Kommentar Echo-Nominierung Frei.Wild: Guns of Brixen
Das Problem mit Frei.Wild ist nicht wie bei Rammstein ein primär Ästhetisches. Denn es geht um scheußliche Dinge wie Heimat, Ehre und Tradition.
L etztlich ist die Nominierung der Südtiroler Band Frei.Wild für den Musikpreis „Echo“ in der Kategorie „Rock/Alternativ National“ nur folgerichtig. Denn genau das sind die vier Männer aus Brixen: eine Rockband, alternativ und national. „National“ kurz für: nationalistisch.
„Das ist das Land der Vollidioten / die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat“, singt Sänger und Exparteimitglied der „Freiheitlichen“ – einer Art FPÖ für die deutschsprachige Mehrheit in der zu Italien gehörenden autonomen Region Südtirol – Philipp Burger. Dazu muss man wissen: In Südtirol möchte eine deutschsprachige Mehrheit vom italienischen Staat loskommen. Italien hat zwar den besseren Espresso, aber in Südtirol hat man Geld.
Geld, das in dem montan-kitschigen Landstrich hauptsächlich aus der Tourismusindustrie kommt. Damit einher gehen natürlich Billigarbeitskräfte aus Osteuropa, was wiederum den nationalistischen Diskurs ankurbelt. Womit wir wieder bei Frei.Wild sind.
ist freier Journalist und Schriftsteller.
Das Problem mit dieser Band ist nämlich nicht wie bei Rammstein ein primär Ästhetisches – es geht um tatsächliche Politik. Um scheußliche Dinge wie Heimat, Ehre und Tradition, die vier Rockmusikanten in ein großes, aufnahmebereites Publikum blasen.
Und dafür soll es einen Preis geben? Dass sich Bands wie Kraftklub oder Mia. vom Echo //Das:distanzieren, ist insofern ganz richtig.
Noch richtiger wäre, die Kategorie genauer zu bezeichnen. Am besten wäre es, den Popanz ganz zu lassen. Schon Erfolgreichen Preise hinterherzuwerfen, ist eh doof. Um es mit Tocotronic zu sagen, die einst den von Viva ausgelobten Preis „Jung, deutsch und aufstrebend“ ablehnten: Das Unglück muss zurückgeschlagen werden. Überall.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will