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Antibiotika in der TierhaltungKeime im Kühlregal

Eine Untersuchung findet antibiotikaresistente Erreger im Discounter-Geflügel. Verbände fordern schärfere Vorschriften.

Huhn mit Mehr: ge­fähr­li­che ­an­ti­bio­tika­re­sis­ten­te Keime wurden nachgewiesen Foto: imago

Berlin taz | Putenfleisch aus deutschen Discountern ist teilweise massiv mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. So lautet das Ergebnis einer Untersuchung der deutschen Umwelthilfe (DUH), die der Verband am Dienstag in Berlin vorgestellt hat.

In Laboruntersuchungen von 62 Proben an der Universität Greifswald seien in mehr als einem Viertel der Proben aus Testkäufen bei den Ketten Aldi und Lidl antibiotikaresistente Keime nachgewiesen worden. Darunter auch solche, die gegen sogenannte Reserve-Antibiotika resistent waren, sagte die Agrarexpertin des Verbands, Reinhild Benning.

Reserve-Antibiotika sollen eigentlich bei der Behandlung von Menschen als letztes Hilfsmittel im Kampf gegen Infektionen dienen, die durch multiresistente Bakterien ausgelöst werden. Stattdessen finden sie weiterhin breite Verwendung in der Nutztierhaltung.

Vor diesem Hintergrund forderte der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Montgomery, bei der Vorstellung der Untersuchung schärfe Vorschriften der EU. „Wir brauchen die Beschränkung der Reserve-Antibiotika auf die Heilung bei Menschen.“ Der Einsatz dieser Medikamente diene häufig dazu, Mängel in der Tierhaltung auszugleichen. Über gesetzliche Regelungen zum Antibiotika-Einsatz in der Tiermedizin wird im September das EU-Parlament abstimmen. Grundlage ist die neue Tierarzneimittelverordnung, die 2022 in Kraft treten soll.

Das Problem antibiotikaresistenter Keime ist nicht neu: Auch andere Untersuchungen waren in der Vergangenheit bereits zu ähnlichen oder sogar schlechteren Ergebnissen gekommen. „Wir sind wenig überrascht, aber nach wie vor entrüstet“, sagt Benning über die Ergebnisse der eigenen Untersuchung.

Einem Bericht mehrerer europäischer Gesundheits- und Lebensmittelbehörden zufolge ist der umstrittene Medikamenteneinsatz in der Nutztierhaltung allerdings tendenziell rückläufig. „Der Einsatz von Antibiotika ist bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren erstmals geringer als beim Menschen“, teilte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) Ende Juni mit.

Die Discounter Lidl und Aldi äußerten sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Vorwürfen. (mit dpa)

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7 Kommentare

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  • Wenn denn tatsächlich Antibiotika Mängel in der Tierhaltung ausgleichen sollen, kann ich dann davon ausgehen, daß Menschen, die Antibiotika verordnet bekommen, eine ebenso mangelhafte Lebensweise haben?

  • Darum steht immer auf der Verpackung, dass man Geflügel unbedingt durcherhitzen muss.

  • Ist das nicht Aldi die so grossartig propagieren, sie würden demnächst nur noch Fleisch von glücklichen Tieren verkaufen? Nennt man jetzt wohl Greenwashing.

    • @joaquim:

      Aldi und Lidl bieten neben der "Tierhaltung 1" (schlechteste Haltungsform) auch Ware Haltungsform 4 und Bioware an. Der Verbraucher entscheidet was sich durchsetzt. Und das Biohuhn von Lidl und Aldi sind qualitativ ein echter Genuss. Dann lieber weniger Fleisch und von guter Haltungsform.

  • Womit die amerikanische Methode zur Bekämpfung der Keime bei Geflügel rehabilitiert ist 😀

  • In puncto Antibiotika gilt schon lange der Überlebensgrundsatz: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihre/n Massentierhalter*In des Vertrauens.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @denkmalmeckermalmensch:

      So ist es.



      In der Veterinärmedizin gilt, Medikamente einsetzen, bevor die Tiere krank werden. Beim Menschen ist es genau umgekehrt.



      Das impliziert natürlich die massenhafte Verbreitung von Antibiotika in der Landwirtschaft.



      Wenn man das ändert, können die großen Zuchtbetriebe einpacken.



      Hoffentlich kommt es so!



      Welche Partei will das ändern? Das möchte ich doch mal genau wissen.



      Tierschutzpartei wählen?