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Flüchtling über deutsche Waffenindustrie„Ihre Fabriken verursachen Flucht“

Rex Osa floh aus Nigeria. Am Bodensee demonstriert er gegen die hiesige Rüstungsindustrie. Deren Waffen unterstützten das Regime.

Mehrere Kundgebungen geplant: vor den Waffenfabriken von Diehl in Überlingen, Movag in Kreuzlingen und ATM in Konstanz Foto: imago/Christian Thiel
Christian Jakob
Interview von Christian Jakob

taz: Herr Osa, Sie sind Flüchtling aus Nigeria. Am Wochenende organisieren Sie Aktionstage gegen die deutsche Waffenindustrie. Was hat die mit Ihrer Flucht zu tun?

Rex Osa: Gäbe es in meinem Land keine Waffen, könnte ich die Politik als Oppositioneller herausfordern. So kann ich das nicht. Die Waffenproduzenten stützen korrupte Regime und damit Ausbeutung und Ausplünderung, das hat in Nigeria eine lange Geschichte. Aktuelle droht Krieg mit Boko Haram. Woher stammen all die Waffen, die die Dschihadisten haben? Nigeria produziert keine. Unsere Botschaft ist: Wer Instrumente der Gewalt produziert oder die Wirtschaft eines Landes ausbeutet, erntet Flüchtlinge. Das werden wir auf unser Front-Transparent schreiben.

Was planen Sie während dieser Aktionstage?

Wir werden vor den Waffenfabriken von Diehl in Überlingen, Movag in Kreuzlingen und ATM in Konstanz Kundgebungen machen. Und dann werden wir in die Städte gehen und auch den Leuten dort sagen, dass ihre Fabriken Flucht verursachen. Uns geht es dabei vor allem um die Bigotterie der sogenannten Flüchtlingshelfer.

Wissen Sie, wohin die Waffen dieser Unternehmen exportiert werden?

Panzerfahrzeuge von Mowag gehen etwa an Saudi-Arabien, dessen Soldaten daraus auf die Demonstranten in Bahrain geschossen haben. Außerdem werden sie weltweit von den USA und von der Bundeswehr in Afghanistan eingesetzt. ATM stellt Computer und Software für die KMW-Panzer wie den Leopard 2 her. Die wurden etwa an Katar und die Türkei geliefert. Diehl ist an Bau und Vermarktung der Predator-Drohne beteiligt, mit der die USA unter anderem in Afghanistan, Pakistan, Irak, Libyen und Jemen hunderte Menschen getötet haben. Seine Lenkflugkörper und Munition gehen unter anderem nach Saudi Arabien, Ägypten und die Türkei. Doch das ist nur ein Thema. Uns geht es insbesondere auch um die Bigotterie der so genannten Flüchtlingshelfer.

Inwiefern?

Uns passt die Richtung der Hilfe nicht, die immer mehr in Mode kommt. Die Fluchtursachen werden nicht thematisiert. Die Leute leisten humanitäre Hilfe, oft ohne darüber nachzudenken, dass sie auch Ursache des Problems sind.

imago/Christian Ditsch
Im Interview: Rex Osa

42, stammt aus Nigeria und floh 2005 nach Deutschland. Er lebt in Schwäbisch Gmünd und ist aktiv beim bundesweiten The Voice Refugee Forum. Außerdem ist er Bewegungsarbeiter der Verdener Bewegungsstiftung.

Nicht jeder, der ehrenamtlich im Flüchtlingsheim hilft, arbeitet beim Panzerbauer.

Das ist nicht der Punkt. 80 Prozent der Steuereinnahmen der Stadt Überlingen stammen von Diehl. Gleichzeitig gibt es dort 200 ehrenamtliche HelferInnen. Die wollen wir mit den Rüstungsexportstrukturen konfrontieren. Die meisten kennen das Problem ja durchaus, aber statt etwas dagegen zu tun, wollen sie lieber ein bisschen Flüchtlingen helfen. Sie wollen ausdrücklich unpolitisch sein. Das geht dann so weit, dass ein Mensch von der Caritas Sätze sagt wie: „Unsere Flüchtlinge brauchen ihre Ruhe.“ Nein, brauchen wir nicht. Die Leute sollen lieber dafür sorgen, dass aus ihren Städten nicht so viele Waffen exportiert werden. Wir wollen durch unsere Aktion mit vielen ehrenamtlichen Helfern darüber ins Gespräch kommen.

Die Lage in vielen Flüchtlingsheimen ist desolat. Wollen Sie ernsthaft, dass dort nicht mehr geholfen wird?

Wir wollen, dass die Leute mit uns sprechen und uns bestimmen lassen, was Hilfe für uns bedeutet. Die Friedensbewegung hat eine Kampagne, sie heißt „Der Krieg beginnt am Bodensee“, wegen der extrem hohen Dichte an Rüstungsfirmen dort. Wir finden, dass das ein zutreffender Satz ist und wir erwarten, dass Leute, die Flüchtlingen helfen wollen, sich das klarmachen. Wenn sie das nicht tun, handeln sie paternalistisch. Sie halten uns in der Rolle der Opfer. Wir sitzen im Heim und müssen ihre Hilfe annehmen. Das wollen wir nicht. Wir wollen die Strukturen bekämpfen, wegen derer wir fliehen mussten. Alles andere ist keine Lösung.

Ein Großteil der Flüchtlinge flieht aktuell vor Konflikten, in denen deutsche Waffen wohl keine besondere Rolle spielen, etwa Syrien oder Eritrea.

Deutschland ist unser Referenzpunkt, denn wir sind hier. Und deswegen skandalisieren wir die Dinge hier. Wir wissen, warum wir fliehen mussten, und wir sehen, wie wir behandelt werden. Es geht hier nicht direkt um Syrien, aber sehr wohl stellvertretend um die Gesamtheit der Flüchtlinge.

Haben Sie die Kundgebungen angemeldet?

Ja.

Gab es Schwierigkeiten?

Nein. Die Behörden waren bislang kooperativ.

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57 Kommentare

 / 
  • Wer kann sich noch an Ghaddafi erinnern? Wie viele Jahre wurde er im Westen hofiert? Mit Waffen versorgt, obwohl bekannt war, dass er mitverantwortlich war, für den Absturz der Pan Am Maschine über Lockerbie?

     

    Solange der Westen mit gerade einmal 10% der Weltbevölkerung, den Rest der Welt als seine Kolonie betrachtet und auch so behandelt, braucht sich der Westen und seine Bürger über wachsende Flüchtlingszahlen und Terroristen nicht beschweren.

     

    Der Westen destabilisiert Länder, führt Völkerrechtswidrige Kriege, foltert, wie viele westliche Drohnen töten täglich unschuldige Menschen, Frauen und Kinder? Entführen , schließen einseitige Handelsabkommen, liefert Waffen an Despoten usw. Glauben die Menschen im Westen, dass dies keine Folgen hat?

     

    Die Liste ließe sich unendlich fortschreiben, würde aber dieses Forum sprengen. Im Westen schreibt man, was Flüchtlinge "kosten" was aber diese menschenverachtende Politik des Westens vor Ort kostet, was die Waffenlieferungen an Despoten in aller Welt kostet, dagegen sind die "Kosten" für Flüchtlinge, nun wirklich "peanuts" und eigentlich hauptsächlich nur die Folge westlicher aggressiver Außenpolitik.

     

    Noch immer sterben täglich einhunderttausend Kinder an Hunger und deren Folgen von Hunger auf dieser Welt, Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser

  • Genau die Kooperation Deutschlands mit der Militärdiktatur Ägyptens muss allerdings an den Pranger!

    Diktator al-Sisi bekam einen Staatsbesuch in Berlin kurze Zeit nachdem ein liberaler Journalist in Berlin am Flughafen auf Haftbefehl Ägyptens verhaftet wurde.

     

    Das ist alles eine Ableitung aus dem System Saudi-Arabiens:

    Saudi-A finanziert Ägypten, hilft eine neue Hauptstadt zu bauen und mit Deutschland laufen hier vielfache Kooperationen.

    Also die einzelne Pistole ist da sekundär.

  • Mir sind die Vorwürfe etwas zu allgemein und ich würde genauer schauen, werden die Angreifer unterstützt oder die Opfer, die Angegriffenen?

    Ja sicher, jede Waffenlieferung an das Assad-Regime war eine Mitschuld an dessen Verbrechen.

    Aber bei der Bekämpfung von Boko Haram ist leider auch Militär notwendig.

    Eine Frage des Wie.

  • Interessant!

     

    Herr Osa darf also nur dann als aus Nigeria stammender Mensch gegen den Export deutscher Waffen protestieren, wenn er persönlich von denen bedroht gewesen wäre.

    Mich hat noch nie jemand mit einer in Deutschland produzierten Schußwaffe bedroht und dennoch habe ich was gegen unkontollierten Waffenexport. Ich wurde auch noch nie von einer iranischen Atomwaffe bedroht, finde es dennoch nicht so toll, wenn der Iran Atomwaffen herstellen würde (z.B. auch mit deutschem Knowhow und Produkten, die zur Zentrifugenherstellung genutzt werden können). Das geht mich wohl nix an nach Auffassung einer Kommentatoren hier, solange der Iran nicht auf mich bomben will?!?

     

    Ja, das dchten Mio von Wehrmachtssoldaten wohl auch mal, dass deutsche Waffen okay sind, denn man wird ja nicht selbst davon erschossen, sondern erschießt damit andere.

     

    Herr Osa hat alles Recht der Welt, auf die Problematik der Waffenexporte hinzuweisen, egal ob er in Deutschland oder Nigeria geboren ist, auch, wenn Deutschland nur die Maschinen geliefert hat, mit denen diese Waffen hergestellt werden konnten.

     

    Wir sollten stolz sein auf Flüchtlinge, die auch die Problematiken angehen, die das Land hat, das sie aufgenommen hat. Mir sind die lieber wie Flüchtlinge, die in ein paar Jahren denken, dass Waffen aus Deutschland exportiert nur friedliche Waffen sein können.

  • @KARLM

     

    "Tja, nur das FW keien Wafefn sonder nur Technik für die Metallbearbeitung liefert, mit der auch Waffen hergestellt werden können. Es sind Allerweltsmaschinen."

     

    Allerweltsmaschinen? Das Kernstück moderner Schusswaffen - den Lauf, ob gezogen oder gehämmert - stellt niemand ohne Spezialmaschine + Spezialwerkzeug her.

  • ..und wenn es nicht deutsche Waffen wären, dann wären es US-amerikanische, russische oder chinesische...

     

    Sollen das jetzt hanebüchende Rechtfertigungen für die Aufnahme von Nicht-Asyl-Berechtigten werden?!

  • Wir haben Technologien, von denen viele das Potenzial haben, das (Über-)Leben auf unserer (einzigen) Welt besser zu gestalten; wenn wir Menschen Wesen wären, die mit der Entwicklung standhalten könnten.

  • Richtig ist, dass Deutschland mit Waffenlieferungen militärische Konflikte in Krisengebieten anheizt und damit Menschen zur Flucht zwingt. Allerdings ist diese Sicht zu kurz, weil weder die an Saudi-Arabien gelieferten Panzer noch die an Griechenland gelieferten U-Boote die Flüchtlingsströme hervorgerufen haben. Verantwortlich sind in erster Linie die USA, die mit willigen Helfern relativ stabile Staaten wie Libyen, den Irak oder Syrien in den Krieg gezogen haben. Konsequent wäre es daher, die USA in den Focus zu nehmen und sie praktisch zur Verantwortung zu ziehen. Etwa dadurch, dass Flüchtlingsströme auf den riesigen Schiffen griechischer Reeder direkt in die USA gefahren werden. Besser noch wäre es, die US-Kriegsflotte für den Transport von Flüchtlingen in die USA anzufordern. Damit würde das Verursacherprinzip besser befolgt als mit einem Protest gegen die deutsche Rüstungsindustrie.

  • Deutschland im Herbst: "...was wollen diese Leute eigentlich, UNS geht's doch gut! Die kommen doch alle aus 'sicheren' Staaten, schließlich sorgen WIR, mit unseren Rüstungsexporten, für deren Sicherheit." ; )

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    "Wer Instrumente der Gewalt produziert oder die Wirtschaft eines Landes ausbeutet, erntet Flüchtlinge."

     

    Und damit ist die Debatte doch auf einen Satz reduziert. Den man in der Politik bisher nur von der Partei Die Linke hören konnte.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Völlig richtig. Nur ist mancher nicht in der Lage, die Zusammenhänge zu erkennen und glaubt, weil sie in Nigeria nicht mit Leo2-Panzern aufeinander losgehen, hätte Schland nix mit der Problematik zu tun.

       

      Am lustigsten finde ich immer jene Rüstungsapologeten, die sich auf die Speertheorie berufen in völliger Verkennung der Tatsache, daß der Speer lediglich ein Jagdwerkzeug war.

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Nunja - jagen kann man Tiere oder seinesgleichen, muss ich Ihnen hier leider sagen...

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Der Versuch diverser Kommentar hier ein differenziertes Bild zu zeichnen kommt ja bei Ihnen nicht richtig an, oder?

         

        Auch kalte Waffen (Lanzen, Speere etc) waren bisher in allen Kulturen Jag- und Kriegsmittel, fragen Sie doch mal Ethnologen.

         

        Hier geht es darum die von dem Aktivisten vorgetragene Klage auf Kausalität zu prüfen. und nach allen Informationen sieht das ziemlich mager aus, bisher.

        • @KarlM:

          Ja, prüfen Sie mal schön weiter Kausalitäten, während die Lebensrealität tausender Flüchtlinge Sie Lügen straft.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Ihnen ist aber schon aufgefallen dass das nigerianische Problem durchaus hausgemacht ist? Die produzieren staatlich, wie privat selbst...

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Grausam, die ablenkende, MENSCHENverachtende Hetze in den meisten Kommentaren hier. Als ob es auf die genauen Gründe ankäme! Die Flüchtlinge haben ein RECHT, hier Schutz zu suchen, egal wo die Waffen herkommen. KEIN MENSCH IST ILLEGAL!

    • @12294 (Profil gelöscht):

      Bitte welches denn? Als politisch oder religiös Verfolgter? Aus Nigeria, einer der Demokratien in Afrika? Einem riesigen Land viel größer als Deutschland mit unterschiedlichen Regionen und Religionen? Oder doch als Migrant der sich wirtschaftlich verbessern will????

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    "Die Fluchtursachen werden nicht thematisiert".

    Damit ist alles gesagt.

  • Herr Osa musste also Nigeria verlassen, weil es am Bodensee Rüstungsfirmen gibt, die alerdings nicht zu seiner bedrohlichen Lage beigetragen haben. Aha.

  • OT-Anmerkung am Rande:

    Die Kommentare zu diesem Interview zeigen, was die Online-Plattformen der Presse den Print-Ausgaben günstigenfalls voraushaben: eine ergänzende und korrigierende Diskussion von Lesern, die zur Sache gelegentlich mehr bietet als der Ausgangsartikel. Für mich besonders interessant der Verweis auf die UN-Berichte zur Fischerei. Danke!

  • Haarspaltereien, wie von manchen Kommentatoren hier betrieben, sind wenig hilfreich. Der militärisch-industrielle Komplex muß in seiner Gesamtheit und international angegangen werden, denn: Wenn nicht die Einen liefern, liefern halt die Anderen. Es macht daher keinen Unterschied, ob AK47 oder G3.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Das macht finanziell und fertigungstechnisch einen erheblichen Unterschied, den Sie natürlich nicht sehen können oder wollen?

      Die AK baut Ihnen jeder gute Dorfschmied nach, das G3 nicht.

      • @KarlM:

        Wer glaubt, ein Dorfschmied können eine moderne Schusswaffe herstellen, hat sich vom technischen Gesichtspunkt her schon mal selbst disqualifiziert.

  • genau das ist das problem. ein teil der flüchtlingsströme haben die ursachen die wir selbst zu verantworten haben. das wirtschaftliche wohlergehen bei uns gründet zum teil auf dem elend in der dritten welt. eine ehrliche aufarbeitung dieser tatsachen ist bei uns leider nicht erwünscht. die weisse weste des musterländles bekäme dann wohl hässliche flecken. dies ist nicht gewollt. es wäre doch mal interessant zu erfahren wie hoch der anteil der waffenproduktion bei den metallverarbeitende firmen und anderen zulieferern wäre. unter diesem aspekt muß man dann wohl unseren wohlstand sehen. vergleichbar mit einem drogendealer der in saus und braus lebt von seinem drecksgeschäft und das elend das er verursacht völlig ausblendet.

    • @p.g.:

      Man darf davon ausgehen, daß der Großteil der deutschen Industrie letztlich in Rüstung involviert ist. Auch und gerade der Mittelstand. Da ist man immer besonders stolz drauf, wenn man einen solchen Auftrag an Land gezogen hat, da kommen sich dann alle besonders wichtig vor, vom Chef über den Konstrukteur bis hin zum Lagerarbeiter. Kenne ich von Innen, diese Zustände. Wow, wir bauen eine Schweißmaschine für Tellerminen, super!

    • @p.g.:

      Das übliche Metallgewerbe ist i.d.R. garnicht beteiligt, die Zulieferindustrie liefert bestenfalls Halbzeug, meist aber nur Rohmaterial, alles dual-use.

      Und wirklich in D. endgefertigte Waffen sind meist für Afrika zu teuer. Oder warum glauben Sie produziert dort(fast) jeder selbst, der kann?

      • @KarlM:

        in afrika und anderswo bauen sie die waffen mit den lizenzen von uns. sämtliche metallbetriebe und sonstige zulieferbetriebe sind sehr wohl an den rüstungsaufträgen beteiligt. denken sie mal an die u-boote die wir an israel zum teil verschenken. was glauben sie denn wird bei daimler und seinen tochtergesellschaften für die rüstungsindustrie produziert. wahrheit tut eben manchmal weh. unser wohlstand gründet zum teil auf dem elend der länder aus denen die flüchtlinge jetzt kommen. da gibt es nichts schönzureden, das ist fakt.

        • @p.g.:

          Was wird denn produziert? Ich bin realen überprüfbaren Angeben gegenüber immer aufgeschlossen.

           

          Was hier bisher geliefert wird sind aber unbelegte Behauptungen, man könnte es auch Verschwörungstheorie nenne.

          • @KarlM:

            die panzerlieferungen nach saudiarabien, die u-boote nach israel, die waffen von heckler und koch nach südamerika und und - alles verschwörungstheorien. damit haben wir ja nichts zu tun. das gerät fällt dort vom himmel. alles nur verschwörungstheorien. vor den realitäten kann man immer die augen verschließen und verschwörungstheorie als totschlagargument als letzten trumpf aus der tasche zieehen.

          • @KarlM:

            Was heißt "real überprüfbar"?

             

            Es ist den in die entsprechenden Entwicklungs- und Fertigungsprozesse eingebundenen Personen bekannt, was produziert wird. Fachfremden und externen Personen wie Ihnen werden solche Daten natürlich nicht überlassen, auch nicht zur "realen Überprüfung".

             

            Übrigens werden Ihnen heutzutage nicht mal mehr Zeichnungen eines simplen Fertigungshilfsmittels wie etwa einer speziell geformten Seegeringzange oder einer einfachen Lastaufnahme überlassen. Der Know How-Schutz ist längst bei "Null Toleranz" angelangt, selbst, wo es sich um Banalitäten handelt.

             

            Das ist längst Normalität in der industriellen Fertigung und hat mit "Verschwörungstheorie" nix zu tun. Sie können sonst ja gerne die einschlägig bekannten Firmen um "real überprüfbare Angaben" bitten.

  • Hier gäbe es bessere Bilder für den Text:

    http://www.dicon.gov.ng/military1.html

    • @Fragen über Fragen:

      Das geht garnicht!

       

      Nur russisch/chinesisch/pakistanische Lang- und belgische Kurzwaffen?

      • @KarlM:

        Demnach müssen deutsche Waffen in Nigeria doch aus deutscher Produktion stammen.

  • Nichts gegen Aufklärungskampagnen gegen die Rüstungsindustrie und die Rolle der deutschen Industrie an der gezielten Verarmung Afrikas insgesamt, das sind Themen die in Deutschland viel zu selten angesprochen werden.

     

    Aber wenn man solche Kampagnen organisiert sollte man schon mit etwas mehr Sorgfalt an das Thema herangehen. Die Behauptung "Woher stammen all die Waffen, die die Dschihadisten haben? Nigeria produziert keine." ist schlicht falsch. Nigeria besitzt einen Rüstungskonzern in staatlichem Besitz (https://de.wikipedia.org/wiki/DICON).

     

    Dieser Konzern fertigt unter anderem HK G3 und AK-47 in Lizenz, also die Gewehre die sowohl Boko Haram als auch andere Milizen in Nigeria in erster Linie einsetzen.

     

    Natürlich ist auch hier die Deutsche Industrie nicht unbeteiligt, DICON wurde aus Deutschland herraus aufgebaut.

    • @ShieTar:

      Wenn es in dieser Debatte um Auge-um-Auge geht: Nigeria als Staat produziert nicht genügend Waffen um Boko Haram zu bekämpfen.

    • @ShieTar:

      Differenziert, abere ben auch nur das "übliche" Maschinen aufstellen und Lizenzen vergeben.

  • Übrigens, hier noch die Kooperationen der "Defence Industries Corporation of Nigeria (DICON)":

     

    " DICON is in Technical Partnership with Poly-Technologies of China.

     

    DICON is also in a Joint Venture Agreement (JVA) with Marom Dolphin (Nig) Ltd. "

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    "Das geht dann so weit, dass ein Mensch von der Caritas Sätze sagt wie: „Unsere Flüchtlinge brauchen ihre Ruhe.“

     

    Konnte ich mir bildlich vorstellen. Aber auch Osa's "wir" ist problematisch bzw. seine Instrumentalisierung einer vermeintlichen Gruppenidentität.

     

    Seine Argumentation wiederum ist völlig richtig, auch das Umlenken des Blicks. Medien berichten hier nur selten über die komplexeren Zusammenhänge von Konflikten und deren Ursachen sowie unsere Beteiligung daran. Und kaum einer will am Ende wissen, wie unser Wirtschaftswachstum zustandekommt. Während Griechenland eifrig wegen seines zu hohen Militärbudgets gebasht wurde, berichtete kaum jemand, von wem die Waffen kamen.

     

    Nähert man sich dem Thema Waffenexporte gerät man in dieselbe Schleife, die bereits aus den USA gut bekannt ist. Gegen die Lobby und ihr geschmiertes Personal im Politbetrieb geht gar nichts. Gabriel gibt auch ein illustratives Beispiel für diese Doppelmoral. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt mal auf Quellenverweise zur SIPRI gestoßen bin. Das war vor zehn Jahren noch anders.

    • 2G
      24636 (Profil gelöscht)
      @24636 (Profil gelöscht):

      Habe das gerade mal in die Suche eingegeben. Und bei der taz finden sich 55 Einträge im Archiv. Selektive Wahrnehmung und Kurzzeitgedächtnis lassen grüßen.

  • Schon die Aussage in der ersten Antwort:

     

    "Woher stammen all die Waffen, die die Dschihadisten haben? Nigeria produziert keine. Unsere Botschaft ist: Wer Instrumente der Gewalt produziert oder die Wirtschaft eines Landes ausbeutet, erntet Flüchtlinge. Das werden wir auf unser Front-Transparent schreiben."

     

    ist leicht überprüfbar falsch:

    http://www.dicon.gov.ng/military.html

    • @Fragen über Fragen:

      ebenso leicht überprüfbar ist, was auf der von Ihnen zitierten Seite steht:

      "The Defence Industries Corporation of Nigeria was established by an Act of Parliament in 1964. Consequently a West German manufacturing firm Fritz Werner was assigned the task of providing technical expertise and set up the Ordnance Factory in Kaduna ."

      Waffen für die Welt, die Wurst bleibt daheim...

      • @Flujo:

        Tja, nur das FW keien Wafefn sonder nur Technik für die Metallbearbeitung liefert, mit der auch Waffen hergestellt werden können. Es sind Allerweltsmaschinen.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Mit der "Entwicklungshilfe" kommen immer auch die Ränkespiele und die Waffenhändler des "freiheitlichen" Wettbewerbs um ... - der Kreislauf des geistigen Stillstandes und seiner Bildung zu Suppenkaspermentalität!

    • @688 (Profil gelöscht):

      Ist HTO eigentlich ein bot?

  • Es sind nicht nur Waffen, die dort hin exportiert werden und Probleme verursachen. Es sind auch diverse wirtschaftliche Maßnahmen der EU anderer reicher Länder, die das Leben in in den ärmeren Regionen der Welt verschlechtern und somit zur Flucht motivieren.

     

    Beispiele wären da das Leerfischen der Fischbestände vor afrikanischen Küsten, Abbau von Rohstoffen, das Niederkonkurrieren der dortigen Industrie durch subventionierte Lebensmittel oder Altkleidern aus der EU, wodurch die dortigen entsprechenden Industriezweige niederkonkurriert werden.

     

    All das wird aber m.E. ausgeblendet in der Flüchtlingsdebatte. Die Unterscheidung von wirtschaftlichen und politischen Flüchtlingen ist vor dem Hintergrund auch schwammig bis sinnlos. Weil die wirtschaftliche Lage ist praktisch immer das Resultat irgendwelcher (EU-)Staaten bzw. deren Politik.

    • @vøid:

      Hat eigentlich mal jemand die Fischbestandsgeschichte verifiziert?

      • @KarlM:

        Die Vereinten Nationen verifizieren die Geschichte alle zwei Jahre erneut mit erheblichem Aufwand:

        http://www.fao.org/fishery/sofia/en

         

        Viel Vergnügen beim Lesen.

        • @ShieTar:

          Vielen Dank.

  • Also so kann man nicht argumentieren wie es hier getan wird:

    1.) Boko Harams Waffen sind zu 90% russisch/chinesische Produktion - alles Kleinwaffen wie die Kalaschnikov. In Dutschland werden solche "Massenfertigungen" gar nicht produziert. Und Jäger 90 oder Tankflugzeuge besitzt BH meines Wissens nicht.

    2.) Man kann immer das "Big picture" bemühen aber das wird der Analyse nicht gerecht, da das wahre Problem Nigerias die enorme Überbevölkerung ist. Zur wahrheit gehört nämlich auch das sich Nigeria schleunigst daran machen müsste die Geburtenrate zu senken (Bildung für Mädchen etc). Boko Haram spielt in dem Zusammenhang keine Rolle und ist nur im Norden präsent.

    3.) Die Welt steuert auf 11 Millarden Menschen zu. Das ist das wahre Problem. das verursacht die Kriege (und selbst wenn es keine Gewehre mehr gäbe würde der gute alte Speer benutzt - machen wir uns da nichts vor). Alles Rumgelaber über "deutsche Waffen prodzieren Flüchtlinge" ist eine Ablenkung von den wahren Herausforderungen unserer Zeit. Und ganz offen gesagt - hier sind auch und vor allem die afrikanischen Gesellschaften gefragt.

    • @Links-Stratege:

      Ja, aber Herr Osa löst doch gerade diese Probleme vorbildlich.

      Die Nigerianer kommen nach Europa, z.B. nach Deutschland, wo niemand, der noch alles Tassen im Schrank hat, noch Kinder bekommen will. Der bisherigen Erfahrung nach wird das spätestens in zwei Generationen auch niemand mehr der Zugewanderten wollen.

      Und Herr Osa setzt sich imo jetzt schon hervorragend für ein Deutschland ein, in dem auch seine Kinder leben können.

      Ich habe wie die meisten Deutschen keine Kinder und mir soll's recht sein.

       

      Solche Flüchtlinge muss ich wirklich hoch schätzen. Für jemanden, der in diese BRD kommen will, weil er sie toll findet und sie nicht verändern will, habe ich wesentlich weniger Verständnis.

    • @Links-Stratege:

      Bei den Beispielen ists vielleicht wirklich unpassend. Aber dann sollen sie halt nach Oberndorf zu HK fahren. Deren Kleinwaffen findet man auf der ganzen Welt und werden z. T. in Ländern in Lizenz produziert, wo man es eigentlich nicht möchte.

      Andererseits: Vielleicht weiß ein politisch aktiver geflohener Oppositioneller auch ein bißchen mehr als Hobbytechnokraten aus der ersten Welt?

      • @LeSti:

        Kaum, woher auch?

         

        Und bitte, vermeiden Sie die kindische Google-Vokabel "Kleinwaffen", der korrekte Begriff ist "Handwaffen".

    • @Links-Stratege:

      So siehts aus! Dort kann sich eigentlich auch kaum jemand ide Produkte von Diehl (Zünder) etc leisten. Denn es handelt sich ja meist nicht um Waffen sondern Munition oder deren Komponenten.

       

      Es gibt in Teilen Asiens und Afrikas zudem die schöne Handwerkskunst die Ersatzteile und gar die ganzen Handwaffen aus fernöstlier Billigproduktion selbst herzustellen. Nur Techniktrottel geben sich der Illusion hin, dort würde man auf Waffen jeder Art verzichten wollen. Ist in brasilianischen Slums nicht anders!

      • @KarlM:

        Offenbar beziehen Sie Ihr Wissen aus irgendwelchen selbstgezimmerten Waffennarren-Blogs voller Klischees und Stereotype wie "fernöstliche Billigproduktion" und "brasilianische Slums".

         

        Die Realität: IS verfügt über ausreichend Geldmittel, sich modernste Waffen zu besorgen, auch solche aus Deutschland, allerdings schießt das HK-Gelumpe ja nicht mal geradeaus, so daß sich eine ernsthafte Kampforganisation auf jeden Fall mit besserem Material ausrüstet.

         

        Es wird aber noch eine Weile dauern, bis man einen dunklen Pfad organisiert hat, auf dem IS z.B. an Diehl-Zeugs rankommt und dieses dann an Boko Haram weitergibt. Gar kein Thema. Kohle haben die genug, am Willen fehlt´s auch nicht und die Professionalität ist ebenfalls vorhanden. Oder die Deutschen lassen, wie schon die Amis, ihre Ausrüstung zurück, wenn sie kapitulieren und die Flucht ergreifen.

    • @Links-Stratege:

      Absolute Zustimmung. Die UNO ging ja auch jüngst noch ein Stück weiter. Die Menschheit wird nicht nur auf 11 Milliarden anwachsen, die Bevölkerung Afrikas wird sich in dem anberaumten Zeitraum vervierfachen! Es ist schlußendlich nur logisch daß aus diesem Grund, und der Tatsache, daß sich auch die Hintergründe für die Flucht der Menschen aus Afrika raus, unter anderem nach Europa langfristig noch anwachsen wird. Und die Gründe sind vielfältig. Waffen sind eine Option.

  • Diehl baut vor allem Luft-Luft-Raketen. Würde mich wundern wie die Boko-Haram, oder die Nigerianische Regierung -in Relation zu anderem im Kontinent nebenbei demokratischer- damit die Bevölkerung terrorisieren würde.

     

    Es zeigt im Übrigen das er unrecht hat. Diehl verursacht eben keinen Schaden dort. Und trotzdem gibt es Flüchtlinge.

     

    Wenn man dem High-Tech-Sektor der Waffenindustrie was vorwerfen muss, dann wohl eher das Sie Geld absaugen das man wahrlich besser verwenden könnte.

    • @Tim Leuther:

      Es gibt immer nützliche Idioten die mangelndes technisches Verständins ausnutzen!

       

      Früher wars das Schlangenöl von Dr. Good, heute sind es eben andere Themenfelder von denen zu viele leider garnichts wissen!