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Option Rot-Rot-GrünFern, wolkig, aber irgendwie da

Die Linkspartei ist der Lucky Loser der Wahl. Nur wie Gysi & Co aus der politischen Isolationshaft herauskommen wollen, wissen sie nicht so genau.

Einen fast genau gleichen Satz haben sie schon formuliert: Gregor Gysi und Sigmar Gabriel Bild: dpa

BERLIN taz | Gregor Gysi sieht müde aus, aber die Welt ist rosarot. „Mit dieser historischen Wahl ist Deutschland in der europäischen Normalität angekommen“, sagt er. Er sitzt in der Kulturbrauerei in Berlin und liest vom Blatt ab. Das ist ein Zeichen, dass er es ernst meint. Mit dem Erfolg der Linkspartei hat sich im deutschen Parlament eine Partei links der SPD etabliert. Endlich. Das ist Gysis Mission, seit 1990.

Allerdings: Zur Normalität würde gehören, dass die Linkspartei auch regieren kann. Zumindest als Möglichkeit. Und danach sieht es wirklich nicht aus.

„Wir wollen mit SPD und Grünen reden“, sagt Gysi, und Parteichef Bernd Riexinger sieht „die Pflicht, in ein ernsthaftes Gespräch einzutreten“. Aber die SPD-Spitze hat immer wieder bekundet, dass sie nicht will. Das gilt. Selbst wenn Sigmar Gabriel wollen würde, könnte sie nicht.

Deshalb redet der Fraktionschef der Linkspartei von der Zukunft. „Ich bin sicher, dass diese Wahl die letzte war, bei der die Türen zugeschlagen wurden.“ Also Rot-Rot-Grün irgendwann. 2017. Aber klang das nicht nach der Wahl 2009 schon mal genauso?

Am Ende gab es nur noch ihn

Die Linkspartei ist der Lucky Loser dieser Wahl. Im Vergleich zu 2009 ein Verlierer, im Vergleich zu dem, was erwartet worden war, ein strahlender Sieger. Die neue Fraktion wird genau Ost-West-paritätisch sein. 32 zu 32. „Extrem gerecht“ findet Gysi dies. Er hatte dieser Fraktion mal attestiert, dass dort „Hass“ herrsche. Das ist vergessen, zumindest im Hintergrund verschwunden. Auch weil die Parteispitze, Katja Kipping und Bernd Riexinger, der kampfmüden Basis gegeben hat, was die wollte: einen Waffenstillstand.

Der Wahlerfolg aber geht vor allem auf Gysis Konto. Es ist kurios, dass die Linkspartei offiziell mit acht Kandidaten antrat und es am Ende nur noch ihn gab, klug und gewinnend. Gysi überall. Und von Katja Kipping und Sahra Wagenknecht war nicht mehr viel zu sehen. Ohne Gysi geht nichts in der Partei, schon wieder, noch immer. Nur Angela Merkel war ähnlich überlebensgroß im Wahlkampf wie er.

Die Fraktion ist etwas reformistischer als die vorige, in der die Westler zahlenmäßig noch ein leichtes Übergewicht hatten. Manche Realos sehen eine Gefahr heraufziehen. Wenn die SPD in eine Große Koalition geht, wird es schwieriger mit möglichen Lockerungsübungen der Linkspartei Richtung Rot-Grün.

Denn das verführt zum Fundamentalangriff auf die SPD. Parteichef Riexinger kündigt schon mal „konsequente Oppositionspolitik an“. Ein Ostrealo sieht das anders. Ab jetzt müsse man sich so aufstellen, „dass Rot-Rot-Grün möglich wird“. Aber dafür muss man zumindest das Affektniveau Richtung SPD drosseln – die Verratsvorwürfe mäßigen.

Endloses Rot-rot-grünes-Dramolett

Das nächste Kapitel in dem endlosen Rot-rot-grün-Dramolett spielt nicht in Berlin, sondern in Wiesbaden. Dort könnte Rot-Grün mit der Linkspartei regieren. Janine Wissler ist die Spitzenkandidatin aus Hessen und hat blendende Laune an diesem nieseligen Montagmittag. Und sie hat Grund dazu. Die Linkspartei in Hessen lag in allen Umfragen unter 5 Prozent.

Viele Ostrealos hatten noch eine Niederlage im Westen schon fest eingebucht. Doch die Linkspartei ist nun zum dritten Mal im Landtag. Knapp, aber drin. Und das, so Wissler, obwohl SPD-Mann Schäfer-Gümbel „alles getan hat, uns aus dem Landtag zu drängen“. Wissler ist skeptisch, ob die SPD wenigstens mit der Linkspartei in Hessen reden wird. Aber dass die Linkspartei im Westen tot ist, wie die SPD hoffte, ist eine Illusion.

SPD-Vorstandmitglied Ralf Stegner sagte am Montag, dass dies im Bund die letzte Wahl war, in der die SPD mit Ausschlussansagen angetreten ist. Es ist fast genau der gleiche Satz, den Gysi gebrauchte. Eine Gemeinsamkeit. Wolkig. Fern. Aber immerhin.

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51 Kommentare

 / 
  • M
    Martin

    Fakt ist: Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler hat links gewählt.

     

    Ergo hat die SPD den Wählerauftrag eine Koalition, mit der Linken und den Grünen zu bilden!

     

    Diese drei Parteien haben in ihren Wahlprogrammen, die größten Schnittmengen.

    • J
      John
      @Martin:

      ROT-Rot-Grün ist die einzige Veränderungsmöglichkeit in diesem Land!

    • P
      Peter
      @Martin:

      Ihre Aussage ist einfach nur falsch! CDU/CSU, FDP und AfD (die es - Gott sei Dank - nicht in den Bundestag geschafft hat) haben insgesamt 51% der Stimmen erhalten. Auch die Freien Wähler (1%) sind dieser Gruppe noch zuzurechnen. Ihre Meinung, die Mehrheit habe links abgestimmt ist also illusorisch und entspricht nicht der Wahrheit!

    • @Martin:

      40% der SPD-Mitglieder und Wähler sehen das offenbar anders.

      • @Nin-Chen:

        Wenn das wirklich so wäre, hätten diese 40% der SPD-Wähler ebensogut CDU wählen können.

        • @Rainer B.:

          Ob Sie es nun wahrhaben wollen oder nicht... die SPD hat immer noch einen beachtlichen Anteil von konservativen Wählern.

          • @Nin-Chen:

            Das ist richtig. Aber konservative Wähler müssen nicht zwangsläufig auch bereit sein, Frau Merkels Politik mitzutragen.

  • I
    Ingo

    Ich denke, die SPD sollte Merkel zur Kanzlerin wählen, aber keine Koalition eingehen. Danach könnte sie dann mit Grünen und Linken Gesetze beschließen. Die Deutschen hätten ihre Kanzlerin, würden aber endlich mal soziale Politik bekommen. Hoffe, sie sind so schlau, das zu versuchen.

    • @Ingo:

      Dann macht Frau Merkel den Brandt oder Schröder und ihr schönes Konstrukt von der "regierenden Opposition" fällt zusammen.

    • P
      Peter
      @Ingo:

      Und geben sich dann bei der nächsten Wahl zum Abschluss frei? Das würden sie bitter böse zurück gezahlt bekommen, dann wahrscheinlich mit maximal 20% der Stimmen!

  • PH
    Pernilla Hagberg

    Rotrotgrün? Steinbrück wagt nicht daran zu denken. Sonst müßte er zum Rapport bei den Bilderbergern antreten.

  • F
    Fidel

    Komisch: Auf die LINKE wird eingedroschen - wenn die SPD mit dem Slogan "Merkel muss weg" hausieren geht und nach der Wahl zu deren Steigbüelhalter wird, scheint dass "normal" zu sein.... merkwürdige Maßstäbe!

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Liegt der Ball bei der Linken?

    Ich denke, die SPD wäre mal wieder dran.

    Sie hört morgen damit auf, die Linke wie eine Aussätzige zu behandeln und sieht die vielen Schnittmengen, die unsere Gesellschaft gerechter machen und vorwärts bringen: Energiewende, Bürgerversicherung, Mindestlohn, usw.

    Was das Militärische anbetrifft, hat die Linke schon längst die Hoffnung auf einen Austritt aus der NATO aufgegeben.

    Also: Rot-rot-grün...

    .

    Avanti Popolo!

    • @571 (Profil gelöscht):

      Also bitte... Regierung als Therapiestunde?

      Sie glauben doch nicht ernsthaft, daß die drei Parteien in wenigen Wochen das hinbekommen, wozu sie in den letzten vier Jahren noch nicht einmal ansatzweise in der Lage waren.

       

      Schon an der ersten Abstimmung, bsw. um die Höhe eines Mindestlohnes, würde diese Regierung auf Grund der großen Differenzen innerhalb sowie zwischen den Parteien und der kleinen Stimmenmehrheit scheitern.

    • L
      lord
      @571 (Profil gelöscht):

      Es ist echt gruselig mit welchen Moralvorstellungen Linke arbeiten. Diplomarbeit abgeschrieben = hat in der Politik nichts verloren.

       

      Millionen von Wählern betrogen da nach der Wahl Bündnis mit den Linken geschlossen wird = absolut in Ordnung.

       

      Es ist echt zum K.... mit euch.

      • @lord:

        SPD ist nicht links, also darf sie ruhig entgegen der Moral und Wahlverspechrechen koalieren.

        • @lions:

          Wenn dem so ist, gibt es auch keine "linke Mehrheit" jenseits der Union...

          • @Nin-Chen:

            So isses.

  • DA
    Dr. Axel Stoll

    Es ist egal, wer regiert - kommt immer dasselbe bei raus. Begreift dat endlich.

  • R
    Ruhender

    Die Linke ist in der Opposition gut aufgehoben. Ihre Oppositionsarbeit ist seit Jahren von gleichbleibend hoher Qualität. Ob die Linke ihren Standard auch unter Koalitionszwang halten könnte, weiß man nicht. Macht korrumpiert: Siehe SPD, sie Grüne, vom Rest ganz zu schweigen.

  • EA
    Einer aus der SPD

    Nachdem ich das Titelbild dieses Artikels gesehen habe, stellte sich mir die Frage:

    Was sind die tatsächlichen Absichten Gregor Gysis? Und bleibt es bei einem gelegentlichen Blickkontakt oder wird hier noch hemmungslos und leidenschaftlich koaliert?

  • W
    @Wolfgang

    Ah, die Vierte Internationale spricht wieder. Unterhaltsam wie stets.

  • R
    Reiner

    Zu: @ Tim Leuther:

     

    "Hätte", "hätte" ... ist keine Alternative (- nur Kopf in den Sand)!

    • @Reiner:

      Falsch. Die SPD hat nicht das Mandat eine Koalition mit der Linkspartei zu machen.

       

      Viele SPD wähler hätten CDU gewählt wenn die SPD Rot-Rot-Grün nicht ausgeschlossen hätte.

       

      Die Linkspartei hat es versäumt sich Regierungsfähig -aus der Sicht vieler SPD-Wähler- zu machen. Die Linkspartei tat es bewusst, weil sie nie vorhatte zu regieren, sie will nur Proteststimmen absaugen.

      • @Tim Leuther:

        aha, was Sie alles meinen zu wissen...

  • F
    Fritz

    Die Linke ist nicht verschwunden. Vielleicht liegt die dauerhafte negative Berichterstattung über die Linke auch an den Medien. Es sieht absolut nicht nach dem Ende der Linken aus. Aber gut geht es der Partei auch nicht. Mit der SPD wird sie aber nicht zusammenfinden, denn die SPD plant doch schon die große Koalition. Sonst lässt Angie die Wähler eben nochmals antreten, beim nächsten Mal könnte sie 50 Prozent schaffen, schließlich hat sie kaum echte Gegner.

    • E
      ehrefrank
      @Fritz:

      "Vielleicht liegt die dauerhafte negative Berichterstattung über die Linke auch an den Medien." Soll das ein Witz sein? Seit 1990 wird die Linke von den Medien der Großfinanz (und es gibt kaum andere) gnadenlos in den Dreck geschrieben oder nicht erwähnt. Während dessen jede Schweinerei der Regierung verharmlost wird, oder schnellstmöglich von anderen "Skandalen" übertüncht wird.

      • @ehrefrank:

        so scheint es...

  • N
    nordwind

    Das neent man wohl Beweglichkeit. Waren Sozis und Grüne nicht vor Tagen noch verachtenswerte Kriegs- und Hartz4-Verbrecher? Und mit denen will man jetzt gemeinsame Sache machen?

    Es wird keine Mehrheit für einen sozialdemokratische(n) Kanzler(in) geben, weil es die SPD zerreissen würde. Wie auch wollte man ein Yps-Debakel verhindern?

  • H
    Humanist
  • DV
    David Vincent

    Früher galt man als Rote Socke, wenn man SPD wählte. Das war der SPD offensichtlich peinlich und so hat man sich an der politischen Mitte orientiert. Ebenso wie die Grünen, denen der heute so bräsig daherkommende Herr Fischer (Joschka war einmal) alles ausgetrieben hat, was diese Partei einmal an Frische zu bieten hatte. Nun stehen sie Hand in Hand mit der SPD Mittschiffs und wissen nicht weiter. Wann merkt man endlich, dass es ein Fehler ist, seine eigenen Wurzeln zu verleugnen, die Wählerschaft zu verprellen, die ihr linkes Gedankengut nicht in der Mottenkiste verstaut hat, sondern noch immer an eine soziale Gerechtigkeit abseits einer Agenda 2010 glaubt?

     

    Ob Rot-Rot-Grün funktionieren würde, kann man natürlich nicht wissen. Aber alles wäre besser, als wieder vier Jahre eine Politik der Umverteilung von unten nach oben.

  • W
    Wolfgang

    Eine CDU-spd Verbindung wäre das Ende der liberal-sozialdemokratischen Partei (spd) in Deutschland.

     

    In einer spd-links-grünen Verbindung dürfte die Linke nicht auf die Durchsetzung eines flächendeckenden Mindestlohnes von nicht unter 13-Euro-Std. und auf die Abschaffung des Hartz-IV-Strafvollzugs verzichten. Eine gesetzliche Grundsicherung und Regelleistung müsste auf wenigstens 700 Euro, plus Miete und Heizkosten angehoben werden. Ebenso, die Altersrente nicht unter Netto: 1100.- Euro; Erwerbslebensjahre werden zusätzlich berücksichtigt!

     

    Die drei bürgerlichen Parteien: SPD-Linke-BündnisGrün, müssten praktisch entschlossen die Umverteilung angehen, von oben nach unten! - Sind doch alle Vermögen ein Ergebnis der Wert- und Mehrwertschöpfung der eigentumslosen Bevölkerungsmehrheit!

     

    Auch gehören gesellschaftliche Reproduktions- und Produktionsmittel in staatliches Eigentum überführt, - unter gesellschaftlicher Kontrolle!

     

    Nur keine Angst vor der eigenen Entschlossenheit - und auch nicht vor der gekauften postfaschistischen Medien- und Verbildungsmeute!

     

    Den Kampf für sozial-ökonomisch-ökologische Emanzipation und Gleichheit der Mehrheitsgesellschaft aufnehmen!

  • Es gibt kein Rot-Rot-Grün. Dafür hätte die Linkspartei die letzten 4 Jahre all die Sachen die Gysi meint die jetzt geklärt sind, sich von Parteitagen absegnen lassen müssen.

     

    Hätte er das gemacht, dann hätten viele SPD Wähler die SPD auch ohne Linke Ausschluss gewählt. Aber das ist nicht der Fall - Viele SPD Wähler haben der SPD nur Ihre Stimme gegeben weil Sie die Linkspartei ausgeschlossen hat.

     

    ABER Hätte Gysi genau das gemacht, dann hätten viele Linkspartei Wähler nicht die Linke gewählt.

     

    Eine Koalition die nur mit Lüge bestehen kann, ist keine Perspektive.

  • Die Linke ist durchaus regierungsfähig, nur ist ihre Vorstellung vom Regieren eine etwas andere.

    Mit der Linken als Regierungspartner hätten andere Parteien in Vergangenheit sicher ihre Probleme gehabt, zB. dann, als fast der gesamte Bundestag das SGB II mit seinem verfassungswidrigen Sanktionsparagraphen § 31 a bestätigte.

    Regierungsfähig heißt zurzeit, gegen Verfassungsgerichtsurteile zu regieren und auch aufgrund dessen braucht man keinen "Nestbeschmutzer".

    • @lions:

      Die Linkspartei ist sicher nicht die Verfassungskonformste Partei. Es gibt auch Gesetze die mehr Neuverschuldung als Investitionen verbieten.

      • @Tim Leuther:

        aber gegen höhere Besteuerung von Vermögen haben die Gesetze sicher nichts.

    • R
      Ruhender
      @lions:

      Also, wenn die Linke unter Koalitionsdruck so viel Rückgrat beweisen würde, hätte das allergrößten Respekt verdient. Sie wäre die erste Partei, die sich von der Macht nicht verbiegen läßt wie ein Lötdraht.

      • @Ruhender:

        Käme es zu RRG, wäre das SGB II die erste harte Nagelprobe für die Linken, ihre vefassungstreue unter Beweis zu stellen, doch ein Eklat traue ich ihnen zu, und das hat nichts mit Regierungsunfähigkeit zu tun, ist doch Verfassungstreue das höhere Gut.

  • SL
    Skeptischer Linke-Sympathisant

    Ein Problem der Linken und damit auch einer rot-grün-roten Koalition ist aus meiner momentanen Sicht der Dinge folgende: Die Linkspartei ist bislang, auf Bundesebene jedenfalls und darauf kommt es hier an, nicht nur de facto und aus Isolation, sondern auch in ihrer Programmatik und ihrem Habitus eine reine Oppositionspartei. Das sagt schon folgender Satz im Artikel: "Parteichef Riexinger kündigt schon mal „konsequente Oppositionspolitik an“." Die Programmatik der Linken: "Austritt aus der NATO", "Mindestlohn von 10 Euro"... das sind sympathisch anmutende Wahlslogans. "Realistisch" (was heißt das eigentlich?) scheinen sie nicht. Mich stört an der allgemeinen politischen Diskussion, die zu Wahlkampfzeiten leider weitgehend zu einer rein rhetorischen verkommen ist, dass sehr polemisch, wenig sachlich diskutiert wird. Natürlich erscheint ein flächendeckender Mindestlohn zunächst sympathisch. Ist er aber aus Sicht der Arbeitnehmer (!) ökonomisch (nicht zwingend gleichbedeutung mit neoliberal-ökonomisch) auch sinnvoll? Und wenn ja, zu welchen Bedingungen? Welche Höhe erscheint realistisch? All das sind Fragen, die es in einer derzeit unrealistischen rot-grün-roten Regierung zu klären gelte. Die Linke müsste sich als Regierungspartei staatstragender Verantwortung und unbequemen Realitäten stellen. Kann sie das?

    • A
      Atmender
      @Skeptischer Linke-Sympathisant:

      Volkswirtschaftlich und gesellschaftlich notwendiger flächendeckender Mindestlohn: 10.- Euro. Ist gut für den Arbeitnehmer und damit für die ganze Gesellschaft. Bei den Firmen wird sich die Spreu vom Weizen trennen, was auch notwendig ist. Die billig-Murkser und Sklaventreiber gehen ein, die guten Firmen wachsen.

       

      Austritt aus der NATO ist freilich ein Fernziel. Sinnvoll ist es allemal. Die NATO hat sich als Verteidigungsbündnis längst überlebt und ist zum militärischen Arm des US-Imperialismus verkommen.

       

      Wenn Sie zu Ihrer politischen Meinungsbildung nicht länger auf polemische Wahlkampfdebatten angewiesen sein wollen, müssen Sie sich die Realität des Bundestags reinziehen. Im Netz kann man fast alles mitverfolgen, Dabatten, Anträge, Beschlüsse usw.

       

      Falls Sie mit "staatstragender Verantwortung" die Korruptheit der Merkel-Regierung und der vierfarbigen Einheitspartei meinen: Ja, das kann jeder, sogar die FDP.

       

      Unbequeme Realitäten gibt es immer. Die Merkel-Regierung und die vierfarbige Einheitspartei täten gut daran, diese mal zur Kenntnis zu nehmen.

    • O
      op
      @Skeptischer Linke-Sympathisant:

      "...reine Oppositionspartei...",

      „konsequente Oppositionspolitik“

      Ich glaube, hier missverstehst du etwas grundlegendes.Da davon ausgegangen wird, dass die CDU+X regieren werden, wird die Linke nunmal Opposition sein und diese Rolle benennt man nunmal gern mit "konsequenter Oppositionspolitik". Du wirst hier keinen Unterschied zu irgendeiner anderen Partei finden.

      "...Realistisch ...scheinen sie nicht..."

      (mind.) 3 Dinge:

      1.Lies dir die Parteiprogramme aller Parteien durch, es ist wirklich nichts "besonderes"...

      2.Mal ehrlich, welche Partei hält alle ihre Wahlversprechen und wie funktioniert das nochmal mit dem "Wählerfang"?

      3.Bsp. Mindestlohn: Schau dir die Verhältnisse im europäischen Ausland an, so ungewöhnlich ist das gar nicht

       

      Der jeweillige "Erfolg" und "Sinn" dahinter ist natürlich diskussionswürdig, aber, ich denk bis auf den Austritt aus der NATO, sind die Forderung gar nicht so weit hergeholt oder ungewöhnlich.

      Wie gesagt, in anderen Ländern sind solche Meinungen zT weit verbreitet und völlig "normal", vllt erst jetzt so langsam in D?!?

    • @Skeptischer Linke-Sympathisant:

      Ich finde es immer kurios, warum die Linken-Position immer als so realitätsfern und "nicht regierungsfähig" angesehen werden. Warum soll ein Mindeslohn von 10 Euro völlig unrealistisch sein, aber die von SPD und Grünen geforderten 8,50€ sind regierungsfähig? Und im Sinne einer Koalition könnte man sich hier sicherlich auch bei 9€ treffen und alle wären glücklich - Auch Gysi hat schon gesagt, dass diese 10€ in Koalitionsgesprächen jetzt nicht in Stein gemeißelt wären.

       

      Zu der NATO-Position gibt es auch innerhalb der Linken eine Debatte und dies wäre imho durchaus verhandlungsmasse, wenn man dabei beim Thema Waffenexporten der Linken entgegenkommt. Außerdem ist auch die Position an sich nicht völlig regierungsunfähig, schließlich gibt es zahlreiche Länder, die nicht Mitglied der NATO sind (auch aus der EU, bspws. Schweden).

       

      Auch andere Positionen, bspws Mindestrente, sind in anderen EU-Ländern längst umgesetzt (siehe Niederlande). Ich finde daher das Dogma, die Linke würde unrealistische Positionen vertreten, unhaltbar.

      • SL
        SKEPTISCHER LINKE-SYMPATHISANT
        @Dubiosos:

        Danke für Ihre Antwort! Meine Frage "Kann sie [Die Linke] das [derzeit auf Bundesebene (mit)regieren]?" war durchaus offen gemeint, auch wenn eine gewisse Skepsis durch den Kommentar sicherlich durchscheint. Diese Skepsis bezieht sich aber nicht unbedingt auf die Programmatik der Linken, ein Kompromiss beim Mindestlohn ist in der Tat denkbar, ein Kompromiss bei NATO-Ausstieg und Verbot von Waffenexporten scheint schon schwieriger. D.h., um etwaige Missverständnisse vorzubeugen, gar nicht, dass Die Linke hier die falschen programmatischen Ansätze hat. Sie stehen allerdings (völlig zu Recht, kann man sagen) den Ansätzen von SPD und Grünen fundamental gegenüber. Wie soll ein Kompromiss zu "Keine Waffenexporte" gefunden werden? Wie einer zu "Austritt aus der NATO?" Ein bisschen austreten? Nur Maschinenpistolen liefern? Meine Skepsis lässt sich demzufolge nicht nur als eine Skepsis an der Linken, sondern auch an SPD und Grünen interpretieren: Meine Skepsis bezieht sich hier nicht so sehr auf die Programmatik der Linken, die richtige und wichtige Forderungen erhebt und zuspitzt, meine Skepsis bezieht sich darauf, dass sie diese Zuspitzungen glaubhaft wird abschwächen können, ohne an Glaubwürdigkeit einzubüßen. Damit ist sie derzeit wohl eher reine Oppositionspartei, nicht, weil sie als solche mit ihrem Programm nicht zum Regieren in der Lage wäre, sondern weil ihre Programmatik zu weit von dem liegt, was SPD und Grüne wollen. Ob das nun eine Kritik an der Linken oder nicht vielmehr an SPD und Grünen nötig macht und ob Kompromisse in Zukunft möglich sein werden, bleibt spannend. Hierauf richtete sich meine momentane Skepsis.

        • @SKEPTISCHER LINKE-SYMPATHISANT:

          Ich verstehe, ich hatte den Kommentar in der Tat negativer gegenüber den Linken aufgefasst als er es wohl gemeint war.

           

          Die Skepsis teile ich, da die politischen Entscheidungstärger ja bekannt sind und politische Kräfte in der SPD und Grüne gegen ein Bündnis mit der Linkspartei sprechen. Nichtsdestotrotz sehe ich hier für mich die "Schuld" daran nicht bei der Linken und finde die Aussagen der SPD in der Tat völlig unwürdig, dass sie nicht einmal Gespräche führen möchten. Gysi sagte gestern, und da hat er meiner Meinung nach völlig Recht, dass man ja nicht übereinkommen kann, aber Gespräche nicht mal zu führen ist einfach lächerlich.

           

          Und ich denke auch, dass eine Übereinkunft bzgl NATO und Waffenexporten möglich wäre. Dem Wähler muss klar sein (und ich denke es ist es ihm auch), dass das Wahlprogramm einer einzelnen Partei Maximalpositionen sind. So lange man kleiner Koalitionspartner ist, ist klar das nicht alles durchgesetzt werden kann. Daher denke ich wäre es durchaus annehmbar für die Linke, die Waffenexporte nicht sofort von heute auf morgen zu stoppen, sondern erst mal wieder kräftig zu reduzieren (bspws. das Niveau vor 2001, das ist also kein volkswirtschaftlich unmögliches Ding). Man kann ja trotzdem das Fernziel "Keine Waffenexporte" haben.

          und die NATO-Mitgliedschaft könnte sicherlich auch erst Mal bestehen bleiben, wenn es dafür eine Garantie gegenüber Auslandseinsätzen gibt - Und ganz ehrlich, momentan gibt es doch für Ausleindseinsätze nicht mal im bürgerlichen Lager eine Zustimmung, was sollte daran also ein Problem sein?

  • S
    Sören

    SPD und Grüne müssten wahnsinnig sein, um ein solches Bündnis mit der Linken einzugehen. Die Menschen haben Sonntag mehr als deutlich gemacht, wer im Kanzleramt bleiben soll. Eine Koalition mit der Linken wurde ausgeschlossen. Würde Rot-Grün hier einen Wortbruch begehen, würden beide Parteien sich davon so wenig erholen, wie die FDP von ihren gebrochenen Steuer-Versprechen.

     

    Rot-Rot-Grün hat im Bundestag nur eine äußerst knappe Mehrheit. Die Fliehkräfte in einem solchen Bündnis - vom linken Rand der Linkspartei bis zu den Realos und den Seeheimern - ist zu groß, als dass sich daraus stabile Verhältnisse ergeben würden. Jede Abstimmung würde zur Zitterpartei, und so etwas mögen die Menschen in diesem Land gar nicht.

     

    Außerdem muss man zur Kenntnis nehmen, dass das "linke" Lager ein schlechtes Ergebnis eingefahren hat. Die Union wurde sehr deutlich stärkste Kraft, und wenn man die Ergebnisse der FDP und der AfD dazu nimmt, kommt das konservative Lager auf über 50% der Stimmen. Rot-Rot-Grün wurde in diesem Jahr nicht gewollt.

    • @Sören:

      Wenn das so ist, dann müssten Sie hier einer Minderheitsregierung Merkels das Wort reden, denn auch die SPD hat eine große Koalition vor den Wahlen ausgeschlossen.

    • G
      Gastname
      @Sören:

      Sollte die sPD oder die Grünen mit "Mutti" koalieren, werden sie sich nicht mehr davon erholen.Hat man ja schon mehrfach hintereinander gesehen wie das läuft.Und die marktradikalen FDP & AFD sind nunmal nicht mit dabei - ätsch:)

  • Nun gibt es eine linke Mehrheit im Bundestag (wenn man die Grünen als links bezeichnen kann). SPD und Grüne sollten gut überlegen ob eine Fortführung der Post-Kalter-Kriegs-Demagogie ihnen nicht mehr schadet als nützt. Denn für Union und FDP gilt:

     

    Den vor Selbstbewusstsein Strotzenden, fehlte es ...

     

    http://bit.ly/14yu5d5

  • Es spricht doch Bände über das Demokratieverständnis der Parteien, die eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei kategorisch ablehnen. Auf den Wählerwillen wird einfach geschi....

  • ei ei ei, keinen Mut haben die Leute von der SPD, man verschiebt auf die Zukunft, wieder 4 Jahre weiter (und im Anschluss noch einmal 4 scheinen schon vorprogrammiert) wer weiß ob es dann noch einen Gysi gibt, ohne ihn stünde vielleicht die Linkspartei wieder auf der Kippe, könnte dann sein, dass man sich dann eine gründen müsste, weil die "strukturelle Mehrheit auf der Linken Seite" trotzdem weg ist, schon weil die Grünen sich erst mal erholen müssen,ob das gelingt steht auch noch in den Sternen. Mut zur Regierung stünde der SPD gut zu Gesicht, letztlich sind ihre Vorbehalte gegen die Linke nur konstruiert, nur Angst- Störung, an der durch CDU/ FDP und nicht zuletzt mit Knallchargen aus der SPD beim Ypsilanti- Unfall eifrig gestrickt wurde. Und dann wäre da auch immer noch der Groll gegen den Verräter Lafontaine. menschlich verständlich, aber nach all den Jahren, dass insgeheim noch als Ausschlusskriterium aufzubieten ist kindisch u unprofessionell. Die Partei sollte Vernunft annehmen und dies alles beiseite schieben. Es sind alles nur Hirngespinste. Deutschland u Europa braucht sozial engagierte solidarische Politik, zum Wohl der Menschen, nicht zum Wohl der Banken- mit der CDU geht das nicht. Bedenket, es könnte für lange die letzte Chance gewesen sein!

  • D
    D.J.

    Zunächst einmal gut, dass in der taz derzeit nicht solche lustigen, doch eher peinlichen Gestalten auftauchen wie dieser Verlegerziehsohn im Spiegel, der derzeit von einem linken Sieg schwadroniert (was komischerweise auch das Ausland nicht mitbekam). Nein, abgesehen von den nicht im Parlament vertretenen Parteien - mit denkbar schwacher theoretischer Mehrheit von RotRotGrün ließe sich selbstverständlich nicht regieren; auch Gabriel weiß, dass er wegen zahlreicher Abweichler in der SPD und wohl auch bei den Grünen nie eine Kanzlermehrhheit erreichen könnte. Tröstlich nicht nur für D, sondern auch für Europa.

    Also, liebe Traumtänzer, wartet ab, bis die Kraft, nachdem sie NRW in die Drittklassigkeit regiert haben wird, in vier Jahren zur Hoffnungsträgerin für RotRotGrün aufgebaut werden wird. Wird aber auch dann nicht funktionieren. Die Kaiserin ist nackt.