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Antisemitismus in EuropaDie Vertriebenen

Anne und Aaron de Haas sind Europäer, ein binationales jüdisches Paar. Im Juli wollen sie nach Israel auswandern – zermürbt vom Judenhass.

Das Haus ist verkauft. Anne und Aaron de Haas vor ihrem Heim in Elten Foto: Andreas Fechner

Emmerich-Elten taz | Eines Tages hat Aaron de Haas seine Frau angeschaut und gesagt: „Ich möchte hier nicht sterben.“ Das ist schon ein paar Jahre her, doch Anne de Haas klingt dieser Satz heute noch im Ohr. „Ich dachte, jetzt wird es Zeit“, erinnert sie sich. Nicht, dass ihr Mann schwer krank gewesen wäre. Er hatte einfach nur genug vom Gesamteindruck eines jüdischen Lebens in den Niederlanden und Deutschland, in dem er sich beständig unerwünscht fühlte. Den einen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt – es gab ihn nicht. Die Sache lag tiefer. Wesentlicher.

Vor dem Grundstück der De Haas steht ein Schild mit der Aufschrift “Verkauft“. Das kleine Stück Land mit dem Haus liegt in dem Dorf Elten, ganz am Rande der Grenzstadt Emmerich, zwischen Duisburg und Arnheim. Das Gebäude ist umgeben von weiteren freistehenden, ziemlich großzügigen Häusern. Idyllische Hanglage, so würde man das wohl in einem Prospekt nennen. Nur ein paar Kilometer weiter beginnen die Niederlande. Das Haus, auffallend pittoresk, hat das Psychologen-Paar einst selbst aus hellem Holz gebaut. Warm und einladend wirkt es, ein bisschen wie ein Chalet, und so riecht es auch.

Für Anne, 58, und Aaron, 78, sie aus Hamburg, er aus Hoorn in der Provinz Nord-Holland, reicht ein lauschiges Zuhause allerdings längst nicht mehr aus. Die Atmosphäre draußen, das gesellschaftliche Klima und dann immer wieder diese Zwischenfälle: All das hat sie dazu gebracht, ihre Zelte abzubrechen. In Elten. In Deutschland, den Niederlanden, in Europa. In ein paar Tagen, am 1. Juli, wird das Paar nach Israel auswandern.

Lange haben sie von diesem Schritt geredet. Anfang April trennen sie nur noch wenige Monate davon. Natürlich ist das kein normaler Umzug. Wie gehen zwei Menschen diesen Weg? Wie blicken sie zurück, wie voraus? Mit welchen Gefühlen verlassen sie einen Ort, an dem sie keine Wurzeln schlagen konnten?

Anfang April: 152 Umzugskartons warten

Es ist Februar, als bei den De Haas das große Packen beginnt. Anne und Aaron sind soeben aus Israel zurückgekehrt, wo sie in Safed, im Norden, ein Haus gekauft haben. Für das in Elten hat sich im Winter ein Käufer gefunden, endlich. Lange schreckte ausgerechnet das Holz interessierte Kandidaten ab. Schön, aber nicht zweckmäßig, dachten sie wohl. „Das Haus hat uns hier festgehalten, sonst wären wir schon früher gegangen“, sagt Anne.

Anfang April steht der Zähler bei 152 gepackten Kartons. Sie stapeln sich im Flur vor der Treppe, nummeriert und mit Zetteln versehen, die den Inhalt angeben. Ein wenig mehr als ein Viertel sind es erst, doch Anne und Aaron sind auf dem Absprung. Unwiderruflich.

Ich sage nicht, dass es wie 1933 ist. Aber ich sehe die Zeichen an der Wand

Aaron de Haas

Im Rückblick scheint es, als wären sie das schon lange. Aaron, ein kräftiger Mann mit Bart, kariertem Hemd und Kippa, sitzt auf der Veranda hinter dem Haus. Nach 13 Jahren in Elten sieht er nun zum letzten Mal seinen Garten aus dem Winterschlaf aufwachen. Die Eiche am Rand des Grundstücks schlägt aus. Darunter befand sich einer der Lieblingsplätze des Paars. Ist da etwas wie Wehmut, dieses selbst gemachte Refugium zu verlassen? „Absolut“, räumt er ein, „gerade weil wir so unseren Stempel darauf gedrückt haben. Aber es ist nicht so, dass ich keinen Abschied nehmen kann. Eigentlich habe ich das schon.“

Es hat durchaus etwas Brutales, die begrenzte Fähigkeit eines Orts zu sehen, seinen Bewohnern Geborgenheit zu spenden. „Ich fühle mich hier nicht zu Hause“, sagt Aaron de Haas, und man merkt, dass dies nichts mit dem Zuschnitt der Räume oder schimmelnden Wänden zu tun hat. Die Selbstverständlichkeit, mit der dieser Satz aus seinem Mund kommt. Dass da kein Hadern mehr ist! Dass er, wie er es ausdrückt, sich an nichts anderes erinnern kann als das Gefühl, fremd zu sein. „Manchmal fragte mich jemand: Bist du eher Niederländer oder eher Jude?“ Dass das eine das andere scheinbar ausschließt, daran hat er sich gewöhnt. „Für mich war immer klar: Ich bin Jude.“

Eine Geschichte von Ausgrenzung und Hass

Ende der 1940er Jahre hatte der kleine Aaron davon freilich noch keinen Schimmer. Er weiß weder, was Juden sind, noch, was er mit ihnen zu tun hat, und erst recht nicht, warum die Eltern, als er ein Kleinkind war, untertauchen mussten und ihn in einem anderen Versteck, wie sie es hofften, in Sicherheit brachten. Er lebt im Städtchen Hoorn am Ijsselmeer und geht zur Grundschule. Eines Tages beschimpft ihn jemand dort als „dreckigen Scheißjuden“. Aaron fragt die Eltern, was das soll. Er erhält keine Antwort. Es ist die erste von vielen Beschimpfungen. Und zum ersten Mal merkt er, dass in seinem Elternhaus nicht über den Holocaust gesprochen wird.

Knapp zwanzig Jahre später studiert Aaron de Haas. Er hat Sympathien für Hippies, für Anarchie und träumt von einem libertären gesellschaftlichen Aufbruch. Im Alltag aber ist davon manchmal bitterwenig zu merken. Eines Abends sitzt Aaron mit ein paar Kommilitonen in einer Bar. Ein Mann tritt ein und ruft dem Wirt zu: „Ein Pils für alle hier, außer für den Juden da drüben.“ Er weist auf Aaron. Der nimmt solche Beleidigungen inzwischen nicht mehr hin und will den Mann zur Rede stellen. „Man musste mich zurückhalten. Sie sagten, ich sei aggressiv gewesen. Das war ich natürlich auch. Aber dieser Kerl ist einfach geblieben, und niemand sagte etwas. Eigentlich hätten meine Mitstudenten ihn doch rausschmeißen müssen!“

Eigentlich hätte dem Ehepaar De Haas auch niemand ein Hakenkreuz auf den Schuppen schmieren sollen. Genau das aber passiert, als Anne und Aaron kurz vor der Jahrtausendwende in Varsseveld wohnen, einem niederländischen Dorf in einer Region namens Achterhoek, tiefste Provinz an der deutschen Grenze. Auf einem Bauernhof haben die beiden sich niedergelassen. Jahre zuvor haben sie geheiratet, nachdem Aarons erste Ehe geschieden wurde. Kennengelernt haben sie sich auf einer Fortbildung für Psychologen. Aaron war Dozent, Anne Teilnehmerin. Inzwischen haben sie einen Sohn, der zur Schule geht. Dass auf dem Dorf jeder jeden kennt, stimmt nur teilweise. So weiß man in Varsseveld wohl, wo die jüdische Familie wohnt. Diese aber hat keine Ahnung, woher das Hakenkreuz kommt.

Es gibt in dieser Zeit noch einen weiteren beklemmenden Vorfall. Das Psychologen-Paar hat einen eigenen Coaching-Betrieb gegründet, der Unternehmen bei internen Problemen berät. Bei einem Kunden, der sie engagiert, geht die Sache schief. Die Leitung will ihren Ratschlägen kein Gehör schenken. Aaron bricht den Auftrag ab, schickt aber wie üblich noch eine schriftliche Evaluierung. Zurück kommt ein wütender Brief des Auftraggebers. Aaron de Haas erinnert sich daran, was da geschrieben stand: „Voll mit Kommentaren wie ‚Du Scheißjude! Man hat wohl vergessen, dich zu vergasen. Aber warte nur, das kommt noch!‘“

In Amsterdam mit Kippa herumlaufen? Bloß nicht

Im Mikrokosmos von Anne und Aaron de Haas sind diese Geschichten zu zahlreich, um sie als Einzelfälle abzutun. Die erste Freundin des Sohns wird in der Schule als „Judenhure“ beschimpft. Zu diesem Zeitpunkt ist die Familie auf die deutsche Seite der Grenze gezogen, wo man eine Schule gefunden hat, die gezielter auf die Legasthenie des Sohns eingeht. Die Eltern arbeiten weiterhin von ihrer Praxis aus, die in Veenendaal in der Nähe von Utrecht liegt. An der Tür ist nach jüdischem Brauch eine Mesusa befestigt. Irgendwann in den letzten Jahren hat eine marokkanischstämmige Mofa-Gang just den Platz davor zum Treffpunkt erkoren. Die De Haas fühlen sich belagert. Anne bittet die Vermieter darum, früher aus dem Mietvertrag aussteigen zu können. Der Wunsch wird abgelehnt.

Eines Tages wird das Büro mit Eiern beworfen. Wer die Täter sind, wissen Anne und Aaron nicht. Zur Polizei zu gehen ergibt keinen Sinn, finden sie. „Wie sollen die denn nachweisen, dass das gegen uns als Juden gerichtet war“, fragt Anne, der man ihre Hamburger Herkunft deutlich anhört. Ihr Mann zieht den Vergleich mit einem koscheren Restaurant in Amsterdam, das im letzten Winter mehrfach Ziel von Angriffen wurde. Einmal knüppelte ein Mann, der eine Palästinaflagge trug, unter „Allahu akbar“-Rufen mit einem Baseballschläger die Scheiben ein. „Der wird auch nur wegen Vandalismus verfolgt.“

In Amsterdam traut sich Aaron wie viele andere Juden nicht mehr mit Kippa auf die Straße. Dazu beklagt er eine neue Konjunktur der Judenfeindlichkeit. „Nach dem Krieg blieben die Antisemiten natürlich Antisemiten. Aber es war nicht salonfähig, das zu zeigen. Heute dagegen reden sie wieder vom Finanzjudentum. Und gleichzeitig interessiert es niemanden, wenn in Kuwait Israelis nicht in ein Flugzeug gelassen werden.“ Seine Schlüsse hat er gezogen: „Ich sage nicht, dass es wie 1933 ist. Aber ich sehe die Zeichen an der Wand.“

Freunde betrauern den Verlust

Es klopft an der Tür. Anne öffnet, und ein Freund des Paars tritt ein – einer, mit dem sie viele Male diese Art von Gesprächen geführt haben. Jochanan ten Hove ist ein langer, hagerer Mann mit Kippa und gestreiftem Hemd. Ein pensionierter Lehrer, der in der Nähe wohnt und Aaron seit der Jugend kennt. Als er und Anne heirateten, war Jochanan ihr Trauzeuge. Manchen Schabbat-Abend, sagt er, haben seine Frau und er mit den beiden verbracht. „Dass sie gehen, verursacht ein Vakuum im Herzen“, sagt er. Andererseits versteht er die Freunde: „Man ist in Europa nicht selbstverständlich Jude. Man muss jeden Tag dafür kämpfen.“ Gerade darum findet er, dass der aktuelle Auszug europäischer Juden viel zu wenig als öffentliches Thema wahrgenommen wird.

Auch Jochanan ten Hove vermeidet es, in Metropolen wie Amsterdam öffentlich die Kippa zu tragen. Der Gedanke an eine Alijah, wie die jüdische Auswanderung nach Israel genannt wird, treibt auch ihn um. Doch dabei bleibt es bislang. „Ich bin ein Kosmopolit. Ich fahre gern in andere Länder. Das kann man von Israel aus nicht so leicht.“ Jochanan ten Hove und seine Frau haben ein Ferien­haus in Frankreich. „Was ich dort sehe, macht mir große Sorgen. Die Gemeinde wird immer kleiner. Zum Gottesdienst geht man durch einen Cordon von Polizisten. Das zu sehen schmerzt mich.“

Im Lauf des Frühjahrs kommen die De Haas mehrfach mit Menschen aus ihrer Umgebung zusammen, um Abschied zu nehmen. Manche treffen sie gemeinsam, andere getrennt. Anne geht mit zwei Freundinnen essen, Aaron sucht eine ehemalige Geliebte auf, mit der er in gutem Kontakt geblieben ist. Anne sagt, ihre Entscheidung, nach Israel zu gehen, habe in ihrem Bekanntenkreis geteilte Reaktionen hervorgerufen. Die einen begrüßen den Schritt, auch wenn sie ihre Freunde vermissen werden. Viele Besucher haben sich schon in Israel angekündigt. Für Juden in ihrem Umfeld bringe er natürlich auch die Frage nach dem eigenen Standpunkt mit sich. Andere dagegen haben sich zurückgezogen, „seit wir mehr zeigen, wie jüdisch wir sind“.

Ende Mai: 550 Umzugskartons warten auf Israel

Ende Mai biegen die beiden auf die Zielgerade ein. Das erste Zimmer im Obergeschoss ist bereits völlig leer, viele Gegenstände sind nun eingepackt. Die Kartons stehen jetzt nicht nur im Flur, sondern auch im Wohnzimmer. „550 sind es. Und 15, 20 fehlen noch. Wir liegen gut in der Zeit“, gibt Aaron den Zwischenstand an. Anne tischt im Wohnzimmer ein Mittagsbuffet auf: Salate, Mozzarella, Humus, Erdbeeren, Kaffee. Im Garten ist es Sommer geworden. Durch die offene Terrassentür trillert das Abschiedskonzert der Eltener Vogelwelt. Vor den Türen stehen eingepackte Möbel und eine Einschweißrolle.

Es ist die Zeit der letzten Male. Anne, die noch arbeitet, hat ihre letzten Coachings in den Niederlanden hinter sich. Nur ein guter Kunde in Berlin bleibt ihr noch, für den sie auch von Israel aus weiterarbeiten wird. „Neulich waren wir in Scheveningen, da kann man sehr gut Fisch essen. Oder wir fuhren mit dem Auto durch die Achterhoek, und dann denkt man, hier werden wir wohl zum letzten Mal gewesen sein“, ergänzt Aaron. „Und die Antikmärkte, die wir immer besucht haben, weil ich alte Möbel restauriere. Der nächste ist im Juli. Dann sind wir schon weg.“ – „Nein“, korrigiert seine Frau. Es gibt noch einen, am letzten Wochenende, bevor wir fliegen. Hab ich schon in den Kalender eingetragen.“

Wie ist das eigentlich mit den Nachbarn in so einem Stadtrandviertel: Nimmt man da keinen Anteil? Anne schüttelt den Kopf: „Einer sagte zu Aaron, ihr dürft nicht gehen, du gehörst doch zum Dorfbild. Ansonsten wissen sie natürlich Bescheid, aber sie fragen nicht viel.“ Besonderen Anteil nehmen die Bewohner des Hauses nebenan. Sonderlich viel hatte man eigentlich nicht mitein­ander zu tun. Nun aber haben sie den De Haas das kleine Cabrio abgekauft und ihrem Sohn zum 18. Geburtstag geschenkt. Und dann zum Abschied noch einen Missionierungsversuch gestartet. „Sie sind sehr christlich“, erzählt Anne. „Sie luden uns ein: Kommt doch mal in unserer Kirche vorbei! Ihr würdet mit offenen Armen empfangen.“ Worauf beide in Lachen ausbrechen.

Lachen hört man Anne und Aaron übrigens oft. Ihren Humor haben sie nicht verloren, doch da ist noch mehr: Die Aussicht, in Israel zu leben, löst „eine große Freude“ aus, sagt Anne. Unweigerlich denkt man an Migrationsforscher und ihren Blick auf Push- und Pull-Faktoren, nach der Menschen aus ihrer ursprünglichen Heimat weggedrückt werden, während sie sich zugleich von einer anderen Region angezogen fühlen. Im Fall des Ehepaar De Haas trifft beides zu. „Wir wollen hier weg, aber auch dorthin“, bringt Aaron es auf den Punkt. Es ist die Aussicht auf ein Zuhause, das Europa ihnen nicht bieten konnte. Das Ende der Fremdheit, endlich.

Das Paar freut sich auf ein neues Leben

Ob sie sich denn gar keine Sorgen machen angesichts der jüngsten Entwicklungen in Nahost, diese Frage wurde ihnen oft gestellt. „Klar ist das nicht ungefährlich. Wir sind zehn Kilometer von der libanesischen Grenze und 60 von Syrien entfernt“, sagt Aaron. „Aber Angst haben wir trotzdem keine. Anne macht sich gar keine Sorgen. Ich bin etwas realistischer. Ich hoffe, dass die Raketen nicht auf unser Haus fallen.“ – „Wir haben einen Schutzraum“, erinnert ihn seine Frau, die sich in letzter Zeit ständig die Fotos ihrer neuen Bleibe anschaut. „Das ist obligatorisch. Mit Betten, Essen und Trinken. Und Fernseher natürlich.“

Aaron macht derweil Pläne, wie er seine neue Möbelwerkstatt einrichten wird. Er fragt sich, wie die schweren Maschinen dorthin kommen ­werden, und wie lange es wohl dauert, bis die Seecontainer entladen sind. „Das kann nervig sein, denn so lange, bis sie leer sind, musst du Miete zahlen.“ Ein Zukunftsszenario hat er unabhängig davon schon vor Augen: „Ich baue mir eine Terrasse ans Haus, ein Teil davon ist überdacht, und dort sitze ich dann mit meiner Frau und einem Glas Wein.“

Und Europa? Die Pull-Faktoren, die Gründe, wegzugehen aus der alten Welt? Gibt es nicht doch Hoffnung, dass ein Bewusstsein für die Ausmaße neuen und alten Judenhasses entsteht? Anders gefragt: Könnten die jüngsten Wellen der Empörung über antisemitische Gewalt, die Morde und der Terror, kein Anfang sein? Aaron de Haas ist skeptisch. „Eine Kippa-Demonstration bringt leider rein gar nichts. Genauso wie Fernsehsendungen. Antisemiten schauen die ohnehin nicht an. Und wozu will man Kommissionen zur Recherche benennen, wenn man die Auswüchse der Judenfeindschaft toleriert? Nein, nein: Wir haben Jesus ermordet, und dabei bleibt es.“

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78 Kommentare

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  • Alle Menschen SIND gleich. Was wir TUN (und die Umstände in denen wir leben) unterscheiden uns. Wenn sich Menschen als wesensmäßig Anders definieren - ob als essentiell Deutsche oder als Juden - dann ist das zwangsläufig Mist, der zu Mist führt. PS: wie wenig zu hause fühlen sich überall auf der Welt Menschen, die "bildungsfern" und "abgehängt" und einfach "arm" sind? Der Artikel behandelt Priviligierte als ob jeder, der 'unterhalb' einer 'Mittelschicht' eingeordnet wird, zurecht ausgegrenzt und ohne Teilhabemöglichkeit wäre!

    • @Felix D:

      Sagen wir: Alle Menschen sind gleichwertig. Gleich sind sie nicht. Wir sollten lernen, uns gegenseitig in unserer Unterschiedlichkeit wertzuschätzen und in guter Nachbarschaft zu leben. Das würde schon reichen, um den "Mist" zu überwinden.

      Das Problem besteht zum einen aus den wenigen, die hasserfüllt handeln und zum anderen aus den vielen, die es nicht benennen und bekämpfen, nicht den Opfern beistehen, sondern Unrecht gegen andere stillschweigend hinnehmen.

      Es ist erschreckend, dass sich immer noch Juden gedrängt sehen, unser Land zu verlassen, weil man sie hier ausgrenzt und anfeindet.

    • @Felix D:

      "Alle Menschen SIND gleich"

      Wir sind Borg, widerstand ist zwecklos.

  • Ich kann die Leute verstehen; Eine angemessene Konsequenz. Ich kenne mir gegenüber Fremdenfeindlichkeit aufgrund anderen Aussehens, doch nichts ist offenbar so fundamental darin verankert, wie Judenfeindlichkeit; Und das nicht erst seit Regierung Netanjahu.

     

    "Die Atmosphäre draußen, das gesellschaftliche Klima und dann immer wieder diese Zwischenfälle: All das hat sie dazu gebracht, ihre Zelte abzubrechen. In Elten."

     

    Ganze Sätze kommen aus der Mode; Wie auch Satzzeichen, die wie oben dafür einmal prädestiniert waren.

  • 9G
    97546 (Profil gelöscht)

    Ich fühle mich hier auch schon lange nicht mehr zu Hause.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ..."Bist du eher Niederländer oder eher Jude?"

    Gibt es jetzt schon Menschen niederländischen Glaubens?!

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Jujde ist weit mehr als einfach eine Glaubensrichtung....

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Hm, muß das immer noch erklärt werden? Das Judentum ist _nicht_ nur eine Religion, sondern auch ein Volk, eine Ethnie, ebenso auch eine Kultur- und Schicksalsgemeinschaft, wie auch immer...

       

      Woody Allen sagt von sich selbst zum Beispiel dass er Atheist sei, dennoch ist er aber natürlich auch genauso selbstverständlich Jude...

       

      Oder noch einfacher:

       

      Jude ist wer eine jüdische Mutter hat

      • @Saile:

        Das Judentum ist natürlich kein Volk/Ethnie - nicht (nur), weil das Christentum kein Volk ist, sondern, weil das Deutschtum oder Kurdentum auch kein Volk ist.



        Man kann darüber diskutieren, ob es ein jüdisches Volk gibt. Von diesem Abstraktum gehen wir mittlerweile häufig aus - wie der klassische Antisemitismus auch. War allerdings vor der Erfindung der Nation 1789 kein Thema (stark verkürzt).



        Wir wissen doch eigentlich alle, dass "jüdisch sein" sich je nach (Punkt/Phase einer) Diskussion mal auf die Religion und mal auf die Abstammung bezieht, also mal (teil-)kulturell und mal völkisch konnotiert ist. Damit muss man umgehen.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Saile:

        ...Volk, Ethnie, sprechen Sie hier von Sinti und Roma?

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Nein, vom Judentum...steht da doch auch...

          • 8G
            81331 (Profil gelöscht)
            @Saile:

            ...naja, denke, jeder, oder jede kann sich für den jüdischen Glauben entscheiden. Aber keiner wird als Jude oder Jüdin geboren. Sie werden zu Juden oder Jüdinnen gemacht.



            Ist für Sie dann das sog. Christentum auch ein "Volk, eine Ethnie"?!



            Eine Religionsgemeinschaft ist eine Religionsgemeinschaft ist eine Religionsgemeinschaft.

            • @81331 (Profil gelöscht):

              Naja, nicht „für mich“...aber fragen Sie mal einen Rabbiner/eine Rabbinerin: Das Judentum ist eben _nicht_ wie das Christentum eine simple Religion die eifrig missionierend um möglichst viele Anhänger buhlt...im Gegenteil, ein Übertritt ist eher schwierig und in den meisten Gemeinden nicht gerade gerne gesehen...dafür ist anerkannt wer zumindest eine jüdische Mutter hat(ja, die darf dann auch mal „nur“ konvertiert sein), in manchen Reformgemeinden wird auch darüber diskutiert inwieweit die Kinder von jüdischen Vätern entsprechend integriert werden könnten...

  • Jesus war Jude.

    • @Cededa Trpimirović:

      Die Christen haben ihn posthum zwangskonvertiert.

    • @Cededa Trpimirović:

      Jesus war Palästinenser jüdischen Glaubens...

      • @danny schneider:

        In Palästina lebten damals nur Juden (verschiedene Gruppierungen) und Römer. Es gab keine "Palästinenser"! Sie betreiben Geschichtsklitterung!

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Cededa Trpimirović:

      ...doch, wer war Jesus?

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Pazifist und Revolutionär im Gegensatz zu dem Anderen...

      • @81331 (Profil gelöscht):

        ... und was fand Che an ihm so toll?

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          ...keine Ahnung, wissen Sie vielleicht mehr?!

  • Ich spendiere zunächst mal eine Runde Mitleid der Familie Anne und Aaron de Haas. Aber eines muss man doch sehen, dass die nun 70 Jahre andauernde Vertreibung der Palästinenser aus ihrem Land, weltweite Folgen für all die jenigen haben, die sich mit dem israelischen Staat solidarisieren.



    Der Schweizer Pierre Krähenbühl, Generaldirektor des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNWRA), zuständig für



    11 Mio. palästinensische Flüchtlinge, beschreibt die Situation der Palästinenser so. Über 70% dieser palästinensischen Flüchtlinge, wollen die Flüchtlingslager verlassen und sich in Europa niederlassen. 30% der Palästinenser, die noch nicht vertreiben wurden, wollen aufgrund der fortlaufenden Schikanen in Palästina durch die Israelis ebenfalls auswandern?







    Wenn die Regierung Merkel es ernst meint mit Fluchtursachen bekämpfen, dann müsste sie ernsthaft Israel mit Sanktionen belegen, damit diese Politik der Vertreibung der Palästinenser beendet wird und diese Menschen in ihrer Heimat bleiben.



    Ich finde Fluchtursachenbekämpfung vorrangig und vernünftiger als Flüchtlinge unbegrenzt im Land aufzunehmen.

    • @Nico Frank:

      "Der Schweizer Pierre Krähenbühl, Generaldirektor des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNWRA),"

       

      Tja, die palästinensischen Flüchtlinge können sich was einbilden. Sie sind die einzigen Flüchtlinge auf der Welt, die ein eigenes UN-Hilfswerk haben und überhaupt als Flüchtlinge einen Sonderstatus genießen. Von einen UN-Hilfswerk für syrische, somalische oder sonstige Flüchtlinge habe ich noch nie gehört, weil es solche Hilfswerke nicht gibt. Im Übrigen geht Ihr Kommentar am Thema des Artikels völlig vorbei. Sechs. Setzen.

    • @Nico Frank:

      "Aber eines muss man doch sehen, dass die nun 70 Jahre andauernde Vertreibung der Palästinenser aus ihrem Land, weltweite Folgen für all die jenigen haben, die sich mit dem israelischen Staat solidarisieren."

       

      Klingt für mich nach einer Drohung an die in Europa lebenden Juden.

      • @Nicky Arnstein:

        Nein, die Drohung ist eher an die noch verbleibende Palästinenser in Safed, wo das Ehepaar einsiedeln will: eine Stadt, die von Gideon Levy als "rassistisch" beschreiben wurde

        https://www.haaretz.com/1.4776066

         

        Warum müssen die Palästinenser immer die Folgen des Antisemitismus der Europäer ausbaden?

        • @Ninetto:

          "Warum müssen die Palästinenser immer die Folgen des Antisemitismus der Europäer ausbaden?"

           

          Falsche Frage: Warum sind die nichtjüdischen Europäer wieder solche Antisemiten, dass sie die hierzulande lebenden Juden wieder in die Emigration zwingen? Denn Israel ist nicht das einzige Land, in das Juden aus Europa (vor allem aus Frankreich) auswandern. Die USA gehören auch dazu. Zur Geschichte Safeds: Im 16. Jahrhundert wurde Safed unter osmanischer Herrschaft zur „jüdischen“ Stadt. Um das Jahr 1550 lebten hier annähernd 10.000 Juden, von denen viele 1492 aus Spanien geflohen waren. Viele berühmte jüdische Gelehrte, unter ihnen die bedeutenden Rabbiner Josef Karo, Moses Cordovero und Isaak Luria, siedelten sich hier an und festigten den Ruf Safeds als Zentrum der Kabbala. 1563 wurde hier die erste hebräische Druckerei Palästinas gegründet.

           

          Im 17. Jahrhundert war Safed eine der Hochburgen der messianischen Bewegung von Schabbtai Zvi (Sabbatianismus). Von hier stammt eine von Sabbatai Zwis Frauen.

           

          Im 18. und 19. Jahrhundert verlor die Stadt an Bedeutung und wurde auch durch verschiedene Erdbeben schwer beschädigt. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung ging in dieser Zeit zurück und erreichte ihren Tiefststand während der Zeit des britischen Mandats. Am 29. August 1929 wurden im Rahmen der Ausschreitungen in Safed ca. 20 jüdische Bewohner ermordet.

      • @Nicky Arnstein:

        "Klingt für mich nach einer Drohung an die in Europa lebenden Juden."

         

        Richtig!

         

        Zitat Nico Frank:

        "Ich spendiere zunächst mal eine Runde Mitleid der Familie Anne und Aaron de Haas."

         

        Hier ist eine Familie, die Aufgrund ständiger Anfeindungen sich dazu entschlossen hat auszuwandern. Und sie "spendieren eine Runde Mitleid".

         

        Zynismus? Wie dem auch sei: sollte es so weit kommen, daß, aus welchen Gründen auch immer und von wem auch immer sie aus dem Land vertrieben werden: auf eines können sie sich verlassen: ich werde ihnen eine Runde Mitleid spenden.....

    • @Nico Frank:

      dafür ein ++

    • @Nico Frank:

      Wieso gibt es eigentlich 70 Jahre nach der "Nakba" noch palästinensische Flüchtlinge? Das war 4 Jahre nach 1945. Stellen Sie sich mal vor, es gäbe in den deutschsprachigen Städten Europas jetzt noch Flüchtlingslager mit schlesischen, ostpreußischen und pommerschen "Flüchtlingen".

  • wer seine Religion nicht wie eine Monstranz vor sich her trägt wird auch nicht gehasst. Wer aber immer betont wie anders und besser er ist, der verdient es nicht besser.

     

    Leute behaltet eure Religion für euch, wie jeder normale Mensch hier auch.

    • @danny schneider:

      Pah, normal! Menschen sind keine Schrauben, die man genormt abpackt! Und nach atheistischen Kriterien schon gar nicht!

      Religion ist für viele Menschen eine zentrale Sache in ihrem Leben und sie zu zeigen eine Selbstverständlichkeit. Wer denkt, man könnte seinen Glauben so mir-nicht-dir-nichts verstecken, hat nie wirklich an etwas geglaubt.

      Widerlich, wie aggressive Kampfatheisten immer wieder versuchen, offen gelebte Religion zu diffamieren und zu marginalisieren. Wir haben Religionsfreiheit und wir wollen sie auch behalten.

      Es ist grundsätzlich Unrecht, jemanden wegen seiner Religion zu benachteiligen. Es ist überdies in ganz besonderem Maße scheußlich, die Juden anzufeinden, als eine Gruppe, die noch den Völkermord an ihrer Eltern- bzw. Großelterngeneration vor Augen hat.

      Wenn jemand wegen Ausgrenzung ein Land verlässt, deutet das auf Missstände. Wer dann mit dem Finger zeigt und sagt: "Selber schuld!", der ist Teil des Problems.

    • @danny schneider:

      " ...wie jeder normale Mensch hier auch." Ach, tut er das?

    • @danny schneider:

      Was ist das denn für ein Scheißkommentar?!

      klassisch antijüdisches Ressentiment.

    • @danny schneider:

      Sie meinen also die in Deutschland lebenden Juden sollen sich wieder verstecken?

    • @danny schneider:

      Wo betonen die Leute, das sie besser sind?

       

      Übrigens hängt eine Regierungspartei christliche Kreuze in öffentlichen Gebäuden auf.

       

      Und da wollen Sie erzählen, Religion sei hier kein Thema, das ist eine ganz eigene Wahrnehmung der Realität.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        ...die rechten Strömungen aus Bayern sind fürwahr kein gutes Beispiel, um Ihre Behauptung zu stützen, Religion sei in diesem Land ein "Thema".

        Religion ist in den Medien und bei bestimmten Politikern ein Thema, und sowohl die Medien, als auch die Politiker wollen, dass Religion auch bei der Mehrheit der Einwohner dieses Landes zum "Thema" wird.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Welches Beispiel passt Ihnen denn besser?

           

          Der 31. Oktober, der evangelische Reformationstag, wird auch in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein ein Feiertag. Wurde dieses Jahr beschlossen, also explizit ein neuer Feiertag der auf einer christlichen Strömung basiert.

           

          Oder wollen Sie mir erzählen, daß zwischen der Politik & Medien und der Bevölkerung hier ein massiver Unterschied besteht? Wer wählt die denn dann und kauft und nutzt die Medienerzeugnisse? Da muss es eine Schnittmenge geben.

          • 8G
            81331 (Profil gelöscht)
            @Sven Günther:

            ...wie gesagt, Politiker.

      • @Sven Günther:

        bin auch nicht für Kreuze... schon gar keine die der Staat aufhängt.

         

        betonen das man anders oder besser ist: dafür sind alle religiösen Symbole: Kleidung, Kopfbedeckung, etc...

  • "Besonderen Anteil nehmen die Bewohner des Hauses nebenan. Sonderlich viel hatte man eigentlich nicht miteinander zu tun. Nun aber haben sie den De Haas das kleine Cabrio abgekauft und ihrem Sohn zum 18. Geburtstag geschenkt. Und dann zum Abschied noch einen Missionierungsversuch gestartet."

     

    Bin ich der Einzige der den Absatz seeeeehr unglücklich findet. Es hört sich beinahe so an als wäre der erste Teil ironisch gemeint und das Abkaufen des Cabrios als moralisch fragwürdig hingestellt. Als würden sie jüdischen Besitz "arisieren". So ist das hoffentlich nicht gemeint, aber es tut mir förmlich weh den Absatz zu lesen.

  • Gut, dass ich politisch interessiert bin. Ich würde sonst ernsthaft über Gijur nachdenken. Nur: In Israel möchte ich auch nicht sterben. Nicht mal als Jude.

     

    Ich kann Anne und Aaron Haas weder beneiden noch bedauern. Sie sind schließlich nicht die einzigen, die „einfach nur genug“ haben vom „Gesamteindruck“ eines Lebens, in dem sie sich beständig unerwünscht fühlen. Desertation ist auch keine Lösung.

     

    Mit welchen Gefühlen verlässt man einen Ort, an dem man keine Wurzeln schlagen konnte? Wer, wenn nicht zwei Psychologen, sollte das wissen? Man trauert irgendwelchen Immobilien nach. Einem Haus etwa oder einem Platz im Garten. Sonst trauert man nicht. Innerlich ist man schließlich schon lange sehr, sehr weit weg.

     

    Das Gefühl, fremd zu sein, und die Erkenntnis, dass man sich „an nichts anderes erinnern kann als das“, sind im Übrigen keine Privilegien von Juden in Deutschland. Es sind Erfahrungen, die alle Ausgegrenzten teilen. Mehr noch: Es sind Erfahrungen aller, die nicht nur wie gewünscht reagieren auf eine autoritäre Umwelt, sondern diese auch reflektieren. Menschen mögen es wohl einfach nicht, wenn man ihnen einen Spiegel vorhält, der ihnen eine Fratze zeigt an Stelle des erhofften Engelsgesichtes.

     

    Ich sage nicht, dass es wie 1933 ist. Ich sagen nur, dass der Schoß immer noch fruchtbar ist. Die Sache liegt tiefer. Tiefer als jeder Antisemitismus. Wesentlicher. Aber: Pscht! Nicht reflektieren! Was wird sonst aus den simplen Lösungen, die man den Anderen via Coaching überhelfen kann gegen Geld – notfalls aber auch mit nackter Gewalt?

     

    Migrationsforscher reden von „Push- und Pull-Faktoren“. Psychologen haben es ausschließlich mit Push-Faktoren zu tun, denke ich. Dass das Ende der Fremdheit eine (schöne) Illusion ist, wissen vor allem psychisch Kranke. Manche von ihnen haben es praktisch herausgefunden. Andere haben es sich theoretisch hegeleitet. Schutzräume zu haben, ist trotzdem nie völlig verkehrt. Wo Realität krank macht, hilft schließlich nur noch Illusion.

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation.

    • @Kappert Joachim:

      Funktioniert auch bei anderen Glaubens- bzw Ideologiegemeinschaften, oder?

  • Unser Schulsystem hat einen guten Teil dazu beigetragen, dass Antisemitismus, Fremdenhass und Intoleranz wieder bei uns grassieren. Menschen sind im Kinder- und Jugendalter noch am ehesten formbar. Das kann die Schule zum Teil machen. Aber nicht mit immer mehr MINT Fächern, wie von Unternehmen gefordert um technisches Personal auch in der Zukunft zu haben, sondern es ist genauso wichtig Soziales, Menschlichkeit und Ethik zu lehren.

    Ich habe bei meinen drei Kindern die ein humanistisches Gymnasium besucht haben erlebt, wie gering der Anteil dieser nicht technischen Fächer im Lehrplan ist.

    Was nützen die besten Autos, Maschinen und wissenschaftlichen Forschungen wenn sie mir braunen Händen hergestellt wurden?

    • @chinamen:

      Die Schule ist nicht primär dafür da, Lebenseinstellungen oder soziales Verhalten zu vermitteln. Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben: das ist Ihr Job als Elternteil.

    • @chinamen:

      so ein Schwachsinn!

      • @danny schneider:

        Das ist eben kein Schwachsinn:

        Rechtsextreme ködern gezielt Jugendliche. Wenn sie damit Erfolg haben, wächst das Naziproblem.

        Wer am ehesten etwas dagegen unternehmen kann, sind die Schulen. Dabei spielen Fächer wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) allerdings eine untergeordnete Rolle, da diese Themen eher etwa im Deutsch-, Erdkunde-, Sozialkunde- oder Religionsunterricht thematisiert werden, wo es mehr fachliche Bezugspunkte gibt.

        Ergo spielen die nicht-MINT-Fächer eine sehr viel größere Rolle dabei, eine Gesellschaft aufzubauen, in der niemand mehr wegen seines Glaubens, seiner Herkunft o.ä. ausgegrenzt wird.

    • @chinamen:

      Als ob Antisemitismus irgendwas mit MINT zu tun hat.

      Gerade in den Naturwissenschaften ist es doch absoluter Konsens, das es entscheidend ist, was gesagt wird, und nicht, wer etwas sagt.

       

      Und gerade in den

      Sozialwissenschaften ist doch heutzutage das Gegenteil angesagt, du darfst nur etwas sagen, wenn du zur richtigen Gruppe gehörst.

    • @chinamen:

      Grassieren Antisemitismus, Fremdenhass und Intoleranz wieder? Antisemitische Straftaten sind erfreulicherweise seit Jahren stabil auf niedrigem Niveau. 2017 gab es 18 Gewalttaten, die alle von rechten Tätern an Juden verübt worden sind. Das finde schrecklich. Hinweise, dass Antisemitismus grassiert, kann ich aber nicht sehen. Islamophobie jedoch und Rassismus im Allgemeinen nehmen tatsächlich zu, wobei Ihr Hinweis, dass "Maschinen ... mir braunen Händen hergestellt wurden..." nicht weiterhilft.

      • @riverblue13:

        Antisemitismus äußert sich nicht nur in (gewalttätigen) Straftaten... genauso wenig wie Islamophobie.

      • @riverblue13:

        "Islamophobic: a word created by fascists, and used by cowards, to manipulate morons."

        ---Christopher Hitchens

         

        Wenn Antisemitismus nicht grassiert und Islamopobie das größere Problem ist: warum sehen sich dann nur Juden gezwungen Aufgrund Deutschland bzw. Europa zu verlassen?

  • Das ist wirklich unendlich traurig, dass wieder Menschen jüdischen Glaubens Deutschland und Europa verlassen müssen!

     

    Ich kann es einfach nicht verstehen, was in Menschen vorgeht, die anderen Menschen - die sie nicht kennen - einen derartigen Hass, eine derartige Bosheit, eine deratige Empathielosigkeit engegenbringen. Und was in Menschen vorgeht, die dabei einfach zuschauen und nichts tun.

    • @sujall:

      Wie wäre es denn, wenn sie gar nicht gehen müssten sondern bleiben könnten?

       

      Zugegeben: Bleiben gehört zu den Dingen, die man nicht nur dürfen und können muss, sondern auch wollen. Menschen, die gehen wollen, wird es immer geben. Für manche Menschen ist das Gras am anderen Ufer einfach immer grüner als an dem, an dem sie grade stehen. Ein Glaube, auch der Glaube an einen Glauben kann Berge versetzen. Einzelne Menschen von einem Kontinent auf den anderen zu verfrachten, ist für ihn ein Klacks.

       

      Die Frage ist nur, ob Anne und Aaron Haase tatsächlich glücklicher werden, wo das Judentum Staatsreligion und Nationalität in Einem ist. Ich fürchte ja, sie werden die bleiben, die sie auch hier schon waren. Und ihre Nachbarn auch. Menschen sind ja nicht allein deswegen schon die besseren, weil sie bestimmten Rieten einhalten. Leute, die Familie Haas nicht mögen, wird es auch in Israel geben. Nur die Beschimpfungen werden andere sein.

       

      Überlegen wir doch mal: Wer profitiert denn am meisten, wenn Menschen weggehen aus Deutschland? Am meisten profitieren die, die – aus den unterschiedlichsten Gründen – nichts zu tun haben wollten mit ihnen. Deutlich weniger profitieren diejenigen, die entweder Freunde sind, oder Sündenböcke und Prügelknaben brauchen. Allerdings gestehen nur die zuerst Genannten sich das tatsächlich ein.

       

      Merke: Die Mitte macht‘s. Die schweigende Mehrheit ist entscheidend. Die, die sich nicht kümmern wollen um fremder Leute Sorgen, weil sie mit ihren eigenen einfach genug zu tun haben und nicht kapieren wollen/können, wie alles zusammenhängt. Und wenn es Hart auf Hart kommt, sind Freunde oft nicht annähernd so entscheidend wie Feinde. Womöglich ist der Hass ja einfach authentischer, wenn er die Leute dirigiert und antreibt.

    • @sujall:

      Sie sehen es doch auch hier im Forum (und anderen Foren), wie "Menschen" (zB. die Anhänger der Philosophie die durch AfD/CDU/CSU/FDP vertreten wird) für andere Menschen (zB. Moslems pauschal oder "Asylanten", also Menschen die schon im Ursprungsland verfolgt/ermordet werden) nur unvorstellbaren (und unbegründeten) Hass übrig haben.

      • @Franz Georg:

        Muss mit einer vom Kindesalter an durch die Eltern und andere Autoritäten erfolgter Indokrtination zu tun haben...

  • Antisemitismus ist wie alle Rassismen ein großes Problem. Sprachlich ist es m. E. korrekter beim Begriff Rassismus zu bleiben, weil das Wort Antisemitismus nichts anderes erklärt: Anfeindungen aufgrund von Religion oder Ethnie. So ist es nachvollziehbar, dass die beiden Ihr Zuhause verlassen wollen. Aber warum gehen Sie nach Israel? Jenem Land, das sie in Teilen, die Ureinwohner ungefragt, von Kolonialmächten zugewiesen bekommen haben. Die Palästinenser haben unter der Besatzung täglich zu leiden. Warum bezieht Familie de Haas das nicht in ihr Kalkül mit ein?

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @riverblue13:

      Wissen Sie denn, wie Israel entstanden ist? Und vor allem, warum? Sagt Ihnen der UN-Teilungsplan etwas?

       

      Hätten die arabischen Nachbarn nicht Israel unmittelbar nach seiner Gründung angegriffen, es gäbe schon längst einen palästinensichen Staat.

       

      So wie es momentan aussieht, will die korrupte, islamistische Führung der Palästinenser keinen Staat, der nicht ganz Israel beeinhaltet. Rückkehrrecht, 5 Millionen "Flüchtlinge", sie kennen das vielleicht.

       

      Die palästinensische Sache wird am Köcheln gehalten, die Flüchtlinge in den arabischen Staaten ausgegrenzt und zum Leben in Lagern gezwungen.

      Als Faustpfand gehalten, gegen Israel.

       

      Wer will denn mit Israel verhandeln? Die Hamas? Die Fatah? Sieht nicht danach aus. Die hocken lieber in ihren Villen, hetzen gegen Israel und lassen ihre Leute leiden.

       

      Und wo sollten die beiden denn sonst hin, außer nach Israel? Das ist das Land in dem Juden sicher sind.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Auch der UN-Teilungsplan hatte eine Vorgeschichte: Das Völkerbundmandat für Palästina von 1922, dass dort eine Heimstatt für Juden zu errichten sei.

        Andere europäische Mächte hatten statt dessen Madagaskar vorgeschlagen. Ziel war bei beidem:



        Juden raus aus Europa.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Natürlich muss Israel mit der Hamas verhandeln. Und natürlich müssen die Flüchtlinge und deren Nachfahren ein Rückkehrrecht bekommen.

        • @riverblue13:

          So wie die hin- und hergeschobenen Völkerscharen in Europa nach 1945?

        • @riverblue13:

          Nein, werden Sie nicht. Wird Israel maximal im Rahmen einer symbolischen Zahl erlauben.

    • @riverblue13:

      Welches Land ohne Antisemitismus, Fremdenhass, Menschenrechtsverletzungen etc. würden Sie denn empfehlen? Und wenn es das geben sollte, dann muss man als Menschlichkeitsflüchtling dort auch noch rein kommen.

    • @riverblue13:

      ja, wo sollten sie denn sonst hin ?

       

      Antisemitismus ist keineswegs in allen Aspekten identisch mit Rassismus. - Informieren Sie sich mal.

      • @Mogel:

        Zwecklos. Viele glauben, dass Antisemitismus-Problem zu lösen, indem sie es hinter pauschalen Begrifflichkeiten verstecken bzw. nicht mehr thematisieren.

      • @Mogel:

        Dahin wo sie glücklich und unbehelligt leben können und anderen nicht die Lebengrundlage nehmen.

    • @riverblue13:

      Genau genommen ist der Begriff Antisemit auch total falsch, da Semit sich nicht auf die Religion bezieht, sondern auf die Völker des Nahen Ostens. So weit ich weiß, waren es erstmals die Nazis, die den Begriff Semit ausschließlich auf Juden anwendeten. Aus mir unerklärlichen Gründen hat die Welt danach den Sprachgebrauch der Nazis übernommen.

      • @Schöneberg:

        "Genau genommen ist der Begriff Antisemit auch total falsch"

         

        Gähn... Nennen Sie es, wie Sie wollen. Für Juden wird Europa aufgrund des salonfähig gewordenen Antisemitismus, der durch die Zuwanderung von Muslimen und der Gleichgültigkeit oder Laissez-faire-Haltung der meisten nichtjüdischen Einheimischen neuen Aufwind bekommt, ein ungemütliches Pflaster. Anders als ab 1933, aber dennoch ungemütlich. Wenn man sein Jüdischsein verstecken muss, ist es Zeit zu gehen.

      • @Schöneberg:

        Die Verwendung des Begriffes diskriminiert die anderen semitischen Sprach- und Menschengruppen, denn Antisemitismus bedeutet ja im heutigen Sprachgebrauch "gegen Juden zu sein". Daher empfehle ich den Begriff Rassismus zu verwenden. Und viel mehr noch, etwas gegen Rassismus zu tun.

        • @riverblue13:

          Blub. Der Begriff bezeichnetet schon immer, nicht nur im deutschen Sprachgebrauch, Ablehnung/Feindschaft/Haß gegen Juden (und nur Juden) aufgrund von zugeschriebenen negativen Eigenschaften bis hin zu rassischen Merkmalen. Was den Antisemitismus qualitativ vom älteren Antijudaismus, der sich auf die religiöse Komponente (zumindest hauptsächlich) bezog unterscheidet.Aber "Ihre" Argumentation ist bereits sehr alt. Schon der olle Mufti von Jerusalem hat das Gleiche behauptet und bei seinem Kumpel Himmler sogar Zustimmung geerntet. Den Begriff "Antisemitismus" durch einen Anderen zu ersetzen hat aber nicht funktioniert.

        • @riverblue13:

          Weichspülen und neue Begrifflichkeiten sind auch keine Heilmittel gegen die europäische Judenfeindlichkeit, die sich als Israelkritik tarnt.

          • @Nicky Arnstein:

            @Nick Arnstein Will man etwas Anprangern, dann sollte man es auch beim Namen nennen. Judenhass, Judenphobie oder allgemein Rassismus z.B. (alles kein Weichspülen und auch keine neuen Begrifflichkeiten). Dann jedoch bei der Wortwahl genau die Sprache derer zu übernehmen, die als Ziel die Vernichtung aller Juden hatten, fällt mir einfach schwer zu begreifen. Keiner bestreitet, dass Juden Hass oder unter Umständen sogar Gewalt erleben, nur aufgrund ihrer Religion. Und natürlich verdamme ich Hass und Gewalt. Ganz Europa gleich als Raum "salonfähig gewordenen Antisemitismus" zu bezeichnen ist dann wohl doch übertrieben. Wohin immer auch jemand gehen mag, der meint, dass Europa nicht mehr lebenswert ist, ich hoffe ihm geht es in seiner neuen Destination besser.

          • @Nicky Arnstein:

            Sie haben Recht. "Weichspülen und neue Begrifflichkeiten sind" natürlich "auch keine Heilmittel gegen die europäische Judenfeindlichkeit, die sich als Israelkritik tarnt". Wie kommen Sie denn darauf?

    • @riverblue13:

      Palästinenser sind keine besseren Menschen. Es gibt soviel Judenhass auf dieser Welt, soviel Mist kann Israels Politik gar nicht machen um das irgendwie zu rechtfertigen. Das Problem sind Leute die Israel "kritisieren" und nicht merken das andere Israel hassen wegen ihrer Puren Existenz.