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Missbrauchsvorwurf gegen Woody AllenNichts sehen, nichts sagen

Nicht nur Hollywood ist verkommen. Wir alle sind es. Denn über sexuelle Gewalt echauffiert man sich nur, solange sie ein Problem anderer ist.

War er’s, oder war er’s nicht? Woody Allen hat den Missbrauch dementiert. Bild: reuters

In einem offenen Brief, der am Wochenende auf der Website der New York Times erschien, beschreibt Dylan Farrow, wie sie als Kind sexuelle Gewalt erlebte. Im Jahr 1992, als sie sieben Jahre alt war, habe ihr Vater sie in eine Kammer geführt und ihr bedeutet, sich auf den Bauch zu legen. Sie sollte mit der elektrischen Eisenbahn ihres Bruders spielen. „Dann hat er mich sexuell missbraucht.“

Dylan Farrow ist die Adoptivtochter der Schauspielerin Mia Farrow und des Regisseurs Woody Allen. Deren langjährige Beziehung ging 1993 vor den Augen der Öffentlichkeit in die Brüche. Damals äußerte Mia Farrow den Vorwurf, Allen habe Dylan Farrow missbraucht. Der Filmemacher stritt dies ab, vor Gericht musste er sich nicht verantworten. Ein Staatsanwalt in Connecticut ließ die Ermittlungen fallen, weil er Dylan Farrow schonen wollte. Das alleinige Sorgerecht für Dylan Farrow ging an Mia Farrow.

Allen hat die Vorwürfe am Sonntag erneut dementiert. Aussage steht gegen Aussage, Beweise sind nicht zur Hand. Es besteht die Möglichkeit, dass Allen die Wahrheit sagt, wenn er behauptet, Dylan Farrow habe zwischen Wirklichkeit und Fantasie nicht unterscheiden können und Mia Farrow habe der Tochter damals etwas eingeredet.

Angesichts des Detailreichtums von Dylan Farrows Erinnerung scheint es wahrscheinlicher, dass er lügt. Doch mit Sicherheit lässt sich das nicht herausfinden, schon gar nicht aus der Ferne eines Berliner Büros. Auf dieser Grundlage kann man niemanden verurteilen und ins Gefängnis bringen – so schmerzhaft das sein mag.

Frage nach sozialer Anerkennung

Das ist das eine. Das andere ist die Frage nach der sozialen Anerkennung. Woody Allen hat kürzliche einen Golden Globe für sein Lebenswerk erhalten, sein jüngster Film „Blue Jasmine“ ist in drei Kategorien für den Oscar nominiert. Dylan Farrow schreibt: „Lange Zeit hat mich die Anerkennung für Woody Allen verstummen lassen. Sie fühlte sich wie eine persönliche Zurechtweisung an, als wären die Auszeichnungen ein Weg, mir zu bedeuten, still zu sein und zu verschwinden.“

Sie wendet sich direkt an Filmschaffende, mit denen Allen gearbeitet hat: „Was, wenn es Ihr Kind gewesen wäre, Cate Blanchett? Louis CK? Alec Baldwin? Was, wenn Sie es gewesen wären, Emma Stone, oder Sie, Scarlett Johansson? Sie kannten mich, als ich ein kleines Kind war, Diane Keaton. Haben Sie mich vergessen?“

Über sexuelle Gewalt echauffiert man sich in der Öffentlichkeit gern, solange man sie für ein Problem anderer hält. Sobald sie in die eigene Nähe rückt, greifen die Mechanismen des Nichtwahrnehmens plötzlich frappierend gut. Leichtfertig wird bezweifelt, was ein Opfer berichtet. Das gilt nicht nur im Showbusiness. Vieles von dem, was in der Odenwaldschule geschah, wurde 1999 in der Frankfurter Rundschau publik gemacht. Erst Jahre später wurde es wirklich zur Kenntnis genommen.

Problem der Nichtwahrnehmung

Wenn also Filmschaffende die Anwürfe gegen Allen verdrängen, ist es nicht ihr Metier, das sie zu besonders unsensiblen oder gar verworfenen Menschen macht. In Wirklichkeit ist die Nichtwahrnehmung ein dem Missbrauch inhärentes Problem.

Er ist zu monströs, als dass man damit umgehen könnte. Deswegen ist es eine naheliegende Reaktion, so zu tun, als hätte man das, was ein Opfer berichtet, nicht gehört. Das tun nicht nur die Golden-Globe-Juroren, das tun auch Großmütter, Brüder und Schwestern, Mütter und Väter, weil sie sich nicht vorstellen können und wollen, dass so etwas in ihrer Familie, in ihrer Kirche, in ihrem Sportverein, in ihrer Schule geschieht.

Diese Sätze sind nicht als Entschuldigung gedacht oder als Ausdruck von Verständnis. Eher als Hinweis darauf, wie sehr es in die Irre führt zu glauben, man könne dieses Thema kontrollieren. Nichts ist erreicht, wenn man sich nun fragt, ob man noch Filme von Woody Allen gucken darf. Wer meint, er sei ein besserer Mensch, weil er auf „Manhattan“ oder „Der Stadtneurotiker“ verzichtet, macht es sich leicht.

Ungleich schwieriger ist es anzuerkennen, dass einen die Geschichte, die Dylan Farrow auf der Website der New York Times vorträgt, traurig und ratlos macht. Wenn man daraus überhaupt einen Schluss ziehen möchte, dann vielleicht den, die eigene Fähigkeit zur Empathie besser auszubilden.

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58 Kommentare

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  • G
    Gast

    Lieber Herr Wagner, tatsächlich scheinen Sie recht zu haben, zumindest wird es offenbar eher mir passieren als Ihnen: http://www.salon.com/2014/02/06/crimes_and_misdemeanors_woody_allen_and_what_we_get_wrong_about_sexual_abuse/

    Bitte beachten Sie den Teil über falsche Beschuldigungen. Schade dass ihre Angst es ihnen nicht mehr möglich macht zu differenzieren. Denn ob sie es wahrhaben wollen oder nicht, es gibt Opfer von Missbrauch unter uns. Und die Frage nach dem richtigen Umgang mit Ihnen zu ignorieren, weil sie Angst vor einer Minderheit haben, die dieses Thema eventuell gegen Sie persönlich nutzen könnte, ist schon eine interessante Einstellung. Mich würde mal interessieren, wie diese zustande gekommen ist.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Gast:

      Angst vor einer Minderheit? Dann hatten die angeblichen Hexen im Zeitalter der Hexenverfolgung wohl auch nur Angst vor einer Minderheit? Menschen beschuldigen, das ist leicht. Die Wahrheit herauszufinden macht viel zu viel Mühe.

       

      Darum wird einfach jeder Beschuldigte verurteilt. Solche Beschuldigungen sind eine Waffe, genauso, wie man Leute der Hexerei beschuldigt hat, um sie zu vernichten. Aber bei den meisten reicht es einfach nicht, diese Tatsache zu kapieren.

  • Ich sehe hier keinerlei Sinn in der ganzen Diskussion.

     

    Will man das gesamte Rechtssystem auf den Kopf stellen?

     

    Bei Verdacht immer den potentiellen Täter als Schuldigen ansehen?

     

    Was fordert man als Alternative?

  • G
    Gast

    Liebe Gästin, danke für deine Antwort. Ich persönlich gehe ja von mehr Tätern/Täterinnen aus; die Dunkelziffer Missbrauch betreffend (das gesamte Spektrum) halte ich für viel zu niedrig eingeschätzt undich glaube nicht an den einen Täter, der hundert Kinder missbraucht, zumindest nicht in der Mehrheit. Aber dad ist nur eine persönliche Meinung. Die anderen Kommentare hier finde ich zum Teil wirklich erschreckend. Es ist schon interessant wie vehement die Wahrnehmung eines potentiellen Opfers ignoriert wird. Die Erfahrung zeigt, dass Missbrauch im Kindesalter schwer zu beweisen ist und oft nicht gerichtlich verurteilt wird. Die Tatsache, dass Woody Allen nicht verurteilt wurde, kann doch nicht ausreichen dafür, dass man das Thema so einfach vom Tisch wischen kann. Dylan hat Recht, wenn sie davon spricht wie die Gesellschaft bei Missbrauchsopfern versagt.

  • G
    Gast

    Teil 2: Es ist komisch, dass bei den Erzählungen immer die Erinnerungen der potenziellen Opfer angezweifelt werden. Missbrauch, Vergewaltigung, direkt folgt die Frage nach der Glaubwürdigkeit und es werden Anhaltspunkte gesucht, warum es nicht wahr sein kann.Sind diese Verbrechen tatsächlich so unglaublich, dass man die Augen verschließen muss?

    Mich persönlich wundert es. Mit 12 bin ich selbst missbraucht worden. Es war ein fremder Mann auf einer Messe und dauerte nur zehn Minuten. Aber in einem engen Kreis von sechs Freundinnen kam das Thema Missbrauch einmal auf. Nur eine war unter uns, die keinerlei Missbrauch oder sexuelle Belästigung in ihren Kinder oder Jugendjahren erfahren musste.

    Übrigens, keine von uns hat einen der Täter angezeigt.

    A propos Täter: wenn so viele Frauen solche Dinge schon erlebt haben: wo sind die ganzen Täter???

    • G
      Gästin
      @Gast:

      Gute Frage! In ihrem aktuellen Buch „Missbrauchstäter“ (Schattauer-Verlag, 2010) nennen die beiden Autorinnen Saskia Heyden und Kerstin Jarosch als (männliche) Täter-Prävalenzrate 1 - 5 % der Allgemeinbevölkerung. Bei einer männlichen Bevölkerung von rund 40 Millionen bedeutet das, dass es in Deutschland rund 40.000 bis 200.000 männliche Täter gibt. Anmerkung: Mir ist total bewusst, dass es auch weibliche Täterinnen gibt! Ihr Anteil kann derzeit ebenfalls nur geschätzt werden und soll bei 10 – 30 % aller Taten liegen. Das heißt, derzeit muss noch immer von einer Überzahl an männlichen Tätern (70 – 90 Prozent) ausgegangen werden. Dies belegen übrigens auch die Rückmeldungen von Betroffenen an die Stelle der/des Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten.

      • 7G
        774 (Profil gelöscht)
        @Gästin:

        Hauptsache ihr gehört alle zu den unschuldigen Hexenjägern.

  • G
    Gast

    Teil 1: Wie über die Geschichte in Deutschland geschrieben wird macht mich ratlos und traurig. Zur Zeit verfolge ich da lieber die amerikanischen Medien. Dort hat der Fall Woody Allen eine landesweite Diskussion angestoßen. Es wird diskutiert wie man in diesem Fall "richtig" handeln kann. Natürlich weiß niemand die Wahrheit ausser Woody Allen und Dylan Farrow selbst. Aber es sich einfach machen und zu sagen, er sei so lange unschuldig bis seine Schuld bewiesen ist, ist doch wirklich ein sehr bequemer Standpunkt. Bloß keine Wellen machen, bloß nicht dieses Thema diskutieren. Was ist mit Michael Jackson, R. Kelly und vielen mehr? In der englischen Diskussion fällt den Menschen auf, wieviele Künstler sich offenbar zu jungen Mädchen hingezogen fühlen. Charles Dickens, Charlie Chaplin, Elvis Presley. Das ist schon unangenehm, wenn einem auffällt in welcher Welt wir leben. Es ist für mich einfach schockierend, wie die Menschen glauben können, das Diffarmieren von Mia Farrow würde irgendwelche Vorwürfe entkräften. Es sind die Erinnerungen ihrer Tochter, die mittlerweile erwachsen ist. Natürlich muss es ein false memory syndrome sein, eingepflanzt von einer rachsüchtigen Geliebten, die nicht darüber hinweg kommt, dass sie verlassen wurde. Ich habe wirklich gedacht, über solche Diskussionen sei man heutzutage hinaus.

    Ich weiß nicht, ob Woddy Allen schuldig ist, aber seine Unschuld ist auch nicht mehr wert, als die von Dylan Farrow.

    Mich freut zu sehen, wie in den englischsprachigen Medien diskutiert wird und wie eine ganze Gesellschaft diskutiert, um einen Weg des Umgangs mit dieser Situation zu finden, ohne es sich so leicht zu machen, ein potentielles Opfer einfach zu ignorieren, indem man ihm seine Erinnerungen abspricht. Denn das ist in meinen Augen ein Gewaltakt, der für ein Opfer grausamer als der Missbrauch sein kann.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Gast:

      Eine potentielles "Opfer" ignorieren. Wie kann man nur? - Warten Sie mal ab, bis sie selbst beschuldigt werden! Geht ganz leicht.

  • N
    noeffbaux

    Erinnert mich an den Fall Kinski. Kennt man, aber im Zweifel für den Angeklagten. Immer.

  • HS
    Herr Schmidt

    So kann es jemandem (Männern) ergehen, wenn das Prinzip der Unschuldsvermutung nicht greift:

     

    http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Unschuldig-in-Haft-wegen-erfundener-Vergewaltigung-Lehrerin-verurteilt-id27339762.html

  • Warum sollte es "schmerzhaft" sein, jemanden nicht "verurteilen und ins Gefängnis bringen" zu können, wenn es gar keine Grundlage dazu gibt?

  • Die Autorin muss weitreichendere Informationen haben, als die Leser und amerikanische Gerichte.

    Vorverureilung und damit Unterstellungen sind bäh

     

    Und auch in den USA ist es so, dass der Angeklagte im Zweifel als unschuldig gilt.

  • EG
    Ein Gast

    Wie im Artikel gesagt, kann es ja durchaus so sein, dass Woody Allen komplett unschuldig ist. Von daher verbietet sich jede soziale Ächtung gegen ihn (zumindest solange es Personen betrifft, die nicht persönlich in diese Ereignisse involviert sind).

     

    Interessanter Link dazu Erinnerungsverfälschung bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Erinnerungsverf%C3%A4lschung

     

    Speziell "Lost in the Mall" und "Bugs Bunny im Disneyland". Wer das gelesen hat, dem sollte klar sein, dass es für Mia Farrow eine Kleinigkeit gewesen wäre (durchaus auch unabsichtlich) ihrer Tochter die ganze Missbrauchsgeschichte als Falscherinnerung einzupflanzen. Klären kann mensch das u.U. gar nicht mehr. Auch wenn es uns schwer fällt, müssen wir mit dieser Unsicherheit leben. Und zwar ohne einen Internet-Lynchmob loszutreten.

    • G
      Gast
      @Ein Gast:

      „In der Gedächtnispsychologie konnte belegt werden, dass Ereignisse oder Ereignissequenzen, die lange andauern, emotional bedeutsam oder folgenschwer sind, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, korrekt abgerufen zu werden als solche, die kurz andauern, emotional neutral sind und keine merklichen Folgen für den erinnernden haben. So sind Ereignisse, die eine zentrale Bedeutung für die Lebensgeschichte haben, mit anderen Ereignissen im Gedächtnis eng verbunden und werden deshalb in ihrer Genauigkeit über lange Zeit erinnert.“

       

      Britta Matthes, Maike Reimer, Ralf Künster: „Wie funktioniert autobiographisches Erinnern? Gedächtnispsychologische Befundlage“, in Methoden-Daten-Analysen 2007, Jg 1, Heft 1 S. 69-92)

      • 7G
        774 (Profil gelöscht)
        @Gast:

        Komplizierte Erklärungen sind meist nichts als Schwachsinn.

    • G
      Gast
      @Ein Gast:

      wikipedia ist als einzige Quelle nicht wirklich belastbar, da nicht geklärt ist, wer (mit welchen Interessen) hinter dem Artikel steht.

       

      Aber wenn schon dieser Artikel angeführt wird: Haben Sie ihn gänzlich gelesen und verstanden?? Denn zur BEDEUTUNG der so genannten „Erinnerungsfälschung“ heißt es dort: „Die Erinnerungsfälschung spielt nur in Ausnahmefällen eine Rolle, da das menschliche Gedächtnis wichtige Ereignisse im Allgemeinen mit ausreichender Genauigkeit wiedergibt.“ (Quelle: Die Validität des autobiographischen Gedächtnisses. In: Kindheit und Entwicklung. 11 (4) Hogrefe-Verlag, Göttingen 2002, S. 234).

       

      IN AUSNAHMEFÄLLEN! Und WICHTIGE EREIGNISSE GIBT DAS MENSCHLICHE GEHIRN IN AUSREICHENDER GENAUIGKEIT WIDER!

  • G
    Gästin

    Stichwort Detailreichtum: Dylan berichtet, sie könne bis heute Jazzmusik nur schwer ertragen (Allen hatte sie immer mitgenommen, wenn er in seiner Band Klarinette spielte), und Allens Namen nicht aussprechen. Sie räumt ein, dass es eine Menge gibt, an das sie sich nicht mehr erinnert (was übrigens typisch ist für eine traumatische Erfahrung), dass sie sich aber an das, was auf dem Dachboden geschehen sei, ganz genau erinnere, bis hin zur Kleidung, die sie an diesem Tag getragen hat. Zeugen von damals berichten, dass Dylan sofort verstummte, wenn Allen in den Raum kam. Sie reagierte mit Magenschmerzen und schloss sich zum Schutz vor Allen ins Bad ein. Eine Babysitterin bezeugte, dass sie an dem Tag, an dem der Dachboden-Vorfall gewesen sein soll, ins Fernsehzimmer gekommen sei und dort Allen „kniend und den Kopf mit dem Gesicht nach vorne in Dylans Schoß“ gesehen habe. Allen habe ihr gesagt, sie dürfe davon niemandem erzählen, berichtet Dylan weiter (übrigens auch ein typischer Bestandteil der Berichte von Missbrauchsopfern). Und sie berichtet, dass Allen sehr wohl aufpasste, dass diese Dinge nur geschahen, wenn sie beide alleine im Raum waren.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Gästin:

      Es kommt nicht selten vor, daß Falschbeschuldiger auch falsche Zeugen benennen. Und den Satz "Du darfst niemandem etwas erzählen" würde auch jede Lügnerin nicht weglassen.

      • C
        cosmopol
        @774 (Profil gelöscht):

        Du würdest einer Vergewaltigten pauschal nicht glauben, was? Jetzt sind Zeug*innen natürlich auch "falsche Zeugen", sonst passt es nicht mehr in dein Weltbild. Spricht zumindest aus all deinen Aussagen hier. Zu viel auf den Seiten irgendwelcher rechter Männerrechtler gewesen?

        • 7G
          774 (Profil gelöscht)
          @cosmopol:

          So ohne weiteres, wie es fast alle tun, würde ich Vergewaltigungsvorwürfen, die noch dazu Jahre zurückliegen, und von "Opfern", die ein Motiv zu lügen haben, tatsächlich nicht glauben.

          • C
            cosmopol
            @774 (Profil gelöscht):

            Musst du ja nicht, dass du die Menschen nicht abwertest oder pauschal von einer Falschbeschuldigung faselst würde ja schon reichen. Einfach mal die Klappe halten.

  • G
    Gästin

    Ich empfehle u.a. den ausführlichen Beitrag in Vanity Fair (November 2013: http://www.vanityfair.com/hollywood/2013/11/mia-farrow-frank-sinatra-ronan-farrow#), in dem sich neben Mia Farrow auch acht der Kinder äußern.

     

    U.a. heißt es dort, dass die Fotos, die der bei der Entdeckung 56-jährige Woody Allen von seiner damals achtzehnjährigen (sozialen) Tochter Soon-Yi gemacht hatte, „extremely pornographic“ gewesen sein sollen. Soon-Yi wird von Außenstehenden als ein Kind mit Problemen beschrieben. Deutlich wird auch, dass Mia Farrow nach der Entdeckung der Fotos zunächst (wie viele Mütter) alles weiterlaufen ließ wie bisher. Sie drehte sogar noch einen Film mit Allen fertig. Sie wollte nicht, dass die Medien von der Sache erfahren. Allen soll nach der Aufdeckung getan haben „was er konnte“, um Mia zurückzubekommen und den Kontakt zu Dylan aufrecht erhalten zu können. Eine Zeugin sagt, sie hätte „viele Male“ erlebt, wie er Mia anbettelte, wieder zurück zu kommen, und dass er sagte, Soon-Yi bedeute ihm nichts, sie sei nur ein „Hilfeschrei“ gewesen, weil es für ihn so hart gewesen sei nach der Geburt des Babys (Ronan).

     

    Als Dylans Kinderärztin von den Behörden aufgefordert wurde, über ihre Untersuchungsergebnisse zu berichten, hat Allen plötzlich das Sorgerecht für Moses, Dylan und Ronan beantragt. In einer von ihm selbst einberufenen Pressekonferenz erklärte er dann öffentlich seine „Liebe“ zu Soon-Yi und setzte die Behauptung in die Welt, Mia Farrow würde ihn des sexuellen Missbrauchs beschuldigen, weil sie „eine verschmähte Frau“ sei. ER zeichnete von Farrow das Bild einer „gewissenlosen, rachsüchtigen, egoistischen“ Mutter, die ihre „unschuldigen Kinder“ manipuliere. Ein Bild, das von der Öffentlichkeit nur allzugerne (bis heute) übernommen wurde und für Allen seinen Zweck (bis heute) erfüllt hat.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Gästin:

      "Farrow, das Bild einer „gewissenlosen, rachsüchtigen, egoistischen“ Mutter, die ihre „unschuldigen Kinder“ manipuliert" - Der einzig wahre Satz in diesem Fall.

  • R
    reblek

    "Angesichts des Detailreichtums von Dylan Farrows Erinnerung scheint es wahrscheinlicher, dass er lügt." So, so: Es "scheint wahrscheinlicher". Ist das möglicherweise ein Pleonasmus, in den derselbe Begriff sich selbst erklärt?

    Und in Allen-Filme gehe ich schon lange nicht mehr.

  • @Marta Hatari

    Das Kindesmissbrauch in der eigenen Familie vorkommt, ist eine schlimme Realität, die jedoch niemand hier bezweifelt hat.

    Allerdings sind auch Falschbeschuldigungen eine schlimme Realität, die regelmäßig - wie auch im Artikel - angezweifelt (bzw. nicht einmal als Möglichkeit erwogen) wird.

    Die Autorin geht sogar so weit, dass sie sogenannte "Mechanismen des Nichtwahrnehmens" zu erkennen glaubt. Aus genau diesem Stoff werden nebulöse Beschuldigungstheorien gezaubert, die sich jeder Sachkenntnis und Faktenlage entziehen.

  • L
    Lowandorder

    auch hier die mailmotten unterwegs - 2.0

     

    Liebe Christina Nord

     

    nur ein dummer Esel geht ohne Not auf's Eis.

     

    Ok - Sie haben nicht meine ( nicht nur) berufliche Sozialisation - aber

     

    "…Angesichts des Detailreichtums von Dylan Farrows Erinnerung scheint es wahrscheinlicher, dass er lügt…"

     

    das - hat auf den ersten Blick was: Detaillarmut ist ein Anlaß für Bedenken - und vice versa;

     

    aber - die moderne Beweislehre geht aus guten Gründen davon aus: jede! Angabe hat 50% Wahrheit für sich - mehr nicht!

     

    erst weitere Beweiszeichen verändern diesen Prozentsatz nach oben oder unten;

     

    darüber aber wissen Sie so wenig, wie der Rest.

     

    Und - Detaillreichtum gerade in der Gemengelage von

    kindlicher Erinnerung und egagierter/involvierter Erwachsener: - Vorsicht, Glatteis!

     

    da sei an den Prozeß im Münsterland vor mehr als 10 Jahren erinnert: detaillreiche Schilderungen; involvierte engagierte Eltern , Wildwasser etc …

     

    Es sah mehr als schlecht für die angeklagten Erzieher aus; bis -

     

    ja, bis das Gericht die Angaben schlicht mit den örtlichen Gegebenheiten nicht in Einklang bringen konnte.

     

    Gisela Friedrichsen hat das eindrucksvoll

    im Spiegel geschildert.

     

    Anders gewendet - leicht und ohne Not

    rutscht sichs ins Diffamieren.

  • MH
    Marta Hatari

    Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass Kindesmissbrauch in der eigenen Familie sehr wohl vorkommt, unabhängig von sozialer Schicht und Intelligenz. Den Opfern, besonders Kindern, wird weder geglaubt noch geholfen, sowohl in der eigenen Familie noch von der Justiz oder sogenannten Opferorganisationen. Alle daraus folgenden psychischen und physischen Probleme und die Konsequenzen tragen die Opfer, zeitlebens. Stattdessen werden sie als Lügner oder Kranke hingestellt.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Marta Hatari:

      Den "Opfern" wird nicht geglaubt. Daran erkennt man, daß Sie nichts, als eine Wichtigtuerin sind, die nicht weiß, wovon sie redet. Es herrscht die Meinung, solche Beschuldigungen werden nicht erhoben, wenn sie nicht wahr wären. Es gibt kein "Opfer", dem nicht geglaubt wird. Je pornographischer die Aussagen, desto besser.

      • G
        Gästin
        @774 (Profil gelöscht):

        Ich finde es äußerst unangebracht, andere ForistInnen zu beleidigen. Wenn Sie keinen Respekt vor den Erfahrungen und/oder Meinungen anderer aufbringen können und Höflichkeit für Sie ein Fremdwort ist, sollten Sie sich vielleicht von Foren fernhalten.

        • 7G
          774 (Profil gelöscht)
          @Gästin:

          Inzwischen behauptet doch fast jede und jeder, mißbraucht worden zu sein. Wundern Sie sich wirklich, daß man das nicht mehr für echte Erfahrungen hält?

  • Fortsetzung

     

    Auch Ihnen (Gast, heute, 11:57) scheint das Prinzip der Unschuldsvermutung fremd zu sein. Bei "unklarer Indizienlage" musste der Richter natürlich zwangsläufig von der Unschuld Woody Allens ausgehen, ganz gleich, was eine Psychotherapeutin auch immer wie bezeichnet hatte. Eine Psychotherapeutin ist übrigens nicht zugleich eine Expertin für Aussagepsychologie. In Deutschland jedenfalls sind Therapeuten eines mutmaßlichen Opfers aus gutem Grund auch nicht als unabhängige Sachverständige in einem Strafprozess zugelassen.

    Wie bereits angemerkt, konnte auch das eingesetzte Expertenteam keinen Missbrauch feststellen.

  • Fortsetzung

    Von der breiten Öffentlichkeit unbeachtet bleibt die Tatsache, wie viele Fälle es besonders bei Streitigkeiten um Sorgerecht und Umgang inzwischen gibt:

    „Einen leider nicht seltenen Höhepunkt findet der Entfremdungsprozess im Vorwurf der Kindesmisshandlung oder des sexuellen Missbrauchs. In hoch-konflikthaften Fällen wird dies als erster Trumpf ausgespielt, da diesem Verdacht in jedem Falle nachgegangen werden muss. So ist der fälschliche Vorwurf des Kindesmissbrauchs in hoch-konflikthaften Trennungs- und Scheidungsangelegenheiten zur „ultimativen Waffe“ geworden (Rand, 1997a). Nach der Hochrechnung eines Karlsruher Gerichtsgutachters taucht in jeder dritten Streitakte der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs auf, wobei sich 95% davon als falsch erweisen (ten Hövel, 2003).“

     

    Sabine Rückert, renommierte Autorin der ZEIT ist eine der ganz wenigen kritischen Journalisten, die das gesellschaftliche Phänomen des Missbrauchs mit dem Missbrauch thematisiert:

    http://www.zeit.de/2007/03/Rueckert-Buch-03

     

    Ihren genannten Fakt, dass 70 - 90 % der Täter männlich seien, bezweifele ich nicht, doch das steht überhaupt nicht zur Debatte.

    Und selbstverständlich(!) muss ein Gericht einen Unschuldigen (bis zum Beweis des Gegenteils ist er das nämlich - siehe Unschuldsvermutung) freisprechen - alles andere würde Willkür und Zerstörung des Rechtsstaates bedeuten.

    • G
      Gast
      @Paul Peter:

      Also: Herr Pfeiffer sagt ja bloß, dass in einer „beachtlichen Zahl von Scheidungsverfahren von Seiten der Mütter der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen die Väter erhoben wird“ - er kann aber keinerlei Aussage dazu machen, wie viele davon zu Unrecht erhoben werden. Und er bezeugt, dass es genau hierzu noch so gut wie keine belastbaren Daten gibt.

       

      Sabine Rückert ist vielleicht aus Ihrer Sicht (und für Ihre Argumentation) eine geeignete „Zeugin“, ich persönlich halte sie für jemanden, der selber - aus welchem Grund auch immer - ein großes Problem mit dem Thema sexueller Kindesmissbrauch hat und sich deshalb auf die Seite der Täter schlagen muss.

       

      Wenn nach einer HOCHRECHNUNG (seriöse Quelle??) EINES (seriös??) Gerichtsgutachters (unabhängig??? objektiv???) in „jeder dritten Streitakte der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs auftaucht, wobei sich 95% davon als falsch erweisen“, heißt auch das noch nicht viel. Zuerst einmal braucht es hier eine weitaus breitere Datenbasis und nicht bloß Hochrechnungen einer einzigen Person (Voreingenommenheit) und zweitens müsste „als falsch erweisen“ wesentlich differenzierter dargelegt werden. Sie wissen so gut wie ich, dass sich gerade Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch nur sehr schwer nachweisen lassen bzw. i.d.R. Aussage gegen Aussage steht und dann im Zweifel der Missbrauch als nicht nachgewiesen gilt, was aber noch lange nicht heißt, dass die Anschuldigungen „falsch“ sind. Nicht zuletzt können wir alle aufgrund des gerade bei sexuellem Kindesmissbrauch großen Dunkelfelds keine endgültigen Aussagen zur Häufigkeit des Vorkommens von sexuellem Kindesmissbrauch durch Väter, bzw. Partner der Mutter machen. Alles was da bisher an Zahlen erhoben wurde, unterliegt der allgemeinen Blindheit gegenüber Kindesmissbrauch.

      • @Gast:

        "Sabine Rückert (...) ich persönlich halte sie für jemanden, der (...) sich (...) auf die Seite der Täter schlagen muss."

        Dieser Beitrag erfüllt den Straftatbestand der Verleumndung u. evtl. auch mehr.

        Ich habe Ihn deshalb zur rechtlichen Prüfung an Frau Rückert weitergeleitet.

        • G
          Gast
          @Paul Peter:

          Nur zu! Aber das ist doch ein Nebenschauplatz, den Sie hier aufmachen. Mehr fällt Ihnen zu meiner Widerlegung Ihrer "Argumente" nicht ein???

  • Dr. Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen:

    „Der Vorwurf des Missbrauchs, der in einer beachtlichen Zahl von Scheidungsverfahren von Seiten der Mütter gegen die Väter erhoben wird, wenn es um das Sorgerecht für eine Tochter geht. In unserem Drittmittelantrag für das laufende Forschungsprojekt zum sexuellen Missbrauch hatten wir dieses Thema wie folgt angesprochen: Zu unserem Bedauern ist diese Frage bisher, soweit wir das recherchieren konnten, empirisch nicht gründlich untersucht worden. Dazu müsste man eine aufwändige Aktenanalyse durchführen. Es wäre nicht einfach, hierfür die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt zu bekommen. Aber bisher haben wir keinen Ansatzpunkt dafür gefunden, für diese Forschungsidee erfolgreich Geld einzuwerben und die Unterstützungsbereitschaft der Justizministerien zu erhalten.“

    Seit die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bekannt wurden, geisterte ja nahezu täglich "sexueller Missbrauch an Kindern" durch die Presse. Der wird inzwischen ebenso häufig ausgesprochen, wie "Atomenergie", "Integration" oder "Arbeitsmarkt" ...

    Wohin allerdings diese "Wachsamkeit" und "Aufklärungskampagne" führen kann, haben u.a. die Wormser Missbrauchsprozesse anschaulich gezeigt.

     

    Fortzestzung folgt

  • G
    Gast

    Guter Artikel. Ich stelle mir die gleichen Fragen.

     

    Männer bekommen bei diesem Thema immer sofort so was wie Sippenscham. Ich habe lange damit verbracht, Männern diese Sippenhaftung auszureden, weil es auch nicht mein Anliegen war.

     

    Mittlerweile denk ich, sollen sie denken und fühlen, was sie wollen, wenn sie sich für ihr Geschlecht mitschuldig fühlen wollen.

     

    Es ist ein jahrtausende altes kulturelles Thema, Macht und sexuelle Macht auszuüben.

     

    Ich glaube, es ist quasi im Blut wegzuschauen.

     

    Und warum manche, Ausnahmen, das nicht können. Das weiß ich auch nicht.

     

    Ich kann es jedenfalls nicht und ich habe erlebt, dass Mitmenschen Übergriffe, die sie nachweislich mitgesehen haben, einfach ignorierten.

     

    Ein Psychologe würde dieses Verhalten als pathologisch bezeichnen. Für die meisten ist es ein normales Verhalten. Und anscheinend gibt es ein überwiegendes Interesse, es auch beim Wegschauen zu belassen.

     

    Schade ist nur, dass sich dadurch für die Betroffenen, z. B. auch besonders Frauen und Mädchen mit Behinderungen in Schulen, Wohnheimen, Werkstätten nichts ändert.

     

    Im Fernsehen werden ja jetzt mit Vorliebe Filme mit falschen Beschuldigungen, die es natürlich auch gibt, verbreitet.

     

    Männer und Jungen sind im übrigen auch von sexuellen Übergriffen betroffen, natürlich.

    TäterInnen sind Männer wie Frauen.

  • A
    artgenosse

    primaten auf dem ewigen weg der selbstverkenntnis. mit letzter schwarzer tinte

  • "In Wirklichkeit ist die Nichtwahrnehmung ein dem Missbrauch inhärentes Problem."

    in­hä­rent = einer Sache innewohnend

    Frau Nord will wohl damit sagen, dass Nichtwahrnehmung von sexuellem Missbrauch in dessen Natur läge und wiederholt damit die ewige Phrase der vorgeblich mangelnden Beachtung von Missbrauchsopfern.

    Das Gegenteil ist jedoch der Fall, wir leben längst in einer Zeit, die von paranoidem Missbrauchswahn gezeichnet ist und Falschbeschuldigungen - insbesondere im Familienrecht bei Sorgerechtsverfahren - zur Normalität geworden sind. Derlei Falschbeschuldigungen gelten seltsamerweise jedoch als Kavaliersdelikt, obwohl diese eine Straftat und somit ein Offizialdelikt darstellen.

    Das führt letztlich, wie auch deutlich von Frau Nord selbst hier publiziert, zu der Schlussfolgerung: im Zweifel ist der Mann der Täter.

    Mögliche Falschaussagen von Frauen werden überhaupt nicht erst in Betracht gezogen - ganz so, als würde es solche gar nicht geben.

    Die Unschuldsvermutung - ein Grundprinzip des Rechtsstaates - hat bei behaupteten Sexualstraftaten an Frauen längst seinen Sinn verloren.

    Jörg Kachelmann hat leider immer wieder auf's Neue recht: der Opferbonus für Frauen gilt grundsätzlich und jederzeit und überall.

    Zurück zu Woody Allen:

    Im Zuge der Ermittlungen hatte bereits 1992 (wegen des festgestellten hinreichenden Tatverdachtes!) ein Team von Spezialisten Dylan Farrow begutachtet und war zum Schluss gekommen, dass sie nicht missbraucht worden war.

    Diese Tatsache allerdings lässt auch Frau Nord geschickt - dem Opferbonus in­hä­rent - unter den Tisch fallen ...

    Wie wäre es mit einer Filmempfehlung von "Die Jagd" von Thomas Vinterberg, liebe Frau Nord ?

    • G
      Gast
      @Paul Peter:

      Haben Sie für Ihre Behauptungen („Falschbeschuldigungen - insbesondere im Familienrecht bei Sorgerechtsverfahren - zur Normalität geworden sind“) auch Belege??

       

      Fakt ist jedenfalls, dass 70 - 90 % der Täter männlich und im Durchschnitt zwischen 25 und 35 Jahren alt sind (siehe Heyden/Jarosch „Missbrauchstäter“, 2010) - also durchaus in einer Altersgruppe, in der sie auch überproportional in Sorgerechtsverfahren auftauchen können.

       

      Fakt ist ebenfalls, dass „im Zweifel“ NIEMAND „der Täter“ ist, jedenfalls nicht vor Gericht. Gerade der Fall Woody Allen (aber auch zahlreiche andere) macht deutlich, dass „im Zweifel“ FÜR den (potenziellen) Täter bzw. seine (potenzielle) Unschuld entschieden wird - auch wenn das bedeuten kann, einen Täter laufen zu lassen (mit der Gefahr, dass er weitere Kinder missbraucht).

       

      Zum Fall Woody Allen: Der Richter im damaligen Sorgerechtsverfahren stellte in so gut wie allen Punkten Allens elterliche Eignung in Frage und nannte sein Verhalten den Kindern gegenüber „missbrauchend und gefühllos“. Und er hielt den sexuellen Missbrauch der damals siebenjährigen Dylan nicht für ausgeschlossen. Wenn auch nicht für beweisbar, die Indizien seien „unklar“. Dabei bezog sich Richter Wilk auch auf die Psychotherapeutin der kleinen Dylan, die Allens Verhältnis zu Dylan als „unangemessen intensiv“ bezeichnet hatte.

      • 7G
        774 (Profil gelöscht)
        @Gast:

        "Im Zweifel ist niemand der Täter" - Wann gab es denn das letzte mal in Sexualstrafverfahren mit sogenannten "Kindern" Zweifel? Verurteilt werden einfach alle Angeklagten. In äußerst seltenen Fällen kam die Wahrheit erst nach Verbüßung der Strafe heraus.

  • Sie beschreiben das Missbrauchsproblem ziemlich treffend. Es ist Jahre später kaum noch zu beweisen, dass ein Missbrauch stattgefunden hat. Zumal viele Betroffene Jahre und Jahrzehnte brauchen, um sich zu erinnern. So verrückt das auch klingen mag.

     

    Genau deshalb tut man sich ja auch so schwer damit, die Verjährungsfristen ganz aufzuheben. Dahinter steckt ein ganz einfacher juristischer Grund: Es dürfte den Gerichten in den wenigsten Fällen möglich sein, die Fälle zweifelsfrei aufzuklären. Zeugen fehlen und die Aussage eines Psychologen, dass das Opfer deutliche Merkmal von Missbrauch zeigt, sind als Beweis kaum belastbar. Der Täter kann sich letztlich immer noch damit rausreden, vom Opfer mit jemand anderem verwechselt zu werden.

     

    Genau deshalb ist Kindesmissbrauch aber auch so wiederwärtig. Er lässt sich mit den Mitteln des Rechtstaates kaum ahnden.

     

    Umso wichtiger ist es, dass wir als Gesellschaft das Leid der Betroffenen anerkennen und ihnen jede Hilfe zukommen lassen, die sie sich wünschen.

     

    Wer Betroffene kennt und zudem sensibel genug ist, ihre teilweise ungwöhnlichen Verhaltensmuster zu erkennen, der wird Betroffenen auch glauben. Das ist auch deshalb ungemein wichtig, weil einem Opfer nicht zu glauben zu einer Retraumatisierung führen kann.

     

    Es ist mehr Sensibilität gefragt. Mehr Zivilcourage und Aufmerksamkeit gegenüber unseren Mitmenschen.

     

    Und ganz wichtig: Bei einer Vermutung Betroffene nicht direkt darauf ansprechen !!! Abwarten, bis sie selbst davon erzählen, dann aber volle Aufmerksamkeit und Zuwendung geben.

    • G
      Gast
      @its-me:

      Auch Ihnen Danke für Ihren einfühlsamen Beitrag!

  • G
    Gast

    Danke, Frau Nord, hierfür!!

  • Es gibt auch noch andere Quellen. Zum Beispiel dieser link:

    http://www.thedailybeast.com/articles/2014/01/27/the-woody-allen-allegations-not-so-fast.html

     

    Wenn man ein bisschen Englisch versteht, kann man dort sauber recherchierte Details nachlesen, die Dylan Farrow's Geschichte relativieren und die ein interessantes Licht auf Mia Farrow's Rolle werfen.

     

    Auch wird in diesem Artikel hier Dylan's Aussage, die Staatsanwaltschaft habe nur deshalb nicht ermittlet, weil die Psyche des Opfers geschonhnt werden sollte ungeprueft uebernommen. So eine simple Faktenpruefung ist von einem Berliner Buero aus durchas zu bewerkstelligen!

    • G
      Gast
      @Peter Mueller:

      Apropos Recherche: Wenn man noch ein bisschen mehr englisch versteht, dann ist dieser Artikel umso ausgewogener. Zum Thema Daily Beast Artikel:

      "If you are a famous film director, it turns out to be quite high. You don’t have to say a word in your defense, in fact, and people who have directed documentaries about you will write lengthy essays in the Daily Beast tearing down the testimony of your accusers." Mehr: http://thenewinquiry.com/blogs/zunguzungu/woody-allens-good-name/

  • G
    gast

    Sieht man sich die Berichterstattung zu diesem Thema an, kann einem schlecht werden. Alle Online-Medien käuen eine Agenturmeldung wieder und beschränken sich darauf, die empörungswürdigsten Auszüge im Wortlaut wiederzugeben (die auch hier wieder zu lesen sind). Eine kritische Reflektion des Vorgangs bleibt aus. Falls es tatsächlich zu strafbaren Handlungen gekommen sein sollte, ist es unverantwortlich, dass Mia Farrow keinen Prozess angestrengt hat. Ihre Adoptivtochter wurde ja bereits für den Sorgerechtsstreit mehrfach befragt, ein weiterer Termin hätte ihr wohl kaum zugesetzt. Im Gegenteil, eine Verurteilung des angeblichen Täters hätte ihr geholfen, das Trauma zu überwinden, das sie nach eigenen Worten noch immer plagt. Völlig unverständlich und nur scheinheilig ist Mia Farrow's Umgang mit der Öffentlichkeit. Gegen die Auswertung ihrer Filme mit Allen kann sie nicht vorgehen, wohl aber gegen die Verwendung von Ausschnitten daraus in anderen Zusammenhängen als dem des ursprünglichen Werks. Warum also hat sie vor ein paar Jahren einer Dokumentation über Allen die Erlaubnis dafür erteilt und warum hat sie dem Einspieler für die Golden Globes die Erlaubnis erteilt? Statt sich zu verweigern, macht sie das von ihr so scharf kritisierte Spiel mit, um dann hinterher loszutwittern. Späte Einsicht, echte Reue oder schon Demenz? Ich wäre geneigt dem angeblichen Opfer zu glauben, wenn da eben nicht die Adoptivmutter wäre. Die macht mit ihrer neuerlichen Anklage jeden zum "Mittäter", der sich nicht demonstrativ auf ihre Seite schlägt. Zumindest bei der Autorin dieses Artikels hat ihre Taktik ja verfangen. Bedauerlicherweise wird sich die angemahnte Empathie auch wieder mal auf 140 Zeichen beschränken…

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    "Angesichts des Detailreichtums von Dylan Farrows Erinnerung scheint es wahrscheinlicher, dass er lügt." - Eine dunkle Kammer mit Modelleisenbahn. Das soll Detailreichtum sein? Das Mädchen hat in dem Haus offenbar gewohnt. Und alles, woran sie sich erinnern kann, ist eine dunkle Kammer. Und das genaue Lebensalter weiß sie auch noch.

     

    Wenn das nicht eingeimpft ist. Und zwar von Allen's Ex Mia Farrow. Sie will ihn mit allen Mitteln fertig machen. Es ist ein altbewährtes Mittel, Töchter gegen den Partner aufzuetzen. Wenn sie ihn schon nicht ins Gefängnis bringen kann, soll wenigstens Wooody Allen's guter Ruf zerstört werden.

  • ja, wenn die new york times das macht, MUSS da ja was dran sein, nicht wahr?

     

    falls das nicht de fall ist, hat der arme woddy allen aber wirklich schon weit über strafen hinaus im öffentlichen diskurs gelitten.

     

    juristisch ist die sache ja schon zu woody allens gunsten - auch als verjährtr durch.

     

    das ist die juristische, schon arg abgepeckte version der: die zeit heilt wunden therapie.

     

    die juristen sind schon über-übergriffig in inti8sten dingen bis zum geht nicht mehr..

     

    und so schlapp sind die de-traumatsierungstherapeuten????

     

    solche leite kommen zu dem schluss, da die menscheit wegen internere grausasmkeit vor ein paar hundert jahren ausgestorbenm sein muss!!

     

    im übrigeb würde es sich um die übliche "voyeuristische" köperlich dominietre "tat" grausamkeit handen, die aus der "aktionfilm"sensationsberichterstattung. !

     

    da wären einpaaar elewgische aktuelle kriegskommentare a la hemmingway erherblich sinnvoller..

     

    wood allen als "köperlicher barbar", dieser intellktuelle - wie unglaubwürdig..

    • C
      cosmopol
      @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      Stimmt. Es ist so unglaubwürdig, dass "Intellektuelle" zu so etwas fähig wären. Weil wir alle wissen ja, dass Vergewaltiger soziophobe Psychopathen sind die nachts im dunklen Park hinter den Büschen lauern. Und, wer erfolgreich ist, ein guter Mensch. Nur dumm, dass die Statistik solche Fälle wie den hier geschilderten, Übergriffe im nächsten Umfeld, als die absolute Norm nennt. Und da überhaupt nicht nach Schichten, Popularität, Bildung oder dergleichen unterscheiden mag.

      • G
        gast
        @cosmopol:

        Hier wird nicht der Fall geschildert, sondern es werden Behauptungen über Taten aufgestellt, für die es keine anderen Belege gibt als die inkonsistenten Aussagen des angeblichen Opfers. Deshalb wurde Allen nie angeklagt und deshalb kann er auch heute wieder Vater von zwei adoptierten Töchtern sein. Heutzutage kann man einem Prominenten eben nicht mehr so leicht am Kittel flicken wie früher. Im Kaiserreich war eine nicht standesgemässe Verbindung noch ein Aufreger, im 21. Jahrhundert muss man stärkere Geschütze auffahren, also Vergewaltigung und Kindesmissbrauch. Wenn man allerdings die Kommentare in manchen deutschen Foren liest, fühlt man sich wieder ins Kaiserreich zurückversetzt.

        • @gast:

          Soweit ich mich erinnere, gab es in den 90ern ein Verfahren, bei dem er freigesprochen wurde.

        • C
          cosmopol
          @gast:

          Bei Vergewaltigungen ist es allerdings üblich, dass die einzigen Zeug*innen Täter und Betroffener*r sind... das macht es auch so schwierig solche Taten überhaupt zu ahnden. Allerdings wäre es, wenn mensch mal darüber nachdenkt, genau so schwer Position für die Unschuld des Täters/bzw vermeintlichen Täters (die belegten Falschanzeigen sind allerdings im minimalen Promillebereich) zu ergreifen. Und bei Promis passiert das mit dem Betrugsvorwurf so gut wie immer als Reflex (siehe etwa Assange/Polanski). Wer hier Sachen bringt wie du, sprich die Position der Betroffenen einfach mal spontan abwertet ohne weder das eine noch das andere belegen zu können, erhöht die ohnehin hohe Hemmschwelle überhaupt anzuzeigen. Siehe auch Farrows Brief, den ich persönlich nicht als inkonsistent einschätze.

           

          Ach ja, "Kindesmissbrauch" gibt es ebensowenig wie "Kindesgebrauch". Das ist ne ganz schön zynische Vokabel, auch hier wäre das eine Vergewaltigung.

          • 7G
            774 (Profil gelöscht)
            @cosmopol:

            "Die belegten Falschanzeigen sind im Promillebereich." - Und warum ist das so? Weil man eben leicht Falschbeschuldigungen erheben, aber nur schwer widerlegen kann. Und selbst wenn man Falschbeschuldigungen beweisen kann, müssen die allesamt voreingenommenen Gerichte erst einmal dazu gebracht werden, die Beweise anzuerkennen.

  • L
    Laura

    Vor allem echauffiert man sich dann, wenn man sich sicher ist, dass einem das ja nicht passieren könne. So ein Unsinn. Jahrelang hat man uns einen vom "Unheimlichen Fremden" erzählt, der kleine Kinder auf dem Spielplatz belagert. Ja, den gibt es auch, aber er ist äusserst selten. Mehrheitlich sind die Täter Familienangehörige oder nahe Bekannte, Vertrauens- und Bezugspersonen der Opfer. Und da wird es eben richtig gruselig, während man sich vor dem unheimlichen Fremden eben anders gruselt, wohlig und sicher aus dem Inneren der eigenen vier Wände heraus. Dort liegen aber wirklich die Leichen im Keller. Manchmal buchstäblich.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Laura:

      Wieviele Leichen sind denn bei Ihnen im Keller? Natürlich keine. Treffen soll es ja nur die anderen.