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Stark im Abgang

WEIN Der Verkauf von Bioweinen lag 2009 nur knapp unter dem Niveau von 2008. Die Winzer blicken optimistisch in die Zukunft

Der Weinpreis

■ 622 Weine sind im Rennen: Auf der BioFach 2010 in Nürnberg werden die besten von ihnen mit dem Bioweinpreis MUNDUSvini BioFach prämiert. Eine Fachjury, besetzt mit erfahrenen Degustationsspezialisten aus aller Welt, testete die Weine nach einem 100-Punkte-System internationaler Weinverbände. Die meisten Weine kommen aus Italien, mehr als die Hälfte sind Rotweine. Traditionelle Rebsorten haben die Nase vorn, aber auch einige deutsche trockene Weißweine überzeugten die Jury. Auch Exoten wie beispielsweise ein deutscher Weinaperitif konnten Preise erringen. Den Bioweinpreis gibt es dieses Jahr – unter neuem Namen – zum zweiten Mal seit 2009. (af)

VON ANGELIKA FRIEDL

Die Deutschen lieben vor allem den Rotwein. Die Geschmacksrichtungen, ob bio oder konventionell, unterscheiden sich kaum. Rotweine liegen mit einem Marktanteil von 50 Prozent an der Spitze, die Weißweine folgen mit 42 Prozent, der Rosé schafft es gerade mal auf 8 Prozent.

Während die Weinhändler sich mit dem Geschäftsjahr 2009 zufrieden zeigen, mussten die Gastronomen Einbußen hinnehmen. „Verbraucher ziehen sich in Krisenzeiten eher in ihr Heim zurück“, weiß Kristina Simon vom Moselland-Marketing. Das Glas Wein zu Hause ist natürlich auch einige Euro billiger als im Restaurant. Ein weiterer Grund für das stabile Absatzklima bei Bioweinen sind ihre Preise, die im Schnitt etwas höher liegen als die der konventionellen Weine. So kosten mehr als 80 Prozent der Weine im Lebensmittelhandel weniger als 3 Euro pro Flasche. Käufer von Bioweinen sind dagegen auch mal bereit, für einen guten Tropfen etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Außerdem beginnt bei Weinen aus ökologischer Herstellung auch die untere Preisklasse in der Regel erst ab 4,99 Euro.

Leicht gesunken ist aber die Nachfrage in der Preisklasse von 9 bis 10 Euro im Fachhandel und von 7 bis 8 Euro im Einzelhandel, wie die Lieferanten feststellen mussten. Gut für Weinliebhaber: Ausländische Weine aus den wichtigsten Importländern – Spanien, Frankreich und Italien – sind etwas billiger geworden. Im Vergleich zu konventionell produzierten Rebsorten fristen ökologische Trauben freilich immer noch ein Schattendasein. „Der Anteil der Bioweine an der Produktion in Europa beträgt etwa 5 Prozent. Und der Anteil am Verkauf dürfte nur bei etwa 3 Prozent liegen“, sagt Christoph Meininger, Geschäftsführer von MUNDUSvini und des Meininger Verlages.

Zufrieden mit der Entwicklung sind auch die deutsche Winzer. Der einheimische Markt für Biowein legte wie in den vergangenen Jahren leicht zu, wobei ein Trend hin zu Sorten mit geringerem Alkoholgehalt festzustellen ist. Die größten Produktionsländer für ökologische Weine sind aber nach wie vor Frankreich, Spanien, Italien sowie die USA. Bioweine werden auch in den USA immer beliebter. Und in Frankreich boomt der Biomarkt geradezu. Die starke Nachfrage und zwei eher schlechte Ernten werden dort vermutlich die Preise in die Höhe treiben.

Der einheimische Markt für Biowein legte wie in den vergangenen Jahren leicht zu

Bei deutschen Weinen bleiben sie dagegen stabil. Die Preise für deutsche Fassweine, die früher deutlich über denen der konventionellen Konkurrenz lagen, haben sich 2009 sogar angenähert. „Das sind dann die gleichen Ladenpreise wie bei konventionellen Weinen. In höheren Preisregionen spielt das Argument Bio eh keine Rolle mehr, da ist der Name des Erzeugers, der einzelne Wein oder die Region entscheidender,“ meint Christoph Meininger. Stabil sind aufgrund des großen Angebots auch italienische Weine. Ganz anders ist die Lage in Spanien, das mittlerweile die größte Anbaufläche besitzt. Weil die Spanier selbst kaum Bioweine trinken, werden die Flaschen und Fassweine zum größten Teil exportiert, vor allem nach Deutschland, Skandinavien und in die Beneluxstaaten. Die Preise für spanische Weine, ob bio oder konventionell, sind buchstäblich im Weinkeller gelandet. Teilweise plagen sich die Genossenschaften mit großen Absatzproblemen. Nur die Verbraucher können sich noch über niedrige Preise etwa für Fassweine freuen.

Spitzenweine aus ökologischer Herstellung, gibt es das überhaupt? Tatsächlich hat sich das Blatt gewendet. Während Weinkenner noch vor Jahren die Nase über geschmacklose Bioweine rümpften, haben sich mittlerweile einige Weingüter fest im oberen Segment etabliert. Namen wie Christmann, Rebholz aus der Pfalz, Bürklin-Wolf, Wittmann aus Rheinhessen oder das Weingut Prinz Salm-Salm besitzen einen guten Namen in der Szene. Der Gault Millau WeinGuide Deutschland verleiht für herausragende Bioweine hohe „Traubenzahlen“ – vier Trauben –, und Weinpapst Robert Parker würdigt besonders feine Tropfen mit 91 von 100 möglichen Punkten. Die Kritiker feiern solche Weine dann gern mit hymnischen Sätzen wie: „Eine brillante hellgelbe Farbe, der Duft präsentiert ein zartes Blütenaroma und eine Nuance von Aprikose. Der Cuvée besitzt eine feinrassige Säure und einen angenehmen Körper.“

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