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Debatte übers SchwarzfahrenOhne Ticket – ist das unsozial?

Wer sich ohne Fahrschein im Nahverkehr erwischen lässt, muss mittlerweile in vielen Städten 60 Euro zahlen. Ist das falsch und unverhältnismäßig?

Für alle Seiten teuer: Die Jagd der Kontrolleure auf Schwarzfahrer Foto: DPA

Schwarzfahren ist Egoismus, sagt Gernot Knödler

Manche sehen das Fahren ohne Fahrschein als revolutionären Akt im Kleinen. Das ist falsch. In Wirklichkeit handelt es sich um kaschierten Egoismus, denn wer schwarz fährt, bürdet die Kosten seiner Fahrten allen anderen Fahrgästen auf. Ein solches Verhalten unterscheidet sich nicht wesentlich vom Klauen im Supermarkt oder vom Versicherungsbetrug.

Dazu kommt, dass das Schwarzfahren die Kosten des öffentlichen Nahverkehrs insgesamt steigen lässt, denn es macht Kontrollen nötig, die wiederum Geld kosten. Und die Betrügerei stiftet Misstrauen: Wer aus Versehen keinen Fahrschein dabei hat, muss Strafe zahlen, obwohl er sich nur eine Schusseligkeit geleistet hat.

Nun ließe sich argumentieren: Macht Busse und Bahnen einfach fahrscheinfrei, dann lösen sich all diese Probleme und Diskussionen in Luft auf. Doch das schafft einige Folgeprobleme: Unter anderem ist zu fürchten, dass der Vandalismus zu- und das öffentliche Interesse an Bus und Bahn abnimmt.

Das wiederum führt zu einem zweiten Problem: Bezahlt werden müssen Busse und Bahnen ja weiterhin, fragt sich nur wie breit die Basis sein soll oder kann, die sie finanziert. Am praktikabelsten für die Länder und Kommunen wäre wohl ein Bürgerticket, also eine Zwangsabgabe wie die Rundfunkgebühr. Jeder müsste zahlen – ob Autofahrer, Radler oder Fußgänger, ob Viel- oder Gar-nicht-Fahrer. Schon unter StudentInnen, wo das als Semesterticket firmiert, ist die Kritik daran groß. Viel Spaß bei der Durchsetzung!

Konsequent wäre es, weiterzudenken und auch Unternehmen in die Finanzierung einzubeziehen – schließlich kämen deren Lastwagen schneller ans Ziel, wenn mehr Leute auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen würden. Letzten Endes legt das eine Steuerfinanzierung nahe, die den Charme hätte, dass sie eine Einkommensprogression enthält – wer mehr verdient, zahlt mehr.

Ein solcher Schritt dürfte aber noch schwerer durchzusetzen sein. Und er hätte den Nachteil, dass auf Bundesebene für alle Regionen verhandelt werden müsste, was der Nahverkehr kosten darf. Damit wäre nicht garantiert, dass das Ziel, um das es eigentlich geht – möglichst viele Leute vom Auto wegzulocken – erreicht würde.

Denn das Modell sichert nicht eine auskömmliche Finanzierung, die erst dichte Takte, moderne Busse und saubere Bahnhöfe möglich macht. Den Verkehrsunternehmen würden ein Steuerungsinstrument entzogen. Sie könnten nicht mehr wie bisher durch gezielte Verbilligung die Fahrgäste auf nachfragearme Zeiten lenken. Engpässe und damit ein schlechteres Angebot wären die Folge.

Und die Verkehrsanbieter verlören ein natürliches Messinstrument für die Attraktivität ihres Angebots: die Bereitschaft der Fahrgäste, eigenes Geld für die Fahrt auszugeben – nicht bloß das Geld, das aus dem anonymen, magischen Steuertopf kommt.

Schwarzfahren ist richtig, sagt Katharina Schipkowski

Lieber würde ich Geld aus dem Fenster schmeißen, als es für den innerstädtischen Nahverkehr auszugeben. Geld in einen Fahrkartenautomat zu werfen, kommt mir weder notwendig vor, noch besonders schlau, aber am wenigsten scheint es mir politisch sinnvoll zu sein.

Erstens bezahlen wir alle den öffentlichen Nahverkehr bereits - mit Steuern und Abgaben. Städte, Gemeinde und Länder subventionieren die Verkehrsverbände – aber nutzen dürfen wir sie nur, wenn wir nochmal extra zahlen?

Zweitens entstehen durch die Verfolgung und Sanktionierung von Umsonstfahrenden erhebliche Kosten. Wer mehrmals ohne Ticket erwischt wird, bekommt eine Strafanzeige, wer seine Schulden nicht bezahlt, auch. Viele Jugendliche aus dem prekärem Milieu saßen schon mal wegen Schwarzfahrens im Knast. Das steht einerseits in keinem Verhältnis zu anderen Delikten, die mehr Schaden verursachen, aber weniger hart bestraft werden. Andererseits ist der wirtschaftliche Schaden, den ein Gefängnisaufenthalt verursacht, viel größer, als der, den das Erschleichen der Dienstleistung verursacht. Die Sanktion ist also nicht wirtschaftlich.

Dazu kommt, dass Mobilität nicht nur ein Grundbedürfnis der Menschen ist, sondern auch in Form einer Erwartung von verschiedenen Seiten an jeden und jede gestellt wird. Die Anforderungen der Leistungsgesellschaft sind untrennbar mit Beweglichkeit verbunden: Wir werden genötigt, aus eigener Tasche dafür aufzukommen, dass Arbeitswege, Behördengänge und andere Abläufe, die das System am Laufen halten, schnell und reibungslos funktionieren. Der Staat schiebt den BürgerInnen die Kosten zu und zieht sich aus der Verantwortung.

Das wirkt sich auch auf individueller Ebene aus: Um gesellschaftlichen Anforderungen zu genügen, muss man selbstverständlich mobil und flexibel sein – wer nicht von hier nach dort kommt, hat keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, keine guten Aussichten im Sozialsystem, und keine Möglichkeit auf Teilhabe und Mitbestimmung am öffentlichen Leben.

Den Preis des Nahverkehrs zahlen hauptsächlich die, die ohnehin wenig am öffentlichen Leben teilhaben. Diejenigen, die besonders laut schreien müssen, um sich Gehör zu verschaffen, wohnen selten in den Szenevierteln im Stadtzentrum. Am städtischen und gesellschaftlichen Rand, in unattraktiven Siedlungen an Autobahnauffahrten und in Industriegebieten, sind sie besonders auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Gleichzeitig sind die Marginalisierten diejenigen, die es sich nicht leisten können, Geld dafür auszugeben.

Damit die Sanktion aber nicht die trifft, die ohnehin nichts geschenkt bekommen, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns solidarisch zu organisieren, solange der Nahverkehr noch nicht umsonst ist. Frühwarnsysteme und Versicherungen für Ohne-Ticket-FahrerInnen sind ein guter Anfang.

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51 Kommentare

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  • 3G
    3618 (Profil gelöscht)

    Wenn man die hohe Strafe für das Schwarzfahren oft sehr armer Menschen ins Verhältnis setzt zu den minimalen Ordnungsstrafen für Falschparken, gerne auch auf Radwegen, dann sieht man, dass da eine ziemliche Schieflage besteht. https://www.openpetition.de/petition/online/machen-sie-das-zuparken-teurer-herr-verkehrsminister http://www.rad-spannerei.de/blog/2014/11/24/petition-fuer-angemessene-bussgelder-fuer-falschparken/

  • Vor dem großen Privatisierungsdruck, der ab 1982 (Helmut Kohls Machtantritt) und erst recht ab 1990 die zuvor zum relationalen Selbstkostenpreis arbeitenden offentlichen Ver- und Entsorgungseinrichtungen zu privaten gewinnorientierten Unternehmen machte, mag der Vorwurf an den Schwarzfahrer, asozial-egoistisch zu sein, berechtigt gewesen sein, aber inzwischen hinkt er gewaltig.

     

    Die Stadtwerke, Verkehrsbetriebe und die Bahn sind von Steuergeldern aufgebaut worden und dieser Wert wird der Gemeinschaft nun vorenthalten bzw. nur zu einem Preis angeboten, der noch zahlreiche gutverdienende zwischengeschaltete Handaufhalter in Verwaltung und Aufsichtsrat nährt, die sonstigen dort Beschäftigten aber in oft prekäre Arbeitsverhältnisse drängt und somit für den Endverbraucher/Kunden weit überteuert ist.

     

    Die damals groß versprochenen Verbesserungen wie günstigere Preise und höhere Qualität des Angebotes durch mehr Wettbewerb konnten nicht eingelöst werden, im Gegenteil!

     

    Diese Problematik lässt sich nicht durch individuelle Mikrovorteilnahme ändern, sondern braucht organisiertes Vorgehen auf politischer Ebene.

     

    Erst wenn ÖPNV und Individualverkehr wieder zu genau den relationalen Kosten fahren, die sie volkswirtschaftlich verursachen, wird man nicht nur sehen, wie teuer der Auto- und LKW-Verkehr wirklich ist und dann sind Schwarzfahrer und Bahnhofsvandalen wirklich asoziale Egoisten oder schlichtweg Spackos.

     

    Den größte Anteil am Vandalismus in Form von massiver Vernachlässigung und Unterlassung einfachster Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben in Einrichtungen des ÖPNV haben die Betreiber, also Bahn oder die jeweiligen Verkehrsbetriebe selber, weil sie die ihnen überantworteten Immobilien und Aufgaben zu Spekulationsobjekten machten.

  • > Unter anderem ist zu fürchten, dass der Vandalismus zu- und das öffentliche Interesse an Bus und Bahn abnimmt.

     

    Woher kommt diese Meinung?

    • @Arne Babenhauserheide:

      "Was nix kost', is auch nix wert" - leider sehr weit verbreiteter, häufig unterbewusst agierender Fehlschluss im Umgang mit Gemeinschaftseigentum, in der Regel sogar unabhängig von der jeweiligen Intelligenz. Nur äußert sich die geringe Wertschätzung im Zweifel unterschiedlich.

      • @Normalo:

        Ja, stimmt. Während man andauernd Autofahrer und Fußgänger sieht, die die Straßen mit Spitzhacken und Preßlufthämmern zerstören, weil die ja nix kosten, herrscht im ÖPNV, für den man ja bezahlen muss, ausschließlich Sauberkeit und Ordnung. Der Besuch einer Zugtoilette ist für die meisten ein erhebendes Erlebnis der Ruhefindung und Gemütlichkeit, so dass man sie kaum noch verlassen will.

        • @Age Krüger:

          Eine Straße zu vandalisieren ist, wie Ihr ironischer Hinweis zeigt, mit unverhältnismäßigem Aufwand verbunden. Außerdem "zahlt" der Autofahrer für Schäden ganz konkret mit der Erduldung nerviger, stauintensiver Baumaßnahmen. Geht es allerdings z. B. um Lärmschutzwände, die ohne großen Aufwand mit Graffiti "verschönert" werden können, wundert man sich manchmal, dass sich Bautrupp und Sprayer nicht vor Ort noch Hallo sagen, so schnell sind letztere am Werk...

           

          Was den Zustand von Zügen und Bussen betrifft: Perfektion sieht zwar anders aus, aber schlimmer geht immer. Außerdem - und da wären wir wieder beim Ausgangsthema - kosten Bus und Bahn auch bei weitem nicht Jeden etwas.

          • @Normalo:

            Das Beispiel hinkt, denn (a) Graffiti verursacht an den meisten Orten keinen Schaden (die Kosten entstehen, weil das Graffiti entfernt wird, nicht weil etwas beschädigt wird), und (b) wird Graffiti nicht in erster Linie von den Nutzenden gemacht und kommt genauso auch auf den kostenlosen Straßen vor.

             

            Wir sind also immernoch bei einer unbelegten Aussage.

             

            Allerdings gibt es Beispiele dieser Argumentationslinie, z.B. bei Studiengebühren, die glücklicherweise nach einigen Jahren als erstens Schädlich erkannt und wieder abgeschafft wurden.

  • Der private Individualverkehr mit dem Auto kommt der Gesellschaft unterm Strich immer teurer zu stehen (Straßenbau, Betrieb und Unterhalt, Unfallopfer, Resourcenverbrauch, CO2-Ausstoß, Lungenkrebs durch Feinstaub und Luftverschmutzung). Es wäre also egoistischer und asozialer, wenn jemand statt dem OPNV zu benutzen, für jede Fahrt eine Tonne Blech durch den Stau bewegt. So gesehen, wäre sogar schwarzfahren für die Gesellschaft sozial verträglicher und unterm Strich positiver.- Wobei ich nur Menschen in Not und wenig Einkommen das Schwarzfahren zugestehen würde, sicher nicht wohlhabenden Leuten, die nur keine Lust haben.

     

    "denn es macht Kontrollen nötig" ...Unsinn, das ist eine völlig unzulässige Schlußfolgerung. Kontrollen sind nicht zwangsläufig nötig und würde es völlig unabhängig davon geben, ob jemand schwarz fährt oder nicht.

     

    Klüger wäre es sowieso, das Geld für die Kontrollen einzusparen und den öffentlichen Nahverkehr von allgemeinen Steuern zu finanzieren, so wie man auch teure Straßen, Autobahnen und Verkehrsprojekte für den privaten Autoverkehr steuerfinanziert.

    • @tazzy:

      Die Kosten für die Kontrollen fallen nicht besonders ins gewicht. Soweit ich weiß, tragen sich die Kontrolleure durch die Strafentgelte, die sie von den Erwischten kassieren, in aller Regel selbst.

       

      Im Übrigen ist es eine schwache Begründung, dass es NOCH teurer/asozialer sei, mit dem Auto zu fahren. Unsozial bleibt das Schwarzfahren trotzdem.

  • Am einfachsten wäre es, die Steuern zu senken und den Menschen ihr Geld zu lassen. Punkt.Also d.h. Menschen mit niedrigem Einkommen keine Lohnsteuer abzuziehen, oder wie beim Einkauf nochmals knapp ein fünftel...darüber sollte man nachdenken...Grüsse aus dem Schwabenland

    • @Michael Schlick:

      Mehrwertsteuerrückerstattung für Menschen mit HartzIV und Grundsicherung.

      Das wäre tatsächlich eine geniale Idee. Das ärgert mich schon lange, die Ungerechtigkeit, die bei Verbrauchssteuern entsteht.

      Ein Verwandter von mir kann nach einem Schlaganfall zigtausende für einen Umbau und einen Treppenlifter von der Steuer abziehen. Aber auch nur, weil er eben so viele Steuern zahlt.

      Die Oma bei mir nebenan muss noch für ihren Rollator Mehrwertsteuer zahlen. Was ein Blödsinn.

      • @Age Krüger:

        was ist denn das für eine Rechnung? Der Verwandte zahlt ja wohl auch Mehrwertsteuer auf Treppenlift und Umbau. Im übrigen kriegen Leute mit ALG2 sogar mehr als die MWSt jeden Monat "erstattet". Nämlich 390 Euro zzgl Wohnkosten. Ziehen wir davon 20 % für Ausgaben ab- obwohl auf Lebenmittel nur 9 % anfallen - kommt immer noch ein Plus von 300 Euro plus Miete raus, also kein schlechtes Ergebnis.

        Der Bekannte dagegen zahlt ein und kein diese Zahlungen etwas reduzieren, weil er einen Treppenlift braucht. Was daran ungerecht sein soll, versteh ich nicht.

        • @Dr. McSchreck:

          ALG2 ist keine Erstattung. Es ist eine grundgesetzlich garantierte Sicherung des Existenzminimums.

           

          Hintergrund sind Artikel 1, GG: Die Würde des Menschen ist unantastbar und Artikel 2, GG: Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

        • @Dr. McSchreck:

          Der ALG2-Empfänger, zumindest derjenige, der im Westen lebt, hat meistens 30 Jahre in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt.

          Insofern sollte ihm dann frei gestellt werden, ob er seine Beiträge zurück erhält oder ihm steuerliche Vergünstigungen für diese Benachteiligung angerechnet werden. Es ist nicht gerecht, dass der Arbeitnehmer, der jahrzehntelang in die Solidarkasse einzahlt (auch hohe Steuern) wegen dem nationalistischen Größenwahn anderer ("Wiedervereinigung") Nachteile hat.

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Natürlich könnte sich die BRD locker einen öffentlichen Nahverkehr leisten der a) ohne Ticket und b) wesentlich besser funktioniert. (Hatte die LINKE, als sie noch PDS hieß, im Programm)

     

    Will man aber nicht, da die BRD drei Wirtschaftssäulen hat: 1. Autos 2. Waffen 3. Chemie. Sobald man nur auf die Idee kommt, das Auto in irgendeiner Form infrage zu stellen, wird mit heftiger Propaganda bis hin zu Repressionen gedroht.

  • Eine gute Variante ist, wie in Stadtrandgebieten das oft praktiziert wird, einfach sein Tagesticket weiterzuverkaufen wenn man es nicht mehr braucht. Geht nicht immer aber mal so nen Praxistipp für solange der Schiet NOCH (also vor der Revolution) so endlos viel Geld kostet wie heute (und es wird auch immer mehr... Ist eigentlich keinem aufgefallen, das der HVV (wie ich meine) systematisch ca. alle 3 Monate die Tickets 10 Cent teurer gemacht hat? Tagesticket war vor nem Jahr noch 4,90, jetzt schon 5,90!!!! Das ist WEIT über der Inflationsrate)

    • @Jhony:

      Ja, die Preise für den ÖPNV steigen wesentlich stärker als die Inflationsrate. Vor etwa zwei Jahren brachte der Vorsitzende der BVG die unendlich gloriose Idee, einen Automatismus bei der Erhöhung der Fahrscheinpreise einzuführen: Jedes Jahr sollten diese automatisch um die Inflationsrate + X angehoben werden. Als Begründung wurde Planungssicherheit für die BVG angeführt. Nach einer Meldung in der Presse war von diesem Geniestreich nichts mehr zu hören.

  • 1. Sammeltaxis können eine Kombination aus Bus, Bahn und individuellen Strecken werden, in dem sie an viel mehr Haltestellen halten und an beliebige Orte bringen.

    Am besten 7Sitzer mit Ladeflächen.

    Das könnte dazu führen, dass viel weniger Autos gekauft werden müssen

     

    und die ganzen mit Blech zugeparkten Straßen könnten freier werden.

    Da gibt es allerdings so Firmen, die das nicht leiden können.

     

    2. Sozialisieren Egalisieren Kooperieren.

    Das Motto der Zukunft.

  • Liebe Frau Schipkowski,

     

    und ich bin dafür, dass alle Preise im Supermarkt abgeschafft werden. Schließlich entstehen durch die Verfolgung und Sanktionierung der "Umsonstkaufenden" erhebliche Kosten und wer mehrmals erwischt wird, muss mit einer Strafanzeige rechnen und kann sogar ins Gefängnis kommen.

     

    Ich hoffe, diese Allegorie macht deutlich, wie lächerlich Ihre Argumente sind.

     

    Schwarzfahrer sind Schmarotzer, nichts anderes. Das Argument, dass Fahrkarten für Menschen aus "prekärem Millieu" nicht erschwinglich wären, ist vollkommener Mumpitz. Das Sozialticket (AB) der BVG kostet 36 Euro und das Schülerticket 29 Euro. Keiner, auch kein Hartz-4'ler kann mir erzählen, er könne sich das nicht leisten!

    • @John Doe:

      Die Kosten für einen Tag Haft betragen ungefähr 100 €. Die Kosten für ein Verfahren gegen Schwarzfahrer möchte ich gar nicht genau wissen. Der prekäre Schwartfahrer hat eh kein Einkommen, von dem er es finanzieren kann, also zahlt alles der Steuerzahler.

       

      Wenn Sie so gerne Steuern zahlen, sagen Sie das doch einfach und überweisen Herrn Schäuble mal eine größere Summe.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @John Doe:

      Doch, mein Guter, so ist es.

       

      Zumal nicht jeder in Berlin lebt. Sondern - wie etwa ich - auf dem platten Land, wo sich das Ganze anders darstellt. Ein Sozialticket wurde hier noch nicht gesehen. Tageskarten in die nächsten Städte kosten 4,80 bzw. 5,90 €. (Sie können rechnen?)

       

      Davon abgesehen empfehle ich einen Blick auf die HartzIV Berechnungen, Stichwort: Warenkorb. Vor allem darauf, wie viel etwa für Fahrkosten, Medikamente, Bildung et. al. zur Verfügung stehen (soll).

       

      Für weitere Einzelheiten stehe ich gerne zur Verfügung. Auch für die Auseinandersetzung mit IHREM Mumpitz.

    • @John Doe:

      Hartzer sollen umsonst fahren dürfen, schließlich stößt sich der Staat und somit die gesamte Gesellschaft an ihnen gesund. Ja, auch Sie, Herr Doe.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        wie bitte? Wieso stößt sich die Gesellschaft an "Hartzern" . ihr Wort - gesund? M.E. unterstützt die Gesellschaft diese Menschen, indem sie ihnen Geld zahlt ohne Gegenleistung. Viele davon sind auch nicht in der Lage, eine Gegenleistung zu erbringen, aber das heißt ja nicht, dass sie irgendwie ausgenutzt wüden. Im Gegenteil. Das Geld fließt aus der "Gesellschaft" zu den "Hartzern". Wie man durch Empfang von Leistungen ausgebeutet werden kann, ist wirklich die Frage....

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Dr. McSchreck:

          Fehlt nur noch, dass Sie darüber zu klagen beginnen, dass den Reichen Geld abgenommen wird, um soziale Transferleistungen zu zahlen!

           

          Sollen die Globalisierungsverlierer, die Armen, Alten und Kranken, nachdem sie bereits von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen worden sind, sich selbst überlassen werden?

           

          Darwin lässt grüßen.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @John Doe:

      Richtig, auch kein Vermögender hat es nötig, sein Vermögen an der deutschen Steuer vorbei in eine Steueroase zu transferieren. Nur der volkswirtschaftliche Gesamtschaden ist weitaus größer und das Schmarotzertum der vermögenden Elite deshalb ebenso.

      Auch die viel zu geringe Besteuerung des leistungslosen Einkommens (Erbschaften) der vermögenden Eliten stellt ein legalisiertes Schmarotzertum dar, welches mit nichts vergleichbar ist!

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @2097 (Profil gelöscht):

        Leistungsloses Einkommen sind auch Zinsen.

        • @970 (Profil gelöscht):

          nein, Zinsen sind eine Gegenleistung für das Risiko, dass man sein Geld nicht zurückbekommt (siehe Griechenland), ein Inflationsausgleich, der derzeit bei den niedrigen Zinsen nicht geleistet wird und ein Beteiligung am Gewinn, der derjenige, der sich das Geld geliehen hat, mit dem geliehenen Geld macht (etwa, weil er ein lukratives Unternehmen gründet, für das er nicht genug Geld hat).

          Im übrigen hat John Doe völlig Recht. Wenn ich etwas "brauche", heißt es noch lange nicht, dass es kostenlos sein muss. Es wird schließlich von Menschen bereitgestellt, die dafür bezahlt werden (im Falle des Nahverkehrs zB Busfahrer).

          • @Dr. McSchreck:

            Wenn es für ein Menschenwürdiges Leben oder für andere Grundrechte notwendig ist (), dann hast du sehr wohl ein Recht darauf, es zu bekommen - wenn du kein Geld hast auch kostenlos.

             

            Lies mal deine Grundrechte (Grundgesetz Artikel 1-19): https://www.bundestag.de/bundestag/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01/245122

             

            Artikel 2: Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

             

            Artikel 12: Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.

             

            Für beides kann öffentlicher Nahverkehr notwendig sein.

  • Fahrradfahren kostet lediglich etwas Überwindung - und soll auch noch gesund sein...

    und wer nicht verschwitzt ankommen will legt sich ein E-bike zu. Bei Monatskarten von um die 100 Euro hat sich auch ein schickes Teil bereits nach einigen Monaten amortisiert.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Grisch:

      Ach!

       

      Und was machen diejenigen, die weder das Geld für eine solche Anschaffung haben noch aus Alters- und Krankheitsgründen Fahrrad fahren können? Auch wohnt nicht jeder schick in der Metropole ...

       

      Sachdienliche Hinweise ...

      ... an mich.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Seit wann ist Fahrradfahren nur in der Stadt erlaubt?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Konrad Ohneland:

          Ich schrieb: "SACHDIENLICHE Hinweise". Auch war - wie unschwer nachzuverfolgen ist - bei mir die Rede von Alters- und Krankheitsgründen.

           

          Der Wink mit der Metropole ist dem Umstand geschuldet, dass - nicht nur - in diesem Forum eine verbreitete Neigung festzustellen ist, die eigenen Lebensverhältnisse zu verabsolutieren.

           

          Gerne weise ich deshalb von Zeit zu Zeit darauf hin, dass das Leben in der Stadt und auf dem Land mit äußerst gravierenden Unterschieden verbunden ist.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            auf dem Land kann auch nicht wirklich schwarz fahren. Da muss man beim Busfahrer einsteigen und das Ticket zeigen oder kaufen.

             

            Das Problem dürfte also wirklich eher eins der Großstädte sein.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Dr. McSchreck:

              Korrekt. So isses.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Schwarzfahren ist doch bedauerlicherweise eine teilweise mikroökonomisch erzwungene Ausgabenoptimierung der unteren Einkommenschichten. Die vermögenden Eliten schaffen ihr Geld in Steueroasen (Steueroptimierung - teilweise legal) und die unteren Einkommenschichten fahren notgedrungen schwarz (Ausgabenoptimierung - leider ist Schwarzfahren nicht legal). Die Frage ist, wer wohl den größeren volkswirtschaftlichen Gesamtschaden verursacht. Na dann rechnen wir mal nach, das sollte wohl jeden auch ohne die Hilfe von Piketty gelingen.

  • Die Nutzung des ÖPNV ist die Inanspruchnahme einer Dienstleistung und muss natürlich bezahlt werden. Ich teile aber die Ansicht vieler Leser, dass für Menschen mit geringem Einkommen ein deutlich preiswerteres Sozialticket zur Verfügung gestellt werden muss - in ganz prekären Fällen - sogar eine vollständige Befreiung (ähnlich wie bei den Rundfunkgebühren) erfolgen sollte. Sorge bereitet mir die willkürliche Höhe des Bußgeldes fürs Schwarzfahren. 60,00 Euro. Erstaunlich das im öffentlich bewirtschafteten Parkraum, das Parken ohne Parkschein gerade mal ein Verwarnungsgeld von 10,00 Euro nach sich zieht. Eine Straftat ist das Parken ohne die erforderliche Parkgebühr entrichten zu haben auch nach dem 20mal nicht! Und wie immer, wenn zwei das gleiche tun ist es noch lange nicht dasselbe ;-)

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Nicht das Schwarzfahren ist unsozial, sondern der ÖPNV. Zumindest solange, wie keine Möglichkeiten installiert werden, Menschen mit niedrigem Einkommen das Fahren mit Bussen und Bahnen durch sozial verträgliche Preise oder die gänzliche Befreiung zu ermöglichen.

     

    Ein Blick über die - nicht mehr zu sehenden - Landesgrenzen könnte hier weiterhelfen.

  • Das Thema Schwarzfahren wird aus meiner Sicht maßlos überbewertet. Schwarzfahren ist genauso unsozial wie die Abzocke der Pendler im Nahverkehr.

  • Natürlich kaufe ich immer ein Ticket, denn: Carsharing und öffentliche Verkehrsmittel ermöglichen es mir, seit Jahren auf ein eigenes Auto zu verzichten.

     

    Dadurch spare ich viel Geld (Steuer, Versicherung, Sprit, Reparaturen, Parkgebühren), auch weil ich nicht jeden Tag mit dem Nahverkehr unterwegs bin oder mein Fahrrad nutze. Was mich freut sind bei uns im Nahverkehr saubere Busse und Züge, teilweise sogar super modern. Mir ist schon klar, dass ich das nicht zum Nulltarif bekomme, denn die Fahrer möchten auch gerne einen gerechten Lohn bekommen.

  • Also Schwarzfahren ist schon unsozial, wenn man sich das Ticket denn leisten kann.

     

    Die Tarife müssen allerdings fair und übersichtlich sein.

     

    Im Raum Köln sind vor allem die sehr teuren Monatskarten ein Unding: 90 Euro für den Stadtbereich, das sind 32 normale Fahrten oder 47 mal Kurzstrecke. Lohnt sich also überhaupt nicht wenn man nicht täglich zur Arbeit pendelt. Immerhin sind die Tarif sehr übersichtlich.

     

    Im Raum Frankfurt braucht man fast ein Diplom um das richtige Ticket zu lösen.

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    Die Argumente Pro-Ticket scheinen mir teilweise sehr dahergeholt.

    "...Unter anderem ist zu fürchten, dass der Vandalismus zu- und das öffentliche Interesse an Bus und Bahn abnimmt...."

    Wieso sollte denn das öffentliche Interesse abnehmen? Pendler würden Luftsprünge machen, wenn ihnen die teilweise extrem hohen Kosten nicht mehr direkt vom Konto abgebucht würden,

    Ich würde eher eine massive Zunahme des Interesses erwarten, mit der Folge, das der Staat bei der kaum infragegestellten Subventionierung des KFZ-Verkehrs massiv einsparen könnte.

    Außerdem: Warum ist denn ein Arbeitsloser, der mangels Einkomen kein Geld für eine Fahrkarte hat, unsozial, ein Porschefahrer, der vielleicht mithilfe findiger Steueranwälte seine Steuerschuld "wegoptimiert" hat und die teuren Strassen fast kostenlos nutzen kann, nicht?..

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @64938 (Profil gelöscht):

      In dieser Welt- und "Werteordnung" IST ALLES sehr dahergeholt, denn auch ein Zusammenleben OHNE Steuern zahlen ist absolut machbar - "Die Gedanken sind frei"!?

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "In Wirklichkeit handelt es sich um kaschierten Egoismus, denn wer schwarz fährt, bürdet die Kosten seiner Fahrten allen anderen Fahrgästen auf."

     

    In dieser Wirklichkeit im "Recht des Stärkeren" / im "Individualbewußtsein" der Profit- und KonsumAUTISTEN, wo "gesundes" Konkurrenzdenken und der "freiheitliche" Wettbewerb um ... die Welt- und "Werteordnung" menschenUNwürdig KONFUSIONIERT, wird einer Mehrheit die Bürden / das Leiden dieser daraus resultierenden DUMMHEITEN aufgebrummt - Egoismus ist systemrational!

    • @688 (Profil gelöscht):

      Ich glaube nicht, dass Autisten etwas damit zu tun haben.

  • Es muss ja nicht gleich umsonst sein aber den Raub den die Verkehrsbetriebe/Stadtwerke am Normalkunden in manchen Städten betreiben der ist unsozial und unmoralisch. Maximal den symbolischen Euro für das Einzel Ticket im Nahverkehr und massiv vergünstigte Dauerkarten für Pendler halte ich für eine Notwendigkeit für die Zukunft einer Gesellschaft die von ihren wahren Leistungsträgern (also nicht den überbezahlten Privilegierten) eine hohe Flexibilität und Mobilität erwartet, gleichzeitig die Umwelt entlasten und eine Alternative zu individuellem Transportmittel (das sich mind. 30% unserer Bevölkerung abseits des Fahrrads oder der 2 Füsse nicht mehr leisten können)

     

    Bei mir in Bonn (hab mir sagen lassen im ÖPNV eine der teuersten Städte der Republik) muss ich für eine Fahrt im Stadtgebiet (und wer Bonn kennt weiss wie KLEIN das ist) 2.80 Euro berappen...für den gleichen Preis fahre ich im GLEICHEN Tarifverbund im gesamten Kölner Stadtgebiet...(und wer Köln kennt der weiss wie GROSS das ist). Damit hat sich der Preis seit der Euro Einführung mehr als verdoppelt und jedes JAhr wird 1-2 mal erhöht!!!. Eine Monatskarte liegt bei astronomischen 79 im abo oder 90 !!! im Einzelverkauf. Legt man 10 Fahrten in der Woche zu Grunde (5x arbeitsweg) ist die Ersparniss gegenüber dem eh überteuerten Einzelfahrschein geradezu lächerlich.

     

    Somit kommt ein in der Stadt pendelnder Geringverdiener mit 1100€ netto im Monat auf fast einen gesamten Monatsnetto im Jahr nur für das Privileg nicht komplett zu FUSS oder mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen zu dürfen.. Das ist im höchsten Masse unsozial.

  • Schwarzfahren in London -und es steht überall in Bussen und U-Bahn geschrieben- 1.000 engl. Pfund. Noch Fragen ?

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @adagiobarber:

      London ist auch nicht bekannt dafür, besonders sozial zu sein. Allein der Wohnungsmarkt und die dortigen Spekulationen mit leer stehenden Wohnungen sind kein gutes Vorbild bspw. für Berlin.

  • Beachtenswert ist, daß sowohl ein Multimilliardär als auch ein Hartzler im Fall des Schwarzfahrens 60 Euro bezahlen muß. Beim Multi ist das 1/16000000 seines Überflusses, beim Hartzler sind das rund 1/11 seines Monatsbudgets. Anzumerken wäre noch, daß es sich z. B. bei einfachen Verstößen im Straßenverkehr gemäß Bußgeldkatalog ebenso verhält.

     

    Die Formel: Zu zahlen ist immer in festgesetzten Euro-Beträgen (u. a. auch bei Behördengebühren usw.). Und kassiert wird immer in Prozenten (bei Einkommenserhöhungen usw.). So ist gewährleistet, daß die Ärmsten auf ewig die Reichen finanzieren.

     

    Traurig ist, daß in den Medien stets nur ein einzelner Punkt herausgepickt wird (hier: Schwarzfahren), aber niemals bereichsübergreifend die Gesamtstrukturen betrachtet werden.

    • @wxyz:

      Ein halber Tagessatz für Schwarzfahren wäre interessant. Aber dafür müsste die Bahn wohl staatlich sein und nicht nur in 100% Staatsbesitz.