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Doping für die QuoteKOMMENTAR VON STEFFEN GRIMBERG

Natürlich sind sie bei Sat.1 skrupellos. Eben noch hat der von Finanzinvestoren übernommene Privatsender angekündigt, sein Nachrichtenangebot ordentlich zusammenzustreichen und jeglichen Anspruch auf publizistische Relevanz aufzugeben. Nun steigt er in die Übertragung der Tour de France ein. Moralisch-ethische Erwägungen in Sachen Radsport und Doping interessieren da niemanden. Nur die Quote zählt.

Der ganze Akt findet statt mit freundlicher Billigung von ARD und ZDF, die einer Senderrechte-Weitergabe ausdrücklich zugestimmt haben. Man könne „den Laden ja nicht komplett zumachen“, lautet die öffentlich-rechtliche Begründung. Und dies zeigt das ganze Dilemma: Denn ein gänzlicher TV-Ausstieg aus der Tour de France hätte tatsächlich zu grundlegenden Veränderungen führen können.

In den meisten europäischen Ländern ist die Verwunderung über den Tour-Verzicht von ARD und ZDF groß. Dort wird munter weiter übertragen. Und selbst in Deutschland wissen die Tour-Gewaltigen, Sponsoren und Hintermänner jetzt, dass sich immer noch ein honoriger, wenn vielleicht auch nicht mehr ganz so gut honorierender Sender findet. Die Zuschauer kümmern derartige Erwägungen ohnehin kaum: Sie wollen die Tour, den möglichst schnellen Sport. Dass gedopt wird, war den meisten Fans klar.

ARD und ZDF verabschieden sich mit Entsetzen aus dem Radzirkus und handeln gemäß ihrer eigenen, noch rechtzeitig vor der Tour verschärften Spielregeln. Aus ihrer Sicht ergibt das Sinn: So distanzieren sie sich – wenn auch sehr spät – von der Verbrüderung mit dem Heldenepos Tour de France. Allzu lange hatte man Nestbeschmutzer weggeschoben. Die Übertragung sollte rein sportlich bleiben, über nicht zu ignorierende Verdachtsfälle berichteten ja die Politmagazine.

Dass diese Haltung noch längst nicht aus der öffentlich-rechtlichen Senderwelt verschwunden ist, zeigt schon die Tatsache, dass trotz der erwartbaren Enthüllungen rund um die Tour nur eine Intendantin von Anfang an gegen die Übertragung in ARD und ZDF gewesen ist. Und: Die Übertragung anderer Dopingsportarten wird schon gar nicht infrage gestellt.

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