Apokalypse der Woche: Südafrikas tödliche Fluten
Früher hieß es, von einem einzelnen Wetterereignis könne man gar nicht auf den Klimawandel schließen. Mittlerweile gibt es Methoden, genau das zu tun.
Zu diesem Schluss sind Wissenschaftler:innen der Forschungsinitiative World Weather Attribution in einer Studie gekommen. Demnach hat die Erderhitzung den Starkregen doppelt so wahrscheinlich gemacht. „Wenn wir nicht die Emissionen reduzieren und die Erderhitzung unter 1,5 Grad halten, werden Extremwetterereignisse immer zerstörerischer“, warnt der Klimaforscher Izidine Pinto von der Universität Kapstadt, Leitautor der Studie.
Auch soziale Ungerechtigkeit hat maßgeblichen Einfluss
Wie viel Klimawandel in einem bestimmten Wetterereignis steckt, untersucht die Klima-Attributionswissenschaft, ein vergleichsweise junger Forschungszweig. Früher hieß es oft, von einem einzelnen Wetterereignis könne man gar nicht auf den Klimawandel schließen. Mittlerweile gibt es Methoden, genau das zu tun.
Gemeinsam mit Meteorolog:innen geben Klimaforscher:innen das jeweilige Wetterereignis in allen seinen Details ein. Die lassen sie dann einmal mit den Treibhausgasdaten der realen Welt durchlaufen und dann noch mal mit einer fiktiven Welt ohne den menschlichen CO2-Fußabdruck. Ist es jeweils unterschiedlich wahrscheinlich, dass das Wetterereignis auftritt, kann man diesen Effekt der einzigen veränderten Variable zuordnen: dem menschengemachten Klimawandel.
Für Friederike Otto vom Londoner Imperial College, Mitgründerin von World Weather Attribution, reicht es allerdings nicht, nur den Anteil des Klimawandels an einer Katastrophe zu identifizieren. Auch soziale Ungerechtigkeit hat der Klimaforscherin zufolge maßgeblichen Einfluss darauf, ob aus einem Wetterereignis eine Katastrophe wird. „Die meisten Menschen, die gestorben sind, lebten in Elendsvierteln“, sagt sie. Also in Gegenden, in denen Häuser baufälliger sind und die schlecht an Warn- und Notfallsysteme angebunden sind. „Wir sehen also wieder, dass der Klimawandel besonders stark die verletzlichsten Menschen trifft.“
Dass die Fluten auch den Durbaner Hafen getroffen haben, von wo aus Rohstoffe in alle Welt exportiert werden, erinnere zudem daran, „dass die Folgen des Klimawandels keine Grenzen kennen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“