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Antifa-Aktivisten über die Bewegung„Raus aus der Abschottung“

Der Antifaschistischen Aktion fehlen Gegner und Nachwuchs. Stattdessen rücken rechte Populisten in den Fokus – und Sozialpolitik.

„Die Antifa hat sich als Marke etabliert.“ Bild: dpa

taz: Herr Obens, am Sonntag findet in Berlin der erste Antifa-Kongress seit Jahren statt, unter dem Titel „Antifa in der Krise“. Bezieht sich das nur auf die Wirtschaftskrise?

Henning Obens: Der Titel ist auf jeden Fall doppeldeutig gemeint. Er bezieht sich auf die Wirtschaftskrise – die hat neue Formen von Rassismus herausgebracht, einen Nord-Süd-Chauvinismus, der die Krise auf die „Faulheit“ oder Unfähigkeit der Südeuropäer schiebt. Das haben die Medien deutlich zum Ausdruck gebracht: „Pleite-Griechen“, „Zypri-Idioten“, „Siesta-Spanier“. Aber mit der Krise ist auch die Krise der Antifa gemeint.

Hat die Antifa in den letzten Jahren nicht eher an Akzeptanz gewonnen?

Martin Peters: Der Redstuff-Versand hat Antifa als eine Marke etabliert und damit das Symbol bekannter gemacht. Man kann heute auf einer Demo problemlos die Antifa-Fahne mit sich tragen, das ist akzeptiert. Und die Blockaden von Nazi-Aufmärschen, vor allem in Dresden, das war natürlich ein Erfolg.

Obens: Dieses Blockade-Konzept wird heute an ganz vielen Orten eingesetzt, nicht mehr nur von der Antifa, sondern von breiten, zivilgesellschaftlichen Bündnissen, die damit Nazi-Märsche durch ihre Städte verhindern.

Hat die Antifa ihr Alleinstellungsmerkmal verloren?

Obens: Nein, das ist eine sehr positive Entwicklung. Die Krise der Antifa liegt auf mehreren Ebenen. Zum einen ist es ein Nachwuchsproblem. Zumindest für Berlin und Hamburg kann ich sagen, dass die Zahl der Antifa-Gruppen enorm abgenommen hat die letzten Jahre. Wir haben mit „à gauche“ jetzt eine Nachwuchsgruppe. Ob dadurch wieder mehr Leute dazukommen, muss sich zeigen. Es gibt aber auch eine Unklarheit über die Frage: Welche Rolle nimmt die Antifa eigentlich ein?

Das war früher klar: Die Antifa waren die, die sich gut mit Nazis auskennen.

Im Interview: Martin Peters

ist Mitglied bei Rassismus tötet. Die Kampagne gründete sich 2012 zum 20-jährigen Jubiläum der Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen.

Obens: Diese Expertise ist auf die Projekte übergegangen, die der Staat finanziert, die Opferberatungsstellen, die Mobilen Beratungen gegen Rechtsextremismus. Da gab es einen gewissen „Braindrain“. Den Bewegungen sind ihre fittesten Leute abhanden gekommen. Aber das Problem liegt auch daran, dass die Nazi-Schlägertrupps heute nicht mehr das Hauptproblem darstellen.

Peters: Das kommt auf die Perspektive an. Für die Antifas, die sich bequem in ihren linken Quartieren in den Metropolen eingerichtet haben, mag das so aussehen. Aber wenn man mal an den Stadtrand fährt, sieht das ganz anders aus. Trotzdem stimme ich dir zu: Die klassische Antifa-Strategie des „Search and Destroy“, also das Aufspüren, Outen oder Angreifen von Nazis, das ist vorbei.

Im Interview: Henning Obens

ist Mitglied bei Avanti - Projekt undogmatische Linke. Avanti ist Teil der interventionistischen Linken, eines deutschlandweiten Zusammenschlusses linker Initiativen.

Zeigt die Aufdeckung des NSU nicht, dass genau das nötig ist?

Peters: Der NSU ist 2000 in den Untergrund gegangen. Er ist ein Phänomen dieser Zeit, eine sehr radikale Form von Widerstand gegen Entwicklungen und Debatten, die in dieser Zeit begannen: dass sich Deutschland allmählich als Einwanderungsland verstand. Das war genau die Zeit, als sich Teile der Antifa dem staatlich bezuschussten Antifaschismus zuwandten.

Der Antifa ist also der Gegner abhandengekommen?

Obens: Er hat sich verändert. Wir haben eine ganz andere Situation als in den 1990ern. Auch jetzt hetzen rechte Parteien gegen Flüchtlingsheime, aber anders als vor 20 Jahren stehen die Medien und die Politik nicht auf ihrer Seite. In weiten Teilen der Gesellschaft, nicht nur im linken Milieu, ist Faschismus nicht akzeptiert. Aber gleichzeitig gibt es in ganz Europa im Zuge der Krise heftige Verschiebungen nach rechts, überall gewinnen rechtspopulistische Parteien. Sarrazin, jetzt die AfD. Wir sind plötzlich mit einem Extremismus der Mitte konfrontiert, gegen den die klassischen Antifa-Strategien nichts bringen.

Peters: Was wir bisher gemacht haben, etwa NPD-Mitglieder in ihren Vierteln oder der Presse „outen“, das funktioniert bei der AfD nicht. Das Einzige, was wir als Antifa derzeit machen, ist das Aufdecken von Kadern anderer rechter Parteien in der AfD. Damit machen wir genau das Gleiche wie auch die SPD oder die Grünen. Das ist zu wenig. Die Antifa muss davon wegkommen, nur auf klassische Nazi-Parteien wie die NPD zu schauen, und ökonomische Fragen einbeziehen.

Ist das Problem tatsächlich neu? Versuche, neue rechte Parteien zu etablieren, gab es immer wieder, und sie sind immer gescheitert.

Obens: Die AfD unterscheidet sich davon, sie ist keine neue NPD. Das ist ein Elitenprojekt. Es ist spannend zu sehen, woher die meisten Kader kommen. Die stammen alle aus der politischen Elite. Leute, die Angst haben, vielleicht auch im Rahmen des europäischen Projekts, ihre privilegierte Rolle zu verlieren, nicht mehr Flüsterer am Ohr der Herrschenden zu sein.

Peters: Aber die Wähler der AfD stammen nicht aus der Elite. Das geht quer durch alle Schichten. In Berlin zeigt sich trotzdem: Die höchsten Stimmenanteile hat sie dort, wo auch die NPD viele Wähler hatte. Und bei Leuten, die sich eigentlich als eher unpolitisch verstehen.

Obens: Die AfD ist aber keine klassisch rassistische Partei.

Peters: Das kommt darauf an, was man unter Rassismus versteht. Die AfD vertritt keinen biologischen Rassismus. Offener Rassismus ist bis weit in die Mitte der Gesellschaft abgelehnt. Aber eben nur in seiner biologischen Form. Dafür hat sich der Rassismus in seiner kulturalistischen Form bis weit in die Mitte der Gesellschaft ausgebreitet. Seit man von „Kultur“ redet und nicht mehr von Rassen, kann jeder Rassist sein.

Obens: Die AfD vertritt Neoliberalismus in seiner extremsten Form, mit all der Verachtung und Ablehnung für Arme, Schwache. Im Grunde ist das ein gigantisches Umverteilungsprojekt, von unten nach oben. Die Gefahr ist, dass die Etablierung dieser Partei eine Rechtsverschiebung der Gesellschaft bewirkt.

Und es gibt keine Idee, was die Antifa gegen die AfD unternehmen kann?

Peters: Doch. Jetzt zur Europa-Wahl drucken wir Flyer, auf denen Auszüge aus dem AfD-Programm stehen, und die werfen wir genau in den betroffenen Gegenden in die Briefkästen. Die Leute sollen sehen, wofür die Partei eigentlich steht: Für Sozialabbau, dafür, dass Arbeitslosen das Wahlrecht entzogen werden kann. Die AfD hat eine enorm gute Selbstvermarktungsstrategie – wenn sie offen sagen würde, was sie eigentlich anstrebt, hätte sie längst nicht solch einen Erfolg. Ihre Pläne würden genau denen schaden, die sie umwirbt: den Armen, Abgehängten.

Obens: Da seid ihr weiter als wir. Wir stehen da erst am Anfang einer Diskussion: Wie kann man auf diese veränderten Koordinaten reagieren? Bisher haben wir keine Krisenerzählung, die wir der der rechten Parteien entgegensetzten können. Klar ist nur, dass wir dabei die Chance und Notwendigkeit für einen neuen Internationalismus haben. Dabei dürfen wir uns auch nicht scheuen, von Klassenkampf zu sprechen.

Die Rückkehr der Klassenkämpfe?

Obens: Das klingt nach einem antiquierten Wort, aber es trifft den Kern. Die AfD macht sich die diffusen Krisenängste der Mittelschichten zunutze. Dem muss man etwas entgegensetzen.

Das macht doch schon die Linkspartei.

Obens: Ein klassenkämpferischer Anspruch ist kein Privileg der Linkspartei. Wir müssen eine Gegenmacht organisieren, und dazu braucht es breite Bündnisse. Wir haben 2008, zu Beginn der Krise, einen guten Anfang gemacht mit der Demonstration „Wir zahlen nicht für eure Krise“. Wir sind Teil der interventionistischen Linken und darüber auch an den Blockupy-Protesten beteiligt.

Peters: Das ist alles so abgehoben, so abstrakt. Wir müssen in unserer Arbeit praktischer werden. Rein in die Stadtquartiere, mit den Menschen zusammen an ihren alltäglichen Probleme ansetzen. Gerade in Berlin ist die linke Szene vollkommen abgekoppelt von der Realität der Stadt. Es gibt linke Strukturen, Häuser oder Läden, aber es gibt keine Jugendarbeit. Die Aktivisten kommen aus anderen Städten, studieren an der Uni, haben ihre Politgruppe, ihre zwei oder drei Stammkneipen, sie leben in einer Art Parallelwelt und kommen gar nicht mehr in Kontakt mit den Problemen der Stadt. Das fängt ja schon bei den linken Räumen an: Wer darf denn da rein?

Obens: Das stimmt so nicht. Wir bemühen uns, auch in lokalen Bündnissen präsent zu sein. Ein Teil unserer Gruppe ist an den Protesten gegen hohe Mieten und Gentrifizierung beteiligt.

Die Antifa macht Sozialpolitik?

Peters: So neu ist das nicht. Es gab auch früher eine Tradition der autonomen Stadtteilarbeit, von der noch einzelne Kneipen und soziale Zentren übrig sind.

Obens: Aber es gibt aktuell eine Tendenz: Raus aus der autonomen Abschottung, hin zu breiteren gesellschaftlichen Bündnissen. Wir nehmen unsere Aktionsformen mit, das ist das, was wir beitragen können. Unsere Blockadetaktiken funktionieren auch bei Zwangsräumung. Als ich gesehen habe, dass die Schlecker-Frauen, die abgewickelt werden sollten, sich vor der Zentrale auf den Boden gesetzt haben – das hat mich gefreut.

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39 Kommentare

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  • Rudi Dutschke schwärmte vom "Langen Marsch durch die Institutionen". Dass Tschiang-Kai-schek Mafia-(Triaden-)Boss war und Mao-Tse-Tungs "Langer-Marsch-Kommunismus" antimafiösen Feudalismus förderte, aber keinerlei echte Demokratie, bedachte Dutschke nicht. Die Grünen verwirklichten Dutschkes "Langen Marsch durch die Institutionen" bis zum pensionsberechtigten Job von Joschka als BRD-Außenminister. Joschka empfing Hosea Che Dutschke, Rudis Sohn. Der regte sich auf über Joschkas Mafia-Siegelring. Rudi ist komplett gescheitert. Weil er sich um echte Demokratie einen Dreck scherte. Stattdessen schwärmte er vom "Sozialismus", aber in Form von Feudalismus. Es geht um Demokratie statt Feudalismus. Echte Demokratie ist wahrlich DAS Thema.

    Die "Antifa", oder was nach feudalistischem Aufkauf ihrer Hauptleute noch übrig ist (wie die "Grünen" sich nur zu gern feudalistisch aufkaufen ließen, siehe Joschka) lässt sich jetzt missbrauchen als Hilfstruppe der Linkspartei gegen die AfD, nachdem diese die "Piraten" zurechtstutzte und stattdessen Westerwelles FDP Kusshändchen zuwarf. Brrr. Lasst das nicht mit euch machen. Die Linkspartei besteht überwiegend aus frustrierten SPD-Leuten. EU-Diktatur lässt sich nur mit echter Demokratie überwinden. Insbesondere durch Staatenbund-Beibehaltung statt des angestrebten zentralistischen Bundesstaates. Der Staatenbund besteht aus Nationalstaaten. Es geht nicht um Staaten, sondern um Völker. Die einzelnen nationalstaatlichen Völker benötigen dringendst Volksveto, um nicht europäisch feudalistisch, also diktatorisch bevormundet zu werden. Damit könnte die Antifa die AfD und alle Nationalisten an die Wand drücken. Aber auch feudalistische Politbürokraten in der Linkspartei. Das will die nicht und malt das Schreckgespenst der AfD an die Wand, um von sich selber abzulenken. So spaltet der Parlamentarismus die Bevölkerung, solange keine Volksveto-Befugnis für echte Demokratie und Volkssouveränität sorgt.

    • @Kai Feloibas:

      Selten so einen Unfug gelesen. Dutschke wollte ganz bestimmt keinen Feudalismus. Feudalismus ist (gemäß Marx) eine Vorstufe der kapitalistischen Gesellschaft.

       

      Nicht Dutschke oder die Linkspartei wollen bevormunden, sondern AFD, Nationalisten und Faschisten. Habe gerade einen schönen Wikipedia-Artikel zum Thema Antikommunismus gelesen. Wenn es geschichtlich betrachtet eine Gruppe gibt, die konsequent verfolgt und "an die Wand gedrückt" wurde, dann sind es Kommunisten.

  • Liebe Redaktion, die Antifanten sind euch heilig, was ? Ich bekomme da kaum einen Artikel durch. Woran liegt´s ? Wenn nun mal schwarzgekleidete Horen durch die Stadt wüten und Geschäfte zerdeppern, dann kann man doch nicht so tun, als hätte es sowas noch nie gegegeben. Dann ist es nicht so, daß kein Nazi-Vergleich kommen darf; im Gegenteil- dann muß er kommen. Ja, mit was wollen Sie das denn sonst vergleichen ?

  • 11042014 Was würde die Antifa eigentlich dazu sagen, wenn sie so behandelt würde, wie sie andere behandelt ? Unklare Frage ? Ich meine, Leute nicht zur Veranstaltung lassen, die Leute am Eingang belästigen, schubsen, ausländische Besucher und Delegationsmitglieder sogar auf den Boden werfen, die Versammlung dadurch stören, daß man gegen die Wände bollert, stundenlang mit Sprechchören die Veranstaltung belästig, kurzum: In bester demokratischer Tradition nach Rosa Luxemburg- die Freiheit ist immer die Freiheit des Anders denkenden- Toleranz walten läßt.

  • Wie konkret "leise" wäre denn konkret wo ein solch "leisester Hinweis" mal gemacht worden. Und wie konkret "albern" war denn daraufhin die "Diffamierung". --

    Deine Anschuldigung selber bleibt sonst hier als haltlos geäußerte, feindselige Diffamierung stehen. Wie war das, was hattest du nochmal an anderer Stelle geschrieben:

    "..Synonym für du bist doof" ;)

    • @H.-G- S.:

      Ist nun richtigerweise, endlich auch als Antwort auf @D.J., dort gelandet.

  • M.P. ist Mitglied bei Rassismus tötet. Die Kampagne gründete sich 2012 zum 20-jährigen ....Jubiläum der Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen.

    ------------------------------------

    wäre Jahrestag da nicht vielleicht ein angemessener Begriff?!

  • Blockaden gegen Nazi-Märsche sind durchaus wichtig, aber eben viel zu wenig. In Ffm wurden "occupy"-Aktivisten missbraucht für Linksparteiler, die "marxistisch" gegen die "Piraten" um parlamentaristischen Machterhalt kämpften. Insbesondere Sabine Leidig von der Bundestagsfraktion, die unsägliche Janine Wissler von der hessischen Landtagsfraktion, inkognito auch der Frankfurter "Sprecher" Volkhard Mosler, zur besseren Tarnung in Ffm die Offenbacher Linksparteiler Claudia Keth und Peer Oldehaver sorgten mit Kurzschluss-Denken ausdrücklich dafür, dass die "occupyler" um Himmels willen bloß keine politischen Forderungen formulierten. Übrig blieb weltweit nur aktivistische Gewalt und Fressnapf-Politik, wie bei diesen Leuten üblich. Der Protestforscher Prof. Dieter Rucht bemerkte von daher früh, dass "occupy" keinerlei politische Forderungen formuliert hatte. Ein Wunder bei so tollen Vormündern, übrigens allesamt feudalistisch ernannt statt gewählt und ggf. abwählbar (Demokratie ist unwichtig, wir haben ja den Marxismus, was immer das auch sei ...), eben ganz genauso feudalistisch wie die durchaus zurecht kritisierten neoliberalen Finanz-Haie in der EZB. Der Besserwisser-Feudalist Jan Umsonst bei occupy-Frankfurt wusste entgegen Rucht aber auch dies besser. Das aktivistische Massen-Gerenne durch Ffm von mehr als 20.000 angeblichen "Marxisten" im Rahmen von "blockupy" am 19. Mai 2012 blieb freilich völlig folgenlos. Rennen statt Fordern. Das hätte Motto der Feudalisten von "occupy" und "blockupy" sein können. "Wir sind die 99 %" sowie "Wir zahlen nicht für eure Krise" war leider nur blödes Geschwätz. Auch eine schöne Marke durch die Antifa-Fahne kann daran freilich nichts ändern.

     

    Ich verweise übrigens auf meinen Leserkommentar bei http://www.taz.de/Antifa-Konferenz-in-Berlin/!136566/

  • In Europa gibt es 23 sehr eigene Sprachen, anders als in den USA. Trotzdem wird immer noch gefaselt von "Internationalismus" (bis hin zu Amerikanismen wie "Search and destroy", als ob die US-Regierung keine nationalistische Politik betriebe). Nein, ich will auch keinen Nationalismus, aber europäischer Zentralismus ist schlicht falsch (und sei es "nur" in Form von Edmund Stoibers propagiertem päpstlichen "Subsidiaritätsprinzip" mit der zentralistischen "Kompetenz-Kompetenz"). Die verschiedenen europäischen Nationen (auch Österreich ist eine eigene Nation trotz deutscher Sprache, gehört nicht "heim ins Reich") haben eigene Kulturen (meinetwegen dieselbe oder gar keine Rasse). Die Sprache als solche ist wesentlicher Teil der Kultur. Von daher haben sie evtl. verschiedene nationale Interessen. Das zur Kenntnis zu nehmen ist kein Nationalismus. Den einzelnen Völkern muss erlaubt sein, durch Volksveto gegen europäische Richtlinien (= diktatorische Gesetze) mehrheitlich abzustimmen nicht mit europäischer, sondern "nur" mit nationaler Auswirkung. Das würde dem Kapitalismus weltweit (auch in den USA) riesige Probleme bereiten, echten Klassenkampf von unten (!) fördern, und zugleich nationalistischen Verführern wie von der AfD den Teppich unter den Füßen wegziehen, so dass keine "Rechtsverschiebung der Gesellschaft", kein "Extremismus der Mitte" möglich ist. Die Bevölkerung flüchtet sich nicht oder kaum noch personalistisch zu irgendwelchen nationalistischen "Führern", wenn sie endlich jederzeit im einzelnen sachlich diskutieren und abstimmen kann. Die AfD steht nicht nur für Sozialabbau ("AfD" als "Armut für Deutschland"), sondern fordert insbesondere durch Prof. Peter O. Oberender auch auf zum Organe-Verkauf von Hartz-IV-Empfängern, so dass "AfD" sogar Synonym ist für "Ausschlachten für Deutschland". Nationale Demokratie mit Nationalismus gleichzusetzen (nur weil die NPD das sprachlich tut) ist ein sehr großer Fehler.

  • Diese Expertise ist auf die Projekte übergegangen, die der Staat finanziert, die Opferberatungsstellen, die Mobilen Beratungen gegen Rechtsextremismus. Da gab es einen gewissen „Braindrain“. Den Bewegungen sind ihre fittesten Leute abhanden gekommen.“

     

    Hehe. Die fittesten sind endlich beim Staat untergekommen und sind nun viel zu sehr mit der 35 Stundenwoche beschäftigt als das sie sich noch einbringen könnten. Diese Superexperten engagieren sich jetzt für 4 Mille den Monat. Allen Soziologen die noch nicht untergekommen sind, empfehle ich die Gender-Sparte. Da wird noch investiert, die suchen noch. Bei Erfolg gibt’s neben den 4 Mille noch ne Glücksspiralenrente, einen Turm zum chillen und einen Grimmepreis für den sozialen Status. Aber hoffentlich habt ihr abends noch Zeit um den Leuten ein bisschen ins Gewissen zu reden. Seid ja Experten.

    • @zwergnase:

      Sehr erfolgreiche Soziologen verdienen deutlich mehr als 4 Mille. Aber wir wollen doch keine Neiddebatte führen, oder?

  • Haha, ohne radikale Ideologie. Das übliche "Kommunisten sind böse" ist auch Propaganda/Hetze. Ein Mensch, der wegen dieser Hetze an den Spätfolgen eines Attentats gestorben ist, heißt Rudi Dutschke. Und wenn du dir mal reinziehst, was er unter Kommunismus / Sozialismus verstanden hat und wie er zur DDR gestanden hat, dann sollte klar sein, dass das Bild der "bösen Kommunisten" ein Hirngespinst der Mitte ist - Propaganda in Reinkultur.

    • @Ash:

      ...ist als Antwort auf Barbara Niem gemeint.

      • D
        D.J.
        @Ash:

        Stimmt schon. Dutschke gehört zu den Kommunisten, vor denen ich Respekt habe. Trotz mancher Irrungen (kurzes Hoffen auf die chinesische Kulturrevolution) - die er selbstkritisch reflektierte.

        Viele Schlichtlinke würden ihm heute alles Mögliche vorwerfen. Zuerst sicher einen Kulturalismus/Rassimus, weil er in seiner Diss. von einer Kontinuität asiatischer Despotie zwischen Dschingis Khan und Stalin sprach (was er freilich ökonomisch begründet).

        • @D.J.:

          Andere Zeiten mit anderen Maßstäben damals.

  • Siesta Deutsche grüßen glückliche Arbeitslose:

    Mehr Geld, mehr Gesundheit, weniger Nervensägen.

    (ich vermisse etwas soziale Intelligenz, Solidarisches Mitdenken bei den Deutschen. aber ich sags niemand weiter).

  • Die Antifa verhält sich wie alle anderen Gruppen: Niemand macht sich selbst gerne überflüssig. Daher wird die SPD immer (soziale) Ungerechtigkeit verorten oder erfinden, selbst wenn diese nicht mehr existieren sollte. Daher kam nach der Gleichberechtigung Gleichstellung und jetzt "Gender Mainstreaming". Deshalb wurde aus Gastarbeiter Ausländer und jetzt Mensch mit Migrationshintergrund, dem massiv zu helfen ist.

     

    Und wohin wendet man sich? Das ergibt sich aus dem eigentlich Kern der Antifa. Und der war schon immer marxistisch bzw. kommunistisch. Die Antifa ist und war in Wirklichkeit immer eine kommunistische Agitationsgruppe. Doch "Prokommu" klingt nicht so schön. Kommunisten wiederum sind natürlicherweise besonders feindlich dem anderen Extrem eingestellt.

     

    Der Kern aber bleibt, wenn der Gegner schwindet, und daher ist es auch kein Zufall, dass hier plötzlich von einem "Klassenkampf" gesprochen wird. In diesen Namen haben schon Millionen Menschen ihr Leben gelassen, aber das scheint die Propagandisten dieser Ideologie noch heute nicht zu stören.

     

    Hass und Hetze, egal ob von links oder rechts, ob gegen Klassen oder Rassen, sollten für alle tabu sein, denen die Demokratie am Herzen liegt. Wo bleiben also die "ProDemo"-Gruppen? Mal ohne radikale Ideologie?

  • 4G
    4463 (Profil gelöscht)

    Das die Afd komische Leute anzieht und konservativ ist, ist ja nicht neu, aber das sie Arbeitslosen das Wahlrecht entziehen möchte, habe ich ihn ihrem Wahlprogramm nicht gelesen. Wo steht das denn und wo bekommt man diesen Antifaflyer?

    • @4463 (Profil gelöscht):

      Das steht nicht im Wahlprogramm, ist aber die Position mehrerer hochrangiger AfD-Mitglieder.

      http://www.welt.de/print-welt/article159946/Wer-soll-waehlen.html

      http://andreaskemper.wordpress.com/2013/12/06/behrendt-afd-parlamantarismus-abschaffen-um-ordnungsdienst-einzufuhren/

      • @heinz martensen:

        Sehr geehrter Herr Martensen,

         

        der von Ihnen aus der Schublade gekramte Beitrag stammt aus dem Jahr 2006, die Aussage ist also mittlerweile 8 Jahre her.

        Da auch Herr Henkel sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat, hat er sich schon mehrfach von ebendiesem Text distanziert.

         

        Dass die AfD Arbeitslosen etc. das Wahlrecht entziehen will, ist absoluter Blödsinn und schlichtweg falsch.

         

        Mit freundlichen Grüßen

        • Andreas Kemper , Autor*in ,
          @Pascal Bähr:

          Sie meinen Herrn Adam, nicht Herrn Henkel. So weit ich weiß, gab es keine konkrete Richtigstellung/ Distanzierung von Herrn Adam.

           

          Dass Sie hier Adam und Henkel verwechseln, liegt nah. Henkel fordert bereits seit 1997 eine Reform der politischen Entscheidungsstruktur. Im gleichen Sammelband forderte Adam damit den "Rückbau des Sozialstaates". Roland Vaubel, wiss. Beirat der AfD, überlegt schon seit den 1980er Jahre, wie die "Leistungsträger" vor der "Tyrannei der Mehrheit" geschützt werden könne. Entsprechend formuliert Behrendt, Sprecher des größten Landesverbandes der AfD, der Parlamentarismus müsse abgeschafft werden, um dann dann Streikrecht und Kündigungsschutz abschaffen zu können. Das ist meines Erachtens die Agenda der AfD. Als Behrendet Ende 2011 seine Agenda formulierte, schrieb er noch, dass er kein Parteipolitiker sei und daher keine Rücksicht nehmen müsse. Jetzt ist er Sprecher der AfD NRW und muss Rücksicht nehmen - glauben sie allen Ernstes, Adam, Henkel, Vaubel, Behrendet ... haben ihre Ziele aufgegeben, seit sie Funktionposten in der AfD übernommen haben?

  • „Pleite-Griechen“, „Zyprioten“, „Siesta-Spanier“

     

    "Siesta-Spanier" und "Pleite-Griechen", das ist mir schon klar.

     

    Aber was für ein Problem hat der Herr mit Zyprioten?

    Der Begriff ist veraltet, aber ich sehe da jetzt irgendwie nicht die gleiche negative Tendenz die durch "Siesta-" oder "Pleite-" entsteht.

    • @Ernest:

      War da vorher ein Druckfehler?

      Jetzt steht da „Zypri-Idioten“.

      Und da ist es doch nachvollziehbar, was gegen den Ausdruck spricht.

      • @Åge Krüger:

        Da stand tatsächlich zu Anfang "Zyprioten", deswegen war ich ja auch verwundert.

         

        Was mich jetzt ein bisschen ärgert ist, dass nicht einmal auf die "Korrektur" hingewiesen worden ist.

    • D
      D.J.
      @Ernest:

      "Zyprioten" ist jetzt veraltet? Mist, da muss ich mir ja schon nach wenigen Jahren einen neuen Duden kaufen!

      Mal im Ernst - wir sollten möglichwerweise einfach nicht den Fehler machen, das intellektuelle Format des Inerviewten zu überschätzen.

      • @D.J.:

        Der Begriff ist recht alt und war eigentlich immer unproblematisch. Ich seh s schon kommen, bald darf dieser Begriff nicht mehr verwendet werden, weil nicht mehr PC. ;-))))

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Für mich hat die Antifa keine Profil, es sind einfach viele kleine Gruppierungen von gewaltbereiten Spontis bis zu linksliberalen Pragmatikern. Diese Indifferenz und die meist eher unglückliche Außendarstellung sind wohl der Auslöser für die zunehmende Bedeutungslosigkeit der Antifa.

    • D
      D.J.
      @738 (Profil gelöscht):

      Naja, die linksliberalen Engagierten gegen Nazis nennen sich i.A. nicht "Antifa", eben um nicht mit den Spinnern in einen Topf geworfen zu werden. Ich sehe bei jenen auch keinen Bedeutungsverlust.

  • D
    D.J.

    Klang ja alles relativ vernünftig - bis hierhin:

     

    "Dafür hat sich der Rassismus in seiner kulturalistischen Form bis weit in die Mitte der Gesellschaft ausgebreitet. Seit man von „Kultur“ redet und nicht mehr von Rassen, kann jeder Rassist sein."

     

    Aha. Seit wir Elefanten nicht mehr als Langrüsselträger definieren, kann jeder Elefant sein. Ist es nicht einfach praktikabler, hier von "Kulturalisten" statt von "Rassisten" zu sprechen?

    Wichtigerer Punkt aber: Kulturalismus ist ein großes Problem, wo er tatsächlich gegeben ist. Und der ist verbreitet: Kulturelle Prägung sozusagen als nicht abstreifbares Schicksal über Generationen anzusehen - auch in einer ganz anderen Umwelt ("die sind nun mal so"). Leider ist aber meine Erfahrung, dass viele sehr Linke auch hier das tun, was sie gern tun: Den Begriff weit überdehnen. Da wird schon mal der leiseste Hinweis auf irgendeine kulturelle Prägung (Kultur hier im weiteren Sinn inkl. Religion) als kulturalistisch=rassistisch diffamiert. Albern, sehr.

    • @D.J.:

      Wie konkret "leise" wäre denn konkret wo ein solch "leisester Hinweis" mal gemacht worden. Und wie konkret "albern" war denn daraufhin die "Diffamierung". --

      Deine Anschuldigung selber bleibt sonst hier als haltlos geäußerte, feindselige Diffamierung stehen. Wie war das, was hattest du nochmal an anderer Stelle geschrieben:

      "..Synonym für du bist doof" ;)

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @D.J.:

      Es gibt einen guten Wikipedia-Artikel über "Rassismus ohne Rassen". Dort erfährst du, dass es sich nicht um eine linke Begriffsdehnung, sondern um einen etablierten Forschungsansatz handelt.

      • D
        D.J.
        @889 (Profil gelöscht):

        Ich weiß. Aber es gibt hierüber wahrlich keinen Konsens, sodass eine gewisse Beliebigkeit in der Verwendung des Rassismusbegriffs aufgetreten ist. Eine bedenkliche Entwicklung, weshalb ich nach wie vor für die Eingrenzung des Rassimusbegriffs auf biologischen Rassismus plädiere. Sonst haben wir (unter Berücksichtigung meines zweiten Einwand oben) irgendwann den Zustand, dass der Vorwurf "Rassimus" nur noch als Synonym für "du bist doof" empfunden wird.

        • 8G
          889 (Profil gelöscht)
          @D.J.:

          Wenn du es weißt, warum ziehst du dann Elefanten am Rüssel herbei, anstatt dich auf den Stand der Forschung zu beziehen?

          • D
            D.J.
            @889 (Profil gelöscht):

            Sie verwechseln hier völlig "Stand der Forschung" mit Forschungsansatz (bzw. Definition) Einzelner (zunächst zweier marxistischer Sozialwissenschaftler). Aus dem von Ihnen selbst herangezogenen Wikipedia-Artikel "Rassimus ohne Rassen":

             

            "Kritiker bezeichnen Balibars Konzept des Rassismus ohne Rassen als „Inflation des Rassismus“ (Christoph Türcke). Der Gefahr der Verschleierung des Rassismus stehe dann die Gefahr entgegen, den negativ besetzten Rassismusbegriff zur Tabuisierung und intellektuellen Abwertung von sachlich unverwandten Themenstellungen zu missbrauchen. Dies wiederum verzerre den intellektuellen Diskurs.

            Ulrich Bielefeld plädiert für einen vorsichtigeren und präziseren Umgang mit dem Begriff des Rassismus, der immer in einem spezifischen historischen Kontext auftrete. Weite man den Begriff zu sehr aus, stehe er nicht mehr für die Fälle zur Verfügung, in denen er gleichzeitig als analytischer Begriff tatsächlich benötigt werde."

            • @D.J.:

              Begriffe massiv zu verfälschen, weil man so ein schönes böses Wort hat, mit dem man Meinungsgegner vor sich hertreiben will, ohne noch groß zu argumentieren, ist ein intellektuelles Armutszeugnis. Und gedankliche Faulheit. Außerdem dreht es einen wichtigen Bestandteil der eigentlichen Bedeutung auf den Kopf: Rassen-Theorien gehen von der Unveränderlichkeit, Vorherbestimmtheit der rassischen Prägung aus. Kultur ist höchst wandelbar.

              • D
                D.J.
                @Barbara Niem:

                Sicher (wobei ich nicht von Verfälschung, sondern von Umdefinition sprechen würde). Andererseits ist das Problem der Kulturalisten, die Wandelbarkeit von Kultur gerade massiv zu unterschätzen. Was mich jedoch nicht veranlasst, diese mit Rassisten gleichzusetzen.

                Und wie gesagt: Die Problematik besteht auch darin, dass der Kulturalismusbegriff oft überdehnt wird. Wer von einer gewissen Hartnäckigkeit kulturell-religiöser Erziehungsmuster ausgeht, ist damit noch kein Kulturalist (Ironie übrigens dabei, dass die so genannten Antideutschen tatsächliche Kulturalisten sind; Marx war es ohnehin)

                • @D.J.:

                  Auch der "klassische", biologistische Rassismus hat immer schon kulturelle Elemente aufgegriffen. Das ist alles überhaupt nicht so scharf trennbar, wie hier Glauben gemacht wird. Die neurechte Philosophie des "Ethnopluralismus" etwa, ist nur oberflächlich kulturbezogen. Bohrst du nach, treten rassistische Essentialismen zu Tage. Kultur ist hier oft eher eine Chiffre für rechte Rassenbilder. als Die Rede von "kulturellem Rassismus" ist da absolut angemessen. Ein sehr bekanntes Beispiel für eine Mischform ist übrigens der Antisemitismus. "Kultureller Rassismus" ist auch durchaus ein etablierter Begriff, Kulturalismus als Synonym dazu wird in der Wissenschaft dagegen oft abgelehnt, weil der Begriff wiederum stark doppeldeutig besetzt ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturalismus

                  • D
                    D.J.
                    @dass_es_so_weitergeht:

                    Den Ehnopluralismus habe ich bisher recht eindeutig in der faschistischen Ecke verortet: Alles fein getrennt, und alles ist gut. Wenn keine "reine" Kultur gegeben ist, dann Ideal der kulturellen "Reinheit" durch völlige Assimilaion (früher italienischer Faschismus z.B., von denen einige Elemente auch vom Kemalismus der 20er und 30er Jahre, heute von der MHP übernommen wurden). Klar, dass hier auch essentielle Rassismen eine Rolle spielen. Im Gegensatz zum Nazismus, dem Gipfel der Menschenfeindschaft, aber "wenigstens" ein "wenn du mitmachst, kannst du auch dazugehören".

                    • D
                      D.J.
                      @D.J.:

                      Berichtigung: Es sollte viel eher heißen "Zwangsassimilation".