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Antriebswende in EuropaEU-Kommission verhandelt über Änderungen am Verbrenner-Aus

Dienstag will die Kommission ihre Vorschläge für Verbrennungstechnologie vorlegen. Es wird erwartet, dass sie Regeln für Autobauer abschwächen will.

Alles nur Schall und Rauch oder bleiben uns die Stinker wirklich erhalten? Foto: Michael Weber/imago

afp | Wenige Stunden vor der geplanten Vorstellung ihrer Vorschläge für Änderungen am sogenannten Verbrenner-Aus sind die Verhandlungen innerhalb der EU-Kommission noch nicht abgeschlossen. Streitpunkt sei unter anderem, ob Brüssel nach 2035 auch die Zulassung herkömmlicher Verbrenner-Autos erlauben wolle, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag aus Brüsseler Kreisen. Grundsätzlich gilt als ausgemacht, dass die Kommission vom Verbrenner-Aus abrücken will.

Strittig ist, welche Technologien von den Änderungen profitieren sollen: nur Hybridfahrzeuge und Range-Extender, bei denen ein kleiner Verbrennermotor die Batterie auflädt – oder auch herkömmliche Verbrenner. Die Autoindustrie hatte gefordert, auch eine Ausnahme für Verbrenner zu schaffen, die ausschließlich Biokraftstoffe tanken.

Das Handelsblatt hatte am Montagabend unter Berufung auf hochrangige Kommissionskreise berichtet, nach den Änderungen sollten Autobauer den CO2-Ausstoß ihrer Autos nicht mehr auf null senken müssen, wenn sie die Emissionen anderswo ausgleichen. Dafür erwägt die Kommission dem Bericht zufolge feste Quoten: Sie könnten zu bis zu 30 Prozent der erforderlichen Ausgleiche über alternative Kraftstoffe erfolgen, während rund 70 Prozent über den Einsatz von grünem Stahl abgedeckt werden müssten.

Dem Bericht zufolge will die Kommission damit auf dem Papier beim bisherigen Ziel bleiben, den CO2-Ausstoß neuer Autos um hundert Prozent – also auf Null – zu senken. Für die Autobauer blieben durch den Ausgleichsmechanismus aber de facto nur 90 Prozent übrig, die restlichen 10 Prozent sollen über den Ausgleich angerechnet werden.

Die Kommission will ihre Pläne gegen 15.30 Uhr in Straßburg vorlegen. Nach derzeitiger Rechtslage sinken die zulässigen durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuwagenflotten der Autobauer 2035 auf null. Da Autos mit Verbrennermotor nach derzeitigem Stand der Technik immer CO2 ausstoßen, müssten die Hersteller Strafen zahlen, wenn sie weiter Verbrenner verkaufen.

Die Bundesregierung und eine Reihe weiterer Staaten machen sich deshalb für eine Lockerung der Vorgaben stark. Auch die Autoindustrie fordert seit Langem eine Gesetzesreform.

Ford will weniger E-Autos bauen

Währenddessen hat der US-Autobauer Ford angekündigt, seine Pläne für den Bau insbesondere größerer E-Autos deutlich zurückzuschrauben. Die Nachfrage nach diesen Autos sei deutlich geringer als erwartet, teilte das Unternehmen am Montag mit. Ford werde sich stattdessen auf den Bau von Hybriden und Benziner konzentrieren. Der Strategiewechsel kostet den Konzern demnach 19,5 Milliarden Dollar.

Der Strategiewechsel passt zum politischen Klima in den USA. Präsident Donald Trump hatte vor zwei Wochen deutliche Lockerungen der Emissionsregeln für Autohersteller angekündigt. „Die Menschen wollen Verbrenner“, betonte Trump. Ford-Chef Farley lobte „die Führungsrolle von Präsident Trump bei der Angleichung der Treibstoffstandards an die Marktgegebenheiten“.

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