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Debatte Grüne und PädophiliePädos und Größenwahn

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Die Studie zur grünen Pädo-Vergangenheit ist in einem Punkt brisant: Sie kritisiert das linkslibertäre Verständnis der Gesellschaft seit den frühen Sechzigern.

Grüner Parteitag 1984 in Karlsruhe. Bild: imago / Dieter Bauer

E igentlich können, nimmt man sie mal als konforme Gesamtheit, die Grünen zufrieden sein mit der Studie, die vorigen Donnerstag die WissenschaftlerInnen um Franz Walter in der Bundespressekonferenz vorgestellt haben. „Die Grünen und die Pädosexualität“ heißt das veröffentlichte Buch. Für flüchtige Bedürfnisse war das Wort von „Entschuldigung“, das die Grünenvorsitzende Simone Peter bei dieser Gelegenheit mehrmals ausbrachte, noch das Genießbarste, um den Hunger nach Verwertbarem im Mediengewerbe zu stillen.

Sie, die zu ihrem Posten überhaupt erst kam, weil die Grünen vor der Bundestagswahl plötzlich, um es mit Franz Walter zu sagen, in „stumme Furcht“ verfielen ob der zu erwartenden Enthüllungen ihrer eigenen politischen Verstrickungen in die pädosexuelle Liberalisierung, hatte eine Studie mit zu präsentieren, die sie persönlich nicht betreffen musste. Man hätte gern ihre Vorgängerin, Claudia Roth, nunmehr Vizepräsidentin des Bundestages, gehört: Sie weiß doch noch genau, wie es damals war, als die Grünen keine scharfe Trennung von Pädo-Kadern und ihren Freunden in der autonomen Schwulenbewegung finden konnten oder wollten.

Aber sei es drum: Die Grünen, so Simone Peter, werden sich auf ihrem Parteitag am kommenden Wochenende mit der Expertise der Gruppe des Göttinger Instituts für Demokratieforschung beschäftigen. Fragt sich nur: wie eigentlich genau? Kann erwartet werden, dass die Delegierten die knapp 300 Seiten studiert haben? Unwahrscheinlich. Dafür ist das, was in diesem Kompendium steht, viel zu kompliziert für eine Versammlung, die im Sinne eines Hoffnungskonvents zu gelingen hat: Bald werden wir wieder die Speerspitze des Fortschritts sein, nicht abgewatscht werden wie vor einem Jahr.

Dabei kann man die Aufsätze gut bündeln für die Grünen in diesem Satz: Sie schneiden darin nicht schlecht ab. Franz Walter sagte auf der Pressekonferenz pointiert, dass die Pädogeschichten nicht mit den Grünen in die deutsche Politik kamen, dass die Parteiökos vielmehr das „Finale“ dieser, nun ja, Fragestellung verkörperten: Pädos, das ist der Konsens aller demokratischen Parteien, gehen gar nicht. Die Gesetze so ändern zu wollen, dass Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern erlaubt sein könnte, ginge ja nur noch bei Strafe der moralischen Aussätzigkeit.

Das eigentliche Gift, das für die Grünen parat stünde, enthält diese quellengesättigte Arbeit allerdings auch: Und das ist die Geschichte vom linksliberalen Hochmut, das dem Volk seit Anfang der sechziger Jahre – und zuletzt eben durch die Grünen – entgegengebracht wird. Wir wissen, was gut ist!, Wir sind die Durchblicker!, Wir haben erkannt, was der Fortschritt ist!, Wir als durchblickerische Bürger setzen das durch, weil es richtig ist!

Fortschrittsförderliche Sexualität

In den frühen sechziger Jahren waren es vor allem die Liberalen, die sich für gesellschaftliche Lockerung gerade im Sexuellen einsetzten, am Ende jenes Jahrzehnts war es die sogenannte Achtundsechziger-Bewegung, die sich dem Komment der fortschrittsförderlichen Sexualität anschloss. Die Grünen waren als junge Partei nur besonders anfällig für die Anliegen der Pädobewegung, weil buchstäblich alles auf den Prüfstand gestellt zu werden hatte.

Die Studie

Franz Walter, Stephan Klecha, Alexander Hensel (Hrsg.): „Die Grünen und die Pädosexualität. Eine bundesdeutsche Geschichte“. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014

Was die Grünen voriges Jahr den Wahlerfolg gekostet hat, war freilich weniger die Historisierung der pädosexuellen Interventionen in diese Partei – als vielmehr eben das Schweigen nach den Enthüllungen: Die Partei, die sonst das Maul gouvernantenhaft und dauerempört aufreißt und die große Gesamtcheckerin gibt – die wird kleinmütig? Die Partei, die die klebrig-vernebelnde Sprachformel von „auf Augenhöhe“ etabliert hat, die aber in Wahrheit immer nur von oben herab sagt, was einzig richtig ist? Die Partei, die Argumente politischer Kontrahenten gern als „dumm“ bezeichnet und sie bezichtigt, „Hausaufgaben nicht gemacht“ zu haben, als ob das politische Leben ein Akt beflissener Arbeit an Dauerklugheit sei? Jenes Erfolgsprojekt wurde eine kleinlaute bürgerliche Schnöselbande, deren Teppiche man zu lupfen begann, wobei man viel Schmutz fand.

Nein, das verstörte das Publikum: Die Avantgarde, die Antiparteienpartei in Lifestylenot – das war ganz unverzeihlich. Die Grünen, zu deren moralischem Markenkern es zählt, sich für dissident zu halten und doch meist Mainstream gewesen zu sein, rangen um Erklärungen und hatten keine. Die Arbeit von Stephan Klecha, Franz Walter und Alexander Hensel ist die fetteste und coolste Kritik am Selbstgewissheitswahn und Weltbeglückungsdelirium der neuen sozialen Bewegungen seit Anfang der sechziger Jahre – eine Revue der Zeitgeister von den liberalen Jungdemokraten bis hin zu den Grünen eben, eine prima zu lesende Geschichte der libertären Neobürgerlichkeit.

Das Argument Betroffener aus jenen Jahren, dass man es nicht besser habe wissen können, dass man die wissenschaftliche Szene auf seiner Seite hatte, wird besonders zerhäckselt. Eine Anhörung im Rechtsausschuss der frühen siebziger Jahren zu Zeiten der Kanzlerschaft Willy Brandts brachte einen Sturm der Selbstgewissheit gerade der jungen Sexualwissenschaft, die begründen zu können glaubte, dass, grob formuliert, der eigentliche Schaden für Kinder in puncto Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen in der öffentlichen Skandalisierung bestehe.

Die Kraft der Entgrenzungen

Franz Walter verweist darauf, dass der Psychoanalytiker Sandor Ferenci gegen die Schule Sigmund Freuds schon in den dreißiger Jahren vor den Folgen von realem, nicht nur fantasiertem Sex zwischen machtlosen Kindern und Erwachsenen warnte, wie damals wohl bekannt gewesen sein dürfte. Aber dieser Befund stand gegen den Glauben, er war nicht in Einklang zu bringen mit einer Zeit, die an die Kraft der Entgrenzungen und Zerstörungen des Konventionellen glaubte.

Wenn es überhaupt ein Resümee der Forschungsgruppe gibt, dann vielleicht dieses: Die sogenannte Sexuelle Revolution hat sich als irrig herausgestellt. Sie war kaum mehr als eine weitere Disziplin kapitalistischer Nutzbarmachung – in deutschen Betten wurde es leistungsorientierter, nicht erotischer (wobei die Errungenschaften aus jenen Zeiten nicht negiert werden – aber um diese Humanisierungen ging es den Forschern nicht). Aber: Das Sexuelle stehe nicht erst heutzutage im Dienst des Konsums, des besseren Funktionierens im Kapitalismus – nicht mehr, nicht weniger. Mehr, höher, öfter, länger: Das ist aus der angeblichen Subversion des zu befreienden Sexuellen geworden. Auch diese wissenschaftlich aufgejazzte Utopie ist zerstoben – und bei aller Liebe zur Erinnerung an jugendlichen Elan: Das ist auch gut so.

Die Göttinger Studie ist – ihre Verfasser wiesen oft und gern darauf hin – durch die Grünen selbst ermöglicht worden. Sie ist nie behindert worden, alle, die nötig waren, trugen das Ihre dazu bei, Quellen zu bergen. Die Forschung, so Franz Walter vorigen Donnerstag, geht weiter; in der Wissenschaft sei ja nie etwas fertig.

Vielleicht werden eines Tages auch schwule Wissenschaftler etwas zu dieser Frage beitragen. Sie, die en gros doch stets glaubten, eine „Allianz der Perversen“ der, wie sie es sahen, bürgerlichen Welt entgegenzusetzen, schweigen wie desinteressiert. Die Verweigerung der alten Akteure, an dieser Debatte teilzunehmen, erklärt vielleicht auch, dass es das Institut für Demokratieforschung war, das mit der wissenschaftlichen Erhellung tüchtig wurde. Für die autonome Schwulenbewegung von einst – ein Trauerspiel.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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35 Kommentare

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  • Die Aufarbeitung steht erst am Anfang. Herr Walter und sein Team werden sicherlich Nachfolger finden, die noch mehr zusammen tragen können.

    Was auffällt: bis heute hat sich von den 40 000 Mitgliedern der Grünen nur Marieluise Beck als von sexuellem Missbrauch betroffen geoutet. Merkwürdig bei einer Partei, deren Anhänger Offenheit und Ehrlichkeit für sich beanspruchen.

    Was die Rolle des "Sex" in unserer heutigen Gesellschaft angeht, stimme ich Ihnen vollkommen zu. An Stelle alter sind nur neue Zwänge getreten. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die eine pragmatische und unverkrampfte Haltung zur Sexualität haben. Und sie einfach als menschliches Phänomen unter Vielen sehen. Weder per se gut noch schlecht. Es kommt eben immer auf die Umstände an.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • Antwort an Jan Feddersen, Teil 4:

    Literatur zu Teil 2 und 3:

    Rind, Bruce: Table II: Reactions in Sexual Relations Between Gay or Bisexual Boys and Older Males. S. 14 (8 Studien im Zeitfach von 19776-20099 in: Hubbard, Thomas K & Verstraete B "Censoring Sex Research. The Debate over male intergenerational relations". Left Cost Press, Inc., Walnut Creek (CA), 2013.

    Dannecker, M & Reiche: Der gewöhnliche Homosexuelle. Eine soziologische Untersuchung über männliche Homosexualität in der Bundesrepublik Deutschland. Fischer Verlag, Frankfurt, 1974

    Bell, Alan P et al: Sexual preference, its development in men and woman.

    Indiana University Press, 1981.

    Bieber, I et.al: Homosexuality – A psychoanalytic Study of male Homosexuals. Basic Books, New York, 1962.

    Remafedi, G: Demography of sexual Orientation in Adolescents. Pediatrics, Vol. 89, Nr. 4 April 1, 1992, pp. 714-721.

    Boys Sexuality and the Age of Consent. Special Issue von: Thymos: Journal of Boyhood Studies, Vol. 4, Nr. 2, Fall 2010. Men´s Studies Press, Harriman, 2010.

    R.J. Garland & Dougher, M.J: The Abused/Abuser Hypothesis of Child Sexual Abuse: A critical Review of Theory and Research. (Chapter 19), pp. 488-509. In: Feierman, Jay, B (Ed): Pedophilia, Biosocial Dimensions. Springer, 1990.

    Rossmann, P: Sexual experience between men and boys: Exploring the pederast Underground. Association Press, New York, 1976.

    Califia, Pat: The Age of Consent: An Issue and its Effects on the Gay Movement. In: The Advocate 303: pp.18-23 & 304: pp 16, 23, 45, 1982.

    Brongersma, E. Loving Boys, Vol. 2, pp. 160-173, (Chapter Four: Negative Aspects of Man/Boy relations: Presumed and Real, Underchapter „The Brevity of Bloom“. udn auch pp 382 ff. Global Academic Publishers, 1990.

    Geiser, R.L: Hidden Victims – The sexual Abuse of Children. Beacon Press, Boston, 1976.

    Bell, A.P & Weinberg, M.S: Homosexualities – A Study of Diversity Among Men and Women. Band 2, Abschnitt 1.C.II. Mitchell Beazley, London 1978.

  • Antwort an Jan Fedder, Teil 3.

    Die Zahlen bei der Text in Teil 2:

    Zahlen:

    Von der schwulen Kinder Und Jugendlichen welche Intergenerationelle

    Kontakte/Beziehungen haben sind folgende Zahlen bekannt:

    12 Jahre oder Junger: 27,0%

    13-16 Jahre: 33,3%

    17-20 Jahre: 31,2%

    Schofield, M. The Sexual Behavior of Young People. Longmans, London, 1965.

    Schofield, M: Sociologische Aspecten van de Homosexualiteit.

    Uitgeverij Spectrum, Utrecht, 1965

     

    Sigma Projekt 1993:

    14 Jahre: 33%

     

    Neuere Zahlen sind mir im Moment nicht bekannt.

  • @Inge

     

    Wenn ich alles richtig verstanden habe,

    frage ich mich allerdings:

    "Vielen Dank an Herrn Feddersen für diesen Artikel. …" - shure?

    Sorry - aber solches -

    dürfte sich angesichts der vielen übrigen Kommentare nicht nur mir nicht recht erschließen.

  • Antwort an Jan Feddersen, Teil 2.

    Herr Feddersen selber, Walter et al, die Grünen und die Schwulenbewegung ignorieren ind dieser Debatte komplett die jüngere und jüngste Generation.

    U.a. Dr. Helmut Graupner in sein Dissertation (1996) kann doch deutlich anders belegen und wie ich es in Mein Kommentar an Walter et al. augenommen habe:

    HOMOSEXUELLE JUNGEN:

    Insbesondere Jugendlichen, die selbst homosexuelle sind, suchen aktiv nach

    gleichgeschlechtlichen Partnern. Nach Ihrem „Coming Out“ beginnen sie aktiv an der "Gay World" teil zu nehmen.

    Das Alters des Coming Outs liegt heute bei Jungen durchschnittlich bei etwa 13 bis 16 Jahren:Vermutlich realistischer gesehen anno 2014 zwischen 12 und 13 Jahren, Stand April 2014).

    Unmittelbar nach der ersten Idee, homosexuell zu sein, nehmen diese Jungen homosexuelle Kontakte zu Jungen und Männern auf, leben ihre sexuelle Orientierung und probieren Sie aus.

    Homosexuelle Kontakte – auch mit Erwachsenen – entsprechen dem Wesen, der Natur und dem Empfinden Dieser Jugendlichen.

    Ihre ersten (fortgeschrittenen) homosexuelle Erfahrungen machen sie zumeist zwischen dem 15. und dem 17. Lebensjahr. Mit 14 Jahren hatte bereits jede dritte homosexuelle

    Junge Sex mit einem Mann.

    Mehr als die Hälfte der Partner der 14 bis 17-Jährigen Jungen sind über 18 Jahren, jeder dritte über 25.

    Graupner, H: Sexualität, Jugendschutz und Menschenrechten. Über das Recht von Kindern und Jugendlichen auf sexuelle Selbstbestimmung. Peter Lang GmbH, Frankfurt an Main etc, 1996.

    Kapitel 4.2 (4) (b) „Mißbrauch“

  • Vielen Dank an Herrn Feddersen für diesen Artikel.

    Als wir vor zwei Jahren unsere Aktion #ichhabnichtangezeigt starteten, dachten wir zunächst an Vergewaltigung und die Situation von Frauen und Teenagern. Dies ist auch weiterhin ein wesentlicher Fokus. Unsere Aktion wurde aber auch von vielen Gruppen gesehen, die sich für Gerechtigkeit bei sexuellen Handlungen an Kindern, also sexueller Ausnutzung von Kindern für eigene Bedürfnisse einsetzten. Daher betraf ca. die Hälfte der Einträge auf unserem Blog diese Gewalt. Und in diesem Zusammenhang spricht der Artikel so viel so gut aus, vor allem die Frage nach "sexueller Freiheit", wenn nicht gleichzeitig eine Machtanalyse vorgenommen wird, wenn die Machtfrage gar nicht erst gestellt wird und so aus der "Freiheit" das Recht des Stärkeren wird. Und dass in diesem Zusammenhang gesehen die sexuelle Revolution gründlich hinterfragt werden muss. Feddersen hinterfragt sie kapitalismuskritisch, gegen die Neoliberalismus unserer Gesellschaft, wir hinterfragen sie aus einer feministischen Sicht (was sich nicht gegenseitig ausschließt). Bei aller Befreiung, die tatsächlich erreicht wurde - auch für Frauen - fehlte und fehlt immer genau diese Frage nach der Macht.

    Die gesammelte damalige Oberflächlichkeit noch serviert mit dieser selbstbeweihräucherden (pseudo-)linksliberalen Arroganz und wir sind auch bei heutigen Debatten zum Thema Pornografie, Pornos und auch - sorry - Prostitution angelangt. Es wäre sehr schön, wenn hier endlich Verbindungslinien bei der Art der Debatte und der Machtsetzung gezogen würden. Solange gesellschaftliche und politische Strukturen (auch die "privaten") ausgeblendet werden, landen wir wieder über die Rhetorik und das Vokabular von "Freiheit" bei ihrem genauen Gegenteil für alle diejenigen, die nicht zu den Stärkeren gehören.

  • Wenn die Pädo-Klatsche sich als untauglich erweisen sollte, bleibt ja immer noch die "linksliberale Hochmut"- Keule. Ja, das ist schon schlimm, wenn eine Partei immer so tut, als wüßte sie, was gut und richtig ist. Aber liegt das nicht auch in der Natur von Parteien und wird auch vom Wähler irgendwo so gewünscht? Es fiel aber sofort unangenehm auf, sobald es mehr als nur die drei Parteien gab, die sich eigentlich auf alle Ewigkeit die Karten zumischen wollten. Als Teil des Publikums hat mir die teppichlupfende "Schnöselbande", die so manchen Dreck ans Tageslicht beförderte gerade dafür recht gut gefallen. Verstört bin ich eigentlich erst, seitdem sie selbst schon mal den Teppich benutzen muss.

    "Was die Grünen voriges Jahr den Wahlerfolg gekostet hat", war nicht zuletzt das Grünen-Bashing durch die taz. Mutti wird dafür ewig stolz auf Euch sein und ist es nicht genau das, was der taz besonders am Herzen liegt? Jetzt seid ihr taz-en mal ganz oben, könnt herunterschauen auf die Loser, denn ihr habt es doch schon immer besser gewußt als die ganzen grünen Schlaumeier. Herzlichen Glückwunsch! Willkommen in Mutti's Schlaflabor!

    "Die sogenannte Sexuelle Revolution hat sich als irrig herausgestellt" Wow! - niemand hatte jemals ernsthaft etwas anderes erwartet, aber Spaß hat's dann doch schon gemacht - damals.

    Long, long -- time ago.

    • @Rainer B.:

      Ja, außer in hochprofiligen Interviews mit Fischer. Bei dieser Art "grün" war die taz dann doch erstaunlich auf Kuschelkurs, als Lobbyjoschka u.a. die Agenda 2010 als Großtat abgefeiert hat.

      Hauptsache, die von verarmten Rentnern und Hartzern zum Überlebenserhalt aus Mülltonnen geklaubten Pfandflaschen werden nur schön dem ökologisch korrekten Recyclingsystem zugeführt...

       

      Seufz.

      • @kami:

        Es sind dank grüner Politik meistens gar keine echten Pfand-, also Mehrwegflaschen, sondern ganz normale Einwegflaschen, auf die eben 25 Cent Pfand erhoben wird und die dann völlig unökologisch in Müllverbrennungsanlagen landen. Da ist nix mit Recycling.

         

        Aber hauptsache, die Grünen sind stolz darauf, dass in Deutschland mehr Menschen in einen öffentlichen Mülleimer reingreifen, um was rauszuholen als Menschen, die was wegwerfen.

        • @Age Krüger:

          Im Gegensatz zu Fischer hatten allerdings recht viele Grüne eingesehen, was für ein Fehler es war, unter der SPD die Agendapolitik mit durchzuwinken. Bei der letzten Bundestagswahl beinhaltete das Grünenprogramm u.a. die Forderung nach einem sofortigen Moratorium der HartzIV-Sanktionspraxis... und höhere Spitzensteuersätze, wenn ich mich recht erinnere?

          Statt sowas oder die wachsende Schere zwischen Reichsten und Ärmsten flächendeckend zu thematisieren, erregten sich aber landauf, landab alle Medien über den "Veggie Day" und die angebliche Zwangsveganisierung durch die angebliche moralinsaure Verbotspartei. (Feddersen macht ja oben munter weiter.)

           

          Nun haben wir die Kirchentagsvertreterin und die Anschlusssuche einer medial zerschepperten grünen Partei an Koalitionen mit Mutti, die zusammen mit der SozialdemokratieverräterPartei Deutschlands gerade unkommentiert dabei ist, ab April den beständig unrechtmäßigerwise sanktionierten Arbeitssuchenden den Zugang zu Sozialgerichten zu erschweren - wo sie bisher mit ihren Klagen gegen dieses Unrechtssystem zu Hunderttausenden Recht bekommen hatten.

           

          Kritische Artikel dazu? zero.

    • @Rainer B.:

      "Ja, das ist schon schlimm, wenn eine Partei immer so tut, als wüßte sie, was gut und richtig ist."

       

      Die Partei, die Partei, die hat immer recht.

       

      Das war links schon früher ein Gassenhauer.

      • @DasNiveau:

        Kommen Sie doch endlich mal in der Gegenwart an. Seit etlichen Jahren haben hier doch Lobbyisten und Wirtschaftskriminelle mit Hilfe "Muttis" und ihrer jeweiligen Gurkentruppe immer recht und sonst niemand.

        Don Quijote kämpfte wenigstens noch gegen vorhandene Windmühlen an. Sie und viele andere hier kämpfen mittlerweile gegen Windmühlen, die nur noch in ihrer Vorstellung existieren.

  • Obwohl durchaus nicht unkritisch den Grünen gegenüber, kann ich das Grünen- und Linken-Gebashe nicht mehr hören, mit dem sich die taz permanent in die neurechten Backlashdiskurse von Mutti bis AfD einreiht.

    Herr Feddersen, wäre Ihnen denn eine Rückkehr zur Sexualmoral der 1950er genehm? Und sind Ihnen die heutigen anti-"Genderwahn"-Apologeten lieber, die die alten Geschlechterrollen wieder herstellen möchten mit Mama heim an den Herd; die die eigene Homophobie abfeiern als angebliche "muss man doch mal sagen dürfen"-Renitenz gegen den bösen "linksgrünen Mainstream"? Sind Sie wirklich der Meinung, dass all jene, die z.B. Ihre unaufgeklärte Ablehnung gegen alles nicht-Heterosexuelle als "naturgegebene" oder "gottgewollte" Moralmonstranz vor sich hertragen auch nur ansatzweise weniger selbstgefällig-selbstherrlich sind, als es die bösen Linksgrünen jemals sein könnten?

    Falls nicht, merkt man das Ihrem Artikel leider nicht im Geringsten an.

     

    Und ja, über die Vermarktung und Kommerzialisierung sämtlicher Lebensbereiche sollte dringend diskutiert werden. Nur bitte nicht, indem selbst die taz ausgerechnet jene am Meisten kleinredet und kleinschreibt (z.B.die Linke), die der Agendaisierung Deutschlands zumindest noch ansatzweise die Stirn bietet, während der fortgeführte Sozialstaatsabbau & "Marktkonformismus" unter Muttis GröKotZ - Größter Koalition aller Zeiten in diesem Blatt bis auf wenige Ausnahmen größtenteils unkommentiert abgewickelt wird.

     

    Statt Artikeln wie diesem hier oder zum "Toilettengate" der Linken vielleicht mal ein kritischer Artikel zu den anstehenden HartzIV-Verschlimmbesserungen, eine Artikelwelle zur Altersarmut oder Verarmung deutscher Universitäten und ihrer prekärst Bediensteten ?

    Traurig zu sehen, dass Feddersen- und Beucker-Artikel stattdessen langsam von Der Welt kaum noch zu unterscheiden sind.

    • @kami:

      Zustimmung.

  • @Age Kruger

    Danke für den Tipp. Wenn mein ehrenamtliche Lektor mein Ubersetzungen aus Niederländischen in Deutsch zu lesen bekommt, ist er auch immer extra alert. Ich mache meine Ubersetungen selber, nicht mit Translator. Für meine Forschung mache ich relatief viel gebrauch von Niederländische Studien, stimmt.

    Mit Dank an Dr. Gert Hekma von Homostudies an der Uni von Amsterdam.

    • @Adrian2000:

      Ah, als je wilt schrijv in nederlands talen, ik verstaa het. MAAR:

      Die taz kommt aus Berlin, tief im Osten Deutschlands, die wollen nur englisch oder deutsch. Niederdeutsche Dialekte verstehen die nicht.

  • Ups, da fehlt was: Der Hinweis auf die Tatsache, dass die Fans der restriktiven "Sexualmoral" ebenso einen Hochmut gegenüber dem Volk hatten. Vor Übergriffen gegen Kinder hat diese Moral allerdings nicht geschützt.

    Sie werden einwenden, diese Erkenntnis verstehe sich von selbst bzw. gehört nicht in die Debatte über die Grünen.

    Die Gefahr des Unterpflügens der Kritik an den vorgegangenen Verhältnissen erscheint mir allerdings groß genug, darauf weiterhin hinzuweisen.

  • @Age Krüger

     

    Danke für die Fakts -

     

    Das ist schon der dritte

    schwere Faktenverheber

    in kürzester Zeit -

    Pied Noir - Emil Nolde -

    Claudia Roth -

     

    kurz & mit Deniz Yücel -

    Waidmannsheil -

    Böckedezimieren -

    What a fine upper-class profession

    für Gummibärchen[•;•]

  • Antwort an Jan Feddersen, Teil 1

    Ich bin ein schwule Wissenschaftler und unabhängiger Forscher der ein Fachübergreifende Grundlagenforschung zum Thema Schwule Kinder und Jugendlichen macht. Ein 30-Seitiges Kommentar zur Zwischenbericht habe ich verfasst und an Göttingen zukommen lassen in Juni 2014.

    Da Prof. Walter sich als Historiker bezeichnet, ist es gut um hier mal ein paar Satzen von der Althistoriker Prof. Christian Claes (Belgien) zu zitieren, von mir aus der Niederländischen Übersetzt: (Klammeren in 2e Zitat von mir, nicht im Originaltext)

    "Das geben vor moralische Urteilen ist nicht der aufgabe von ein Historiker" (1, S. 49: 2, S. 19)

    "Viele Interpreten verdrehen oder verschweigen Elementen (von das schon nicht reichlich vorhanden) Quellenmaterial um ihren Zentrale These zu bestätigen" (3, S. 48).

    "And are our attitudes

    towards children and corporeality, intimacy and sexuality not often ambivalent and hypocritical?" (1, auf S. 20).

    (1, 2 & 3): Eyben, E, Laes, Ch & van Houdt, T:

    Amor-Roma. Liefde en erotiek in Rome, S. 49 Davidsfonds Leuven, 2003

    (4): Laes, Ch:

    Children in the Roman Empire. Outside within.

    Cambridge University Press, Cambridge, 2012

    Aus Termingründen folgt Fortsetzung später am Tag.

    • @Adrian2000:

      Schreiben Sie den zweiten Teil lieber in Englisch, das versteht man hier.

      Die Übersetzungsfunktionen von den meisten Anbietern sind für die deutsche Sprache sehr ungeeignet und man merkt das recht schnell.

       

      Please write the second part of your answer to Mr. Feddersen in English. The automatic translation makes too much mistakes.

  • JAF JAF - in Form

    klar sone Vorlage

    is selten -

    leider mal wieder auch danach -

     

    "… Die Avantgarde, die Antiparteienpartei in Lifestylenot – das war ganz unverzeihlich. Die Grünen…"

    Jau - ihr seid die

    Affengarde Volkers -

    &JAF JAF - Der Schwurbelfelsen;/))

     

    Aber - einer geht noch - klar /

    "…Vielleicht werden eines Tages auch schwule Wissenschaftler etwas zu dieser Frage beitragen. …"

    Kameldeckel - allüberall

  • "Man hätte gern ihre Vorgängerin, Claudia Roth, nunmehr Vizepräsidentin des Bundestages, gehört: Sie weiß doch noch genau, wie es damals war, als die Grünen keine scharfe Trennung von Pädo-Kadern und ihren Freunden in der autonomen Schwulenbewegung finden konnten oder wollten."

     

    Claudia Roth kam 1985 zu den Grünen als Pressesprecherin und wurde 1987 Mitglied. Also zu einer Zeit, als vernünftige Leute nur noch Mitglied waren, um auf Bundesebene Personen wie Trampert, Ebermann und Ditfurth zu unterstützen, die noch nicht aufgegeben hatten.

    Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch schon lange die Schnauze von den sich manchmal unfreiwillig ins System verstrickenden Langweilern die Schnauze voll. Richtig harte Debatten dazu wurden aber afair schon lange davor geführt. Da hat in Verklärung zu einer Urgrünen erhobene Claudia Roth nix mit zu tun.

     

    Ich habe die Studie noch nicht gelesen, aber ich kann mich eben einfach daran erinnern, dass man mit solchen Forderungen anfangs Menschen aus dem bürgerlichen Spektrum abschrecken konnte. Über den Inhalt machte man sich als Jugendlicher ebensowenig Gedanken wie über die damals dauerhafte Israelkritik in der Szene.

     

    Ich müsste mich mit manchen Gründungsmitgliedern entschuldigen, dass ich damals doof und noch ungebildet war und diese Debatten eigentlich nur dafür benutzt habe, bestimmte langfristige Strategien zu unterstützen.

    Warum sollen sich die heutigen Grünen diesbezüglich entschuldigen? Die können sich entschuldigen, dass sie damals die Grünen ausgewählt haben, um ihre reaktionären Machtpläne für die eigene Karriere ohne auf irgendwelche Inhalte zu achten ausgesucht haben. Würde das einer machen?

     

    Ich entschuldige mich vor allen Dingen, dass ich diese Partei damals mitbegründet habe, die für Krieg und soziales Elend in der BRD verantwortlich ist und verspreche zur Wiedergutmachung, sie wie schon seit Jahrzehnten nie wieder zu wählen und stattdessen sie zu verachten, wie es nur geht.

  • Sollen wir den tapferen Menschen, die sich für eine sexuelle Revolution in der islamischen Welt einsetzen, jetzt die tolle Erkenntnis von Herrn Feddersen entgegensetzen, die sexuelle Revolution wäre ein Irrweg gewesen, diente nur der kapitalistischen Nutzbarmachung? Da schüttet man wohl das Kind mit dem Bade aus!

    • @vulkansturm:

      Er schrieb nicht von Irrwegen.

  • Tatsächlich waren in den Entstehungsjahren der Grünen "die Alternativen" ein Sammelbecken für alle, die bestehende Tabus jeglicher Art in Frage stellten. Und die Grünen waren in den 70ern in der Tat Sammelbecken für allerhand Spinner. Aber dass das, was immerhin 40 Jahre her ist, ausgerechnet ein knappes halbes Jahr vor der Bundestagswahl medial hochgekocht wurde, das ist schon ein seltsamer Zufall, finden Sie nicht? Bin ja einmal gespannt wenn die Altlasten der anderen Parteien ans Tageslicht treten!

    • @Walter Gleichmann:

      " Und die Grünen waren in den 70ern in der Tat Sammelbecken für allerhand Spinner."

       

      Und was für eines!

      Man kann sich gar nicht vorstellen, wie manche spinnen können, wenn sie in einer Partei, die erst 1980 gegründet wurde, schon in den 70er Jahren gesponnen haben.

  • ein guter Kommentar, der die Studie zum Ausgangspunkt für ganz grundsätzliche Frage nimmt - wo er am stärktsten ist. Eine These teile ich allerdings nicht, nämlich dass das Pädo-thema viel Einfluss auf das Wahlergebnis hatte. Jedenfalls die älteren Grün-Wähler -und das sind die meisten - kannten die Problematik lange und mit all ihren Facetten. Schädlicher war eher die Frage des Ehegattensplittings, weil dies ein Angriff auf die immer noch von vielen Grünen gelebte Form der klassischen Familie war.

    Und hier schließt sich der Kreis dann wieder, wenn man noch den Veggie-Day hinzunimmt. Es ist diese Aura des arroganten Besserwissertums, der in diesem Kommentar auch erwähnt wird, der den Grünen derzeit massiv schadet (und daran ändert auch die Studien nichts).

  • Mein lieber Jan, nenne dich jetzt mal so, Jahrgang 57. Du hast doch auch diese Zeit des "grünen Beginns" mitbekommen. Jedenfalls die Zeit nach 68, diesen Aufbruch, in der Beobachtung von Neuem, von Freiheit, Ausprobieren. Kommune I etc. Da ging ja ganz viel - und wie ich denke und von heule aus beobachte - natürlich auch nach hinten los.

    Insofern hätte ich mir mehr gewünscht von dir vom Zeitgeist - von wann stammt dieses Wort eigentlich - zu erfahren. Der Zeitgeist, der die gesamte Gesellschaft auch "befreit" - auch im Sexuellen sicherlich. Da stand eben alles zur Diskussion.

    Das rückblickend heute dann einfach als kapitalnutzbarmachend abzutun, ist Schade und verpasst die Chance in eine Gesellschaftskritik und das lernen daraus einzusteigen.

    Das Wort "sexuelle Revolution" ist ja schon eine Bezeichnung aus der "Nachher-Perspektive". Ja, es geht um diese kleinen verunsichernden Momente, dem nagen an Traditionen und dem Staub von 1000 Jahren „unter den Talaren“, die damals allenthalben gelebt wurden. Und das dabei eben auch Verirrungen und missbräuchliches entsteht, gehört zwangsläufig beim "Forschen" dazu. neue Wege sind immer Wege - von Versuch und Enttäuschungen begleitet.

    Und genau daraus sollen und können wir lernen - auch heute. Wievielt gestehen wir dem Anderen zu, wo werden Grenzen - moralische und persönliche überschritten. welche Paradoxien erlauben wir uns - persönlich und als Gesellschaft. Das ist heute genauso aktuell und bleibt es... Die Grünen mit Özdemir und dem ins Kalkül ziehen von Waffeneinsätzen wird da nicht die letzte Herausforderung bleiben. Dabei ist es eigentlich egal, worum es geht - wie wir damit umgehen - Paradoxie und/oder Konsens, das ist das Wichtige und wie die Hintergründe aus dem damaligen Zeitgeist betrachtet waren - da hätte ich gern mehr aus den 300 Seiten von dir erfahren und ob der überhaupt eine Rolle hatte beim Bericht. Schönen Tag..

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Zeuge14:

      Zeit|geist, der (o. Pl.) [1769 erstmals bei Herder]: für eine bestimmte geschichtliche Zeit charakteristische allgemeine Gesinnung, geistige Haltung;

       

      © Dudenverlag

  • "Wir wissen, was gut ist!, Wir sind die Durchblicker!, Wir haben erkannt, was der Fortschritt ist!, Wir als durchblickerische Bürger setzen das durch, weil es richtig ist!"

     

    Das behaupten alle anderen auch, mitunter noch arroganter und penetranter. Also, was soll der Quatsch? Ohne die Bewegungen der sechziger, siebziger Jahre wäre Deutschland heute noch eine vermuffte Nachkriegsgesellschaft.

    • @Dudel Karl:

      Was gemeinhin als Verdienst der 68er et. al. gilt, ist in Wahrheit vor allem das Ergebnis schlichter Modernisierung. Die Modernisierung einer offenen Gesellschaft, Freiheit bei der Auswahl von Lebensentwürfen, getrieben durch wirtschaftliche Unabhängigkeit (möglich gemacht durch die als Kapitalismus denunzierte Marktwirtschaft).

      • @dotfucation:

        Ah, das dachte ich mir doch gleich!

         

        Aber, sagen Sie: Warum hat der Kapitalismus zuerst ein paar hundert Jahre Sklaverei und Ausbeutung, zwei Weltkriege, einen Holocaust und Millionen Hungertote hervorgebracht? Ist das immer so bei den großen Gnadengeschenken der Menschheit?

    • @Dudel Karl:

      Spekulation und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht schlüssig, denn es währe nie 40 jahre ohne Entwicklung abgegangen.

       

      Der Punkt über die Grünen trifft es insofern, als sie, entgegen ihrem Selbstverständnis, eben nie für eine Freiheit stehen, die nicht eine durch und durch verordnete, regelungsschwere ist. Grün ist nie "du darfst", sondern stets "du musst!" oder "du darfst nicht!" Solange sie das nicht kapieren, kapieren sie auch nicht warum es so bergab ging. Und das ist ihre Schwierigkeit: "Aber wir sind doch die Guten, wie kann man denn dann unsere Vorschriften, unser Reglungs-klein-klein, unsere Angst vor jeder Kreativität ablehnen? Dadurch wird doch alles besser, anders als bei den 'Alten'." Eben das klingt schräg...

      • @ioannis:

        Wer sich für Bürgerinteressen einsetzt dem wird der Vorwurf der Bevormundung gemacht. Wer Wirtschaftsinteressen durchsetzen will, dem wird Alternativlosigkeit bescheinigt.

         

        Alles eine Frage der Formulierung...

      • @ioannis:

        Die ganze Welt ist voller "Du mußt" und "Du darfst nicht". Falls Sie es noch nicht gemerkt haben, liegt das daran, daß man an diese "Du mußt" und "Du darfst nicht" von klein auf gewöhnt ist und nie eine Alternative hatte. Außerdem: Andere Leute haben vielleicht Bedürfnisse, die Sie nicht haben. Ordentliches vegetarisches Essen im öffentlichen Raum etwa. Wer das will, ist aufgrund der bisherigen Esskultur nach wie vor benachteiligt. Wer weiß, vielleicht würde man mal Fleischkonsum verbieten, dafür aber Cannabis erlauben. Oder Autos auf 75 PS begrenzen, dafür aber die gleichgeschlechtliche Ehe erlauben. Wär doch prima!