bald in einen Staat, der von politischen Entertainern regiert wird, die es vorziehen, seltsame Vorschläge zu machen, statt das Land tatsächlich zu regieren.

Das heißt aber nicht, dass man diese Vorschläge nicht ernst nehmen muss. Israels „Clownokratie“ ist alles andere als lustig. Sie verstärkt die schlimmsten Elemente, Gruppen und Trends innerhalb der Gesellschaft. Etwa, indem die Scheindebatten von ebenjenen Kräften ablenken: Während die Aufmerksamkeit auf die exzentrischen Vorschläge seiner Parlamentskollegen konzentriert war, machte Netanjahu große Fortschritte bei seinem Plan, einen nationalen Gasdeal abzuschließen, der das größte und mächtigste Monopol der israelischen Geschichte zementieren würde.

Und die israelischen Sicherheitskräfte sind währenddessen ihrem Ziel einen Schritt nähergekommen, das jetzt schon aufgeblasene Militärbudget zu erhöhen, und auch die Brutalität der israelischen Besatzung im Westjordanland geht uneingeschränkt weiter.

Es besteht die Gefahr, dass Israel sich in die Parodie eines Staates verwandelt. Die Fundamente der Demokratie werden dem Unsinn nicht für immer standhalten. Eines Tages werden sie den zerstörerischen Kräften des Zynismus und der Idiotie unterliegen. Wenn es so weit ist, wird der Wahnsinn, der von der israelischen Gesellschaft Besitz ergriffen hat, die neue Normalität sein.

Übersetzung: Marlene Halser

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47 Kommentare

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  • Scheinbar hat der Autor keinen jüdischem Humor. Wie auch immer: Was absurde Gesetze angeht, braucht er gar nicht in die Ferne zu schweifen, denn das Absurde liegt so nah.

    http://www.huffingtonpost.de/2014/06/30/absurde-gesetze-deutschland-welt_n_5542948.html

    • @Nicky Arnstein:

      Vielen Dank für diesen unterhaltsamen Link.

    • @Nicky Arnstein:

      Jüdischer Humor gilt als intelligent. Das möchte ich weder Ihnen wegen der Wahl ihres eingestellten Links, noch den von Schechter angeführten israelischen Politikern bescheinigen.

       

      Darf ich doch, oder?

      • @Georg Lydda:

        Und Ihre Antwort ist also ein Beispiel für Ihre Intelligenz? Nun ja. Noch eine Frage: Was ist so faszinierend an der israelischen Politik und dem Territorialkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern, dass andere Territorialkonflikte, vor allem saudiarabische, iranische und sonstige Menschenrechtsverletzungen auf der Welt keinerlei Beachtung finden und taz-Artikel über dieselben von den sich hier tummelnden "Kennern" der israelischen Politik kaum besucht werden? Müsste man sich nicht - wenn man gegen Menschenrechtsverletzungen und anderen Schweinereien ist - weniger selektiv echauffieren?

        • @Nicky Arnstein:

          Ihre frage, was so faszinierend.... beantworte ich mal so:

          dieser konflikt steht paradigmatisch für all die probleme, die sich ergaben+heute noch ergeben, wenn europa die seinen exportiert, um anderswo reiche+produktionsweisen zu zerkloppen.

          natürlich ließe sich das auch an saudi-arabien zeigen....

          (Iran ist eine etwas andere geschichte, warum erklärt Ihnen dr. Hamid Dabashi in http://www.rosalux.de/event/54621 )

          aber da europa (+andere teile der welt) nun mal der meinung ist, es hätte sich und den jüdinnen mit der gründung israels einen gefallen getan, verdient er doch von berlin aus gesehen besonderes interesse – finde ich. zeigt er doch, wie man weder die welt verbessert noch politischen antisemitismus aus selbiger bringt.

           

          Ansonsten: Sie möchten sich mit mir lieber über asyl+flüchtlingsrecht+politik streiten?

          können Sie haben - soweit 1 artikel das drunter streiten lohnt...

           

          aber ich muß Sie warnen. denn diese bzw. deren planmäßiges versagen hat sehr viel mit maghreb bis afghanistan (und noch ein bißchen weiter) seit dem bonaparte seiner stippvisite in ägypten zu tun, also mit kolonialismus+postkolonialismus - und nicht mit kulturen/ethnien, denen der antisemitismus/faschismus quasi eingeboren sei.

           

          im übrigen echauffiere ich mich nicht. sondern sage zu menschenrechtsverletzungen und deren voraussetzungen in denken+handeln in aller kühle, was dazu gesagt gehört, nämlich: menschenrechte sind immer die der anderen.

          • @christine rölke-sommer:

            "dieser konflikt steht paradigmatisch für all die probleme...."

             

            Sagen Sie es doch rundheraus, was Sie denken: Israel ist der Punching Ball und steht exemplarisch für all das Übel auf der Welt. Im übrigen war Europa nicht allein für die Gründung Israels verantwortlich. Die UN setzt sich aus Mitgliedern aller Kontinente zusammen, über den UN-Teilungsplan hat nicht Europa alleine abgestimmt.

            Desweiteren sollte ich Sie darauf hinweisen, dass der Teilungsplan auch die Gründung eines Staates Palästinas ist und dass der heutige Konflikt die Folge davon ist, dass die Araber damals die demokr. getroffene Entscheidung nicht akzeptiert haben und die Juden aus der Region weghaben wollten/wollen, was sich in den diversen gegen Israel geführten Kriegen und Terroranschlägen äußert.

            • @Nicky Arnstein:

              ich sage rundheraus: an Israel in Palästina läßt sich am besten studieren, was europäischer kolonialismus+nationalismus und! politischer antisemitismus in der region von maghreb bis afghanistan angerichtet haben.

              mit punchingball hat das nix mit gurnix zu tun.

              und übel der welt?

              tsss, da gibt es weitaus größere.

               

              wieder mal setzen Sie zu spät an.

              ich tät die geschichte ja lieber mit 1897 beginnen und damit, wie der 1.zionistenkongress begann, die bis dahin in Palästina entstandenen jüdischen landwirtschaftlichen siedlungen der bewegung einzuverleiben.

              bis zum teilungsplan, zu dem ich die lektüre von http://mondoweiss.net/2015/08/independent-sovereign-palestine ans herz lege, ist da noch einiges andere geschehen.... auch der neue yishuv war ja nicht eines tages plötzlich da.

              ich denk, ohne diesen neuen yishuv ist die eine+andere heutige clownerie nicht oder jedenfalls nicht in gänze zu verstehen.

               

              und was wollen Sie mir mit "und die Juden aus der Region weghaben wollten/wollen, was sich in den diversen gegen Israel geführten Kriegen und Terroranschlägen äußert" sagen?

        • 4G
          4932 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Ich bin einer, der sich hier tummelt. Ob Sie sich mit Ihrer Antwort da einen großen Gefallen getan haben? Ich werde mich in Zukunft mit 'allen Menschenrechtsverletzern und anderen Schweinereien' gleichmäßig befassen. Da sind dann Afghanistan, Brasilien, Uganda, Vietnam, Sudan, Kongo, Somalia, Syrien, Nordkorea, USA (Guantanamo) und viele mehr dabei. Gut, wenn Sie sagen, daß Israel in diesen elitären Club gehört, soll es mir recht sein. Sie sind der 'Kenner'.

    • @Nicky Arnstein:

      so weit in die Ferne war das gar nicht - der Autor schreibt zumeist in Israel, nehme ich an, wenn er für die Haaretz schreibt.

      Ferne liegt immer an der Perspektive.

       

      Und was wollten Sie nochmal genau mit Ihrem Kommentar sagen? Dass man über die Vorschläge der Rechten doch einfach lachen könnte? So wie - nicht zu sehr in die Ferne schweifen - wir hier über Seehofer, AfD, Pegida...?

  • "Hotovely wünscht sich stattdessen, dass es Juden künftig erlaubt sein soll, auf dem Tempelberg zu beten – bisher ist das Muslimen vorbehalten." Und das ist ein böser Wunsch? Das den Juden heilige Gebiet in Israel ist nur Moslems vorbehalten? Und das nennen Sie verniedlichend "Status Quo"? Was haben Sie für ein seltsames Demokratieverständnis. Und wo - bitteschön- ist es festgelegt, dass auf dem Tempelberg Juden nicht beten dürfen? Sollten Sie ein ganz bißchen ehrlich sein, dann ist Ihr "Status Quo" nur das Ergebnis nackter muslimischer Gewalt.

    • @Jürgen Matoni:

      festgelegt hat das das oberrabbinat. und respektiert wurde+wird das von jüdinnen, denen das heilige/heiligtum/der ewige über das kurzfristig politische geht.

      in historischer perspektive: der "status quo" ist das ergebnis nackter hellenistisch-römischer gewalt. oder war Titus muslim avant la lettre?

       

      ändern können diesen "status quo" vielleicht leute wie Armin Langer von der saalam-shalom-initiative und andere rabbiner*innen for peace - also leute, die bereit sind, MIT muslimas in der al-aksa zu beten statts gegen diese anzubentschen.

      nicht aber eine Hotovely. die produziert nur eine 2. machpela.

    • @Jürgen Matoni:

      Lassen wir mal das Völkerrecht beiseite.

       

      Der Ort, an dem Jesus so eindringlich seine Haltung zur Verbindung von Kommerz und Religion zum Ausdruck gebracht hat, steht aus diesem Blickwinkel eigentlich nur Kritikern des Kapitalismus zu.

       

      Nackte Gewalt war es, mit der die Ptolemäer als auch Kaiser Vespasian durchsetzen, was ihnen in Palästina zu dulden angebracht erschien und was nicht.

      Nach fast einem Dreivierteljahrtausend des Friedens im Nahen-Osten, zog dann im letzten Jahrhundert wieder die nackte Waffengewalt ins Heilige Land ein.

    • @Jürgen Matoni:

      Was würden denn strenggläubige Katholiken davon halten, wenn der jüdischen oder muslimischen Gemeinde einfiele, ab sofort z.B. im Kölner Dom während der christlichen Messe parallel ihre eigenen Gottesdientse abhalten zu wollen?

       

      Jerusalem ist eine geteilte Stadt, der Tempelberg befindet sich im Südosten der Altstadt, somit NICHT "in Israel", wird aber von diesem besetzt und kontrolliert.

       

      Auf dem Tempelberg befinden sich mit Al-aqsa-Moschee und Felsendom ausschliesslich dem Islam geweihte "heilige Stätten", und ausschliesslich Moslems dürfen dort beten.

       

      Das Problem ist hier nicht das "auch mal", das Problem ist, dass die Hardliner BEIDER SEITEN den Tempelberg genauso wie Jerusalem selbst "exklusiv" für sich beanspruchen. Und da es in der Vergangenheit zu gewaltätigen Auseinandersetzungen z.B. an der Klagemauer gekommen ist, bei der sich Zivilisten BEIDER SEITEN ermordeten, gibt es bis auf weiteres die angesprochene Regelung.

       

      Die Klagemauer befindet sich am Fuß des Tempelberges, in unmittelbarer Nähe zum "inneren Bereich", der oft auch als politische Bühne genutzt wurde (in den zwanziger Jahren, als die Juden das noch konnten) und noch genutzt wird - heute nur noch von den Moslems, wobei die israelische Polizei dann regelmäßig die Zugangsbeschränkungen verschärft.

       

      Wenn's nach mir ginge, bräuchte es das alles nicht, oder zumindest viel weniger. Stadt Jerusalem als eigener Staat (so wie der und vielleicht auch gleich anstelle des Vatikan), in dem sich Juden, Moslems (und Christen, falls der Vatikan dann wegfällt) um den Erhalt des gemeinsamen Erbes bemühen, wo einzelne und gemeinsame, ökumenische Veranstaltungen abgehalten werden und wo man sich gegenseitig mit Respekt begegnet, das wäre ein Ziel für die Zukunft, das meine Unterstützung hätte.

       

      Solange man aber im Weltlichen so weit auseinander liegt wie bisher, wird das mal eher nichts.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Nur ein Gedanke!

    Nach dem Lesen der vielen Kuriositäten im Artikel von Herrn Schechter und dem israelischen Aufstand wegen der Warenkennzeichnung habe ich mir gedacht, ob nicht die EU die baldige Großbritannienlücke füllen sollte mit einer Einladung Israels und Palästinas als 2 eigenständige Beitrittskandidaten für die EU. Die EU nimmt ja in letzter Zeit sehr gerne schwierige Kandidaten auf und hat inzwischen mit Finnland, Polen, Sachsen und Ungarn viel Erfahrung mit rechtem Gedankengut, die zukünftige Freude mit der Türkei noch gar nicht dazugerechnet. Die EU könnte durch die Hintertür wieder in das Nahostquartett eintreten und die Probleme der beiden Neuzugänge viel direkter lösen, als bisher. Herrn Netanjahu könnte man das mit einer Ratspräsidentschaft von einem ganzen Jahr schmackhaft machen, danach 1 Jahr die Palästinenser.

    Ich schreib' das mal dem Herrn Juncker.

  • „Paris 13/11, New York 9/11, Israel 24/7” Was haben denn die Ladenöffnungszeiten in Israel mit den Anschlägen in Paris und New York zu tun?

    • @Karl Kraus:

      Wie witzig!

  • ich denk ja, statts mit clownokratie sollte herr Schechter es mal ernsthaft mit abgleiten in faschismus versuchen.

     

    im übrigen ist sein umgang mit dem, was frau Wallström sagte, leicht schepp. sie zog nicht "eine fragwürdige Verbindungslinie zwischen IS und der Misere der Palästinenser unter israelischer Besatzung"

    sondern sagte: " "Natürlich haben wir in Schweden und überall auf der Welt Anlass zu Besorgnis. ... Hier kommt man wieder auf die Situation in Nahost zurück. Dort sehen nicht zuletzt die Palästinenser, für uns gibt es keine Zukunft; wir müssen entweder eine aussichtslose Situation akzeptieren oder zu Gewalt greifen. " http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=2108&artikel=6303987

    • @christine rölke-sommer:

      Immerhin scheint Herrn Schechter der Auftritt seiner Volksvertreter peinlich zu sein.

       

      Auch Katsav, Olmert und Scharon boten dafür mehr als einmal Gelegenheit, Die Netanjahus machten mit Pfandflaschen und Eiskonsum von sich reden und die Auftritte vor der UN (Pappschild, mitgebrachte Klatscher) boten ebenso diesbezüglich Kurzweil.

    • @christine rölke-sommer:

      stimmt, und mir ist auch aufgefallen, dass er neben dem Westjordanland und Jerusalem auch einen daneben existierenden "Rest von Israel" ausgemacht haben will.

       

      Aber komisch find ich schon so manches, was ich von da unten zu lesen bekomme. Das teile ich dann mit dem Autoren Schechter.

      • @Georg Lydda:

        wer sich mal frau Caroline Glick

        https://www.youtube.com/watch?v=_63GLG15hBo

        (ich liebe ihre zitternde unterlippe) http://townhall.com/columnists/carolineglick/2015/10/16/column-one-kerry-israeli-arabs-and-the-separation-delusion-n2066873

         

        zu gemüte geführt hat, dem wird sehr klar, dass es nicht um clownokratie geht, sondern um ein groß-israel mit einer art dhimmi-status für palästinenser aller formen+farben also um eine hochgerüstete large-scale-ethnokratie - im unterschied zu 1 staat für alle.

        das ist die auseinandersetzung, die gerade stattfindet.

        und wohin der herr Schechter in dieser tendiert, ist mir nicht klargeworden. obwohl ich mal annehmen möchte, dass er als haaretz-journalist mit der frau Glick von der Jerusalem Post nicht ganz einig wäre.

        • @christine rölke-sommer:

          Ich hab sie bislang immer nur als starres Bild auf der JP wahrgenommen, selten gelesen, da Titel und Vorspann gewohnte, altbekannte geistige Verrenkung versprachen.

          Zu Schechter ist mir die Antwort leider unter Ihr obiges Posting geraten.

          • @Georg Lydda:

            ach, ich finde es schon ganz spannend zu beobachten, wie im politischen denken in Israel sich allmählich Benzion Netanyahu durchsetzt, für den der holocaust bereits unter dem pharao begann, welcher die tötung neugeborener knaben befahl.

             

            von Schechter läse ich in dieser zeitung lieber genaueres über den gas- und andere deals, die da im schutz der kriege abgeschlossen werden.

  • "Würden die Politiker dem nachgehen, was in der israelischen Gesellschaft in der überwältigenden Mehrheit gedacht und unter vorgehaltener Hand gefordert wird, stünden die Palästinenser vor dem selben Schicksal wie die Juden in Deutschland in der Zeit 1930 bis 1945, Vertreibung oder Massenermorderungen."

     

    Immer wieder erhellend wie „Antizionisten“ das an das Licht der Öffentlichkeit zerren, was die Israelis (gemeint sind ja wohl nur die Juden) wirklich denken und hinter vorgehaltener Hand fordern. Nur gut, dass viele Araber das bereits vorher geahnt hatten und dieser unausgesprochenen Vernichtungsabsicht mit einer offenen Notwehrvernichtung versuchen zuvorzukommen…

    • @Schnigge:

      Schade, wenn ein ansonsten scharfer, erkennender Blick auf Schwachstellen dazu führt, selbst als schwächlich zu bezeichnende Aussagen zu machen.

      • @Georg Lydda:

        Die offen artikulierte Vernichtungsabsicht vieler Araber (Juden ins Meer treiben etc.) ist hinreichend belegt, weshalb sich mir die „Schwächlichkeit“ meiner Ausführungen nicht erschließt. Und wie das Pogrom von Hebron 1929 zeigt, bedarf es dafür nicht einmal der Existenz des Staates Israel.

        • @Schnigge:

          Sie meinen sicher die Morde in der Moschee in Hebron während des Fastenmonats Ramadan im Februar 1994, als 29 Palästinenser während ihres Gebets mit zwei Maschinengewehren hingerafft wurden. Doch sie irren: Voraussetzung für dieses Massakers war die Existenz Israels. Seit dem ist die Innenstadt für ihre Bewohner gesperrt.

          • @Müller Peter:

            Nein, ich meinte das Pogrom von 1929 als 67 Juden von ihren arabischen Nachbarn getötet und alle übrigen vertrieben wurden.

             

            Wenn ein einziger Siedler, wie 1994 geschehen, 29 Menschen erschießt ist das eine zutiefst abstoßende Massentötung, jedoch kein Pogrom.

            • @Schnigge:

              Die Juden von Hebron, die aus neu zugewanderten Zionisten und jenen bestanden, die Schutz vor der spanischen Inquisition im osmanischen Reich fanden, verließen Hebron auf Anweisung Großbritanniens in den dreißiger Jahren, als ein palästinensischer Aufstand gegen die Mandatsmacht niedergeschlagen wurde - soweit meine Kenntnis.

              Nur eine jüdische Familie soll damals in Hebron geblieben sein.

        • @Schnigge:

          Stimmt!

          Eigentlich es ging um Clownerien oder nicht. Deshalb die Frage über die angeblich „offen artikulierte Vernichtungsabsicht“, die auch „hinreichend belegt“ sei. Ging es um ein zurück (übers) Meer oder haben Sie jemals Belege für geplante Massenertränkungen gesehen?

          Ich nicht. Und wenn es so was gäbe, wäre das schon seit Jahrzehnten auf dem Propagandamarkt.

           

          Wollten Sie sich gar nicht mit Ashwer Schechters Einschätzungen auseinandersetzen?

           

          Hebron, zwanziger Jahre, Gerangel um Status Quo. Änderungsversuche u.A. ausgetragen vor der Klagemauer und Militärmacht die dies steuert - passt nicht so voll zum Thema..

          • @Georg Lydda:

            Die Forderung bzw. Ankündigung die „Juden ins Meer zu treiben wahlweise auch zu werfen“ war und ist in der arabischen Welt derart omnipräsent, dass mich Ihre Nichtkenntnis wundert. Er wurde nicht nur von Islamisten propagiert, sondern auch von Leuten wie Nasser, der am 26. Mai 1967 (also unmittelbar vor dem 6 Tage-Krieg) verkündete, dass Israel diesmal komplett zerstört werden sollte und alle Juden - egal ob Männer, Frauen oder Kinder - ins Meer zu treiben seien.

             

            Es ging also nicht darum sie zurück übers mehr „zu bringen“, was ohnehin Unfug wäre, da nicht alle Juden Einwanderer sind und waren, sondern um deren Eliminierung.

             

            Die These von Schlechter, dass die israelische Rechte provoziert um durch die absehbare Reaktion die eigenen Reihen zu schließen ist plausibel, jedoch nicht besonders originell, da das die CSU seit jeher so praktiziert.

            • @Schnigge:

              ich fragte nach Belegen für geplante Massenertränkungen.

              Wie Sie "Zurück ins Meer" auslegen wollen, soll ohne weitere Stellungnahme Ihnen überlassen bleiben.

  • Das wäre lange nicht so erfolgversprechend, wenn die Linke, allüberall, nicht so empörungsgeil wäre und über jedes Stöckchen springt, mit #Aufschrei und allerlei schnappatmiger Hysterie... würde man die einfach auslachen, wäre denen der Spaß bald vorbei.

  • Rechtskonservative Regierungen kann man nur als Clownokratien bezeichnen wenn man Konservative insgesamt nur als zynische Antwort auf Freiheit und Demokratie betrachtet. Aber der Konservatismus ist mehr, es ist ein umfassender Anschlag auf Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Die Konservativen (egal ob mehr rechts oder manchmal links) sind das Hauptproblem für eine freie Gesellschaft, sie stehen für Korruption, grenzenlosen Egoismus, Rückständigkeit und Verlogenheit. Israelische Konservative sind da nicht anders wie AfD, CSU, NPD und alle anderen Rechtspopulisten in Polen, Ungarn, USA etc.

  • Nachtrag. Auch das stimmt nicht, wenn der Autor die Feststellungen von

    Premierminister Benjamin Netanjahu zum Holocaust konjugiert. Zum Zionistenkongress in Jerusalem am 21.10.2015

    sagte Netanyahu wörtlich: «Hitler wollte um diese Zeit die Juden nicht ausrotten, er wollte den Juden vertreiben. Und Husseini ging zu Hitler und sagte ihm, 'Wenn Sie sie vertreiben, kommen sie alle hierher'» (nach Palästina). Laut Netanyahu fragte Hitler: «Was sollen wir mit ihnen machen?». Worauf der Jerusalemer Grossmufti geantwortet habe: «Verbrennen Sie sie».

     

    In dieser Ansprache von Herrn Premierminister Benjamin Netanjahu werden keine Wahrscheinlichkeiten oder ähnliches dargelegt, das sind Feststellungen des israelischen Premierministers.

  • Mit der Analyse vom Autor Asher Schlechter bin ich nicht einverstanden. Der Inhalt im Artikel verkehrt die Tatsachen und verharmlost die menschenverachtende und rassistische Politik in Israel. Die Protagonisten der Regierenden in Israels wie etwa Außenministerin Tzipi Hotovely (Likud), Justizministerin Ayelet Shaked, Landwirtschaftsminister Uri Ariel und Premierminister Benjamin Netanjahu würden menschenverachtende Gesetze einbringen und entsprechende Reden führen, weil sie eine Karriere als Komiker verfolgten oder weil sie die globale Linke wütend machen wollten und so internationale Verurteilungen zu provozieren. Bei Gesetzesvorlagen wie etwa das fruchtbare Katzen Israels in andere Länder auszuweisen sind, könne man nur die Frage stellen, ob Politiker in Israel den Verstand verloren haben, soweit der Autor Asher Schlechter.

    Nicht die Politiker formen die Gesellschaft in Israel, sondern anders herum liegt die Tatsache. Die breite und überwältigende Mehrheit der israelischen Gesellschaft ist eine hardcore rechtsradikale Bevölkerung. Man braucht sich nur die letzte Knessetwahl ansehen. Die Meretz Partei, die als einzige israelische Partei in der Knesset, den Frieden mit ihren Nachbarn im Wahlprogramm stehen hat, erhielt 4 Mandate von 120.

    Man muss in Wahrheit die vorgenannten israelischen Politiker als moderate und sanfte Akteure einstufen. Würden die Politiker dem nachgehen, was in der israelischen Gesellschaft in der überwältigenden Mehrheit gedacht und unter vorgehaltener Hand gefordert wird, stünden die Palästinenser vor dem selben Schicksal wie die Juden in Deutschland in der Zeit 1930 bis 1945, Vertreibung oder Massenermorderungen.

    Man braucht die israelische Gesellschaft nicht schönreden in dem man die Politiker Israels als eine Art Komiker abtut.

    • @Nico Frank:

      Woher beziehen Sie das Wissen für derart volksverhetzende Aussagen und darüber befinden zu können, was "in der israelischen Gesellschaft in der überwältigenden Mehrheit gedacht und unter vorgehaltener Hand gefordert wird"? Für mich ist das ein krasses Beispiel für den als Israelkritik getarnten Antisemitismus. Sie maßen es sich an, über die israelische Gesellschaft zu urteilen und ungeheuerliche historische Vergleiche zu ziehen? Sie wissen ja nicht mal, wann der nationalsozialisitische Rassenwahn begann (nicht 1930, sondern 1933!) und dass der Holocaust nicht nur die Juden in Deutschland, sondern in ganz Europa betraf.

      • @Nicky Arnstein:

        für mich ist das Ihrige beispiel für ausgesprochene dummbeutelei.

         

        volksverhetzende aussagen ? - schon mal in den 130 geguckt und einen subsumptionsversuch unternommen? nicht? das dachte ich mir. Sie hätten sonst nämlich auf dies attribut verzichtet.

         

        anmaßung?

        möglicherweise kennt der herr Nico Frank die israelische gesellschaft aus eigener anschauuung, nicht nur aus dem anti-deutschen schrifttum. so was soll's ja auch geben, wallah!

         

        ungeheuerlicher vergleich?

        so ganz allgemein: gehen Sie sparsamer mit attributen/adjektiven um. das hebt in aller regel die qualität eines kommentars, zumal in einer politischen diskussion.

        im übrigen darf alles mit allem verglichen werden, auch äpfel mit birnen. das hilft, die unterschiede herauszuarbeiten.

         

        schließlich: der beginn des "nationalsozialisitische Rassenwahn"

        wenn Sie den mit 1933 ansetzen, dann unterschlagen Sie ein schlappes halbes jahrhundert, wenn nicht mehr.

        wenn wir das genauer betrachteten, dann kämen wir zu der frage, was an dem vergleich dran ist, was daran trägt und wieso genozid im nahen osten heutigentags eher als z.b. politizid/soziozid stattfindet denn als industriemäßige massenvernichtung.

        • @christine rölke-sommer:

          Auch Sie sollten in die Geschichtsbücher schauen bzw. nachsehen, wann Hitler und sein Pack an die Macht kamen. Dass es Antisemitismus schon vor dem NS-Terror gab, darum geht es doch gar nicht! Herr Nico Frank sprach von Vertreibung/Ermordung von 1930-1945 und bezieht sich auf die Entrechtung, Verfolgung und Ermordung im "1000-jährigen" . Im übrigen braucht Herr Nico Frank sicherlich kein Sprachrohr und kann - wenn er möchte - auf die ihm von mir gestellten Fragen antworten.

          • @Nicky Arnstein:

            doch, genau darum geht es.

            der "nationalsozialisitische Rassenwahn"

            fiel schließlich nicht am 30.1.1033 einfach so vom himmel.

            auch wenn es manchem lieb wäre, geschichte so eingrenzen/versiegeln zu können.

             

            sprachrohr?

            was stört Sie daran, wenn ich Nico Franks kommentar gegen Ihre anmache in schutz nehme?

    • @Nico Frank:

      Ich denke nicht, dass die israelische Gesellschaft eine "hardcore rechtsradikale Bevölkerung" ist. Eine handvoll streng orthodoxer Juden (die übrigens Israel das Existenzrecht absprechen, aus religiösen Gründen) und einige hundert illegale Siedler (die sich einfach nehmen, was sie wollen und sowohl auf nationales, als auch internationales Recht scheissen), sind dort genausowenig repräsentativ für "das Volk", wie bei uns die Pegidioten und evangelikale Sektenzirkel.

       

      Die große Mehrheit der Israelis lebt in Angst, und das auch nicht ganz zu Unrecht. Leider lassen sich ängstliche Menschen nur zu leicht manipulieren und zu scheinbaren Lösungen verführen, die nicht in der friedlichen Auseinandersetzung und im Dialog liegen, sondern mit "harter Hand" Fakten schaffen. So wie wir es gerade mit der Bombardierung Syriens nach den Anschlägen von Paris erleben. Ein potentiell "gemeingefährliches" Gegenüber mit physischer Gewalt handlungsunfähig zu machen verspricht auf der emotionalen Ebene mehr "Sicherheit", als mit diesem zu kommunizieren. Aber es schafft lediglich Märtyer, erhöht die Bereitschaft zum Widerstand und vrschärft dessen Formen.

       

      Die in Israel herrschende Politik bezieht ihren Führungsanspruch aus der Erzählung, welche sowohl die aggressive Gefährlichkeit, als auch die mentale Unberechenbarkeit und grundsätzliche Feindlichkeit aller Araber gegenüber allen Juden als eine Art "unveränderliches Naturgesetz" herausstellt. Wenn man nun gleiches von "den Juden" gegenüber "den Arabern" behauptet, begeht man keinen geringeren Fehler. Diese Denkmuster dienen auf beiden Seiten der Affirmation der Logik des Krieges, sie unterminieren und zerstören bewußt jede Hoffnung auf ein Ende der Gewalt.

    • @Nico Frank:

      Richtig. Der Autor tut so, als gäbe es ein gutes und ein schlechtes Israel.

    • @Nico Frank:

      Schade! Die Behauptung, in dem von Ihnen angegebenen Fall, „stünden die Palästinenser vor dem selben Schicksal wie die Juden in Deutschland in der Zeit 1930 bis 1945, Vertreibung oder Massenermord(er)ungen“ hätten Sie sich sparen sollen. Sie ist eine mehr als fragwürdige Unterstellung, die Taten Deutschlands sind es hingegen nicht.

       

      In dieser Hinsicht werden Sie von „Schigge“ mit Recht kritisiert.

      Und dieser Satz nimmt Ihren ansonsten nachzuvollziehenden Aussagen über den Aufsatz von Asher Schechter die Kraft.

       

      Zudem glaube ich, Schechter ist in seinen Gedanken an die Mehrheit der Israelis gerichtet geblieben, und hat sich damit auch nicht allzusehr von ihnen entfernen wollen, bzw. können.

      • @Georg Lydda:

        einspruch.

        so wie schigge kritisiert, tut er es nicht "mit Recht" sondern mit der üblichen dummbeutelei über antizionisten - bei schigge "Antizionisten" garniert mit dem ebenso üblichen unterschub "gemeint sind ja wohl nur die Juden".

        wozu er sich aus meiner sicht fragen lassen muß, wieso ihm zur israelischen gesellschaft "die juden" einfallen.

        • @christine rölke-sommer:

          Sie wollen uns doch nicht wirklich weismachen, dass Nico Frank auch die arabischen Israelis meinte, als er der israelischen Gesellschaft infamerweise unterstellte, hinter vorgehaltener Hand nach der Endlösung der Palästinenser zu verlangen. Hier möchte ich nun mal "Georg Lydda" und "Schnigge" (nicht Schigge) in Schutz nehmen.

          • @Nicky Arnstein:

            luschtisch!

            nein, die dürfte er eher nicht gemeint haben.... gehören sie doch eher zu denen, die man auch gern los wäre.

      • @Georg Lydda:

        "Und dieser Satz nimmt Ihren ansonsten nachzuvollziehenden Aussagen über den Aufsatz von Asher Schechter die Kraft."

         

        Ich finde, gerade der bringt es auf den Punkt.