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Besuch im Gangbang-Etablissement„Mustafa, ich mach Schluss“

Bei Gangbang-Partys haben viele Männer Sex mit wenig Frauen. Klingt wie die Erfüllung lüsterner Fantasien – nicht nur von Männern. Zumindest manchmal.

Eins für jeden Bild: dpa

Wie das schon aussieht. Ein schmuddeliger Hauseingang tief unten in Neukölln, das kein Nobelbezirk Berlins ist. Klingeln bei „Erlebniswohnung“. Drinnen im Hausflur müffelt es. Ist halt Rotlichtmilieu, billige Sorte. Ich bin auf Reportage. Die „Erlebniswohnung“ bietet Gangbang-Partys an. 90 Euro Eintritt, Flatrate, 11 Stunden geöffnet.

Frauenpolitikerinnen in Deutschland sind sich einig: Gangbang, also viele Männer mit wenig Frauen, das ist so ähnlich wie Gruppenvergewaltigung, das muss verboten werden. Frauenministerin Schwesig will das in ein neues Prostitutionsgesetz schreiben. Die CDU ist sowieso dafür, aber auch die Grünen drucksen herum bei dem Thema, und die SPDlerinnen sind ganz sicher: Gangbang ist menschenunwürdige Sexualität.

Merkwürdig ist es schon, dass es gerade 2014 allen auffällt, dass jahrzehntelang menschenunwürdige Sexualität betrieben wurde, die man nun schleunigst verbieten sollte. Aber vielleicht haben wir ja etwas Wichtiges gelernt und sehen erst jetzt, was da wirklich los ist?

Also, was ist da los? Eine junge Frau, normal gekleidet, lässt mich rein und zeigt mir die Wohnung. Treibende Musik läuft, harte Beats, schon Puffmusik, aber ohne Stöhnen. Eine Altbauwohnung ist es, abgezogene Dielen, farbige Wände, vier große und zwei kleinere Zimmer, zwei Bäder, eine Sauna. Männer. Junge, alte. Stehen im dunklen Gang herum, gucken aus dem Bad, kommen aus der Sauna, Handtücher um die Hüften – oder auch nicht.

taz.am wochenende

Der eine will sich einen Bart wachsen lassen, doch es wächst noch nicht mal Flaum. Der andere schwor in Syrien schon den Treueeid auf den IS. Wie zwei junge Islamisten vom Märtyrertod träumen, der eine vor dem Rechner, der andere vor Gericht, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 29./30. November 2014. Außerdem: Die Menschen in der Republik Moldau sind hin- und hergerissen zwischen Russland und der EU. Protokolle von fünf Moldawiern vor der Parlamentwahl am Sonntag. Und: Was passiert eigentlich auf Gangbang-Partys? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Die ganze Atmosphäre hat etwas von Sauna. Entspannt. Eine nackte Frau kommt von hinten: Darf ich mal durch? „Und das sind unsere Spielzimmer“, sagt die „Hausdame“, zuständig fürs Handtuchwechseln, den Kondomnachschub. Zwei Zimmer, in der Mitte riesige rot bezogene Betten, gepolsterte Bänke an den rot gestrichenen Wänden, gedämpftes Licht. Leer. Gar nix los? „Ist gerade Pause“, werde ich aufgeklärt. „Gleich kommt wieder eine Frau.“

Vom Betriebsrat in den Puff

Im rumpeligen, kleinen Büro sitzt Mustafa vor dem PC, informiert sich über Magengeschwüre: Ulcus ventriculi. Mustafa ist ein kleiner Drahtiger, der etwas Sozialdemokratisches ausstrahlt, und, tatsächlich, er war Betriebsrat bei Daimler. „Ich war Arbeiterführer“, erklärt er. Aber als Trotzkist sei er dort gemobbt worden, da ließ er sich krankschreiben und baute mit der Erlebniswohnung eine neue Existenz auf.

„Ich bin gegen Prostitution. Ich war bestimmt 500-mal im Puff, und es war vielleicht fünfmal schön. Ich wollte etwas anderes.“ Er war lange in der Swinger-Szene unterwegs, aber die gefiel ihm auch nicht. Also schuf er sich ein eigenes Schlaraffenland. In der Szene heißt es „Herrenüberschuss“. „Hier sind viele Stammkunden“, erklärt er. „Die kennen sich. Die kommen her, poppen, gehen in die Sauna, essen was, machen Pause, reden. Sie haben Zeit. Es dauert 45 Minuten, bis ein Mann wieder kann. Die verbringt er angenehm im Wohnzimmer.“

Klingt gut. Aber was ist mit der Menschenverachtung?

Mustafa holt Mandy, eine agile, kleine Mittzwanzigerin mit langen roten Locken, Typ freche Göre mit riesengroßer Klappe. Also, beim Gangbang, da stürzen sich ja mehrere Männer auf eine Frau. Und Politikerinnen befürchten nun, dass da einer dabei sein könnte, den die Frau gar nicht will. Während man im Puff ja nur mit einem konfrontiert ist, und den kann man ablehnen.

Mandy guckt ungläubig. „Waren die schon mal im Puff?“, fragt sie dann. Tja, keine Ahnung. Aber Mandy war im Puff. Und da war es so, dass da sieben Frauen saßen und warteten. Und dann kam ein Kunde und suchte eine aus. Die anderen saßen und warteten und verdienten kein Geld. Und der eine Kunde war mit einer Frau allein im Zimmer. Was der wollte, kriegte keiner mit.

Sexuelle Fantasien

„Hier geh ich hin, und dann arbeite ich ein paar Stunden, immer mit Pausen dazwischen, und gehe mit einem Festgehalt wieder raus. Und hier bin ich nie mit einem Kunden allein, die Männer passen auf sich gegenseitig und auf mich auf.“ Keine Angst, sicheres Geld. Aber jetzt gleich mit mehreren? „Das muss man mögen“, sagt Mandy, „und ich mag das.“

Und dann kommt mir der Gedanke: Wie viele Frauen haben denn die sexuelle Fantasie, dass sie mit mehreren Männern Sex haben, überall Schwänze und Hände an ihnen? Mandy setzt sie um. „Und wenn mehrere Männer dich hintereinander vögeln, dann kriegst du mit ziemlicher Sicherheit irgendwann einen Orgasmus.“

Uff, erst mal verdauen. Gangbang ist sicherer und besser als normaler Puffsex? Ist das Hurengarn? „Ich bin absolut freiwillig hier“, sagt Mandy. „Ich könnte woanders mehr verdienen.“ Mustafa zahlt nämlich nicht gut. Wie viel, damit will heute niemand rausrücken. Es kommt noch doller: „Ich würde mich schon als nymphoman bezeichnen“, sagt Mandy. „Ich bin dauernd heiß, wenn ich Sport mache, wenn ich schwitze, immer wenn mir irgendwie warm wird, werde ich horny.“ Eine lebende Männerfantasie.

Aber diese lebende Männerfantasie findet, sie habe hier ihren Traumjob gefunden. Vorher war sie Zahnarzthelferin. „Den ganzen Tag arbeiten und doch kein Geld“, fasst sie das zusammen. Wenn das Gangbang-Verbot kommt, dann „geh ich demonstrieren! Die haben doch keine Ahnung!“, ereifert sie sich. „Wenn die was für uns tun wollen, dann sollen sie sich mal um die Frauen auf der Straße kümmern. Oder eine Versicherung für Prostituierte einführen, damit die Geld bekommen, wenn sie krank sind.“

„Ich liebe Sex“

Okay. Über Menschenverachtung kann ich mit Mandy nicht reden. Mit den anderen auch nicht. Nicht mit Jana, die 19 ist und mal Altenpflegerin werden wollte: „Aber das war nichts für mich, immer alten Leuten den Hintern abwischen“, sagt sie. Ihre Eltern seien nicht begeistert über ihren Job, und er sei auch eher was für nebenberuflich. Sie schult gerade um zur Zahnarzthelferin.

Und auch mit Conny kann man nicht über Menschenverachtung reden. „Ich liebe Sex“, sagt Conny, die mir als ungarischer Pornostar vorgestellt wird. Sie ist blond und trägt statt Klamotten ein Handtuch. Ihr Freund kommt rein, der ist auch Ungar, ein Dicker mit Bart. Er zieht sich aus unerfindlichen Gründen die Hose aus und geht in Unterhose wieder raus. Was macht der hier?, frage ich und hege Zuhälterverdacht. „Ach, der ist immer hier“, sagt Conny, „jaja, der arbeitet hier.“ Hm.

Und wie ist das jetzt mit dem Ablehnen? Also, Jana will nicht mit ganz Alten, die lehnt sie ab. Könne man ja auch verstehen, wo sie so jung ist. Dann gibt es noch einen mit nur einem Bein, mit dem will auch nicht jede. Und dann die, die schlecht riechen, trotz Dusche riechen manche schlecht.

„Dann dreh ich mich ein bisschen weg und wende mich mehr einem anderen zu, so ganz wie zufällig“, erklärt eine, deren falschen Namen ich gleich wieder vergesse. Man kann sich trotzdem einige Situationen vorstellen, wo es mit ein bisschen Wegdrehen nicht getan ist. „Na ja“, sagt Mandy, „es ist ja nun schon auch Arbeit, ein Beruf. Es macht also nicht in jeder Minute Spaß.“

Wie ein Ritual

Mustafa kommt rein und winkt mich zu sich in den Flur, „ich zeige dir ein Bild“, sagt er und zieht mich zum nächsten Türrahmen. „Damit du weißt, worum es geht.“ Im Zimmer sind 15 Männer. Vier sind mit zwei Frauen auf dem Bett, die anderen sitzen auf den Bänken und gucken. So manches Handtuch wird von einem Ständer gehoben. Manche Handtücher sind auch gar nicht da, stattdessen wird gewichst.

Auf dem Bett vögeln sie alle. Standard scheint zu sein, dass eine Frau gevögelt wird und zugleich einen Schwanz im Mund hat. Die anderen Männer greifen und streicheln und massieren auch irgendwo herum, ab und zu reicht einer Gleitcreme weiter. Es ist ruhig, konzentriert, nur die Musik treibt. Es sieht ein bisschen aus wie eine rituelle Handlung.

Irgendwie auch archaisch – wie eine Orgie. Keiner spricht, nur Mustafa, der mir ungerührt vor der Tür erklärt, dass eine Frau, wenn sie genug hat, rausgeht und sagt: Mustafa, ich mach Schluss. Und Mustafa schickt dann die nächste rein. Eine der Frauen fängt an zu stöhnen. Wie man es so kennt, von sich, von den Nachbarn. Es sieht aus wie eine sexuelle Fantasie, obwohl auch ein paar Bäuche wabbeln, aber nicht zu sehr.

Im Wohnzimmer sitzen sechs Männer mit Handtüchern auf einer weißen Ledergarnitur. Die Wände sind grellgrün und weiß gestreift. In einer Ecke steht ein kleines Buffet, es gibt Orientalisches, etwas mit Couscous. Auf dem Couchtisch liegen Chips, Nüsse und Süßigkeiten, man trinkt Cola oder Bier, die Frauen Rosé. Ein großer Fernseher an der Wand. Michel Friedman talkt tonlos auf N24.

Verbot nur bei Zwang

Mustafa ist offensiv: „Hier ist die Dame von der taz, die schreibt über das Gangbang-Verbot.“ Ein schlanker Mann, Mitte sechzig, grauer Haarkranz, in Unterhose und T-Shirt, sagt: „Ach, gibt es da schon einen Gesetzentwurf?“ Er wüsste gern, wie die argumentieren wollen. „Ich bin nämlich Jurist.“ Neben ihm sitzt ein junger Mann mit Migrationshintergrund, wackelt auf diese komische Männerart zitternd mit dem Bein und grinst, sagt aber nichts.

Ein dritter wehrt entsetzt ab, bloß nicht reden. Aber ein breiter jüngerer mit Bart und Handtuch um die Hüften rückt die Nerd-Brille zurecht und steigt ein: „Man könnte doch nur etwas unternehmen, wenn da ein Zwang stattfände.“ Und der Jurist: „Aber hier? Sie will es, ich will es, was hat der Staat da zu suchen?“

Aber wenn doch die Frau einen der 15 nicht mögen würde? Sie sind etwas verwundert: „Die haben doch die Augen zu, die sind völlig weg, kriegen nicht mit, ob da nun jemand sympathisch ist oder nicht“, meint der Mann mit Bart. „Das sind Frauen, die gern im Mittelpunkt sein wollen“, sagt der Jurist, „das ist eine ganz spezielle Vorliebe von speziellen Frauen. Würden die sich ekeln, wären sie nicht hier.“

Vergeblich habe er versucht, seine Freundin von dieser Art Sex zu überzeugen. „Öffentlicher Sex ist nicht ihr Ding.“ Ach, und die Freundin findet das jetzt so in Ordnung? Ja. Jein. Eigentlich nicht. „Aber sie kann ja nichts dagegen machen“, sagt er und grinst wie ein Schuljunge, der geklaut hat und nun will, dass ihm verziehen wird.

Die sexuelle Gegenwelt

„Nichts machen“ stimmt nicht ganz. Sie hat ihn verlassen, als er ihr erzählte, was er in Berlin tut. Aber dann sind sie wieder zusammengekommen. Sie verdrängt es, er erwähnt es nicht. Sie hätten „Blümchensex“, das reiche ihr. „Sie guckt auch mit mir keine Pornos“, sagt er. „Das ist von mir nicht so ganz fair.“ Warum macht er es dann? Weil ihn die Situation so kickt. Gesehen werden und zusehen, die Fülle von allem, das Gruppengefühl mit anderen nackten Männern.

Aber warum setzt er dafür seine Beziehung aufs Spiel? „Ich kann es nur so pathetisch sagen. Beim Sex lebe ich. Er ist für mich wesentlich. Ich schreibe Bücher, ich halte Vorträge, das hier ist für mich das Gegenstück. Meine Gegenwelt. Die macht mich glücklich.“

„Meine Freundin möchte keine Details wissen“, sagt auch der Mann mit Bart. Warum er es macht? Er schweigt, guckt auf den Boden. Schweigt. Murmelt: „Das ist meine dunkle Seite.“ Aha, ein Freier mit Schuldgefühlen? Warum lässt er es dann nicht einfach? „Da wäre dann ein Leidensdruck“, meint er. „Ich werde 50, meine sexuell aktive Zeit wird irgendwann zu Ende sein. Das Ausleben ist mir wichtig geworden.“

So wichtig? Wieder eine lange Pause. „Wenn ich das nicht könnte, würde mich das unglücklich machen. Ich weiß nicht, was ich machen würde.“ „Du hast Schuldgefühle“, schaltet sich der Jurist ein. „Das hatte ich auch. Aber ich habe eine lange Psychoanalyse gemacht, diese Sachen bin ich jetzt los.“

Alle paar Wochen

„Ich bin hier eher zum Abgewöhnen“, setzt ein junger, dicklicher Blonder ein. Er isst eine Banane und setzt sich neben mich. Wie jetzt? „Das ist mir so spontan rausgerutscht.“ Er denkt nach – und ich fühle mich langsam wie in einer therapeutischen Männergruppe. Also dieser hat eine Freundin. Und er will eigentlich auch nur eine Freundin, mit der er Sex hat.

Aber dann suchen ihn diese Gedanken heim: Sex auch mit anderen Frauen. Werden stärker, bedrängen ihn, belästigen ihn. Bis er es wahr macht. Auf Montage, in Berlin. „Dann bin ich hier und denke: ’Was machst du da? Das ist doch gar nicht so toll.' Wenn ich dann nach Hause zu meiner Freundin komme, denke ich: Das hier, das ist doch genau richtig. Aber dann, nach ein paar Wochen, geht es wieder los.“

Ist das Sucht? „Das frage ich mich auch oft“, sagt Marco, 35, Wirtschaftsberater, charmant und untersetzt. Schon wieder so ein total reflektierter Mann. Marco hat zwei Studienabschlüsse, spricht fünf Sprachen, sagt er. Hat Mustafa die alle für heute gecastet? Die schlausten und kritischsten Freier? Das ist kein Zufall, sagt Marco: „Gehen Sie mal zu einer normalen Gangbang-Party. Das ist Massenabfertigung, widerlich.“

Das Musterbeispiel

Auch die anderen Männer meinen, dass es woanders weniger schön sei, die Frauen lustlos wirkten. Es ist also kein Zufall, dass gerade Mustafa mich, die Journalistin, zum Besuch einlud, die anderen angefragten Etablissements aber nicht reagierten? Die Presse hat mal wieder die rühmliche Ausnahme gefunden, den Club, wo alles prima ist?

Wir sitzen jetzt in einem Spielraum, der gerade leer und deshalb ruhiger ist. Alle paar Sekunden tauchen allerdings Männer auf, mit oder ohne Handtuch, um zu gucken, ob doch was läuft.

Marco redet darüber, wie die Rocker in den größeren Clubs die Frauen organisieren. Da müsste man ran, aber doch nicht an die kleine Erlebniswohnung von Mustafa. Das Gangbang-Verbot – „reine Symbolpolitik“. Marco ist auch Politologe. Schon wieder ein Akademiker. Aber Marco hat sich viele Gedanken über die Frauen gemacht. „Die müssen schon so eine Disposition haben, die haben was Bestimmtes erlebt.“

Anerkennung durch Sex

Was? Kommt nun die Alice-Schwarzer-These, dass Prostituierte oft missbraucht wurden? Aber das meint er nicht unbedingt. „Die haben meistens zerrüttete Elternhäuser und haben früh gemerkt, dass sie über Sex Anerkennung bekommen können“, sagt er. Dieser Umgang mit dem eigenen Körper, „das schädigt die Frauen sicher auf die Dauer“, meint er, „sie werden ja auch nicht immer sehr zuvorkommend behandelt.“ Und wie kommt er damit klar, dass er zu dieser Schädigung beiträgt?

„Ich habe kein größeres Gewissensproblem, weil ich die Frauen gut behandle.“ Mit einigen sei er privat befreundet. Wenn er aber eine feste Freundin hätte, die er wirklich liebe, dann wäre diese Art von Sexualität für ihn nicht mehr möglich. Hat er deshalb keine Freundin? Wir sind wieder bei der Frage der Sucht.

Sucht, Rausch, Glück. Depressionen, wenn man es nicht mehr hat. Was ist das hier für eine Art von Sexualität? Und wer nimmt sich hier das Recht auf diese Sucht und diesen Rausch? Viele Männer und ein paar Frauen. Und ist Abolitionismus das richtige Mittel gegen diesen Rausch? Oder ist es kein Zufall, dass diese Freier hier wirken wie eine Selbsterfahrungsgruppe?

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69 Kommentare

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  • Zum Artikel ein passendes Zitat des britischen Philsophen John Stuart Mill (1806-1873):

     

    "Each is the proper guardian of his own health, whether bodily, or mental or spiritual. Mankind are greater gainers by suffering each other to live as seems good to themselves, than by compelling each to live as seems good to the rest.”

     

    John Stuart Mill "On Liberty" (1859)

  • Das beschriebene Szenario weckt sicherlich nicht nur in mir unangenehme Erinnerung an ganz gewöhnliche, sexuelle Kontakte in einem üblichem, eher konventionellen Rahmen. Solche, die frau am liebsten aus der Erinnerung exen würde. Sei es weil der "Partner" zu ungeschickt, unwissend oder mit einem schlechten Charakter, respektive unterdrückter Aggression ausgestattet war. Erfahrungen, die aber eben Teil der Biografie sind.

    Statt Polemik wünsche ich mir deshalb mehr ehrliches Gespräch auch über die Schattenseiten der ganz "normalen" sexuellen Erfahrungen von ganz durchschnittlichen Menschen.

     

    Und ich bin mir sicher, dass es auch viele Männer sind, die über entsprechende negative Erfahrungen verfügen.

     

    Ermutigend finde ich dies: http://www.seminarhaus-schmiede.de/pdf/sexualitaet.pdf

    http://www.make-love.de/

  • Wirklich belastbare Zahlen über die Verbreitung von sexuellem Missbrauch zu erheben ist schwer. In der öffentlichen Wahrnehmung betrifft sexueller Missbrauch vor allem Mädchen. Ob es wirklich so ist, wissen wir nicht. Denn unsere Kultur stabilisiert sich, wie andere auch über Vorannahmen, die mit der Realität nichts zu tun haben müssen.

     

    Missbrauchsforschung ist besonders schwierig. Erstens gibt es verschiedene Definitionen (strafrechtlich, sozialwissenschaftlich, medizinisch). Dann muss man aus unterschiedlichen Gründen von einer hohen Zahl falsch negativer Antworten ausgehen. Abgesehen vom großen Einfluss der Methodik zur Erhebung der Daten. Und nicht zuletzt: wer früh sexuell ausgebeutet und dadurch traumatisiert wurde, erinnert das häufig nicht in einem sprachlich-zeitlichen, aber durchaus in einem physisch-emotionalen Kontext. D.h. diese Personen können bewusst keine erlebten Situationen abrufen, die den erlebten Missbrauch abbilden, reagieren aber darauf. Meine Mutmaßung: zur letzten Gruppe gehören vor allem Männer. Die von nahen Bezugspersonen (Mütter, Väter, andere Angehörige) häufig schon im Baby- oder Kleinkindalter sexuell misshandelt wurden. Sehr kleine Kinder sind beliebte Opfer bei TäterInnen. Sie können nämlich nicht entkommen und sich auch keine Hilfe holen. Bei jungen Babies kann zudem deren Saugreflex für Missbrauchshandlungen ausgenutzt werden.

  • Als Frau, die auch schon ihre Erfahrungen mit derartigen praktiken hat, kann ich nur sagen:

    JA, es gibt Frauen,denen das gefällt.

    Ist vielleicht nicht schön anzusehen für Frauen,denen das nicht gefällt,zwingt sie aber auch keiner zu.

    BTW gibt es auch die umgekehrte Konstellation: ein Mann,viele Frauen.Ist das dann auch Ausbeutung des Mannes?Nein.(Ausser in dem Fall, in dem 6 oder 5 (je nach Bericht) nigerianische Frauen gemeinsam beschlossen haben ihren Ehemann zu Tode zu vergewaltigen.Wobei der wohl eher an einem Herzinfarkt starb.

    Frauen müssen selbst bestimmen dürfen , von wem sie sich wie wo befriedigen lassen.

    • 1G
      10025 (Profil gelöscht)
      @pippilotta_viktualia:

      Ihr Kommentar geht an der Sache vorbei, denn der Artikel und die Diskussion behandelt nicht selbstgewählten Gruppensex zur eigenen Lust, sondern bezahlten Gangbang.

      Oder glauben Sie, daß die Frauen in Mustafas Bordell pünktlich zum Schichtbeginn Lust auf Sex haben, und zufälligerweise genau auf die Männer, die dann da auftauchen?

      Die Idee, dass prostituierte Frauen tatsächlich Lust bei der bezahlten Tätigkeit empfinden (z.B. weil sie "nymphoman" veranlagt seien), ist ein Mythos, der schönreden soll, daß die meisten durch Umstände oder andere Menschen gezwungen in dem Metier landen, es sich also faktisch um sexuelle Gewalt handelt. Leider trägt der Artikel zu diesem Mythos bei, da die unter Zuhälteraufsicht getätigten Aussagen nicht nochmal in freiem, unabhängigen Rahmen geprüft wurden.

      • @10025 (Profil gelöscht):

        Die einen sagen so, die anderen sagen so!

        Dass Frau Oestreich ihren Kommentar "unter Zuhälteraufsicht" geschrieben hätte, ist eine ziemlich unverschämte Unterstellung, die den Rahmen der Netiquette deutlich überschreitet.

  • Triebhafter Reimzwang führte hier mehrfach zum lyrischen ejaculatio praecox.

  • Wenn beim Gangbang das Ding hängt,

    reibt die Prostitöse sich schon mal selbst die Möse.

    Dass Frauen sich am Sex erbauen,

    war Politikern seit je ein Grauen.

    Und wenn sie nicht gestorben sind,

    dann träumen sie vom Christuskind.

  • "…hier wirste echt geliiebt…"

    (dass es noch sowas gibt)

    ---------------------------------------

     

    Ein Mann ist nicht stets Herr;

    der „Lage“ ist nicht mehr

    nur ein Elektriker.

     

    Es fließt der Strom ins Meer

    und jeglicher Verkehr

    geschieht ohne Gewähr.

     

    Ein jeder Pensionär

    poppt heut inflationär,

    ist auch sein Beutel leer.

     

    So geht es kreuz und quer;

    und gibt`s mal ein Malheur,

    dann kommt die Feuerwehr.

  • D
    D.J.

    Ein wirklich guter Artikel, der sich jeglichem vorschnellen Urteil entzieht.

  • 1G
    10025 (Profil gelöscht)

    Hallo Frau Oestreich,

     

    wie wäre es denn mal mit kritischer Recherche? So was wie: die prostituierten Frauen außerhalb Sicht- und Hörweite der Zuhälter befragen? Oder vielleicht auch, Frauen befragen, wenn sie ausgestiegen sind? Dann sieht das Erlebte meist nochmal ganz anders aus, als wenn es im Überlebensmodus ausgehalten werden muss. So wie z.B. hier beschrieben: http://diestoerenfriedas.de/offener-brief-einer-ehemaligen-prostituierten-die-prostitutionslobby-ueber-das-schweigen/.

     

    Dass die meisten Frauen, die "von selbst" in die Prostitution einsteigen, Erfahrungen der Mißhandlung haben (sexuell, körperlich, psychisch), ist keine Alice-Schwarzer-These, sondern belegte Realität. Hier werden die Ergebnisse verschiedener Studien vorgestellt: http://kriegsursachen.blogspot.de/2013/12/kindheit-und-prostitution-eine-branche.html. Auch hier hätte Recherche ganz gut getan, statt den Artikel mit wohlfeilem und immer gern genommenen Schwarzer-Bashing aufzupimpen. Nach dem Motto: wer kein Argument hat, kann immer noch Schwarzer bashen, denn dann nicken alle reflexartig. Unwürdig. Schreibt eine, die *kein* Schwarzer-Fan ist.

    • @10025 (Profil gelöscht):

      Die zweite Seite, auf die Sie hier verlinkt haben, wird als "Blog nicht vorhanden" angezeigt.

      Ihre "belegte Realität" ist wieder mal nur eine simple Korrelation. Wenn "die meisten Frauen...in der Prostitution angeben, Erfahrungen der Mißhandlung zu haben, kann man daraus noch lange keinen Kausalzusammenhang zwischen Mißhandlung und Prostitution herleiten. Wurden etwa Frauen aus anderen Berufsgruppen ebenso befragt und würden die überhaupt ebenso offen und ehrlich (oder auch nicht) antworten? Haben die Mißhandlungen schon in der Kindheit stattgefunden, oder in zeitlichem Zusammenhang mit dem Einstieg in die Prostitution, oder ist es erst während der Zeit in der Prostitution zu Mißhandlungen gekommen? Welcher Art und Intensität sind die Mißhandlungen gewesen? Lassen sie sich ggf. objektiv nachweisen etc.?

      • 1G
        10025 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Hier nochmal der Link, ich hoffe der geht jetzt: http://kriegsursachen.blogspot.de/2013/12/kindheit-und-prostitution-eine-branche.html .

         

        Bezüglich Ihren Fragen/Anmerkungen: zum einen werden diese hohen Raten an Frauen in der Prostitution, die Gewalt in der Kindheit erlebt haben, mit den Durchschnittswerten, die bereits bekannt sind, verglichen und die sind viel niedriger. Zum anderen kann die Psychotraumatologie plausible Aussagen dazu machen, wie Menschen ihnen Angetanes verarbeiten. Und ein Weg ist, es nochmal zu durchleben, aktiv von selbst in Gang gesetzt, um diesmal selbst die Kontrolle zu haben und nicht der Ohnmacht der ursprünglichen Gewaltausübung ausgesetzt zu sein - sie also scheinbar zu überwinden. Faktisch ist das aber keine Überwindung, sondern nur eine Reinszenierung des Traumas, und hilft nicht, sondern schädigt weiter.

        • @10025 (Profil gelöscht):

          Danke für den Link. Er funktioniert jetzt.

          Die Theorie von der Reinszenierung ist mir durchaus bekannt und sicherlich ein plausibles Erklärungsmodell, mit dem man arbeiten kann. Es bleibt aber letztlich nur eine Theorie, mit der man skeptisch und sorgsam umgehen muss, weil Menschen ihre Erfahrungen und Traumata doch letztlich sehr individuell verarbeiten. Wer in der Kindheit Gewalt erfahren hat, landet später ja nicht zwangsläufig in der Prostitution, oder wird zum Vergewaltiger. Dergleichen wird aber latent immer mitgedacht - natürlich auch von den Befragten selbst. Es läßt sich nicht hinreichend ausschließen, dass die Befragten nur bemüht sind, das erwartete (vermeintlich richtige) Ergebnis abzuliefern. Der einen Vergleichsgruppe kommt dabei die Opferrolle generell sehr entgegen, während es der anderen Gruppe hilft, die ohnehin weit verbreitete Tendenz zur Verklärung der eigenen Kindheit aufrechtzuerhalten. Desweiteren werden soziale Faktoren hier einfach ausser acht gelassen. Wenn die - häufig geäußerte - Vermutung zutreffen sollte, dass Gewalt gegen Kinder in sozial schwachen Familien häufiger vorkommt, so wird man die Erhebungsergebnisse ebensogut dahingehend interpretieren können, dass das Landen in der Prostitution primär ein Ergebnis der von Anfang an bestehenden sozialen Defizite war. Der Druck, dem irgendwie zu entfliehen, ist dabei unverhältnismäßig größer, wobei gleichzeitig die Alternativen ungleich geringer sind.

          • @Rainer B.:

            Aber es ist doch schon interessant, dass innerhalb der Prostitution offenbar zwei Gruppen von Menschen aufeinander treffen: Frauen mit Misshandlungserfahrungen (1) und Männer die keine Partner finden, die mit ihnen Sex haben möchten (2). Ich glaube, Freier und Prostituierte haben viel mehr gemeinsam als nur, dass der eine zahlt, um den Körper des anderen zu benutzen. Männer mit sehr reduzierten sexuellen Kompetenzen gibt es doch etliche. Und das hat auch Gründe.

             

            (1) die hier ermittelte Raten sind weit überdurchschnittlich. Also nicht repräsentativ für die weibliche Durchschnittskohorte

            Studien zur Rate an Missbrauchsopfern unter Prostituierten

             

            Zumbeck (2001)

            54 weibliche Prostituierte

            Interviews

            (zusätzliches Ergebnis: 65 % als Kind körperlich misshandelt)

            50 % sexuell missbraucht (vor dem 13. Lebensjahr)

             

            Farley & Barkan (1998) USA

            130 Straßenprostituierte (75 % Frauen, 13 % Männer, 12 % transgender)

            Fragebogen

            57 % sexuell missbraucht

            49 % körperlich misshandelt

             

            Bagley (1991)

            Ehemalige Prostituierte im Alter von 18 – 36

            73 % schwerer sexueller Missbrauch

             

            Perkins (1991) Australien

            Fragebogen

            128 Prostituierte verschiedener "Arbeitsfelder"

            30,1 % sexueller Missbrauch

             

            Yates, Macenzie, Pennbridge & Swofford (1991) USA

            153 Jugendliche, die sich prostituierten (68 % Mädchen, 32 % Jungen)

            Interviews

            55,6 % sexueller Missbrauch

            24,6 % körperliche Misshandlung

             

            Quelle für alle o.g. Daten: Zumbeck, S. 2001: Die Prävalenz traumatischer Erfahrungen, posttraumatische Belastungsstörung und Dissoziation bei Prostituierten: eine explorative Studie. Dr. Kovac, Hamburg.

             

            (2) hier wird eine wissenschaftliche Untersuchung vorgestellt http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-11/prostitution-freier-befragung

            • @Angelika Oetken:

              zu (2): Der Autor des lesenswerten Artikels weist gleich am Anfang auf die fehlende Belegbarkeit hin, was Ihn wohltuend von anderen Beiträgen abhebt. Er zeichnet ein Bild von Freiern, die sich aus dem gesamten

              Gesellschaftsspektrum rekrutieren, nicht selten auch in festen Beziehungen leben und weitestgehend den gesamten Bereich sexueller Spielarten abdecken. Der Wunsch nach Kommunikation, nach Zärtlichkeit, nach Vertraulichkeit, nach Konfliktaufarbeitung, nach dem Reiz des Verbotenen und Verrückten und manchmal auch nach Herrschaft und Unterwerfung bis hin zu ungezügeltem Sadismus treibt die Freier demnach zu Prostituierten. Ihre These von den "Männern mit sehr reduzierten sexuellen Kompetenzen" wird dadurch aber insgesamt nicht gestützt. Der Freier, der auf andere Weise nicht zu Sex kommt, macht im Gegenteil die Nachfrage kaputt, weil er den Puff-Besuch zum Loser-Event macht und damit zum No-Go für andere.

              • @Rainer B.:

                Für die Ausgangsfrage, ob man Gangbang-Partys verbieten sollte, oder nicht, ergibt sich daraus kein simples Ja oder Nein. Es kommt eben ganz darauf an, wer da was, wie und unter welchen Bedingungen mit wem macht. Verabreden sich volljährige Beteiligte aus freien Stücken zu ungewöhnlichen sexuellen Praktiken, so ist dagegen schwerlich etwas einzuwenden, auch wenn es auf Aussenstehende wie Vergewaltigung wirken mag. Finden unter offensichtlichem Zwang Vergewaltigungen im Rahmen solcher Treffen statt, so sind dies Straftaten, die von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden können. Dafür gibt es aber längst einschlägige Gesetze, die nur konsequent angewendet werden müssen. In diesem Zusammenhang kann man die länderübergreifenden Razzien, die letztens durchgeführt wurden, nur begrüßen. Es darf gar nicht erst das Mißverständnis aufkommen, dass man mit Prostituierten per se alles machen dürfte. Da gab es in den letzten Jahren sicher erhebliche Defizite. Daraus aber zu folgern, dass Prostitution nur ein lästiges Übel sei, das man verbieten müsse, greift deutlich daneben.

            • @Angelika Oetken:

              zu (1): Mal ganz abgesehen von den methodischen Fehlern, die sich bei derartigen Befragungen immer ergeben und auf die ich ja oben schon eingegangen bin, ergeben sich hier Abweichungen beim sexuellen Mißbrauch von 42,9% zwischen dem höchsten Wert mit 73% und dem niedrigsten Wert von 30,1%. Ein Computer, der nur Zufallswerte auswirft, und die Fragestellung gar nicht verstehen kann, würde zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Die Studien können tatsächlich nur belegen, dass soundsoviele Personen befragt wurden und dabei soundso geantwortet haben. Verifizieren können sie die ermittelten Angaben nicht. Den Erkenntniswert für den Bereich der Prostitution aus diesen Erhebungen schätze ich insgesamt als sehr gering ein. Gleichzeitig muss man die niedrigen Ergebnisse der "weiblichen Durchschnittskohorte" doch stark anzweifeln. Die sozialpsychologischen Verdrängungsmechanismen leisten hier erfahrungsgemäß ganze Arbeit. Man darf aus meiner Sicht durchaus von Missbrauchsquoten bei Frauen generell zwischen 15% und 40% ausgehen.

              • @Rainer B.:

                Kinder reagieren auf solche grausamen Misshandlungen unterschiedlich. Manche mit Rückzug, andere mit Aggression. Da das Trauma sexuellen Bezug hat, bleibt die Ebene der daraus folgenden Traumatisierung dann dem Sexuellen verhaftet. Und die Art wie das ausgelebt wird, folgt rollenspezifischen Mustern: die Mutter quält ihren kleinen Sohn und kaschiert das als Pflegemaßnahme oder Zuwendung, der Vater benutzt das Baby als Sexklo. Das erwachsene weibliche Opfer reinszeniert das später durch wechselnde, immer wieder destruktive "Partnerschaften", oder in der Prostitution, der erwachsene männliche Betroffene lebt seine Sexualität übergriffig oder mechanisch-ausbeuterisch. Einigermaßen kontrolliert vielleicht als "Freier" oder in der Sadomasoszene. Gelingt ihm das nicht, tut er Kindern oder Erwachsenen das an, was ihm auch widerfahren ist.

                Bei Opfern frühkindlicher Misshandlung können Gewalt, Aggression und Sexualität so eng verknüpft sein, dass die Betroffenen es sehr schwer haben, die drei Bereiche unabhängig voneinander zu empfinden, zu leben und zu kontrollieren.

                Gerade darum wären viel mehr Forschung, Austausch und Hilfsangebote speziell was die multimodale Misshandlung sehr kleiner Kinder durch ihre Eltern angeht so wichtig.

                • @Angelika Oetken:

                  Dem kann ich mich nur anschließen.

            • 1G
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              @Angelika Oetken:

              Daß es sich bei Sexkäufern um Männern handelt, die einfach keine Partnerin finden, ist ein Mythos (selbst wenn dem so wäre: es gibt kein Recht auf Sex). Im Gegenteil: die meisten sind verheiratet oder in einer festen Partnerschaft. Des Weiteren sind sich die meisten über die Schädlichkeit ihres Handelns bewußt und üben sie ungeachtet dessen aus: http://abolition2014.blogspot.de/2014/04/sexkaufer-und-nichtkaufer-sind.html .

               

              Freier, die somit Täter sind, mit den in der Prostitution mißhandelten Frauen gleichzusetzen, halte ich entsprechend für verkehrt und fahrlässig.

  • Hört das denn nie auf?

    • @lichtgestalt:

      Anscheinend nicht. Ich würde es ja gerne sehen, dass es weder Prostitution noch Pornographie gibt. Diese Auffassung habe ich nicht erst in den letzten Jahren.Das liegt daran, dass mir als Frau, Frauenhass und Gewalt zuwider ist, der sich in beidem äußert.

      • @Florence:

        Weder Prostitution, noch Pornographie haben originär etwas mit Frauenhass und Gewalt zu tun - da ist eher noch das Gegenteil der Fall.

        • @Rainer B.:

          Wie kommen Sie denn auf so verquere Ansichten? Es interessiert mich auch nicht, was originär war, sondern was jetzt ist, und da sprechen die erschreckenden stetig steigende Zahlen, alleine für Deutschland, eine Hauptdrehscheibe der Prostitution und des Menschenhandels, eine deutliche Sprache. Aber alles ihrerseits ein Versuch zu relativieren und schön zu reden. Damit stehen Sie hier nicht allein, sondern traurigerweise im Gegenteil, in sehr großer Gesellschaft.

          • @Florence:

            Sie verwechseln da leider so einiges und haben vieles offenbar noch gar nicht verstanden.

            Zunächst einmal ist es völlig daneben, Prostitution und Pornographie einfach in einen Topf zu werfen. Auch wenn es in beiden Bereichen inhaltlich um Sex geht, sind es doch zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte.

            Prostitution und Pornographie gibt es gewiß nicht deshalb, weil Männer Frauen hassen würden, oder so gewalttätig sind. (Anm.: Die gleichgeschlechtliche Prostitution lasse ich hier mal ganz ausser Betracht). Aus der unbestrittenen Tatsache, dass es in der Prostitution zu Frauenhass und Gewalt kommt und dass in der Pornographie auch Frauenhass und Gewalt bildlich dargestellt wird, können Sie einen solchen Rückschluss einfach nicht ziehen. "Originär" meint nicht das, was früher war, sondern das, was ursächlich für etwas ist.

            Frauenhass ist eben nicht ursächlich für Prostitution und Gewalt ist nicht ursächlich für Pornographie etc.. Es gibt Prostitution ohne jede Gewalt und ohne jeden Frauenhass und es gibt Pornographie ohne beides. Gleichzeitig finden Sie beides auch in vielen anderen Lebensbereichen mehr oder weniger ausgeprägt.

            Auch Menschenhandel beschränkt sich längst nicht nur auf den Bereich der Prostitution, wird aber fast ausschließlich in diesem Zusammenhang thematisiert.

            • @Rainer B.:

              Ich denke, Sie haben gewisses Talent zu reimen, doch wenn es um Prosa geht, ist Ihr Ausdruck sehr unscharf. Sie - nicht ich - werfen hier sämtliches in einen Topf und rühren kräftig dabei um. Ob da die Suppe noch schmeckt ist zu bezweifeln ;-) Jedenfalls mangelt es mir weder an Sachverstand, noch an Einblick oder Erfahrung - wie Sie meinen mögen. Kausalketten habe ich auch nicht konstruiert, das war ebenfalls Ihr Werk hier. Und was ich für Rückschlüsse ziehe, definieren nicht Sie.

              Kleiner Tipp noch am Rande: Es gibt einen Unterschied zwischen F*cken und Sex, sowie zwischen Pornographie und Erotik.

              • @Florence:

                Ich nehme Ihren Beitrag zur Kenntnis, sehe aber nicht, inwiefern er sich überhaupt auf meine Antwort inhaltlich bezieht.

  • Guter Artikel an dem klar wird, dass die Politik alles was nicht Mainstreamsex ist verbieten möchte. Zwar ist es schön, dass es die Homosexualität diesmal geschafft hat mit in den Mainstream aufgenommen zu werden. Alles andere gilt aber nun als pervers, menschenverachtend etc. Die Annahme, dass alles ok ist, was Menschen aus freien Stücken miteinander machen wollen, scheint nicht mehr zu gelten. Sicher wurde in den 70er Jahren vergessen mancherorts, dass Kinder besonderen Schutz benötigen. Wir sollten uns aber massiv dagegen wenden, die sexuelle Befreiung insgesamt zurückzudrehen. Sonst sind in 10 Jahren Ehebruch oder Gruppensex ebenfalls wieder strafbar.

    • @Velofisch:

      Und dann wäre auch der Weg zum legalisierten Ehrenmord wieder frei.

      • @Rainer B.:

        Was hat denn ein "Ehren"mord damit zu tun?

        • @der-Tom:

          Ehrenmorde werden zur gewaltsamen Durchsetzung moralischer Grundsätze begangen und zur Abschreckung für alle, die sich nicht einer sexuellen Bevormundung unterwerfen wollen. In vielen Ländern werden Frauen heute noch als Eigentum des Mannes betrachtet. Die Frau, die auch Sex mit anderen Männern hat, "verletzt dadurch die Ehre ihres Mannes." Diese "Ehre" kann vielfach nur durch ein Tötungsdelikt wiederhergestellt werden. Man findet dieses Phänomen ausschließlich in Kulturkreisen mit übertrieben strenger Sexualmoral. Die Forderung nach einem Verbot von Gangbang-Partys entspricht genau diesem patriarchalischen Denkmuster aus grauer Vorzeit.

  • Ist ja echt arm, sogar in der taz: alles Männer, die nur an Ihre eigene Lust denken, dafür auch noch zahlen (was ist eigentlich mit den berühmten zwei gesunden Händen? Da kommt man ja noch billiger weg) und alles ist ja kein Problem, läuft ja unter dem Label "sexuelle Befreiung". Dass ich nicht lache.

    Bin wirklich sehr enttäuscht. Solange es nur um Macht und Geld geht und die Geschlechterverhältnisse davon bestimmt werden, sind sie ungleich und unfrei.

    • @Florence:

      "Guter Sex ist teuer!"

       

      Gestern gelesen. Als Überschrift zum Kabarett-Programm - einer Frau. ;-) Marktwirtschaft und Konsum haben alles im Griff. Alles.

      • @lichtgestalt:

        Na na...was haben Sie da wieder gegoogelt? Ich halt's da mit den Beatles: "Can't buy me love"

        • @Florence:

          Ich google nur, wenn andre Suchmaschinen nicht das finden was ich erwarte.

           

          "Guter Sex ist teuer!" war ein Programmhinweis in einer Papierzeitung (sic!) zu Frau Lisa Feller.

           

          Mann kann alles kaufen...

          lehrt uns die

          Sexindustrie.

           

          Wussten Sie, dass (die) Heuer, Hire (to hire) und Hure den selben Wortursprung haben?

          • @lichtgestalt:

            Bei letzterem irren Sie. "Hure" (von Mittelhochdeutsch huore) ist NICHT mit hire resp. Heuer verwandt, diese beiden Wörter haben jedoch den selben Ursprung (aus dem Niederdeutschen), während Hure von Gothisch hôrs, über das altenglische hôre zu englisch whore wurde.

  • Eine Ehefrau stellte eine Prostituierte zur Rede: „Wie kann man nur so unmoralisch sein und seinen Körper für Geld verkaufen!“ Darauf erwiderte diese: „Ich verkaufe ihn nicht, sondern vermiete ihn nur für ein paar Euro. Sie dagegen verkaufen ihren für das halbe Vermögen ihres Mannes. Jetzt frage ich Sie, was moralischer ist.“

     

    Aber mal im traurigen Ernst. Vor 50 Jahren gab es in Deutschland noch den Kuppelparagraphen und ausserehelicher Sex war strafbewert. Von gleichgeschlechtlichem Sex mal gar nicht zu reden. Dann gab es da mal in den Sechzigern und Siebzigern mal eine Zeit in der einige unsere Eltern für mehr Freiheit und Liberalität gekämpft hatten (nicht nur beim Sex versteht sich). Und wie der Neoliberale Rollback sich so vieles wieder einverleibt, was damals mühsam emanzipatorisch (sic!) erkämpft wurde, so darf natürlich auch freier Sex nicht sein. Weil man das eben nur begrenzt kapitalisieren und kontrolieren kann.

    Aber die heutigen Frauenrechtlerinnnen sind eben in etwa so fortschrittlich wie die CSU und lassen sich doch gerne instrumentalisieren, wenn es darum geht auch die letzten nicht kontrollierten Freiräume zu kriminallisieren.

     

    Disclaimer: Sex muss schon einvernehmlich erfolgen. Und Dominanz des einen Partner über den Anderen (wenn der es nicht will) geht gar nicht. Aber sonst soll doch bitte jeder tun und lassen was er/sie will. Und dieses in den Betten spionieren ist ja auch sowas von katholische Kirche.... Wollen sich vermeintlich moderene Frauen da tatsächlich gemein machen?

  • Wieso verdienen die Zahnarzthelferinen den so miserabel? Die Zahnärzte sind doch nicht arm. Die kriegen für 1 Zahn schon so viel wie die Helferin im Monat verdient. Wieso arbeiten keine Männer in der Altenpflege, haben etwas mehr Muskel und stärkeren Körperbau da können sie doch besser die 200 kg Omas vom Rollstuhl heben anstatt 1,50 große Asiatinen. Wie die Frauen in diesen Berufen misshandelt werden darüber schreibt niemand anschein so sehr dass ihnen anschließend nichts mehr ausmacht mit 15 Männern zu Vögeln. Altenpflege ist also schlimmer und für 1200 Euros im Monat mit allen Feiertagen und Nächten.Und dann gehen die Arbeitgeber so ein Anwalt hat auch sicherlich seine Tippse und Putzfrau für 5 Euro sie Stunde so dass er wieder für den Puff gespart hat.

    Sogar ein Klempner verdient mehr als eine Krankenschwester der wird sogar für Geruchsbelästigung bezahlt in Ihrem Tariflohn wird nicht mal erwähnt dass sie körperlich arbeitet. Also steht ihr nicht mal Mineralwasser vom Arbeitgeber zu, das bekommen nur die, die körperlich arbeiten. Die männlichen Juristen und Politiker machen doch absichtlich billig Löhne für Frauen damit sie billige Putzfrauen, Pflegerinnen haben und noch in den Puff können. Und Nymphomanie ist eine Krankheit ganz am Rande.

    • @anna müller:

      Es gibt schon ausreichend auch männliche Altenpfleger.

       

      Das Problem der hier angesprochenen ehemaligen Altenpflegerin war aber eben nicht das Heben, sondern eher, dass sie nicht mit älteren Menschen arbeiten wollte.

      Ich habe selber in der Behindertenarbeit mit allen Altersgruppen gearbeitet und muss sagen, dass eben bei Altenpflege man zwar ein sehr entspanntes Arbeiten hat, weil die Erziehung der Menschen nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, aber zum einen ist die Arbeit eben körperlich anstrengend und auch eben für Menschen, die z.B. lieber Resultate als nur Verfall bei ihrer Arbeit sehen wollen, eben nicht befriedigend. Es gibt genügend Menschen, die zehnmal lieber mit alten Menschen arbeiten als mit gewaltätigen Jugendlichen oder sich ficken lassen. Hier sehe ich wirklich nicht unbedingt den Verdienst als das Problem an, auch, wenn der zu niedrig ist in allen Bereichen des pflegerischen und pädagogischen Bereiches.

       

      Hier geht es um das Recht auf Selbstentfaltung im Beruf und dieses Recht hat die Dame in dem Artikel wahrgenommen und man sollte eben darauf achten, dass ihre jetzige Tätigkeit ebenso abgesichert ist wie die anderer Berufe.

      • @Age Krüger:

        Hast du auch in einer Großstadt in einem Riesenheim Nachtdienst gemacht alleine bei 120 Behinderten dass Du so ein "entspanntes Arbeiten" hattest. Ein Durschnittspfleger hält in dem Beruf 4 Jahre aus.Und dann muss er / sie irgendwie Geld verdienen.Zerstörte Wirbelsäule, Füße ,Knie, Handgelenke zählen nicht als Berufskrankheit, es gibt keine Umschulungen nur noch Hartz IV Schikane.

        • @anna müller:

          Nein, wie gesagt, ich empfand es als langweilig und würde auch eher in einem Puff arbeiten als irgendeine Arbeit mit rein pflegerischem Anspruch zu machen. Ich sage nur, dass es Menschen gibt, die das offenbar gerne machen und ich sage ja auch, dass die Bezahlung skandalös ist.

           

          Ich wollte eben nur darauf aufmerksam machen, dass dies immer eine Frage der Selbstbestimmung ist, wo man gerne arbeitet.

           

          Um das angesprochene Problem zu lösen, ist mal wieder der Gesetzgeber gefordert, diese typischen Erkrankungen bei Kranken-, Alten- und Heilerziehungspfleger in die Liste der Berufskrankheiten aufzunehmen. Das wäre aber eine soziale Leistung und die ist in dieser DDR 2.0 nicht vorgesehen.

  • Manchmal hilft kalt duschen!

    • @Waage69:

      Jau! Danach geht wieder was.

      • @Rainer B.:

        ?-!!

  • Danke - für das Fotto

     

    das faßt es zusammen -

    "…hier wirste echt geliiebt…"

    (wer hat das noch mal gesungen…¿;)

     

    Verbot - typisch german quatsch;

    Blockwart latent brownie reloaded -

    as usual a-gähn.

     

    ps als loddelgefährdeter

    schülerstudenttaxer -

    Puff&KundInnen - normal

    &~> not my cup of tea -;)

    aber das ist eben eine

    andere Frage.

  • Ich verstehe nicht, wieso, wenn da jemand einen Festvertrag hat, noch Probleme bei der Krankschreibung hat.

    Wer normal sozialversichert ist, hat 6 Wochen Anspruch auf Lohnfortzahlung und anschließend das Recht auf 18 Monate Krankengeld von der Krankenkasse.

    Wo ist das Problem?

  • In der taz gibt es doch bestimmt auch männliche Reporter. Da gibt es doch bestimmt auch einen, der mal undercover als Kunde zu einer der anderen Gangbang-Partys gehen würde, wo Sie als Journalistin nicht eingeladen wurden. Der kann dann da sicher auch Interessantes von erzählen.

  • Ich war selbst auch schon mal in diesem Etablissement und die Atmosphäre dort war exakt so, wie in dem Artikel beschrieben (und ich bin kein Reporter;-), insofern Respekt auch für die relativ zurückhaltende und nur mäßig wertende Berichterstattung. Es ist doch hier, wie bei allem, die Moralapostel wollen verbieten, womit sie selber nichts anfangen können, dazu werden alle Mittel genutzt, denn es kann ja nicht sein, was nicht sein darf. Ich habe dort und auch auf anderen Partys fast ausnahmslos selbstbewußte Mädels erlebt, die sehr genau wussten, was sie wollten und was sie nicht wollten und die das auch sehr deutlich machen konnten. Mit "Vergewaltigungsszenarien" hatte überhaupt gar nichts zu tun. Dass es hier wie anderswo auch schwarze Schafe gibt, kann man nicht ausschließen, die Politik sollte sich aber auf eben diese schwarzen Schafe konzentrieren und nicht JEDEN seiner Freiheit berauben, nur weil sich dessen Aktivitäten unter dem Schlagwort "Gangbang-Party" einsortieren lässt. Wenn sich erwachsene Menschen in der Gruppe zu einvernehmlichem Sex treffen, muss das auch weiterhin erlaubt bleiben, auch wenn es wie in diesem Fall einen kommerziellen Charakter hat. Die Politik soll Kriminalität bekämpfen, bestimmt auch Flatrate-Puffs, wo sich Armutsprostuierte für 30€ den ganzen Tag verkaufen müssen, aber ganz bestimmt nicht Läden wie die Erlebniswohnung. Völliger Schwachsinn, alles über einen moralischen Kamm zu scheren.

  • Irgendwie bekomme ich den Eindruck, dass diese Gang-Bang-Prostitution auch nur eine weitere Facette ist, die aufzeigt, wie weit die Welt bereits kapitalistisch durchgetaktet, maschinisiert und gefühllos ist. Mich wundert auch bei den Aussagen der hier interviewten Männer nix mehr. Erfüllter Sex sieht doch anders aus. Die meisten Männer heutzutage mögen allerdings einfach keinerlei Verpflichtungen jeglicher Art, möglichst wenig bezahlen (Stichwort:Flatrate) und viel bekommen (Sex, "Gefühl", das therapeutische Gespräch). Schon klar, dass mann das heutzutage leichter im Puff, bei Gang-Bang-Etablissements oder Swinger-Parties findet, als in einer realen Beziehung von Mensch zu Mensch.(Ich nehme hier mal die männlich-homosexuellen Beziehungen nicht aus, durch mehrere homosexuelle Freunde hab ich schon oft mitgekriegt, wie mechanistisch und häufig menschenverachtend es in dieser Szene zugeht mit Poppers & Co. Das weiblich-homosexuelle Milieu ist mir gänzlich unbekannt, daher kann ich nichts aus eigener Anschauung beitragen) Umgekehrt ist es wohl häufig so, dass Frauen, die nicht mehr in den Genuss einer Beziehung kommen (unterschiedliche Gründe, hauptsächlich jedoch das Alter) bzw. denen Beziehungen schon sehr zugesetzt haben und die auch wieder mal Sex haben wollen, sich prostituieren, schon für Taschengeld, sprich für viel weniger als die regulär arbeitende Prostituierte, Gangbang oder nicht. Traurig ist das alles. Frauen werden jedoch m.E. zunehmend und weitergehend objektifiziert als Männer. Eine weltweit zu beobachtende Entwicklung. In Zeiten des Turbo-Kapitalismus ist Prostitution unmenschlicher denn je.

    • @Florence:

      Keinerlei Verpflichtungen, so sieht´s aus. Im Grunde bezahlt man bei den Prostituierten weniger für den Geschlechtsakt, als vielmehr für die Garantie, hinterher unbehelligt zu bleiben. Frauen sind ja oftmals so besitzergreifend und können nicht loslassen. Alleine schon, daß man aus einem sexuellen Akt eine Verpflichtung ableiten zu können glaubt - völlig absurd!

      • @Dudel Karl:

        Was ist daran absurd würde nicht die Frau jahrelang Chemiekeulen schlucken

        oder Gummis benutzen könnte sie theoretisch Schwanger sein. Das ist die normale Biologie der Frau . Männer rechtfertigen sich da immer und ignorieren die Psyche der Frau zu ihrem Vorteil.Jucken und Reiben sind die einzigsten Interessen.

        • @anna müller:

          Es gibt aber nunmal Verhütungsmittel. Diese werden ja bekanntermaßen auch innerhalb der Ehe angewandt, insofern sollte man sich im 21. Jahrhundert langsam von den Steinzeitinstinkten emanzipiert haben, zumal man ja gerade als Frau heutzutage besonders modern und aufgeklärt sein will.

    • @Florence:

      Immer wieder interessant, wie Frauen anderen Frauen Lust am Sex absprechen und dabei grundsätzlich in solchen Zusammenhängen von Opfern sprechen.

       

      "Opfer" mag es in dieser Branche sicher geben, aber nicht alle, die Lust auf Sex haben und/oder damit ihr Auskommen verdienen möchten, sind Opfer (von wem auch immer).

      • @Hanne:

        Na dann psychisch krank weil sie vielleicht einen Schaden aus der Kindheit haben was ist das für Unterschied.

    • @Florence:

      "Die meisten Männer heutzutage mögen allerdings einfach keinerlei Verpflichtungen jeglicher Art"

       

      Hm, das habe ich auch schon von diversen Tanten und Großmüttern vor vielen Jahren gehört, scheint also gar nicht so neu zu sein. Es ist wohl eher so, dass männliche und weibliche Sexualität doch sehr verschieden sind. Die große Mehrheit der Frauen will eine feste Beziehung als Voraussetzung für Sex, Die meisten Männer nicht unbedingt, die sind da "sehr einfach gestrickt".

       

      Dann gibt es aber auch Frauen, die, wie Mandy sagt, "ständig horny" sind. Ich habe immer wieder solche Frauen kennengelernt, die - wie soll ich sagen - als Groupies in Freundeskreisen verkehrten und selbstverständlich mit allen Männern aus der Gruppe vögelten, auch nacheinander und am selben Abend. Es gab keinen Zwang irgendeiner Art von den Männern, kein Geld, keine Geschenke. Die Frauen kamen gern und absolut freiwillig.

       

      Anscheinend können andere Frauen diese Tatsache nur schwer akzeptieren. Und jetzt komme ich zu Ihrer Kapitlismuskritik. Natürlich haben Sie Recht, dass hier auch die Sexualität zur Ware wird. Das gab es übrigens so auch schon lange vor den kapitalistischen Zeiten, Stichwort: "ältestes Gewerbe der Welt". Es stimmt aber nicht, dass eine bestimmte Form weiblicher Sexualität dadurch entstand, dass sie - auch - zur Ware wurde.

    • @Florence:

      Alles sehr schön ausgedacht. Ersetzt aber nicht die Feldforschung !

  • "Gangbang ist menschenunwürdige Sexualität."

     

    Wie stellen sich die Damen und Herren Politiker denn menschenwürdige Sexualität so vor?

    Paarungsorientiert monogam?

    Berührungs- und Verschleißfrei nach Art der unbefleckten Empfängnis?

    Hinterher wird geheiratet und sich mächtig auf die Nerven gegangen bis einer das Handtuch wirft?

    • @Rainer B.:

      Man muß sich fast wundern, daß sie im Zeitalter der künstlichen Befruchtung Sex nicht generell verbieten.

       

      So wenig wie sie einsehen wollen, daß Cannabis harmloser als Alkohol ist, so wenig wollen sie einsehen, daß sich Frauen durchaus gerne mal an fremde Männer verkaufen. Nicht alle, aber weit mehr, als die neuen MoralapostelInnen wahrhaben wollen.

       

      Wir erleben derzeit ein Rollback all dessen, was sich die Gesellschaft bis zu den 60er, 70er Jahren an Rechten und Freiheiten mühsam erkämpft hat. Nur noch schuften erlaubt und bitte beim Eintritt ins Rentenalter den Löffel abgeben, so stellen die sich das doch vor in der DDR 2.0.

  • Ich schließe mich dem Kommentar von "Plopp" an. Gelungener Artikel.

     

    Aber ich möchte noch ein Gedankenexperiment anstoßen: Wieviele der dort arbeitenden Frauen würden den Job noch machen, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe?

    • @vøid:

      Sexarbeit wird ziemlich gut bezahlt, das wird auch im Artikel so dargestellt. Darum würden Sexarbeiterinnen weiter arbeiten, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe. Arzthelferinnen, Altenpflegerinnen und Zimmermädchen würden dann allerdings aufhören, denn deren Jobs sind sehr schlecht bezahlt.

    • @vøid:

      Dieselbe Frage geht berechtigterweise an alle Erwerbstätigen.

      • @Dudel Karl:

        Wobei diesbezügliche Befragungen ja ergeben haben, dass nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Befragten Ihren Job dann an den Nagel hängen; während dieselben Befragten gleichzeitig die Vermutung äußerten, dass andere sich wohl genau entgegengesetzt verhalten werden.

        • @Rainer B.:

          Also ich für mein Teil kann ehrlich und offen sagen: Ich wüßte mit meiner Zeit besseres anzufangen. Nicht, daß mir mein Job nicht gefallen würde, aber etliche Dinge machen nunmal mehr Spaß, die durch den Zwang, zu arbeiten, einfach nicht richtig zum Zuge kommen.

        • @Rainer B.:

          Der "Fundamentale Attributionsfehler" kann dieses Phänomen sehr schön erklären.

           

          http://de.wikipedia.org/wiki/Attributionstheorien

          • @Grisch:

            Wobei es hier ja nicht um die Attribution eines nachprüfbaren tatsächlichen Verhaltens geht und dementsprechend auch nicht um eine "kausale Erklärung für Verhaltensweisen" im Sinne der Attributionstheorien.

  • 1G
    14651 (Profil gelöscht)

    Den Artikel find ich wirklich in vielerlei Hinsicht herausragend: Mutig und direkt, ausgewogen und sachlich, und vor allem sehr (auch über die eigene Situation und Perspektive) reflektiert und bedacht... könnte das jetzt noch ausführen aber ich lasse es mal dabei: Großartige Arbeit, vielen lieben Dank!