Arbeitsteilung im Alltag: Frauen sind stets „on the job“
Addiert man unbezahlte und bezahlte Arbeit, sind Frauen etwas fleißiger als Männer. Das ergab eine Studie zur Zeitverwendung in Haushalten.
Der Unterschied fällt höher aus als noch vor zehn Jahren. Damals hatten Frauen eine Stunde länger in der Woche unbezahlte und bezahlte Arbeit geleistet als die Männer. Die Zahlen ergeben sich aus einer neuen Studie zur Zeitverwendung, die das Statistische Bundesamt am Mittwoch vorstellte. Für die Analyse führten 20.000 Personen ab zehn Jahren im Jahre 2022 sogenannte Zeittagebücher und benutzten dabei auch eine App.
Betrachtet man nur die „unbezahlte Arbeit“, haben die Frauen im Jahre 2022 in der Woche im Durchschnitt neun Stunden mehr unbezahlte Arbeit geleistet als Männer. Dieser sogenannte „gender care gap“ ist im Vergleich zu vor zehn Jahren nur um rund eine Stunde kleiner geworden.
„Die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Arbeit wurde im Zeitvergleich kleiner, sie ist aber nach wie vor beträchtlich“, erklärte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand. Unter „unbezahlter Arbeit“ verstehen die Statistiker:innen unter anderem Aktivitäten wie Kochen, Küchenarbeit, Betreuung, Pflege, sowie Gartenarbeit und Einkaufen.
Müttern droht Mehrbelastung
Männer leisteten rund siebeneinhalb Stunden mehr bezahlte Erwerbsarbeit als die Frauen. Vor zehn Jahren hatten sie noch etwa neun Stunden länger in der Woche vergütet gearbeitet als die Frauen.
Der Arbeitsaufwand steigt deutlich, wenn Kinder da sind: Werden allein Eltern und ihre Zeitaufteilung betrachtet, so arbeiten diese – bezahlt und unbezahlt – insgesamt elf Stunden mehr in der Woche als Erwachsene ohne Kinder, errechneten die Statistiker:innen. Väter mit minderjährigen Kindern waren pro Woche viereinhalb Stunden länger erwerbstätig als Männer ohne Kinder.
In der jetzigen Situation würde die von der Politik geforderte höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen „zu weiterer Mehrarbeit und zusätzlicher Belastung von Frauen, insbesondere Müttern, führen“, sagte die Direktorin des gewerkschaftsnahmen WSI-Instituts, Bettina Kohlrausch. Eltern, insbesondere Mütter würden auch unter der unzuverlässigen Betreuungssituation in Kitas aufgrund des Personalmangels leiden.
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