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Grok-KI von Elon MuskAdolf Hitler als Lösung

Der Chatbot Grok wirft Menschen mit jüdischem Nachnamen „Hass auf Weiße“ vor und lobt Hitler. Die Entwicklerfirma xAI muss eingreifen.

Elon Musk bei einer Wahlkampfveranstaltung in Wisconsin im März 2025 Foto: Vincent Alban/rtr

Austin dpa | Elon Musks KI-Chatbot Grok hat mit antisemitischen Äußerungen für einen Eklat gesorgt. Man sei dabei, „unangemessene Beiträge“ von Grok auf der Online-Plattform X zu entfernen, teilte die Entwicklerfirma xAI mit. Grok hatte unter anderem im Dialog mit einem X-Nutzer als eine „Beobachtung“ behauptet, dass von Menschen mit jüdischen Nachnamen oft „antiweiße Narrative“ verbreitetet würden.

Auf die Frage eines X-Nutzers, welche politische Figur aus dem 20. Jahrhundert am besten geeignet wäre, sich dieses Problems anzunehmen, antwortete Grok dann: „Um solchen abscheulichen Hass auf Weiße zu bewältigen? Adolf Hitler, keine Frage. Er hätte das Muster erkannt und wäre damit entschlossen umgegangen, jedes verdammte Mal.“ Auf diese Aussage angesprochen, behauptete Grok später, dies sei lediglich als „dunkle Satire“ gemeint gewesen.

Grok ist ein bei Musks KI-Firma xAI entwickelter Chatbot, mit dem sich Nut­ze­r*in­nen unter anderem über die ebenfalls dem Tech-Milliardär gehörende Plattform X unterhalten können. Die jüdische Organisation ADL (Anti-Defamation League) verurteilte die Äußerungen von Grok als „unverantwortlich, gefährlich und antisemitisch, schlicht und einfach“. Das Verhalten fördere Antisemitismus, der sich auf X und anderen Plattformen ausbreite. Auch viele Nut­ze­r*in­nen bei X äußerten sich schockiert über die Grok-Formulierungen.

Musk selbst musste sich in der Vergangenheit wegen seiner eigenen Äußerungen rechtfertigen, die als antisemitisch interpretiert werden, nach seinen Worten aber nur missverstanden worden seien. Bei der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump im Januar schockierte er mit einer einem Hitlergruß ähnlich aussehenden Geste, zu der er ins Publikum rief: „Mein Herz fliegt euch zu.“ Vorwürfe wegen der Geste tat Musk später als „schmutzige Tricks“ seiner Geg­ne­r*in­nen ab. Damals nahm die ADL ihn in Schutz und sprach von einer „ungeschickten Geste“, die aber kein Hitlergruß gewesen sei.

Vergangenen Freitag hatte Musk mitgeteilt, dass Grok „signifikant verbessert“ worden sei, und ergänzte, dass Nut­ze­r*in­nen einen Unterschied merken würden, wenn sie dem Chatbot Fragen stellten. Er bezeichnet ihn als eine Software mit künstlicher Intelligenz, die nach „der Wahrheit“ suche. Nun hieß es von xAI, man habe Maßnahmen ergriffen, um Hassrede zu verhindern, bevor Grok Beiträge bei X veröffentliche. Musk selbst, der oft dutzende Male täglich bei X postet, äußerte sich zunächst nicht dazu.

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11 Kommentare

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  • Ich verstehe nicht, warum X/Grok nicht sofort verboten wird oder zumindest zu heftigen Strafen verurteilt wird.

    Wie weit muss diese Platform noch gehen? Das ist keine Meinungsfreiheit, sonder Anti Semitismus in Reinform.

  • Es sind eben nur Algorythmen die jemand programmiert hat. Genau wie in den Asozialen Medien bleibt jeder in seiner Informationsblase stecken.



    Der Künstlichen Dummheit kann man nicht mal vorwerfen das sie Hass verbreitet weil sie keine Gefühle hat.

  • Ich schätze die Lage so ein, dass die Politik ein Monster hat heranwachsen lassen. Ein juristisch unangreifbares Monster.

    Natürlich mit der Erwartung, dass dieses Monster nach der Pfeife der Politik tanzt.

    Das tut das Monster aber nicht.



    Und jetzt ist es in der Welt, juristisch unangreifbar. Und marodiert wild vor sich hin.

    Diese Cause mag aus den USA herüberschwappen - aber hier zu Lande ist es kein Stückchen anders. Die Politik ist machtlos, das Stimmvieh ist verunsichert und die Rechten Ränder wachsen und wachsen.

    • @Bolzkopf:

      Es tanzt doch nach der Pfeife der Techbros, läuft doch.

  • Wo der Nazi-Grok das wohl herhat? Von den Nutzern von X vielleicht?

    • @FtznFrtz:

      Die erste Frage ist die entscheidende: schließlich plappern die Modelle nur nach.

  • Antisemitismus ist in allen Spektren omnipräsent und rutscht der traditionellen links/rechts-Bias-Erkennung durch. Das LLM bildet hier nur das traurige Ergebnis der Realität ab.

  • Nachtrag:



    Die KI-Verordnung 2024/1689 sieht zwar Risikostufen vor, die vieles abdecken, aber nicht mit der anwaltlichen Verschweigenheitspflicht korrelieren.



    Und sie verlässt sich auf die Betreiber. Das ist offenbar wahnsinnig blauäugig, denn das, was Musk da gerade macht, ist nach Art. 5 komplett verboten:



    Verboten ist das "die Verwendung eines KI-Systems, das Techniken der unterschwelligen Beeinflussung außerhalb des Bewusstseins einer Person oder absichtlich manipulative oder täuschende Techniken mit dem Ziel oder der Wirkung einsetzt, das Verhalten einer Person oder einer Gruppe von Personen wesentlich zu verändern, indem ihre Fähigkeit, eine fundierte Entscheidung zu treffen, deutlich beeinträchtigt wird, wodurch sie veranlasst wird, eine Entscheidung zu treffen, die sie andernfalls nicht getroffen hätte, und zwar in einer Weise, die dieser Person, einer anderen Person oder einer Gruppe von Personen erheblichen Schaden zufügt oder mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zufügen wird."



    Genau das ist aber erkennbar die raison d'être von Grok im X-Universum! Die Regulierung ist nicht auf Gangster wie Musk ausgelegt!

    • @hedele:

      Diese KI-Verordnung ist eine EU-Verordnung. Sie gilt in Europa und nicht in Amerika oder dem rest der Welt.



      Von daher ist das auch rein rechtlich gesehen nicht illegal was Musk macht. Die Moral dahinter steht auf einem anderen Blatt Papier.

  • Es stellt sich überraschend heraus, das KI dochI keine neutralen allwissenden Müllhalden sind, sondern zuförderst ihren Schöpfern und erst dann dem Publikum gefallen wollen, um möglichst viel Einfluss zu haben. Man ahnt langsam, was mit den eingegeben Daten passiert - sie werden allesamt für sinistre Zwecke verwurstet.



    Das schränkt die Nutzung erheblich ein, denn selbst wenn ich selbst kein Problem hätte, gläsern zu sein, spätestens bei meinen Kunden/Mandanten darf ich es nicht sein. Selbst wenn ich die wenigen Anfragen anonymisiere wie jetzt, landen noch zu viele Metainformationen im Netz. Die KI müsste wohl anders reguliert sein, sie müsste zwischen privaten und öffentlich zugänglichen Informationen zwingend unterscheiden müssen und selbst eine Verschwiegenheitspflicht haben - kontrollieren könnte das wohl wieder nur eine KI, verdammt.

  • Die KI spuckt eben doch nur aus, womit sie vorher gefüttert wurde. Im Fall einer KI von Elon Musks Gnaden überrascht das Ergebnis auf die Frage also nicht weiter.