: Carnival of Subculture
Berlins alternative Projekte feiern gegen ihre Verdrängung an
■ Wann? Samstag 18. Mai
■ Karnevalsumzug Start: 12 Uhr, Frankfurter Allee am U-Bahnhof Samariterstraße
■ Straßenfest Ab 16 Uhr auf den Bühnen zwischen Adalbertstraße und Schillingbrücke
Im Netz: www.cos4u.org
Die Alternativprojekte Berlins kommen nicht zur Ruhe. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren die Liebig14 und das Tacheles geräumt wurden, stehen aktuell das Wohnprojekt Linie206, das Kulturprojekt Kirche von Unten, das Kneipenprojekt Baiz und der Wagenplatz Rummelplatz vor dem Aus. Im März wurde zudem ein Gelände neben der Köpi zwangsversteigert, auf dem sich ebenfalls eine Wagenburg befindet. All diese Projekte werden am 18. Mai den Protest gegen ihre drohende Räumung auf die Straße tragen. Dann findet zum zweiten Mal der „Carnival of Subcultures“ statt, ein Umzug mit anschließendem Straßenfest. „Die Projekte sind ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte und haben große soziale Bedeutung“, sagt einer der OrganisatorInnen des Karnevals, der seinen Namen nicht nennen möchte.
Ins Leben gerufen wurde der Karneval im vergangenen Jahr von der Köpi, einem Wohn- und Kulturprojekt in der Köpenicker Straße. Idee der Veranstaltung ist es, nichtkommerziellen und emanzipatorischen Projekten eine Chance zu geben, sich zu präsentieren. Damit reagieren die InitiatorInnen auf die fortschreitende Verdrängung alternativer Projekte aus der Berliner Innenstadt. Der Protest gegen die Kommerzialisierung der Stadt ist wesentlicher Bestandteil des Karnevals und soll hier auf bunte und kreative Weise artikuliert werden. Nach Angaben der VeranstalterInnen haben sich an dem Karneval im vergangenen Jahr 40 Projekte beteiligt, 3.500 Menschen kamen zum Umzug und zum Straßenfest. Die Gewinne aus dem Fest wurden alternativen Projekten gespendet wie der medizinischen Flüchtlingshilfe Medibüro im Mehringhof. „Der Karneval ist ein friedliches Zeichen gegen die Aufwertung der Stadt“, so einer der OrganisatorInnen.
In diesem Jahr soll alles noch größer und bunter werden. Statt nur durch Kreuzberg wird der Umzug von Friedrichshain nach Kreuzberg ziehen. Start des „Karnevalumzugs“ ist um 12 Uhr am U-Bahnhof Samariterstraße an der Frankfurter Allee. Auch das Straßenfest hat expandiert: So werden auf der Köpenicker Straße und der Adalbertstraße drei Bühnen aufgebaut, auf denen ab 16 Uhr Bands aus verschiedenen Ländern spielen werden. Dazu gibt es eine Bühne für Theater und Kleinkunst. Auftreten werden unter anderem der Leipziger Anar-Chor, die russische Punkband Komatoz, eine Kinderzirkusgruppe aus Dänemark und der New Yorker Visual-Artist Eric Drooker, der seine Bilder zeigen wird. Informationen zur Subkultur in Berlin wird es an den zahlreichen Ständen der Projekte geben.
Neben der Verdrängung alternativer Projekte richtet sich der Karneval ebenfalls gegen die Verteuerung des Wohnraums und der damit einhergehenden Verdrängung ärmerer Bevölkerungsschichten aus der Innenstadt. Zugleich beklagen die OrganisatorInnen, dass es für die BewohnerInnen der Stadt fast unmöglich sei, sich an der Gestaltung ihres Wohnumfelds zu beteiligen. Viel zu oft würden sie vor vollendete Tatsachen gestellt oder müssten zusehen, wie über ihre Köpfe hinweg entschieden werde. Dass der Karneval am 18. Mai stattfinden soll, ist ebenfalls kein Zufall. So protestieren die VeranstalterInnen auch gegen die Kommerzialisierung des Karnevals der Kulturen der Welt, der einen Tag später stattfindet. Auch in diesem Jahr werden wieder weniger Gruppen bei dem Festumzug mitmachen, weil sie sich die Teilnahme nicht leisten können. „Die Politik muss dringend etwas tun“, sagen die OrganisatorInnen.
„Man werde versuchen, weiterhin mit der Politik zu kooperieren“. Große Hoffnungen mache man sich aber nicht, folgten auf Worte doch sehr selten Taten. Und so warnen die VeranstalterInnen: „Sollte es so weitergehen, werden wir wieder zu anderen Mitteln greifen.“
LUKAS DUBRO
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