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Einsatz für Frauen-Notruf

Vergewaltigte Frauen werden sich vermutlich auch in Zukunft an die Beratungsstelle Notruf wenden können. PolitikerInnen aller Parteien sprachen sich gestern gegen eine Streichung der Förderung aus

von Eiken Bruhn

Der „Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen e. V.“ soll nicht geschlossen werden – wenn es nach den Bürgerschaftsfraktionen von Grünen und SPD sowie der CDU geht. Wie berichtet steht die Beratungsstelle auf einer Streich-Liste der Sozialsenatorin, mit der diese zur Haushaltsentlastung beitragen will. Heute soll dieser der Sozialdeputation vorgelegt werden.

Während sich SPD-Fraktionschef Carsten Sieling schon Anfang der Woche gegen die ebenfalls geplanten Kürzungen in der Jugendarbeit ausgesprochen hatte, dauerte es bis gestern, dass sich eine Lobby für den Notruf fand. „Wir werden uns mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass dieses wichtige Angebot bestehen bleibt“, hieß es in einer Mitteilung von Grünen und SPD, man führe Gespräche, „um zu einer Lösung im Sinne der betroffenen Frauen zu kommen“, hieß es weiter. Wie diese aussehen kann, wollte die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Ursula Arnold-Cramer, gestern nicht verraten. Nicht sinnvoll erschien ihr der Vorschlag des SPD-Staatsrats für Gesundheit, Hermann Schulte-Sasse. Der hatte laut nachgedacht, die Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch „Schattenriss“ könne die Arbeit des Notrufs übernehmen. „Die haben genug zu tun“, so Arnold-Cramer.

Schattenriss-Mitarbeiterin Solrun Jürgensen bestätigte diesen Eindruck. „Wir sind bereits jetzt überlastet“, so die Therapeutin. Deshalb müssten ab sofort die Konferenzen, in der sich in Fällen von sexuellen Missbrauch alle HelferInnen zusammensetzen sollen – von LehrerInnen bis hin zu den Amts-Sachbearbeitern – ohne die Mitarbeiterinnen von Schattenriss stattfinden. Wie berichtet gibt es seit zwei Jahren ein genau geregeltes Verfahren, wie beim Verdacht auf Missbrauch vorzugehen ist. Die Schattenriss-Frauen sollen als Expertinnen an diesem eng beteiligt werden – ohne dass sie dafür eine entsprechende Aufstockung ihrer Mittel bekommen hätten. Empört seien sie und ihre Kolleginnen auch darüber, dass sich niemand direkt an sie gewendet hätte, sondern sie aus der Presse erfuhren, einen neuen Arbeitsbereich zu bekommen, so Jürgensen. „Wir sind ein Verein mit ganz bestimmten Zielen, man kann uns nicht einfach irgendwas aufdrücken.“ Die Arbeit von Schattenriss unterscheide sich grundsätzlich von der des Notrufs. Bei Schattenriss gehe es um Frauen und Mädchen, die in ihrer Kindheit Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, sowie um deren Prävention. Die Täter seien dabei oft enge Vertraute oder Verwandte des Mädchens, die über einen längeren Zeitraum das Vertrauensverhältnis ausnutzen. Der Notruf hingegen betreut und berät Frauen, die vergewaltigt worden sind. „Natürlich gibt es in Einzelfällen Überschneidungen“, sagt Cornelia Kornek vom Notruf, „wir verweisen auch aneinander“. Anders als gemeinhin angenommen, verfügt der Notruf nicht über eine Hotline, die zu jeder Zeit erreichbar ist. Etwa 120 Frauen wenden sich pro Jahr Rat suchend an den Notruf, wöchentlich führen die Mitarbeiterinnen etwa 20 Gespräche.

Die Streichung der Mittel für die Beratungsstelle für Zwangsprostituierte sei vom Tisch, so die SPD-Frau Arnold-Cramer. Ob die ebenfalls betroffene Hurenberatungsstelle Nitribitt verzichtbar sei, könne sie derzeit nicht sagen, so Arnold-Cramer. „Ich kenne die kaum.“

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